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Test: VW Golf Variant 2.0 TDI – Ein Wow mit Au

Mit Starkdiesel und der Topausstattung Highline sowie einem breiten Arsenal optionaler Nettigkeiten bietet für sich schon gute Voraussetzungen, einen Autotester zu beeindrucken.

Doch sind es darüber hinaus auch die durchdachte Funktionalität und seine in vielen Aspekten ausgewogenen Eigenschaften, die den Golf Variant erneut auf den Thron der Kombiszene hieven. Der souveräne Klassenprimus hat eigentlich nur einen Haken. Und nein, dieser Haken ist ganz gewiss nicht die Außenoptik. Auch in der siebten Generation sieht ein Golf zwar so aus, wie ein Golf schon immer ausgesehen hat, doch ist er auch in eindrucksvoller Weise gereift und sorgen seine feineren und scharfen Lichtkanten, das technisch hochwertig anmutende LED-Licht zusammen mit schicken Felgen und Edellack für ein Begehrlichkeiten weckendes Erscheinungsbild. So stellt sich Papa seinen Pampersbomber gerne ins Carport. Sogar das Kombiheck kann gefallen, denn der neue Variant wirkt trotz des langen Hinterteils wie aus einem Guss und nicht mehr wie ein Golf mit angehängtem Rucksack.

Viel Stauraum, viele Funktionen

Und obwohl der Riesenkofferraum sich recht dezent ins Gesamtbild einfügt, kann der Groß-Golf zugleich mit seinem Stauraum brillieren. Dank der zweigeteilten Rückleuchten konnte VW eine immerhin einen Meter breite Öffnung zum normal 605 Liter fassenden, hübsch ausgekleideten Kofferraum realisieren. Wer mehr Platz braucht, kann die Rückbanklehne praktischer Weise direkt von der offenen Heckklappe aus mit in der Seitenwand befindlichen Hebeln zweigeteilt umlegen. Danach bietet der Variant dank eines Zwischenbodens ein topfebenes Gepäckabteil mit 1.620 Liter Fassungsvermögen. Dieses ist sogar in der Länge noch ausbaubar, denn ab der Ausstattung Comfortline gibt es eine umklappbare Beifahrersitzlehne, die es ermöglicht, bis zu 2,67 Meter lange Gegenstände einzuladen.

Unterm Zwischenboden ist überm Notreserverad außerdem noch reichlich Raum für Kleinkram und Werkzeuge. Alternativ kann man mit wenigen Handgriffen den Zwischenboden eine Etage tiefer legen und so einen tieferen Gepäckraum mit einer entsprechend hohen Ladeschwelle schaffen. Alternativ kann man aus den Tiefen des Kofferraums den Zwischenboden und angeklippte Seitenwände auch herausnehmen und so eine Laderaumtiefe schaffen, die sogar den Transport von sperrigen Waschmaschinen erlaubt. Nachteilig allerdings: Will man diesen Maximal-Stauraum, gestaltet sich der Ausbau aller Teile etwas fummelig und müssen diese dann in der Garage geparkt werden. Praktisch dafür: Das in Notfällen so wichtige Warndreieck befindet sich stets leicht erreichbar in der Innenverkleidung der Heckklappe.

Nur ein paar Nettigkeiten fehlen

Und es gibt noch weitere smarte Lösungen: Wie etwa die nun wieder in Schienen geführte Gepäckraumabdeckung, die auf halben Weg in ihre Kassette einen Zwischenstopp einlegt und der Nutzer sich dann nicht sonderlich weit strecken muss, will er die Abdeckung wieder zurückholen. Darüber hinaus gibt es für den Sichtschutz und das zusätzliche Trennnetz noch spezielle Halterungen unterm Kofferraumboden. Taschenhaken und Verzurrösen runden das positive Bild ab. Verfeinerte Ordnungsstifter wie etwa eine über Schienen im Kofferraumboden flexibel verstellbare Teleskopstange, wie man sie zum Beispiel für den Opel Astra Sports Tourer bekommen kann, gibt es hingegen nicht.

Ebenfalls etwas mehr Nutzungskomfort könnte die Heckklappe bieten, bei der weiterhin klassische Handarbeit gefragt ist. Doch sieht man einmal vom neuen Citroën C4 Picasso ab, gibt es im Kompaktsegment grundsätzlich keine elektrischen Heckklappen. Wermutstropfen beim Golf Variant: Hat man die Heckklappe ein Drittel ihres Weges manuell nach oben befördert, kann man diese loslassen und setzt von nun an eine sanfte Sesam-öffne-Dich-Performance ein.

Protz und Platzprobleme

In Hinblick auf seine Technik-Allüren wiederum großes Kino bietet der Arbeitsplatz, der in unserem Exemplar mit eben vielen schönen Details aufgewertet wurde. Störend ist allerdings der zunächst recht enge Einstieg hinters Lenkrad, der durch die Wangen in den Lehne der Highline-Sitze in fast schon nerviger Weise eingeengt ist. Und im Fond sorgt trotz der enormen Kniefreiheit ein wuchtiger Kardantunnel für etwas Verdruss, schränkt dieser doch den Fußraum für einen möglichen fünften Passagier deutlich ein.

Dafür sind Materialwahl und Verarbeitung auf segmentspezifisch höchstem Niveau. Da wären zum Beispiel die vielen kleinen Chromverzierungen: Von den Silber glänzenden Rähmchen oder Zierlinien hat VW im Cockpitbereich über 60 Stück mit besonderer Akkuratesse verbaut. Feines Leder, schicke Oberflächen in Klavierlackoptik oder das hochauflösende Farbdisplay im Kombiinstrument vermitteln ebenfalls eine eindrucksvolle Gediegenheit.

