Und schließlich gibt es noch spezielle, werksseitige Tuningpakete, wie die R-Design-Ausstattung. Diese drei anderen Seiten von Volvo haben wir in einem Fahrzeug vereint getestet. Mit dem V40 hat Volvo ein bezogen auf seine Tradition vergleichsweise emotionales Modell im Programm, welches bereits in der Standardversion ein gewisses Halsverdreherpotenzial bietet. Hinzu kommen in unserem Fall spezielle R-Design-Insignien, die auffällige Lackierung Rebel Blue und die an rotierende Messer erinnernden 18-Zoll-Räder Ixion II. Langweilig sieht anders aus und zieht der Schwede immer wieder Blicke auf sich. Kritisch könnte man anmerken, dass sich der Viagra-blaue Machotyp ganz knapp abseits von Understatement bewegt.
Scharfer Hoppel
Eine weitere Kehrseite seines emotionalen Designs sind gewisse Alltagsschwächen. Raumökonomisch kann der 4,37 Meter lange XL-Kompakte zumindest im Fond nicht mit dem klassenüblichen Niveau mithalten. Die coupéartige Akzentuierung mit gewaltigen C-Säulen schränkt zudem das Sichtfeld beim Schulterblick stark ein. Und das Sportfahrwerk ist für einen kommoden Autoalltag schlicht eine Spur zu hart. Aber seine Hoppel-Neigung hält die Insassen wach und ist man bei forcierter Kurvenfahrt im Vergleich zur Standardabstimmung eindeutig im Vorteil.
Als wenig störend erlebt man das recht harte Fahrwerk auf der Autobahn, für die der mit dem phänomenalen D4 bestückte V40 vorzüglich motorisiert ist. Der angenehm ruhige Zweiliter-Fünfzylinder-Diesel ist vor allem dank seiner zwischen 1.750 und 2.750 U/min anliegenden 400 Newtonmeter Drehmoment mit einem herrlichen Durchzug für die linke Spur gesegnet. Der Standard-Sprint dauert kurzweilige 8,3 Sekunden, maximal soll der an ein manuelles Sechsgang-Getriebe gekoppelte Selbstzünder 215 km/h ermöglichen. Praktisch erreicht der 1,6-Tonner diese Geschwindigkeit locker und die virtuelle Tachonadel (optional) bewegte sich auf unseren Fahrten zeitweilig um 230 km/h.
Herrlicher Langstreckengleiter
Auf langen Autobahntouren kann das serienmäßige Start-Stopp-System keinen nennenswerten Beitrag zum Spritsparen leisten. Bei klassischem Autobahntempo haben wir entsprechend 6,8 statt der offiziellen 5,2 Liter verfahren; wenn es besonders flott gehen sollte, gab sich der V40 mit siebeneinhalb bis acht Litern zufrieden. Wenn auch kein Effizienz-Musterschüler, so ist der Fünfzylinder damit doch angemessen genügsam.
Auch sonst ist der V40 ein herrlich angenehmer Gleiter, denn die Innenraumgeräusche sind dezent, die Sportsitze mit R-Design-Bestickung angenehm straff, das Platzangebot vorne gut und dann kann man sich dank des radarbasierten Abstandstempomaten auch noch entspannt chauffieren lassen.
Randvoll mit Ausstattung
Der Abstandstempomat ist übrigens Teil eines fast schon gigantischen Sicherheitspaketes, welches zum Teil serienmäßig und zum Teil aufpreispflichtig dem V40 zur Verfügung steht. Extra zahlen muss man zum Beispiel für das Fahrassistenz-Pro-Paket, welches für rund 2.000 Euro neben Abstandstempomat, den Bremsassistenten Pro, den Totwinkelwarner, den Spurverlassenswarner, den Querverkehrwarner, den Müdigkeitswarner, die Verkehrszeichen-Erkennung und den Fernlicht-Assistenten bietet. Alter Schwede.
Darüber hinaus kann der V40 noch mit einer Vielzahl von Annehmlichkeiten aufwarten. Volvo setzt auch bei seinem kleinsten Modell konsequent auf Premium und wird dem Kunden bereits serienmäßig ein gutes und optional ein sehr gutes Ausstattungsniveau geboten. Deshalb kostet bereits die Basisversion mit dem 150 PS starken Benziner T3 fast 25.000 Euro. Unser Exemplar mit dem D4-Diesel in der Ausstattungsvariante R-Design steht mit 31.580 Euro in der Liste. Für schlappe zehntausend Euro waren dann noch Extras an Bord. Die schwedische Herrlichkeit verlangt selbst im Kompaktsegment nach einem souveränen Kontostand. Volvo und bieder? Von wegen. Der V40 ist an sich schon ein emotionales Lifestyle-Mobil, welches bei gehobenem Investitionsniveau mehr als das im Kompaktsegment Übliche bieten kann. Das betrifft sowohl den Luxus als auch ganz besonders die vorbildliche Sicherheitsausstattung.
Angesichts der gehobenen Ausstattungsmöglichkeiten ist es nur konsequent, wenn man gleich noch den starken D4-Diesel und ein paar sportlichere Extras oben drauf packt. Der Aufmerksamkeitsfaktor und der Fahrspaß erreichen dann ebenfalls ein gehobenes Niveau.
Mit dem Sportfahrwerk erkauft man sich allerdings eine Härte, die man mögen muss. Dem entspannten Autoalltag ist dieses Setup eher abträglich. Aber ohnehin ist der V40 eben nicht ein Auto für die Ultima Ratio, als vielmehr ein Lebensgefühl, ein Statement, ein Spielzeug, das man sich leisten will.