Ja, das Kombiinstrument gibt es jetzt wahlweise in digitaler Ausführung und auch das Navigationssystem ist seit über 20 Jahren Bestandteil der Optionsliste des „Bullis“. Wie beim ersten Multivan aus 1985 ist allerdings die Sitzanordnung geblieben. Das bequem gepolsterte Stuhlquartett der ersten und zweiten Reihe kommt mit (nicht mehr ganz so dicken) Armlehnen daher, die beiden vorderen Fondsitze lassen sich weitreichend verschieben sowie entgegen der Fahrtrichtung drehen (ab Multivan "Comfortline" Serie). Selbstredend ist ein, auch während der Fahrt nutzbarer, Klapptisch im 53.887,80 Euro (Preis für Deutschland) teuren Serienumfang der "Generation Six" enthalten, der für unseren Geschmack allerdings etwas deplatziert wirkt, ragt er doch zu sehr in den Sitzbereich des fahrerseitigen Drehstuhls hinein. Ansonsten gibt es Bewegungsfreiheit satt und damit die letzte Reihe ebenfalls kommod sitzt, offeriert der Sechseinser eine breite Armlehne zum Ausziehen. Für die nötige Privatsphäre sorgen neben abgedunkelten Scheiben zusätzlich Sonnenschutzrollos.
Viel Platz, nur USB-C-Anschlüsse
Cupholder und Ablagefächer sind beinahe unzählig vorhanden, selbst nach mehreren Tagen im VW Bus finden sich immer noch neue Stauräume. Die neuen Flaschenhalter auf dem Armaturenbrett fassen derweil selbst Getränke bis 0,5 Liter. Nervig bleibt indes das zwanghafte Bestreben Volkswagens, endlich den USB-C-Standard salonfähig zu machen. Ohne Adapterstecker gelingt selten das Aufladen aktueller Handy- oder Tablet-Generationen, erst die Zukunft wird diesen Umstand beseitigen. Optional gibt es immerhin eine induktive Ladeschale zu bestellen, was aber ebenfalls ein neueres Smartphone voraussetzt. Ist die volle Bestuhlung des Multivans mit 3.000 Millimeter Radstand in Benutzung, fällt das Kofferraumvolumen naturgemäß gering aus. Steht die dritte Sitzreihe senkrecht, finden lediglich Besorgungen des täglichen Lebens auf dem mit Teppich bezogenen Ladeboden Platz. Gepäck muss im Zweifel galant gestapelt werden (und fällt beim Öffnen der großen Kofferraumluke doch immer wieder heraus).
Viel Hartplastik, gute Geräuschdämmung
Zwar baut der Multivan dem Grunde nach auf einer Nutzfahrzeugplattform auf, VW war aber lange bemüht die Innenraummaterialien so Pkw-ähnlich wie möglich zu gestalten. Mittlerweile hat man sich in Hannover aber dem Preisdruck ergeben, die Kunststoffoberflächen kommen überwiegend ohne Hinterschäumung aus. Das stört weniger am großen Armaturenbrett, allerdings an jenen Stellen, die öfters in Berührung mit den Passagieren, gerne im heranwachsenden Alter, geraten. Das Hartplastik im Fond neigt zum schnellen Verkratzen, fühlt sich leider unterdurchschnittlich an und passt nicht zum sonst wertigen Charakter des T6.1. Dafür überzeugt die Geräuschdämmung, die selbst jenseits der Autobahnrichtgeschwindigkeit für Ruhe sorgt. Einzig der 2,0-Liter-TDI im Bug vermag sich beim Herausbeschleunigen brummig in Szene zu setzen, ist aber betont kein Störfaktor.
