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Erster Test: Volvo Modellpflege 2012 – Mopf-Attacke

Mit echten Modellneuheiten sieht es bei Volvo dieser Tage etwas mau aus und wir müssen uns noch ein wenig gedulden, bis die Nordmänner nach dem V60 den nächsten großen Coup landen. Kein Grund für Trübsal, denn fast alle Baureihen der Schweden profitieren von einer breiten Innovations-Offensive.

Mit einigen kleinen aber zum Teil wirkungsvollen Technik-Upgrades starten viele Volvos ins Modelljahr 2012.
Vor allem der V70/XC70-Baureihe hat Volvo einige bemerkenswerte Optimierungen mit auf den Weg gegeben. Dem als großer Schweden-Kombi vielleicht typischsten Vertreter der Traditionsmarke sieht man von außen den Feinschliff nicht an, dafür fallen einige Änderungen innen auf. Vor allem, wenn man sich das optionale Navi-System bestellt. Statt wie bisher mit einem ausfahrbaren Display, kommt nun das mit der S60-Baureihe eingeführte Infotainment-System Sensus mit fest im Armaturenbrett integriertem Display, das sich hinsichtlich Optik und Funktionalität im Vergleich zum Vorgängermodell steigern konnte. Zudem bietet es eine schicke Handschmeichler-Fernbedienung, die es auch Fondgästen ermöglicht, das Fahrziel zu programmieren.

Parallel fackelt Volvo mit dem Sensus gegen Aufpreis ein feinstes Multimedia-Feuerwerk ab: So lassen sich auf dem Bildschirm die Telefon-Nutzung darstellen und man kann Bilder von Rückfahrkamera, DVD-Player und digitaler TV-Funktion sehen. Wer dann noch den Premium-Sound von Audyssey Laboratories ordert, kann sich außerdem noch feinfühlige Klanggewalt um die Ohren hauen lassen.

Auch optisch hat das Mittelkonsole-Ensemble im V70/XC70 gewonnen. Die gesamte Architektur wirkt etwas leichter und wohnlicher, versprüht aber weiterhin ihr nordisch-kühles Premium-Ambiente.

Via Smartphone das Auto lokalisieren

Darüber hinaus hat Volvo für einige Extras den Funktionsumfang erweitert. Richtig clever ist das Notruf-System On Call. Schon seit Jahren bietet Volvo gegen Aufpreis diese Notruf-Funktion an, die den Rettungskräften eine automatische Lokalisierung des Fahrzeugs ermöglicht. Jetzt kann der Autobesitzer mit Hilfe einer kostenlos herunterladbaren Smart-Phone-App (für iPhone und Android-Handys) sich über Google Maps selbst anzeigen lassen, wo das Fahrzeug steht und zum Beispiel überprüfen, ob das Licht noch angeschaltet ist. Außerdem kann man unabhängig von der Standortnähe zum Fahrzeug via Handy die Alarmanlage oder eine - falls vorhanden - Standheizung aktivieren. Allerdings ist das erweiterte On-Call-System mit 850 Euro nicht ganz billig.

Serienmäßig gibt es ab dem Modelljahr 2012 im V70/XC70 und auch im S80 das Precrash-Sicherheitssystem City Safety, das radargestützt aktiv in die Vermeidung von Auffahrunfällen eingreift. Ein Laser in der Frontscheibe tastet hier permanent den Nahbereich bis zehn Meter nach größeren Hindernissen ab. Sollte der entsprechend ausgestattete Volvo auf ein Auto zu dicht auffahren, wird zunächst die Bremse vorgespannt und bei Geschwindigkeiten bis 15 km/h kurz vorm Aufprall der Wagen vollständig abgebremst. Zwischen 15 und 30 km/h verringert City-Safety zumindest die Aufprallwucht durch einen Bremseingriff deutlich. Außerdem wird der Fahrer durch Warnleuchten in der Windschutzscheibe und ein akustisches Signal vor einer drohenden Auffahrunfall-Situationen gewarnt. Diese Warnsignale kommen allerdings gelegentlich etwas übermotiviert und können den Fahrer gelegentlich auch erschrecken, sollte dieser dichter auf den Vordermann auffahren als es das System als tolerabel definiert.

Ebenfalls radargestützt sind der in seinen Funktionen optimierte Abstandstempomat, der jetzt auch V70/XC70/S80 bis zum Stillstand abbremst und automatisch auch wieder auf die vorgegebene Geschwindigkeit beschleunigt. Ebenfalls für V70/S80 erhältlich ist die Fußgängererkennung mit Notbremsfunktion.

