Ein Gespann besteht aus Kutsche und Pferd. Beim Motorrad wird der Begriff ebenfalls verwendet, er steht für Motorrad plus Beiwagen. Auch die Bezeichnung “Seitenwagen” ist üblich. Wobei die Seite, an der der angeschraubte Beiwagen mitläuft, durchaus variieren kann. In Ländern mit Linksverkehr wie Großbritannien wird der Beiwagen an der linken Seite montiert, ansonsten natürlich rechts. Das war nicht immer so. In den Pionierzeiten des Motorradgespanns - in den Jahren um 1905 - wurde der Seitenwagen je nach Geschmack montiert. Und bei den Motorradrennen der Gespannklasse gab es in den dreißiger Jahren tatsächlich ausgefuchste Rennfahrer, die den Beiwagen je nach Streckenverlauf montierten. Auf Rennstrecken mit vielen Linkskurven wurde der Beiwagen auf der rechten Maschinenseite montiert, auf Kurven mit mehr Rechtskurven auf der linken Seite. In den Anfangszeiten der Motorrad-Gespanne waren praktisch alle Motoren schwach. Vor dem Ersten Weltkrieg galt ein Gespann mit 6 PS als anständig motorisiert, hatte allerdings oft auch nur einen leichten Seitenwagenaufbau, häufig aus Korbgeflecht (!). Seine Blütezeit erlebte das Motorrad mit Beiwagen in den fünfziger Jahren - als Autoersatz. Heute sind neue Gespanne pure Luxusfahrzeuge. Der Reiz eines modernen Motorradgespanns ist unbestreitbar hoch - die Kosten sind es auch. Zahlreiche - zum Teil extreme - Modelle werden von kleinen Gespannschmieden angeboten.
Ein alt eingesessener Hersteller ist die Firma Walter. Ein Beiboot für eine Harley kommt inklusive Montage auf mindestens 6.900 Euro. Das ist recht fair. Die Harley aber bitte selbst mitbringen! Ein ganz alter Markenname ist Stoye. Die Beiwagen sind in mehreren Modellen um die 6.000 Euro erhältlich, sogar ein Zweisitzer ist dabei. Wer ein neues Komplettgespann wünscht, muss bei einer BMW R 1200 RT mit über 30.000 Euro rechnen. Seit einiger Zeit im Trend sind Rollergespanne. Theo Däschlein (www.daeschlein.de) bietet Beiwagen für die Vespa ab 2.700 Euro an plus 450 Euro für den Anbausatz. Das Rollergespann wirkt wie aus einem Guss, die Fahrleistungen sind allerdings sehr bescheiden. Die Firma EZS liefert Spezialitäten wie etwa eine hydraulische Lenkung. Die erleichtert das Lenken, schont die Muskeln, dafür muss man dann doch wieder ins Fitness-Studio. Wenn dann noch Geld übrig ist, denn die EZS-Preise sind heftig. Mit dem luxuriösen Summit-Beiwagen kostet ein Umbausatz für eine BMW K 1300 LT gruselige 18.850 Euro. Die BMW geht dann noch extra - macht noch einmal mindestens 20.000 Euro. Wer sich beim Motorrad Gespann nicht für ein bestimmtes Modell entscheiden kann, der fragt bei Löw (www.seitenwagen.cc) an. Löw baut nach eigenen Angaben alles. Das Zweizylinder Diesel-Gespann für 25.000 Euro ist nur ein Beispiel. Machbar ist alles - genügend Kleingeld vorausgesetzt. Ein Motorrad als Gespann gebraucht kaufen ist mit sehr hohen Risiken verbunden. Zum einen werden alle Teile, die beim Solomotorrad über Jahrzehnte klaglos ihren Dienst tun, beim Gespann übermäßig beansprucht. Dazu gehören Rahmen, Radlager, Felgen, Steuerköpfe und mehr. Auch die Motoren haben kein so leichtes Leben wie in der Solomaschine. Wer ein - meist sehr teures - Gespann gebraucht kauft, sollte zur Besichtigung unbedingt einen Experten mitnehmen. Alternative: ein günstiges, aber solides MZ-Gespann (ca.2000 Euro) kaufen und nach und nach selbst zum Gespann-Experten werden.