Toller Wegweiser für teures Geld

Darüber hinaus ist alles übersichtlich und aufgeräumt, unter anderem dank der elektromechanischen Feststellbremse oder dem Touchscreen des Multimediasystems Discover Pro, welches außerdem noch mit feinster Bedienlogik und Funktionalität begeistern kann. Allerdings muss das Discover Pro auch teuer erkauft werden, denn für die unteren Ausstattungsversionen werden mindestens 2.700 Euro abgerufen, für einen Highline-Golf kostet das System immer noch 2.300 Euro. Mit digitalem Radioempfang, Dynaudio-Soundsystem und Sprachsteuerung kann man das Ganze um weitere 1.100 Euro verteuern. Autsch.

Und dann gibt es noch eine große Auswahl an Helferlein, die einerseits technikaffine begeistern dürften und andererseits für eine weitere Eskalation beim Kostenkapitel sorgen. So gibt es einen automatischen Abstandstempomaten und ein City-Notbremsassistent genannten Unfallvermeidungs-Radar oder einen praktischen Fernlichtassistenten. Einen Spurhalteassistenten, eine Verkehrszeichenerkennung, eine Rückfahrkamera – der Markt der Möglichkeiten ist groß und entsprechend allein hier ein zusätzlicher Betrag von zwei- bis dreitausend Euro locker möglich.

Sanft oder scharf – der Fahrer hat die Wahl

Ähnlich fein wie die Ausstattung ist auch das Fahrverhalten des Golf Variant. Den Wagen erleben die Insassen als angenehm leise, feinfühlig federnd, ausgewogen. Für diesen Eindruck sind unter anderem eine Akustikverglasung als auch das variable Fahrwerkssystem DCC (1.000 Euro) verantwortlich. Letzteres bietet eine verblüffend deutliche Spreizung zwischen einer angenehm komfortablen und fahrspaßorientierten Fahrwerksauslegung. Wer den Golf zunächst in der Komforteinstellung bewegt, wird sich wundern, wie herrlich präzise man mit ihm im alternativ per Knopfdruck anwählbaren Sportmodus in die Kurven reinzirkeln und mit Unterstützung der serienmäßigen elektronischen Differenzialsperre XDS auch recht sauber und unkompliziert wieder heraus beschleunigen kann.

Letzteres geht mit dem 150 PS und 320 Newtonmeter leistenden, druckvollen  Zwei-Liter-Diesel besonders gut. Wer neben dem DCC noch die 121 Euro teure Fahrprofilauswahl ordert, kann übrigens zwischen einer sportlichen und einer betont ökonomischen Motorcharakteristik wählen. Stellt man auf Eco, fühlt sich der 1,4-Tonner keineswegs nach 8,9 Sekunden und 218 km/h an, die ihn ohne Eco-Bevormundung hingegen längsdynamisch weit nach vorne bringen. Trotz Eco-Modus und Bluemotion-Technology-Paket, welches unter anderem Segelmodus und Start-Stopp-System umfasst, wird man praktisch wohl meistens gut einen Liter mehr als die 4,2 Liter Normverbrauch verheizen. Wer häufiger auch flotter unterwegs ist, wird mit Werten um 6 Litern leben müssen.

Teuer oder richtig teuer

Doch dürfte man diesen Aufpreis für den Sprit noch leichtfertig hinnehmen. Schwerer dürfte es fallen, sich auf den tatsächlich Preis für all die Herrlichkeit einzulassen, die ein Stauraum-Golf zu bieten imstande ist. Mit knapp 19.000 Euro scheint die recht mager ausgestattete Basisversion mit kleinem Benziner ja noch bezahlbar, doch fast 30.000 kostet der von uns getestete 2.0 TDI mit fein flutschendem manuellem Sechsgang-Getriebe und Highline-Ausstattung. Das klingt bereits teuer, doch fleißiges Häkchen-Setzen in der Optionsliste treibt den Preis locker auf 40.000 Euro und darüber. Und das ist der eingangs erwähnte eigentliche Haken: Mit seinen vielen Technik-Gimmicks vermag der Golf Variant zwar mächtig Eindruck schinden, aber muss man sich diese Pracht auch leisten können wollen. 40.000 Euro könnte für viele schon ein Ausschlusskriterium sein. Seinem Anspruch als Klassenprimus kann auch der neue Golf Variant in unserem Test mit dem 150 PS starken 2.0 TDI in eindrucksvoller Weise gerecht werden. Derart begehrenswert edel, ausgewogen, nutzwertorientiert und techniklastig gibt sich keiner seiner Mitbewerber.

So sehr überzeugend Qualität, Antrieb und Fahrwerk auch sein mögen: Die Pracht hat ihren Preis, einen sehr hohen sogar. Und insofern erscheint es auch ein berechtigtes Ansinnen, sich vielleicht doch nach günstigeren Alternativen umzuschauen, die mit gewissen Abstrichen einen weitgehend gleichen Mobilitätsbedarf decken können.

Allerdings könnte man als Fahrer eines Alternativ-Modells dann den Besitzer des Golfs ob seines Komforts, seiner Agilität, seiner radarbasierten Helfer oder seines hochwertigen Multimedia-Systems beneiden.

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