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Grenzbereich: VW Phaeton Lounge – Ein loungiges Plätzchen

Alles, was bei VW aus dem Rahmen fällt, ist in der Regel unter der Regie der Wolfsburger Tochter VW Individual entstanden.

Sei es der schnelle Golf R32, der spritsparende Passat BlueMotion oder nur spezielle Lack- und Lederfarben: Für die Tüftler der Individual GmbH gibt es nichts, was es nicht gibt. Wir waren mit ihrem Meisterstück, dem Phaeton Lounge unterwegs.
Eine Lounge ist laut Duden eine Hotelhalle oder Cocktailbar. Andere einschlägige Lexika definieren sie als Aufenthaltsraum für Reisende am Flughafen oder als Bar mit trendiger Dekoration und hohem Sitzkomfort. Und auf den Phaeton Lounge trifft alles ein bisschen zu…

Doch zuerst die Ernüchterung: Wer schon sein Scheckheft gezückt hat, wird enttäuscht. Der Phaeton Lounge ist eine Studie, ein exklusives Einzelstück. Und wird es zumindest so lange bleiben, bis VW einen Markt ausgemacht hat, auf dem mindestens einhundert der edlen Karossen abgesetzt werden können. Erst dann lohnt sich die Fertigung in der Gläsernen Manufaktur zu Dresden.

Aus drei mach eins

Das Vorzeigeobjekt wurde binnen eines Jahres in mühsiger Handarbeit gebaut. Drei Standard-Phaetons haben die Ingenieure verbraucht, einen als Basis und zwei als Spenderfahrzeuge. Der Bau ist schnell erklärt: Man schneidet einen Phaeton an der B-Säule auf und setzt dazwischen ein bisschen Blech ein.

Gut, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Eines der größten Probleme war die Verwindungssteifigkeit der Karosserie, was nur der großzügige Einsatz hochfester Stähle ermöglicht hat. Schließlich misst der Phaeton Lounge Hotelhallen-ähnliche 6,80 Meter, die in der Mitte zum durchhängen neigen.

An den Chromleisten über den Türen sieht man ihm noch an, dass er zusammengeschustert ist, die Linien knicken ab, laufen nicht wie in einem Zug zum Heck durch. Aber was soll das Genörgel, sollte der XXL-Phaeton in Serie gehen, werden die Wolfsburger sicher auch dieses Problem beheben können.

Platz im Überfluss

6,80 Meter Länge versprechen einen mehr als fürstlichen Innenraum. VW Individual hat ganz einfach die Serien-Rückbank ein zweites Mal verbaut, nur diesmal entgegen der Fahrtrichtung. So sitzen vier Passagiere äußerst kommod auf elektrisch einstellbaren, beheiz- und kühlbaren Einzelsitzen mit Massagefunktion.

Die Anfangs erwähnte Hotelhalle zwischen ihnen ist so üppig bemessen, dass man sich mit den Füßen kaum in die Quere kommen kann. Auf edlem Massivholz stellt man seine ermüdeten Treter ab - und würde die Beine gern hochlegen. Doch eine Liegefunktion à la Maybach gibt es nicht. „Wir wollten für die Studie nur auf konzerneigene Komponenten zurückgreifen“, erklärt der Verantwortliche. „Sollte ein Kunde diese Funktion wünschen, lässt sich das natürlich realisieren.“

Unbegrenzte Möglichkeiten

Die Inneneinrichtung beweist, dass fast alles Möglich ist im Phaeton Lounge. Auf Knopfdruck fährt die Cocktailbar in der Mittelkonsole aus, die Champagnergläser finden in bunt beleuchteten Haltern ihren Platz. Zwei riesige Bildschirme, lassen sich vom Himmel herab klappen, die - und das ist technisch sehr aufwändig - auch unterschiedliche Programme zeigen können. Während die einen also DVD gucken, kann man sich auf der anderen Seite die Landkarte des Navis ansehen.

Computer, W-Lan, Drucker, USB-Anschluss, Bluetooth, Playstation - kaum ein Wunsch bleibt in der Luxus-Limousine offen. Bei all der Technik erscheint es fast schon ironisch, dass man die Sonnenrollos der Seitenfenster per Hand auf und zu ziehen muss. Wie im Passat oder T5...

Zwei-Klassen-Fahrzeug

Die gläserne Trennwand dagegen, die den Arbeitsplatz Chauffeurs des Fahrers von den edlen Gästen separiert, lässt sich per Knopfdruck bedienen. Das ohne Zweifel edle Cockpit wirkt im Schatten des Fonds fast unscheinbar, es wurde eins zu eins vom Serien-Phaeton übernommen. Nur ein paar Tasten sind hinzugekommen, für besagte Trennscheibe und die Gegensprechanlage. Mehr Luxus braucht der Fahrer ja auch nicht…

Ich degradiere mich selbst, nehme den langen Fußweg vom Fond zur Fahrerkabine auf mich – drei Türen je Seite wären angenehmer - und schwinge mich gespannt hinter das hölzerne Lenkrad. Ein Knopfdruck erweckt den sechs Liter großen W12-Motor zum Leben, der sogleich in einen ruhigen Leerlauf fällt. 450 PS und 560 Newtonmeter Drehmoment sollten ausreichen, um die 3,5 Tonnen schwere Lounge zu bewegen.

Fahrender Koloss

Zwar hat man beim Anfahren das Gefühl, einen Anhänger hinter sich her zu ziehen, doch sobald die Kutsche einmal in Fahrt ist, verschwindet der Eindruck wieder. Dass Länge läuft, ist bekannt - der Phaeton liegt souverän und äußerst selbstbewusst auf der Straße. In Kurven drängt die stattliche Masse doch spürbar nach Außen, gegen die Physik kommt auch VW Individual nicht an.

Schnell übergebe ich das Steuer wieder dem Chaufferu und lasse mir im gemütlichen Fonds lieber noch die ein oder andere Anekdote erzählen. Zum Beispiel, dass das massive Holz extra aus Amerika eingeflogen wurde. Oder das die Stromversorgung oft Kopfzerbrechen bereitet. Manchmal schaffen es die beiden Batterien nämlich nicht, alle Geräte mit dem nötigen Saft zu versorgen.

Liebe zum Detail

Den eigens vom dänischen Edel-Juwelier Georg Jensen für den Phaeton Lounge angefertigten Humidor lässt dies dagegen unbeeindruckt: Seine vollautmatische Luftfeuchtigkeitsregelung arbeitet unabhängig vom Bordnetz mit einer handelsüblichen Haushaltsbatterie...

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