Im Rückblick ist es gar nicht so leicht zu sagen, welches Auto das erste in der jeweiligen Kategorie war. Als Beispiel könnte der Porsche 911 dienen, ein Sportwagen zweifellos, doch gilt ein Porsche 911 Turbo dann schon als Supersportwagen? Eher nicht. Für viele ist deshalb auch die Epoche und der Zeitgeist ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Kategorisierung, nicht nur die reinen Fahrleistungen.
So wird vor allem der Lamborghini Miura als erster Supersportwagen der Geschichte angesehen. Ein Auto, das mit so ziemlich allen Traditionen gebrochen hat, und vor allem eins war: wild! Lamborghini hat sich seit jeher den Ruf erarbeitet, der vielleicht aufregendste Supersportwagen-Hersteller der Welt zu sein. Kein Jahrzehnt verging, in dem die Italiener nicht ein aufregendes Auto im Programm hatten. Man denke etwa an Countach, Diablo, Murcielago und Aventador.
Doch nach den Supersportwagen hört es nicht auf. Denn auch wenn Lamborghini, Ferrari und Co schon immer richtig heißes Eisen im Feuer hatten, zündeten sie zu besonderen Anlässen nochmal ein extra Feuerwerk. Vor allem die Motorleistungen kratzten in der jüngsten Vergangenheit nicht nur an der 1.000-PS-Marke, sondern schossen zum Teil deutlich darüber hinaus. Die sogenannten Hypercars sind nicht nur besonders leistungsstark, sondern vor allem auch besonders teuer.
Die Spitze ist damit allerdings noch nicht erreicht. Denn die Hersteller haben es schon lange verstanden, ihren besten Kunden noch mehr Luxus anzubieten. Etwa mit besonders exklusiven Sonderserien von ohnehin schon exklusiven Sonderfahrzeuge. Der neueste Trend ist allerdings der Gipfel der Preisspirale: Komplett individuelle Sonderanfertigungen. Was früher mit Karosseriebauern und Tunern erarbeitet wurde, das erledigt heute der Hersteller für die zahlungskräftige Klientel gleich selbst. Grenzen gibt es keine – vor allem nicht beim Preis.
Ausverkauft. Was in dieser illustren Runde der teuersten Autos der Welt als Selbstverständlichkeit gilt, ist beim Aston Martin Valkyrie gleich aus zwei Gründen bemerkenswert. Zunächst ist er mit 175 Exemplaren gar nicht besonders streng limitiert, dafür sind seine Einsatzmöglichkeiten stark beschränkt. Denn er ist nicht straßenzugelassen und auch nicht besonders komfortabel. Vielmehr ist er das Ergebnis, wenn einer der besten Formel-1-Konstrukteure aller Zeiten ein Auto ohne Reglement-Beschränkungen baut.
Der Aston Martin Valkyrie ist deshalb so etwas wie eine Mischung aus einem Formel-1- und einem Le-Mans-Rennwagen. Fahrdynamisch dürfte auf der Rundstrecke so schnell nichts an ihm vorbeikommen, für das man nicht eine Profirennlizenz benötigen würde. Sein 6,5-Liter-V12 von Cosworth bringt es auf atemberaubende 1.180 PS und 900 Nm, das Gewicht liegt im Bereich von nur einer Tonne und der aerodynamische Anpressdruck dürfte so ziemlich jede Falte aus dem Gesicht glatt ziehen. Der Preis allerdings auch: 2,97 Millionen Euro hat Aston Martin für jeden Valkyrie verlangt.