Kräftiger Diesel, wankelmütiges Fahrwerk
110 kW oder 150 PS und maximal 340 Nm Drehmoment leistet der Selbstzünder im Testwagen und es sei geschrieben – sie reichen vollends aus (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 165 g/km²). Denn zum Schnellfahren ist der VW Bus nicht gemacht, was zugleich das Serienfahrwerk verdeutlicht. Vorne bist du Herr oder Frau der sieben Weltmeere, dirigierst dein Schiff kommod durch gröbste Untiefen im Straßenbelag und bleibst immer auf Kurs. Weiter hinten braut sich hingegen ein Sturm der Entrüstung zusammen, sitzt insbesondere die dritte Sitzreihe direkt auf der Hinterachse. Es schwankt, es poltert und wird grob in den Rücken gefedert – auf der Autobahnauffahrt fühlen sich 30 schnell wie 70 km/h an. VW selbst bietet eine ganze Fülle an alternativen Federungen an, wobei die adaptive Fahrwerksregelung DCC wohl die empfehlenswerteste ist.
Sparsam im Verbrauch
Der Diesel selbst ist durchzugsstark, verfügt über gute Elastizitätswerte und ist ausreichend sparsam. 6,5 Liter bei leerer und 8,5 Liter bei vollbeladener Fahrt auf 100 Kilometer (lt. Bordcomputer) mit fünf Erwachsenen nebst Gepäck gehen für diese Fahrzeuggröße mehr als in Ordnung. Empfehlenswert ist an dieser Stelle das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, welches überwiegend unmerklich arbeitet und dem Buslenker sehr viel Arbeit abnimmt. Im Multivan selbst schalten? Das war gestern. Optional und für den verschneiten Weg zur Berghütte offeriert Volkswagen weiterhin den Allradantrieb 4Motion.
Multivan lässt sich leicht manövrieren
Durch die leichtgängig abgestimmte elektromechanische Lenkung ist der 4,90 Meter lange und mit Außenspiegeln 2,30 Meter breite Bus erstaunlich einfach zu manövrieren, nur das Ende nach vorne ist schlecht abzuschätzen. Nach hinten sorgt indes eine hochauflösende Rückfahrkamera (optional) für den richtigen Durchblick. Sie zeigt ihr Bild wahlweise im Discover Pro Navigationssystem, das sich einzig per Touchfunktion ausreichend gut bedienen lässt. Wer noch echte Drehregler wünscht, belässt es lieber beim serienmäßigen Discovery Media, das ebenfalls über eine Navigationsfunktion verfügt. Immerhin: Die Klimaanlage lässt sich immerzu mittels echter Regler bedienen und klimatisiert vorne wie hinten stets in angenehmen Maßen.
Fazit
Busfahren bereitet Freude. Das kann man kurz und knapp so festhalten. Nicht ohne Grund wurde der seit 1950 angebotene VW Bus in seinen zahlreichen Generationen und Ausführungen bisher über 13 Millionen Mal verkauft (Angabe Volkswagen). Das aktuelle Modell T6.1 macht da als Multivan „Generation Six“ keine Ausnahme. Als großzügiges Familienauto oder Reisewagen ist er ideal, der 150 PS Diesel ist nicht nur kräftig genug, sondern auch sparsam. Augen auf beim Fahrwerkskauf. Die Standardfederung dürfte insbesondere hinteren Passagieren sauer aufstoßen. Bei den verwendeten Innenraummaterialien gibt man sich bei VW mittlerweile zu bescheiden, dafür gefallen Geräuschdämmung und Sitzposition. Doch das alles hat seinen Preis. Ein gut ausgestatteter Multivan (samt Drehbestuhlung und weiterer Annehmlichkeiten) kostet schnell über 50.000 Euro, das Modell "Generation Six" knackt locker die Marke von 60.000 Euro. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten
- Modell: VW Multivan T6.1 "Generation Six"
- Motor: Vierzylinder-Diesel, 1.968 ccm
- Leistung: 150 PS (110 kW) bei 3.250 U/min
- Drehmoment: 340 Nm zwischen 1.500 und 3.000 U/min
- Antrieb: Vorderradantrieb, 7-Gang-DSG
- Verbrauch kombiniert: 6,3 l l/100km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 165 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 13,0 s
- Höchstgeschwindigkeit: 182 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,90 m/1,90 m/1,99 m
- Gewicht: ca. 2.450 kg
- Grundpreis "Generation Six" DE: 53.887,80 Euro (inkl. 16 % MwSt.)