Der österreichische Motorradhersteller KTM war bis vor wenigen Jahren nur Insidern bekannt. KTM stellte qualitativ hochwertige Wettbewerbsmaschinen her. Straßenmaschinen wurden in der 1934 gegründeten Manufaktur nur sporadisch produziert. Dafür heimste das kleine Unternehmen in den 80-er Jahren reichlich Weltmeisterschaftstitel im Moto Cross-Sport ein. Wie so oft bei hochwertigen Produkten hatten auch bei KTM die leidenschaftlichen “Motorradmacher” kein glückliches Händchen für Marketing und Finanzen. Nach der Insolvenz und der Neugründung steht KTM seit den 90-er Jahren wirtschaftlich recht gut da. Image und Design sind modern, der Slogan “Ready to Race” machte die Österreicher weltweit bekannt. Auch wenn KTM sich immer mehr reinen Straßenmaschinen widmet, so bleiben die Enduros klassisch-traditionelle Produkte. Mit “Enduro” sind streng genommen die schweren Reise-Enduros und die reinen Wettbewerbscrosser nicht gemeint. Auch die den Enduros verwandten Supermotos bleiben außen vor. Was bleibt an “echten” Enduros übrig im Portfolio von KTM? Aktuell erfüllt nur eine einzige Maschine die klassischen Enduro-Kriterien: die KTM 690 Enduro R. Da lohnt es sich auf jeden Fall genauer hinzuschauen. Die Enduro von KTM ist ganz klar mehr auf Gelände ausgerichtet als vergleichbare Produkte der Konkurrenz. Das zeigt in erster Linie die gewaltige Sitzhöhe von 93 Zentimetern. Überspitzt formuliert ist die KTM kein Mädchen-Motorrad und nichts für kleine Jungs. Die Sitzbank in Aussichtsturmhöhe ist jedoch keineswegs Selbstzweck, sondern das Ergebnis ellenlanger Federwege von vorn wie hinten 275 Millimetern. Damit lässt sich auch mittelschweres Gelände sehr sportlich bewältigen. Das Trockengewicht von unter 140 Kilogramm ist da ebenfalls hilfreich. Trotz der sportlichen Auslegung ist die KTM Enduro durchaus alltagstauglich. Vorn wie hinten verzögern Scheibenbremsen, der Tank fasst 12 Liter und die Höchstgeschwindigkeit wird mit 170 km/h angegeben. In der Stadt gibt sich die KTM wendig, auf der Landstraße flink, auf der Autobahn hat sie nichts zu suchen. Angetrieben wird die Enduro von einem 67 PS starken Einzylinder. Der macht schon bei niedrigen Drehzahlen ordentlich Druck und ist das ideale Triebwerk für die KTM. Wo genau ist die Zielgruppe für die KTM 690 Enduro R zu finden? Nicht zu klein (Sitzhöhe!) und nicht zu arm (Kaufpreis immerhin 8.500 Euro) sollten die Interessenten auf jeden Fall sein. Dann geht´s vom Büro direkt ins Gelände!