Die Entwicklung eines Autos erfolgt nach einem strengen Fahrplan. Meist beginnen die Arbeiten viele Jahre vor dem Serienanlauf. Nach dem Verkaufsstart bringt der Hersteller dann nach und nach neue Motoren und neue Varianten an den Start, um das Modell im Gespräch und interessant zu halten. Diese Taktik funktioniert auch bei Hypercars. Ein Meister dieses Spiels ist Horacio Pagani. Das Leichtbau- und Design-Genie hat seine Kompetenz bereits bei seinem Erstlingswerk, dem Zonda, bewiesen und übertraf mit dem Huayra ebenfalls alle Erwartungen. Das gilt natürlich auch für Sondermodelle.
Die Spitze des Programms bildet aktuell der Pagani Huayra BC Roadster, also die offene Version des Hardcore-Sportmodells. Mit glatt 800 PS und 1.050 Nm aus einem von Hand montierten Mercedes-AMG V12-Biturbo fährt der BC Roadster mindestens so rasant wie er aussieht. Dabei ist vor allem das Design für viele der Kaufgrund für einen Pagani. Kaum ein anderer Hersteller legt solch eine Liebe zum Detail und so eine Verarbeitungsqualität an den Tag wie die Manufaktor aus San Cesare sul Panaro. Bei einem Preis von über drei Millionen Euro darf man dies aber auch erwarten.
Die Molsheimer Nobelschmiede ist nicht nur ein extremer Nischenhersteller mit seinen 1.000 PS+-Sportwagen, sondern auch noch ein Meister der Sondermodelle. Es scheint, also verginge keine Woche, in der nicht eine neue Spezialvariante präsentiert wird. Und das zu einem besonders saftigen Preis. Der Bugatti Chiron Pur Sport (Kraftstoffverbrauch (WLTP) kombiniert: 25,19 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 571,64 g/km; CO2-Klasse: G)² macht hier keine Ausnahme. Er reiht sich im Modellprogramm über dem Chiron, aber unter dem 300+ und dem Divo ein. Dabei verfügt er ebenfalls über einen 1.500 PS starken W16-Motor mit vier Turboladern, sein Aeropaket bleibt aber relativ zivil im Vergleich zu seinen Hardcore-Brüdern. Durch seinen feststehenden Heckspoiler ist er allerdings nicht mehr so schnell wie der Serien-Chiron. Aber auch 350km/h dürften vollkommen ausreichend sein für den Alltag. Limitiert ist der Pur Sport im Übrigen nicht, allerdings hat Bugatti unlängst verkündet, dass alle Chiron-Produktionsslots verkauft sind.
Der Sian (Kraftstoffverbrauch (WLTP) kombiniert: 19,23 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 447 g/km; CO2-Klasse: G)² ist mehr als nur ein teures Sondermodell für Lamborghini. Er ist so etwas wie die Brücke in die Zukunft. Denn auch wenn er auf dem Aventador SVJ basiert und damit auch dessen 6,5-Liter-V12-Saugmotor in sich trägt, so ist er doch der erste Hybrid-Lamborghini. Denn zwischen Motor und Getriebe sitzt erstmals ein Elektromotor. Die Systemleistung beträgt beeindruckende 830 PS – was den Lamborghini Sian zum stärksten Stier aller Zeiten macht. Der Strom-Beistand ist dabei mit weniger als 40 PS überraschend klein. Dafür ist das Hybrid-System extrem leicht, da es auf Batterien verzichtet. Die Energie wird stattdessen in einem Superkondensator gespeichert. Dieser kann die Energie nicht nur extrem schnell aufnehmen, sondern auch genauso schnell wieder abgeben. In Beschleunigungsphasen unterstützt er also mit extra E-Boost. Jeder der nur 63 gebauten Sian sprintet so in exakt 2,8 Sekunden auf 100km/h.
