Auf dem Gebrauchtmarkt ist der Ford Galaxy günstiger als Seat Alhambra und VW Sharan. Zu finden sind meist die Diesel – doch Obacht, einige TDI-Varianten erfüllen lediglich die Euro-2-Norm, daher sind oftmals Benziner die bessere Wahl. Ob man sich für VW Sharan, Ford Galaxy oder Seat Alhambra entscheidet ist unter qualitativen Gesichtspunkten ziemlich egal. Technisch unterscheiden sich die rund 4,60 Meter langen Drillinge kaum.
Vor allem die erste Baureihe des VW Sharan, die von 1995 (der Seat kam erst 1996 auf den Markt) bis zum Facelift im Mai 2000 produziert wurde, ist optisch und technisch mittlerweile oft in fragwürdigem Zustand. Zwar beginnen die Gebrauchtwagen-Preise schon bei verlockenden 1.500 Euro, aber ob man mit solch einem Fahrzeug glücklich wird, steht auf einem anderen Blatt. Denn vor allem die Versionen vor dem ersten Facelift machen häufig mit Defekten auf sich aufmerksam.
Und dabei ist es egal, ob es sich um das Fahrwerk (ausgeschlagene Spur- und Koppelstangen, defekte Radlager, Spiel in der Lenkung), die (TDI-) Motoren (Leistungsverlust, Luftmassenmesser defekt, Zahnriemen gerissen, Probleme mit dem Turbolader, Zuheizer der TDIs defekt) oder die Materialqualität (Lautsprecherabdeckungen brechen, leicht verkratzbare, ausgeblichene Kunststoffe, Kabelbrüche im Bereich der Heckleuchten) handelt.
Als Gegenpol überzeugen von Beginn an der geräumige und variable Innenraum (zwei Meter Ladefläche, bis zu sieben Sitze einzeln demontierbar), die niedrigen Verbrauchswerte der TDI-Dieselmotoren, die auch Ford installierte und die problemlose Bedienung.
Auch die Serienausstattung der ab Spätsommer 1996 produzierten Modelle überzeugt. So sind vier elektrisch bedienbare Fenster, eine manuelle Klimaanlage, ABS und Doppel-Airbag stets serienmäßig an Bord. ESP und Seitenairbags gibt es für die Vans ab Facelift serienmäßig. Mit den Modifikationen ziehen zusätzlich die optional erhältlichen Vorhang-Airbags in den Sharan ein. Xenonlicht oder Navigationssysteme gibt es ebenfalls erst ab der Überarbeitung als Extras. Von den Navis sollte man allerdings Abstand nehmen. Die CD-basierten Systeme sind langsam, tief positioniert und die Kartendaten meist veraltet. Eine CD mit aktuellen Strecken kostet rund 150 Euro – und das alleine für Deutschland. Zudem muss man bei einem Gerätedefekt meist die gesamte Einheit tauschen lassen. Daher besser nach Fahrzeugen mit Radio suchen und bei Bedarf ein Supermarkt-Navi kaufen.
Serienmäßig sind alle Sharan, Galaxy und Alhambra mit fünf bequemen Einzelsitzen ausgestattet. Zwei weitere Sitze in der dritten Reihe gibt es nur gegen Aufpreis. Das Platzangebot ganz hinten reicht für kleinere Personen aus, der Kofferraum schrumpft in dieser Konfiguration jedoch auf schmale 240 Liter. Passend zum Ansinnen der Vans ist das Fahrwerk komfortabel ausgelegt. Die Feder-Dämpfer-Einheit bügelt schlechte Straßen glatt und liefert auch nach langen Etappen keinen Grund zum Klagen. Ein leichtes Poltern an der Vorderachse trübt den Komforteindruck ein wenig.
Unter dynamischen Aspekten kann keiner der drei Vans mit aktuellen Modellen konkurrieren. Starke Wankneigung und eine indirekte Lenkung sowie ein zu flach stehendes Lenkrad lassen sportliche Anstürme im Keim ersticken. Besser verzichten sollte man auf das Sportfahrwerk. Es bringt unnötige Härte ins Spiel, ohne signifikante Dynamikvorteile zu besitzen.
Eher wird der Sharan als Lastesel genutzt. Da es ab Werk keine Niveauregulierung an der Hinterachse gibt, empfiehlt sich der Sachs/Boge Nivomat als Nachrüst-Produkt – immerhin sind rund 700 Kilogramm Zuladung möglich. Durch die Nivomat-Stoßdämpfer an der Hinterachse bleiben Standhöhe und Federweg stets konstant, wodurch die Fahrsicherheit profitiert. Der Nivomat kann mittlerweile jedoch nur noch über Ford-Händler geordert werden, was bei der Gleichteilestrategie jedoch auch für Sharan- und Alhambra-Kunden keinerlei Komplikationen bedeuten sollte.
Alle Motoren bis zum Facelift 2000 sind an ein Fünf-Gang-Schalt-Getriebe oder eine Vier-Gang-Automatik gekoppelt. Die Handschalter lassen sich teilweise nur störrisch bedienen und machen auch aufgrund der unpräzisen Führung wenig Freude. Kaum besser erledigt die Automatik ihren Dienst. Hier fehlt eine fünfte Fahrstufe.