Stärkere und sparsamere Diesel

Ein weiterer Innovations-Schwerpunkt betrifft die Dieselmotoren. Unter anderem der starke D5 wurde verfeinert. Diesen überarbeiteten Fünf-Zylinder konnten wir im fast zwei Tonnen schweren XC70 erleben und waren angesichts von Allradantrieb, Automatik und schierer Masse vom spritzigen Temperament überrascht. Dazu trägt auch die spürbare Leistungsspritze bei. In Kombination mit der Automatik-Version Geartronic mobilisiert er nunmehr 215 PS und 440 Newtonmeter Drehmoment, die bereits bei 1.500 Touren anliegen. Kurzweilige 8,3 Sekunden dauert der Sprint, bei 205 km/h endet der Vortrieb. Besonders löblich ist dabei die Kraftverteilung an alle vier Räder, was beim Gasbefehl ganz ohne nerviges Zerren an den Vorderrädern für ein souveränes und entspanntes Vortriebsgefühl sorgt.

Doch nicht allein der D5, auch der technisch sehr ähnliche aber schwächere D3-Diesel wurden in einigen Details verbessert. Nockenwellen und Pleuelstangen wurden in leichteren Versionen verbaut und die innermotorische Reibung verringert. Zudem wurde die Ölpumpe in die Ölwanne integriert und der Antrieb auf Kettensteuerung umgestellt. Schließlich gibt es in Kombination mit dem manuellen Sechs-Gang-Getriebe serienmäßig eine Start-Stopp-Automatik. Die verbesserten D5-und D3-Diesel bekommt man übrigens für S60, V60, V70, S80 und XC60.

Doch zurück zum getesteten XC70 D5: Sparsam ist man mit dem bedingt geländetauglichen Riesenkombi nicht mehr unterwegs. Zu den 6,8 Litern, die der Hersteller angibt, wird man in der Praxis noch einen Expresszuschlag von rund zwei Litern hinnehmen müssen. Für knallharte Rechner dürfte auch der Kaufpreis der Allrad-Automatik-Version abschrecken: Während die D5-Basis bereits fast 50.000 Euro kostet, werden für das von uns getestete Exemplar mit Vollausstattung stolze 66.000 Euro fällig. Alter Schwede.

Spar-Modelle noch sparsamer und flotter

Wer lieber sparsamer unterwegs sein will, dem bietet Volvo den 1,6er-Diesel in den DRIVe-Modellen im neuen Modelljahr mit 115 statt bisher 109 PS und 270 statt der bisherigen 240 Newtonmeter an. Der kleine Selbstzünder ist im C30, S60, V60, V70 und S80 zu haben und sorgt in diesen Volvo-Baureihen für segmentspezifische Effizienz-Bestmarken. Neben einem leichten Leistungsplus hat Volvo außerdem im manuellen Fünf-Gang-Getriebe die ersten Gänge kürzer ausgelegt.

Verblüffend spritzig gibt sich damit der kleine Vier-Zylinder. Zwar hatte man schon in der alten DRIVe-Version nicht das Gefühl, untermotorisiert zu sein, doch geht es selbst im großen S80 jetzt sogar einigermaßen zügig voran. Statt der etwas behäbigen 13,5 Sekunden beim S80 DRIVe wurde der Standard-Sprint um zwei Sekunden verkürzt. Gleichzeitig stieg die Höchstgeschwindigkeit um fünf auf 190 km/h. Trotz der spürbar verbesserten Dynamik sank der Spritkonsum im Fall des S80 von 4,9 auf 4,5 Liter. Gleiches gilt auch für den V70 DRIVe. Beim S60/V60 DRIVe, der dann ab 28.000 Euro zu haben ist, liegt der Verbrauch sogar bei 4,3 Liter, während der C30 mit nur 3,8 Liter zufrieden sein soll. Praktisch wird man allerdings ein bis zwei Liter mehr verfeuern.

Und sonst? V70/S80 haben im Rahmen der Modellpflege (kurz Mopf) noch neue Scheinwerfereinheiten (Dual Xenon), ein modifiziertes Drei-Speichen-Lenkrad, neue Dekor-Einlagen und neue Felgendesigns bekommen. Beim C70-Cabriolet gibt es ein neues LED-Tagfahrlicht, eine Zweifarben-Lackierung und Änderungen bei den Ausstattungslinien von S40 und V50. Allein die Modelle C30 und XC90 gehen unverändert ins Modelljahr 2012. Wobei beim XC90 für kommendes Jahr noch ein tiefgreifendes Facelift anstehen wird.  

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