Wenn die Kraft unendlich ist, dann lassen sich beeindruckende Ergebnisse erzielen. So ungefähr könnte der Gedankengang vom verstorbenen VW-Patriarch Piëch gewesen sein, als er die Entwicklung des Bugatti Veyron mit seinem 16-Zylinder-Motor ersann. Was auf Basis der Plattform heute möglich ist, zeigt der Bugatti Chiron Super Sport 300+ (Kraftstoffverbrauch (WLTP) kombiniert: 21,47 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 486,72 g/km; CO2-Klasse: G)². Sein Name verrät es schon: Er ist ein Sondermodell, dass das Erreichen der Marke von 300 Meilen pro Stunde feiern soll. In metrischen Einheiten bedeutet das 480 km/h. So viel schaffte das Langheck-Sondermodell mit den auffälligen orangefarbenen Streifen auf der VW-eigenen Teststrecke in Ehra-Lessin. Tatsächlich sind die 30 Exemplare des 300+ gar nicht in der Lage, 480 km/h zu fahren. Sie sind mit Rücksicht auf Reifen und Sicherheit auf 443 km/h limitiert.
Den Spitzenplatz für Lamborghini holt der bereits acht Jahre alte Veneno. Auf Basis des Aventadors fällt er vor allem durch sein wildes Bodykit auf. Selbstverständlich in Vollcarbon ausgeführt und mit genau jenem Drama, das einen echten Lambo auszeichnen muss. Doch auch die Technik kann der Optik das Wasser reichen:
Mit 740 PS aus seinem 6,5-Liter-V12-Saugmotor ist der Lamborghini Veneno auch akustisch gewaltig. Damit ist er sowohl als Coupé wie auch als Roadster in der Lage, in 2,9 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen. 14 Einheiten wurden gefertigt, jede zu einem Stückpreis von mindestens 4,5 Millionen US-Dollar. Doch das war nur der Grundpreis. Besondere Ausstattungswünsche kosteten extra – so wie man es vom VW-Konzern gewohnt ist. Die Fußmatten dürften allerdings im Preis inbegriffen gewesen sein.
Was macht man, wenn man als Ingenieur das schnellste Auto der Welt entwickelt hat? Richtig, man macht es noch schneller. Allerdings nicht auf der Geraden, sondern um die Kurve. Der Bugatti Divo (Kraftstoffverbrauch (WLTP) kombiniert: 22,32 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 505,61 g/km; CO2-Klasse: G)² ist deshalb so etwas wie die RS-Version des Chiron. Leichtere Felgen aus Magnesium, ein Ladeluftkühler aus Kohlefaser und der weitgehende Verzicht auf Dämmmaterialien ermöglichten eine Gewichtsersparnis von knapp 40 Kilogramm.
Natürlich ist ein solcher Wert angesichts der Übermacht von 1.500 PS eigentlich zu vernachlässigen. Doch hier geht es ums Prinzip. Und hier spielt auch das Aerodynamik-Paket mit rein. Denn der Bugatti Divo verfügt über ein sehr aggressives Setup, das ihm auf dem Handling-Kurs im italienischen Nardo gut acht Sekunden Zeitvorteil vor dem Chiron ermöglicht.
Mit einer Stückzahl von 40 Einheiten ist er auch das „teuerste Serienauto“, sofern man bei einer so kleinen Produktionsmenge wirklich von Serie sprechen möchte.
Centodieci bedeutet übersetzt 110. Und der Grund dafür ist klar, denn die extrem limitierte Sonderserie auf Basis des Bugatti Chiron wurde nicht nur zum 110-jährigen Jubiläum der französischen Edelschmiede präsentiert, sondern zeigt sich auch stilistisch in enger Anlehnung an den Bugatti EB110 Supersport.
Der Bugatti Centodieci ist vor allem für Kunstliebhaber ein spannendes Objekt, denn seine Optik ist zumindest einmal kontrovers. Er gleicht mehr einem Realität gewordenen Computerspiel-Rendering, als einem Serienauto-Entwurf. Die zehn handverlesenen Kunden wird es allerdings freuen, denn sie haben mit ihrem 110er-Modell ein echtes Sammlerstück in der Garage. Übrigens werden die Produktionsplätze für den Centodieci in Sammlerkreisen bereits meistbietend verkauft. Angeblich rief ein Händler aus Hongkong über 12 Millionen Euro für den Kaufvertrag eines der zehn Sondermodelle auf. Keine schlechte Rendite. Dennoch bleibt es nur beim dritten Platz der teuersten Autos der Welt.