Besser ab Facelift: Viele Motoren besitzen seitdem ein exakte Sechs-Gang-Handschaltung oder eine Fünf-Gang-Automatik, auf die man jedoch verzichten kann. Die Wandler-Automatik des japanischen Herstellers Aisin ist ruppig, langsam und treibt den Verbrauch unnötig in die Höhe. Zudem haben mehr Automatik-Fahrzeuge Getriebe-Probleme. Allradantrieb gibt es nur für den seltenen VR6 Synchro (174 PS) und nach dem Facelift für den 115-PS-starken 1.9 TDI und den V6 mit 204 PS. Kombiniert wird der von da an 4Motion genannte Allrad stets mit Handschalt-Getriebe.
Bei den Motoren richtet sich der Fokus der Käufer klar auf Dieselantriebe, die ausnahmslos VW beisteuert. So besitzt auch der Ford die sparsamen aber lauten TDI-Aggregate, die alle zwischen sechs und maximal sieben Liter nach Norm verbrauchen (Frontantrieb). Den Anfang machte ein 90-PS-TDI (Euro 3), der sich auch bei Vollgas sehr lethargisch in Gang setzt. Besser, man wählt die im Oktober 1996 hinzugekommenen 110-PS-Version (bis 2000 nur Euro 2!). Mit dem Facelift wurden die TDIs ersetzt beziehungsweise modernisiert. Je nach Baujahr kamen 115, 130, 140 und sogar 150-PS-Varianten hinzu, wobei letztere nur als Sportvariante erhältlich ist.
Erst seit Oktober 2005 gibt es gegen Zuzahlung einen Rußpartikel-Filter. Bis heute kostet der Rußfilter beim Sharan 2.0 TDI knapp 600 Euro extra. Wer diesen Feinstaubfänger wählt, verzichtet zeitgleich auf das zwischen den Hinterrädern befindliche Reserverad. Denn dort sitzt an dessen Stelle der Behälter für das Additiv. Der Sharan ist nämlich neben dem Passat 2.0 TDI (B5) der einzige VW der mittels Additiv Ruß verbrennt.
Ein weiterer Nachteil der Turbodiesel ist, dass sich die Leistung der Motoren mittels Zusatzsteuergerät oder Umprogrammierung der Motorsoftware einfach und kostengünstig steigern lässt. Getunte Motoren halten jedoch in der Regel nicht so lange wie die Originalausführungen. Die Themen Rußfilter und Motortuning umgeht man elegant, indem man sich beim Gebrauchten für einen Benziner entscheidet.
Bei den Ottomotoren hat man die Wahl zwischen einem 115 PS starken Zwei-Liter-Sauger, dem 1.8T mit 150 PS und dem 204 PS starken V6 – vor dem Facelift leistet der Sechs-Zylinder 174 PS. Allesamt eint der Durst nach Superbenzin, denn aufgrund des vergleichsweise hohen Gewichts von mindestens 1.750 Kilogramm wollen die Ottos gedreht werden. So gibt VW den Stadt-Normverbrauch für den 2.8 VR6 Synchro mit 17,8 Litern an. Für den Stadtverkehr und die Überlandfahrt ist der Basis-Benziner absolut ausreichend und kann zudem problemlos auf Flüssiggas und damit günstigen Sprit (Liter kostet rund 60 Eurocent) umgebaut werden. VW bietet diese Gas-Option übrigens seit Mitte 2006 auch als Ab-Werk-Lösung an – Aufpreis: rund 2.500 Euro.
Wer mehr Längsdynamik wünscht, muss zum 1.8T greifen, der für flottes Fahren ausreicht. Mit einem Real-Durchschnittsverbrauch von rund zehn Litern (Normangabe 9,4 Liter) muss man allerdings selbst bei zurückhaltender Fahrweise rechnen. Wer es eilig hat, vernichtet mit dem Fünfventil-Turbo auf der Autobahn oder im Stadtverkehr auch locker 15 Liter. In etwa auf dem Niveau liegt auch der luxuriöse und recht laufruhige V6-Motor, der mit 204 PS für überraschte Gesichter anderer Verkehrsteilnehmer sorgen kann. Immerhin beschleunigt er den Van in unter zehn Sekunden auf Tempo 100 und lässt ihn rund 220 km/h schnell werden.
Der VW Sharan und seine Ford- und Seat-Derivate sind grundsätzlich solide Fahrzeuge, wenn man auf ein paar Dinge achtet: Sollte es das Budget erlauben, suchen Sie nach einem Facelift-Modell ab Mai/Juni 2001. Hier erhält man ein deutlich moderneres Auto mit besserer Sicherheitsausstattung, veredelter Qualität und vor allem modernerem Aussehen. Zudem sind dann die TDI-Motoren mindestens Euro-3-sauber.
Noch besser werden die Sharan ab Mai/Juni 2004, zu diesem Zeitpunkt erfolgte das zweite Facelift, zu erkennen an den neuen Rückleuchten und den Spiegelblinkern. Bei den Motoren sollte darauf geachtet werden, dass – wenn es ein TDI sein soll – kein Motortuning installiert ist und war (man kann Zusatzsteuergerät innerhalb von wenigen Minuten selbst demontieren), die Zahnriemen mindestens nach Vorschrift gewechselt wurden, und die Kilometerlaufleistung nicht mehr als 200.000 Kilometer beträgt. Empfehlenswert sind die neueren 115 PS TDIs ab 2004 sowie alle 140-PS-TDIs, da nur diese stets die Euro-4-Norm erfüllen.
Eine gute Alternative für Gebrauchtkäufer könnten daher die Benziner sein. Sie sind bis auf den 174-PS-VR6 immer Euro-4-rein. Klar, sie verbrauchen mehr Sprit als die Selbstzünder, haben dafür bei identischem Preis aber meist deutlich weniger Kilometer auf der Uhr und sind jünger. (Text: tv, mb | Bilder: Hersteller)