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Sherco

Der französische Hersteller Sherco baut seit 1998 Geländemotorräder

In der Automobilbranche ist es gar nicht so selten, dass Erfahrungen im professionellen Rennsport oder persönliche Technikbegeisterung zur Gründung eines neuen Unternehmens führen. Meist ist es dann das Ziel, Sportwagen in Kleinserie zu bauen, die sich durch besondere Leistungsfähigkeit und aerodynamisch optimiertes Design auszeichnen sollen, um gegenüber der etablierten Konkurrenz Innovationen bieten zu können. Im Motorradbau hingegen sind Neugründungen angesichts des in den 1970er Jahren einsetzenden Trends zur Konsolidierung weitaus ungewöhnlicher. Insbesondere in Europa war seither zu beobachten, dass viele traditionsreiche Hersteller aufgaben, Marken komplett verschwanden oder gemeinsam mit anderen Labels in einen Konzern eingegliedert wurden. Dennoch gab es auch einige wenige Newcomer auf dem Zweiradmarkt, die eigene Konstruktionen entwickelten und sich dabei in der Regel auf eine bestimmte Motorradklasse konzentrierten, um gegen die großen japanischen Marktführer mit ihrem Vollprogramm bestehen zu können. Ein Beispiel dieser Art war der Anbieter Sherco, der 1998 in Spanien sowie später im südfranzösischen Nîmes seine Produktion aufbaute und unterschiedliche Baureihen von Geländemotorrädern auflegte, die vornehmlich für den Einsatz im Motorsport konstruiert wurden.

Hinter Sherco stehen die Rennfahrer Teissier und Codina

Dass der Motorradhersteller Sherco gleich mit zwei eigenen Produktionsstätten in Spanien und Frankreich präsent war, konnte einerseits der Tatsache zugeschrieben werden, dass in diesen Ländern Trialwettbewerbe und Geländefahrten auch von zahlreichen Amateuren als Freizeitsport praktiziert wurden. Entsprechend groß war daher das Absatzpotential für Crossmaschinen. Auf der anderen Seite spiegelte die Standortwahl in beiden Ländern die Herkunft der beiden Firmengründer wider: Der Franzose Marc Teissier hatte sich in seiner Heimat einen Namen als Profi-Pilot gemacht, während sein Kompagnon Andreu Codina als Rennfahrer in Katalonien bekannt wurde. Allerdings verließ der Spanier das gemeinsame Unternehmen im Jahr 2008, und Teissier führte Sherco vorerst alleine weiter.

Im Motorsport ist Sherco mit einem eigenen Werksteam präsent

Die Rennvergangenheit der beiden Firmengründer bestimmte auch das Profil von Sherco als Hersteller. Denn das Unternehmen leistete sich ein eigenes Werksteam, das vom technischen Leiter Josep Rovira Paxau geführt wurde und mit Fahrern wie Albert Cabestany in internationalen Wettbewerben antrat. Darüber hinaus bot Sherco anderen Teams, die mit seinen Motorrädern im Rennsport vertreten waren, technische Unterstützung an und sorgte so dafür, dass die Marke Sherco als Anbieter von Profirenngeräten wahrgenommen wurde. Ein Image, dass insbesondere bei jungen Amateuren die Ambition wecken sollte, den Einstieg in den Motorsport mit einer neuen oder gebrauchten Sherco zu finden. Entsprechend richtete der Hersteller sein Programm aus. Besonderheit: Um Kunden möglichst früh an die Marke zu binden, entwickelte Sherco auch kleine Elektromotorräder, die für Kinder geeignet waren.

