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Test: Volvo XC60 – Fast perfekt

Edler Innenraum, tolle Verarbeitung, High-Tech-Infotainment, Oberklasse-Komfort und schicke Karosserie – der Volvo XC60 T5 ist eigentlich perfekt. Wäre da nicht der Motor, der mit der schweren Last so seine Probleme hat und sich recht großzügig am Benzintank bedient.

Frage an die Experten: Was verbraucht ein Mittelklasse-SUV, mit 250 Benzin-PS, Allradantrieb und 8-Gang-Automatik bei gemütlicher Fahrt im Durchschnitt? Acht Liter? Neun Liter? Beides falsch – zumindest, wenn es sich um den Volvo XC60 T5 AWD handelt. Selbst mit langen Tempo-130-Strecken auf der Autobahn haben wir den Bordcomputer nicht dazu bewegen können, am Ende unseres Tests einen einstelligen Wert auszuweisen: Zehneinhalb Liter standen auf der Uhr!

Volvos grüner Ansatz, nur noch Zwei-Liter-Vierzylinder-Motoren und Hybrid-Antriebe zu verbauen, ist gut gemeint, zeigt am Ende des Tages allerdings noch nicht die gewünschte Wirkung und sorgt vielmehr dafür, dass die Triebwerke der neue Pferdefuß sind. Denn: Um abgesehen vom Antrieb Kritik zu üben, allein ein „Aber die Motoren!“ fällt bei jedem Expertengespräch und jeder Stammtischrunde. Das Aggregat selbst dabei keine Schuld: 250 PS aus zwei Litern turbogeladenem Hubraum und 350 Newtonmeter Drehmoment, die im breiten Band zwischen 1.800 und 4.800 Umdrehungen anliegen, lesen sich ordentlich.

Schwergewicht

Allein: Selbst der von uns getestete Einstiegs-XC60 mit Namenszusatz T5 bringt mit zwei Personen (aber ohne Gepäck) bestückt über zwei Tonnen auf die Waage. Da stößt der verhältnismäßig kleine Vierzylinder nun mal an seine Grenze und kann mit der Souveränität eines V6 nicht mithalten. Immerhin: Lässt man dem Benzin freien Lauf, wuchtet der etwas angestrengt klingende T5 den XC60 in knapp unter sieben Sekunden auf Tempo 100; die Vmax liegt bei 220 km/h.

Tatsächlich lädt das SUV allerdings nicht wirklich zu Hochgeschwindigkeits-Ausritten und lässiger Kurvenräuberei aus. Während der Vorgänger mit übertriebener Härte einen auf Sportler machen wollte, versucht der Neue erst gar nicht den Anschein zu erwecken, ein hochbauender Zwei-Tonner könnte es mit der Dynamik einer flachen Flunder aufnehmen. Stattdessen gibt es Komfort auf der ganzen Linie. von der sanft schaltenden Automatik, über die präzise, aber nicht zu straffe Lenkung bis hin zur optionalen Luftfederung, die für knapp 2.300 Euro den Eindruck tadelloser Straßen vermittelt. Einzig die fiesen, kurzen Anregungen von Trambahnschienen oder ähnlichem lassen auch den Volvo nicht ganz kalt; allerdings fängt das große, weiche Gestühl diese Rumpler tadellos ab.

Ruppiger Sportmodus

Wer meint, er müsse doch etwas flotter ums Eck, kann den Fahrmodus-Schalter auf Sport drehen, was allerdings keine gute Wahl ist: Der XC60 verhärtet spürbar, wirkt dann aber unausgewogen und ruppig und reagiert ziemlich nervös auf Gasbefehle. Also lieber schnell wieder zurück in den Comfort-Betrieb und lieber gelassen dahin rollen. Wer will, kann auch auf den Eco-Modus umsteigen, dann wirkt der Volvo etwas gehemmter, der Verbrauch geht aber nicht wirklich runter.

Apropos gehemmt: War der Vorgänger noch ein ziemlich unauffälliger Geselle, hat die aktuelle Generationen alle Hemmungen abgelegt und zeigt sich von bester, schwedischer Seite. Die Verwandtschaft zum großen Bruder XC90 ist unübersehbar, mit den knackigeren Proportionen – 4,69 Meter lang, 1,90 Meter breit – wirkt aber weit weniger wuchtig und um einiges gefälliger. Die schnittige Karosserie sorgt allerdings dafür, dass der XC60 kein Lademeister ist: 505 Liter fasst der Kofferraum, klappt man die Rücksitze um gehen 1.432 Liter rein. Das ist ordentlich und reicht im Alltag, markiert aber keinen Spitzenwert. Zum Vergleich: In den gleich großen Skoda Kodiaq gehen bis zu 2.065 Liter rein!

Edler Innenraum

Soll er doch praktischer sein, der Tscheche, wird man sich bei Volvo denken, dafür ist der XC60 um einiges nobler: Der mit reichlich Leder und glänzend-schwarzem Klavierlack-Optik-Dekor ausgeschlagene Innenraum lädt auf den ersten Blick zum Wohlfühlen ein und das bereits erwähnte, gut ausgeformte Gestühl massiert auf Wunsch Fahrer und Beifahrer den Rücken – übrigens eine der besten Knet-Funktionen auf dem Markt. Und ja: Auch das Infotainmentsystem ist ein Hingucker. Wenngleich die Bedienung über den hochkant verbauten, i-Pad-großen 9-Zoll-Bildschirm nicht ganz leicht von der Hand geht. Nach ein paar Tagen hat man den richtigen Touch allerdings schnell raus. Und ein paar Tage später entdeckt man auch im Handschuhfach das Reinigungstuch, um alle Tatscher wieder spurenfrei vom Display zu entfernen.

Das – sowohl der Touchscreen als auch das Wischtuch – ist übrigens ebenso Serie bei jedem XC60, wie das volldigitale Kombiinstrument, das sich mit verschiedenen Ansichten an den eigenen Anspruch anpassen lässt. Und natürlich gehören auch Basics wie die Klimaautomatik, 18-Zoll-Räder, Parksensoren hinten, schlüsselloser Zugang, LED-Lichter, Notbremsfunktion, Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung zum Standardprogramm. Das heißt umgekehrt aber nicht, dass es bei den 51.500 Euro für den Allrad-T5 bleiben wird. Ambiente-Beleuchtung, Head-up-Display, 360-Grad-Kamera, automatischer Parkassistent,  230-Volt-Steckdose, die erwähnte Massagefunktion, Panoramadach, die Luftfederung, Navigationsfunktion, Bowers & Wilkins-Soundanlage und, und und… Problemlos steigt der Preis auf 70.000 Euro und mehr. Und damit schließt Volvo endgültig zur deutschen Premiumkonkurrenz in Form von Mercedes GLC, BMW X3, oder Audi Q5 auf. Premium kommt schon lange nicht mehr nur aus Stuttgart, München oder Ingolstadt, auch die Schweden wissen, was der solventen Kundschaft gefällt. Der neue XC60 hat mit seinem unscheinbaren Vorgänger nur noch den Namen gemein, punktet mit schicker Karosserie und edlem Innenraum. Dass das Platzangebot nicht auf Spitzenniveau ist, machen Schmankerl wie das Hightech-Infotainment oder die tollen Sitze wieder wett – wann nutzt man den Laderaum schließlich schon mal ganz aus. Einzig die Motorenauswahl ist die Schwachstelle des Schweden-SUV: der Einstiegsbenziner T5 hat mit der schweren Last zu kämpfen und lässt sich für seinen Dienst mit reichlich Benzin entlohnen.

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