In der 125-er Klasse bietet der italienische Zweiradproduzent ein volles Programm. Neben Rennmaschinen für die Straßenweltmeisterschaft liefert Aprilia in der Achtelliterklasse vollverkleidete Sportmaschinen mit bis zu 29 PS, auf 80 km/h gedrosselte Einsteiger-Bikes für Sechzehnjährige, eine Supermoto, einen aufwendigen Viertakter sowie vier verschiedene Roller-Modelle für unterschiedliche Zielgruppen und Einsatzbereiche. Wieder einmal also beweisen die Aprilia-Marketingstrategen, dass bei ihnen keine Spur von italienischem Chaos zu spüren ist. Vielmehr zeigen die Zweiradexperten aus Noale, dass sie ein Händchen für Kundenwünsche und Marktlücken haben. Besonders auf dem rückläufigen Motorradmarkt ist da marketingtechnisch sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt. Geschickt jongliert Aprilia mit der Doppelstrategie für Alltags- und Sportmaschinen. Selbst auf dem Rollermarkt können die Kunden eine Wahl zwischen jugendlich-sportlich, nüchtern-wirtschaftlich und gediegen-luxuriös treffen. Die sehr solide gefertigten Zweiräder aus Noale halten jedem Test mit starker Konkurrenz, sprich: Honda, stand. Materialien und Verarbeitung sind tadellos und routiniert.
Dazu kommt die Stärke der Vielfalt. Die 240 Aprilia-Händler in Deutschland sind also fast immer in der Lage, ein passendes Modell auch für ausgefallene Wünsche anzubieten. Ganz neu für das Modelljahr 2011 ist die Aprilia RS4 125. Ein weiterer genialer Schachzug, denn der edle 125-er-Renner ähnelt bis auf die Größe verblüffend der großen, 180 PS starken RSV4. Der Preis für die neue RS4 steht noch nicht fest, er dürfte aber ganz sicher über dem der “normalen” RS 125 liegen. Die kostet 5.076 Euro und leistet immerhin 29 PS, die das Leichtgewicht (137 Kilogramm) 155 Stundenkilometer schnell machen. Viel interessanter als die mögliche Höchstgeschwindigkeit ist jedoch das geniale Kurvenverhalten der Aprilia. Wem der Kaufpreis von über 5.000 Euro zu hoch erscheint, der wird beim genauen Hinsehen schnell eines Besseren belehrt. Die RS kommt mit ausgesprochen edlen Bauteilen wie Alurahmen und Aluschwinge, elektronischer Auslasssteuerung und Upside-Down-Gabel daher. Auch die riesige Bremsscheibe zeigt, dass es sich bei diesem Hubraumzwerg durchaus um ein sehr erwachsenes Motorrad handelt.
Wer vorhat, die Aprilia RS 125 gebraucht zu kaufen, sollte - sofern der große Motorradführerschein vorhanden ist - die offene, also leistungsstarke Version bevorzugen. Die ist nicht nur wegen des Spaßfaktors (und Spaß macht der Renner reichlich!) zu bevorzugen. Die offene Version darf von Jugendlichen nicht gefahren werden, und Jugendliche als Vorbesitzer bei Gebrauchtkäufen sind nun einmal erfahrungsgemäß nicht zu empfehlen. Eine gepflegte RS 125 von 2005 mit unter 10000 Kilometern Laufleistung darf gern über 2.000 Euro kosten. Auf der Billigschiene: 96-er Modell mit 45000 Kilometern für 800 Euro, Bastelstunden inklusive. Achtung: Die Aprilia RS 125 ist nicht E 10-Benzin-tauglich.