Sherco konstruiert Trials, Supermotards und Enduros

In den ersten vier Jahren seines Bestehens konzentrierte sich Sherco ausschließlich auf die Konstruktion und den Bau von Trials, die im spanischen Werk des Anbieters vom Band liefen. Wirtschaftlich erwies sich die Begrenzung auf eine Motorradklasse trotz der Erfolge der Sherco-Modelle im Rennsport jedoch als problematisch. Aus diesem Grund entschieden sich Teissier und Codina im Jahr 2002, ihr Programm durch den Zukauf des Motorradherstellers HRD auszuweiten. Die Trial-Produktion verblieb in Spanien, und in Frankreich entstand ein Zweitwerk, in dem Supermotards oder Supermotos sowie Enduros und später Straßenmodelle gefertigt wurden. Mit der Ausweitung der Modellpalette konnte Sherco bald ebenfalls mit Motorrädern der 50 ccm Hubraumklasse auf den Märkten präsent sein. Und zumindest aus sportlicher Sicht ging die Rechnung auf: Mit seinen 50er Motorrädern fuhr Sherco Siege etwa bei den französischen Supermotard-Meisterschaften ein. In den größeren Hubraumklassen brachte Sherco Trials seiner Baureihen SR und ST beim schottischen Sechstagerennen oder bei der Dakar Rallye an den Start. In der 450er Klasse der Enduros holte sich Sherco sogar einen Weltmeistertitel bei Rallye Geländefahrten.

Seine Enduros baut Sherco mit Zweitakt- und Viertaktmotoren

Die 450er Enduros waren in den aktuelleren Baujahren zugleich die Spitzenmodelle im Programm von Sherco. In der Serie boten die Franzosen zwei Versionen an, die als 450 SEF sowie in der Rallye-Version SEF-R in den Handel kamen. In limitierte Auflage brachte der Hersteller zudem eine Factory-Variante seiner 450er Modelle auf den Markt, die technisch und optisch den Enduros nachempfunden war, die das Sherco Werksteam bei Rennen einsetzte. Diesem Beispiel folgte der Konstrukteur mit der Factory mit 300 ccm Hubraum, die als SEF-R sowie als SE-R in unterschiedlichen Ausstattungslinien angeboten wurde. Einstiegsmodelle bei den Enduros waren die 250 SE-R und 250 SEF-R. Technische Besonderheit: In den Hubraumklassen von 250 ccm und 300 ccm bot Sherco seine Enduros wahlweise mit Zweitakt- oder Viertaktmotor an.

Mit Trials ist Sherco in den Hubraumklassen von 125 bis 300 ccm vertreten

Die Buchstaben ST standen bei Sherco traditionell für Motorräder, die als Trials konstruiert waren. Die Rolle als Einstiegsmodell übernahm die 125 ST, die es ebenfalls mit modifizierter Ausstattung in einer Factory-Version gab. Gleiches galt für die Trials ST 250, die etwa im Jahr 2016 ebenfalls in einer limitierten Auflage ins Programm kamen. Spitzenmodell bei den Wettbewerbsmaschinen war die Sherco 300 ST. In der Reihe seiner X-Ride bot Sherco Supermotards oder Supermotos in den Klassen von 125 ccm und 290 ccm an. Für den Motocross-Einsatz konzipiert war die Sherco 250 MX.

Motorräder der 50 ccm Hubraumklasse von Sherco

In der Einstiegsklasse der 50er Motorräder waren die Franzosen mit Zweitaktmodellen wie der Enduro SE 50 R oder der Supermotard SM 50 R vertreten. Besonderheit der SM-Modelle: Während die neuen Sherco Motorräder sonst in den Firmenfarben Blau-Gelb lackiert waren, konnten Kunden die SM 50 auch mit schwarzer oder weißer Lackierung ordern. Farblich ebenfalls abgegrenzt vom üblichen Schema traten die unter dem Markennamen HRD verkauften Sherco SM und SE 125 an, für die der Hersteller Viertaktmotoren einsetzte, die Yamaha zulieferte. Die HRD-Kennzeichnung stand bei Sherco zugleich für die Straßenmodelle im Programm, da diese SM- und SE-Versionen mit einer entsprechenden Beleuchtungs- und Abgasanlage ausgestattet wurden.

In der Reihe E-Kid zeigt Sherco Elektromotorräder für Kids

Sherco gehörte zu den wenigen Herstellern mit einem Schwerpunkt auf Wettbewerbsmaschinen, der zugleich eine auf den jüngsten Nachwuchs ausgerichtete Modellpolitik verfolgte. So nahmen die Franzosen mit dem Modell E-Kid eine Enduro für Kinder ins Programm auf, die von einem Elektromotor angetrieben wurde. Ergänzt wurde die Modellpalette für Kids durch ein Elektromotorrad in der Bauweise von Trials.