Natürlich darf ein Bugatti an der Spitze der Liste der teuersten Autos nicht fehlen. Allerdings hat „das schwarze Auto“ die Pole Position verloren. Mit seinen 18,7 Millionen US-Dollar war der Bugatti La Voiture Noire (Kraftstoffverbrauch (WLTP) kombiniert: 22,32 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 505,61 g/km; CO2-Klasse: G)² bei seinem Erscheinen der teuerste Neuwagen der Welt. Manche sehen ihn heute noch an dieser Stelle – denn er ist strenggenommen keine Auftragsarbeit eines Sammlers, sondern ein von Bugatti selbst erdachtes und zum Verkauf angebotenes Auto. Er ist damit zwar ein Einzelstück, aber eben keine Sonderanfertigung.
Der Bugatti La Voiture Noire ist im Grunde eine Mischung aus den besten und edelsten Bugatti aller Zeiten. Zumindest in Sachen Optik, die sich vor allem am legendären Type 57 SC Atlantique orientiert. Technisch basiert er auf dem Chiron, der auch den 8,0-Liter-W16-Quadturbo-Motor spendiert. Mit 1.500 PS und 1.600 Nm dürfte der Pilot in jeder Situation stets souverän motorisiert sein. Auch wenn der schwarze Bugatti sicher eher selten im Straßenverkehr bewegt wird.
Der Preis für das teuerste Auto der Welt geht an den Rolls-Royce Boat Tail. Dabei ist der exakte Preis der Straßenyacht gar nicht bekannt. Doch in Fachkreisen wird der Verkaufspreis des edlen Zwölfzylinder-Cabriolets auf nicht weniger als 28 Millionen US-Dollar und damit knapp 26 Millionen Euro geschätzt. Für die britische Edelmarke ist der Boat Tail nach dem ebenfalls einzigartigen Sweptail ein sehr gelungener Wiedereinstieg in das sogenannte Coachbuild-Geschäft. Denn Fahrzeuge speziell auf Kundenwunsch zu entwerfen und zu produzieren, haben schon immer für sehr lukrative Aufträge gesorgt. Der Boat Tail dürfte seine Krone allerdings nicht unbedingt lange behalten – es kommt sicher bald ein Kunde mit noch ausgefalleneren Wünschen als einer Cocktail-Bar im Heck und ausklappbaren Sitzen samt großem Sonnenschirm.
Unlängst wurde ein Mercedes Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé für 130 Millionen Euro an einen privaten Bieter verkauft. Damit ist es das teuerste Auto, das je verkauft wurde, und bricht den Rekord, den zuvor Ferrari hielt. Der italienische Automobilhersteller hatte einen Ferrari 250 GTO für 43 Millionen Euro versteigert.
Den Preisen sind keine Grenzen gesetzt, so scheint es zumindest. Wer für einen handgefertigten und voll individualisierten Rolls-Royce mit Cocktail-Bar im Heck 28 Millionen Dollar zahlen kann, den erschrecken auch die 3,62 Millionen Euro für einen Bugatti Chiron Pur Sport nicht. Auffallend ist allerdings, dass die Liste der Top 10 extrem viele Autos des VW-Konzerns enthält. Scheinbar haben die Wolfsburger Gefallen an der Herstellung der Hypercar-Schmieden gefunden. Denn anders ist es kaum zu erklären, dass Traditionshersteller wie Ferrari gar nicht erst in der Liste auftauchen. Und ein Ferrari ist alles, nur kein Schnäppchen. Vielleicht aber angesichts der Top 10 seinen Preis tatsächlich wert?