Im Jahre 1884 grundete Rinaldo Piaggio sein Unternehmen. Die Firma konzentrierte sich zunachst auf Schiffbau, dann auf Eisenbahnwagen. Standige Militarauftrage sicherten Piaggio eine gesunde wirtschaftliche Basis. Dann - 1946 - die beruhmteste Konstruktion der Italiener: die Vespa (=Wespe). Vom Italienurlaub oder zumindest aus Filmen kennt jeder das skurrile Lastendreirad Ape (=Biene). Heute ist Piaggio unter den Zweiradkonzernen einer der Großen, der schon beruhmte Marken wie Puch (Österreich) und Derbi (Spanien) geschluckt hat. Aktuell werden von Piaggio drei Marken produziert: Piaggio, Vespa und Gilera. Das Ganze funktioniert nach dem Baukastenprinzip mit regem Teileaustausch wie es im PKW-Sektor beispielsweise bei Audi - Seat - Skoda - VW der Fall ist. Den Großteil der Produktpalette machen Motorroller aus. Aber auch die legendare Ape wird noch produziert, als Standardversion mit Einzylinder-Zweitaktmotor und 2,49 Meter Fahrzeuglange. Die APE - der kleinste Serien-LKW - gibt es auch als Kipper(!) und Kastenwagen. Eine ausgesprochen schicke Rikscha-ahnliche Personenbeforderungsausfuhrung (vier Sitzplatze) wird von einem Diesel- oder Elektromotor angetrieben und wurde fur große Premium-Hotels konzipiert.
Bodenstandiger geht es bei den kleinen Rollern zu. Ausgereift, zuverlassig und wirtschaftlich sind sie alle - der Jahrzehnte langen Rollererfahrung des Piaggio-Konzerns sei Dank. Und doch gibt es große Unterschiede, speziell in der Preisgestaltung. Gunstigster Motorroller ist der Piaggio Zip 50 fur 1.399 Euro. Er bietet viel Platz und - was uberrascht - trotz seiner Produktion in China gute europaische Qualitat. Der leise Viertaktmotor treibt den 95-Kilo-Roller eher gemachlich voran, dafur ist er extrem sparsam. Von ganz anderem Naturell ist der sportliche Piaggio NRG Power DT, dessen Anschaffungspreis dann aber auch schon 2.399 Euro betragt. Auch Piaggio hat einen Nobel-Roller im Programm: den Beverley 500 Cruiser. Der kostet fast so viel wie ein koreanischer Kleinwagen (6.449 Euro), bringt aber 40 PS, 155 Stundenkilometer Spitze und beeindruckende Beschleunigung mit. Die uberragende Qualitat des Beverley ist jedoch der Komfort. Ein bequemer lassiger Gleiter, der kaum Wunsche ubrig lasst. Piaggio ist jedoch nicht nur Traditionen verpflichtet, sondern produziert auch Innovatives. Der Piaggio MP 3, ein Roller mit zwei(!) eng aneinander stehenden Vorderradern. Klarer Vorteil dieser Konstruktion: hohe Sicherheit bei Nasse und Glatte. Gekauft wird der MP 3 aber wohl aus einem ganz anderen Grund: Der Dreirad-Roller darf, obwohl bis zu 34 PS stark, mit dem Autofuhrerschein gefahren werden! Die Preise sind allerdings deftig: 7.299 Euro fur den 300-er, in der Hybridausfuhrung (die wiederum sehr innovativ ist, sich wirtschaftlich aber nicht rechnet) gar 9.199 Euro. Den MP 3 gibt es auch als nahezu baugleichen Gilera Fuoco. Ein reines Spaßgerat ist der Gilera Runner, besonders der bei Jungendlichen sehr beliebte 50-er Zweitakter mit Einspritzung. Gilera hat ursprunglich Motorrader hergestellt, bei den Rollern wird die sportliche Kundschaft angesprochen.
Einen Piaggio Motorroller gebraucht kaufen, ist das eine Empfehlung? Unbedingt! Wer das Geld fur einen Neuroller nicht aufbringen kann, wird bei einem gebrauchten Piaggio gut bedient. Nur nicht den Fehler machen und statt dessen einen spottbilligen, aber katastrophalen Baumarkt-Roller kaufen! Übrigens: Alle Piaggio Motorroller ab Baujahr 2000 vertragen E 10 Kraftstoff, bei den Zweitaktern muss aber das von Piaggio vorgeschriebene Zweitaktol verwendet werden.