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Gebrauchtwagentest: Volkswagen Passat B6/B7 – Muss erst ein wenig reifen

Als Deutschlands wohl beliebtester Dienstwagen ist der VW Passat der Kilometerkönig unter den Gebrauchten. Schon nach drei Jahren hat er im Schnitt so viel Strecke auf der Uhr wie das Durchschnittsauto nach der doppelten Laufzeit. Nach vier Jahren ist oft schon die 100.000-Kilometermarke gerissen.

Angesichts dieses harten Programms hält sich das Mittelklassemodell der zwischen 2005 und 2014 gebauten Generation B6/B7 (Typ 3C und 3C/36) beim TÜV richtig gut. Trotzdem lohnt es sich, vor dem Kauf genau hinzuschauen. Der Kombi-Liebling

Geräumig und bequem muss ein Reiseauto für lange Autobahnetappen sein. Der gegenüber dem Vorgänger innen und außen deutlich gewachsene Passat B6 bietet das – vor allem als Kombi „Variant“, der die mit großem Abstand beliebteste Karosserieversion ist. Selten zu sehen und zu kaufen ist die leicht biedere Limousine. Seit 2008 gibt es das viertürige Coupé Passat CC, die wohl schickste, aber auch unpraktischste Variante des Mittelklassemodells. Apropos: Optisch wirkt das Passat-Modell ab 2010 deutlich moderner als der seit 2005 gebaute Vorgänger, der mit seinem üppigen Chrom-Kühlergrill ein stilistischer Ausreiße im VW-Programm ist. Offiziell spricht Volkswagen übrigens von zwei unterschiedlichen Modellgenerationen, die Technik ist aber weitgehend identisch und stammt – anders als beim Passat B5 – großteils vom kleineren VW Golf. Das hat eine allgemein billigere Machart zur Folge; so gibt es etwa statt der gewohnten Vierlenker-Vorderachse simplere Federbeine.

Für alle Bedürfnisse ein Motor

Die technische Annäherung an den Golf bedeutete auch die Rückkehr zum quer eingebauten Motor, die alten, nur längs montierbaren Sechszylindertriebwerke passten nicht mehr. Im Ausgleich wartet der VW-Bestseller ab 2007 mit den brandneuen TSI-Turbo-Triebwerken viel Kraft aus kleinem Hubraum. Insgesamt standen über die Bauzeit in Deutschland rund ein Dutzend verschiedene Benziner mit 75 kW/102 PS bis 220 kW/300 PS (ab 2008 im neuen V6-Modell R36) zur Wahl. Wichtiger und viel häufiger zu finden sind aber die Diesel, von denen es unterschiedliche Vierzylinder-Ausführungen mit 1,6, 1,9 und 2,0 Litern Hubraum gab. Zunächst wurden noch die rauen Pumpe-Düse-Motoren montiert, ab 2008 wurde auf die laufruhigere, günstigere und sparsamere Common-Rail-Technik umgestellt. Gängigster Motor ist auch auf dem Gebrauchtmarkt der 2,0-Liter-Diesel in der Variante mit 103 kW/140 PS, der gute Fahrleistungen mit geringem Verbrauch kombiniert. Wer es flotter mag, wählt die Ausführung mit 125 kW/170 PS oder 130 KW/177 PS, Einstiegsmotor ist ein 1,9-Liter-Triebwerk (später 1,6 Liter) mit 77 kW/105 PS. Vor allem die frühen Diesel hatten heftige technische Probleme, etwa mit den Luftdrucksensoren oder den Zweimassenschwungrädern. Mittlerweile dürften die meisten davon behoben sein. Immer noch problematisch könnten die anfälligen Ölpumpen-Antriebe sein. Wer bei leuchtender Ölwarnlampe weiterfährt, riskiert einen Motorschaden.

Neues zu bieten hat der Passat auch bei den Getrieben, wo VW sein „Direktschaltgetriebe DSG“ genanntes Doppelkupplungsgetriebe einführt, das mittlerweile quer durch das gesamte Modellprogramm zu haben ist. Die preisgünstige Automatik schaltet ohne Zugkraftunterbrechung, verlangt beim Rangieren und Einparken aber nach einem gefühlvollen Fuß, da das typische Automatik-Kriechen ebenso wegfällt wie das Kommenlassen der Kupplung. Wer lieber eine klassische Wandlerautomatik will, muss einen Benziner wählen. In bergigen und schneereichen Gebieten lohnt sich zudem der Kauf eines Allradmodells; die traktionsfördernde Technik gibt es vor allem in Verbindung mit den stärkeren Motoren.

Breite Ausstattungspalette

So umfangreich wie das Antriebsangebot ist auch die Palette an Ausstattungslinien. Neben dem üblichen Dreiklang aus „Trendline“, „Comfortline“ und „Highline“/„Sportline“ gibt es zahlreiche Sondermodelle sowie die Spezial-Ausführungen „Individual“, „Bluemotion“, „R-Line Edition“ und „R36“. Doch bereits das Basismodell erfüllt dank Klimaanlage, sechs Airbags und ESP die Grundbedürfnisse. Zu den interessantesten Extras zählen Bi-Xenon-Kurvenlicht, Spurhalteassistent, Niveauregulierung und Standheizung.

Schwachstelle Achse

Neben den Dieselmotoren macht beim Passat vor allem das Fahrwerk Ärger – nicht ungewöhnlich für viel gefahrene Langstreckenautos. Die Achsaufhängung zeigt schon beim ersten TÜV-Besuch überdurchschnittlich Schwächen, bei der zweiten HU sind dann häufig die Federn und Dämpfer dran. Die Achsen sind generell eine Schwachstelle. Wer sicher gehen will, lässt den gebrauchten Kaufkandidaten daher auf einer Hebebühne durchchecken. Dort können auch gleich die Bremsscheiben überprüft werden, die ebenfalls bei hohen Kilometerleistungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Die besten HU-Ergebnisse liefern laut TÜV-Report übrigens die sechs- bis siebenjährigen Passat-Modelle. Die üblichen Schwächen sind dort offenbar bereits durch Werkstattbesuche ausgebügelt worden.  

Es führt kein Weg dran vorbei

Wer ein bequemes und geräumiges, gleichzeitig unauffälliges Langstreckenauto sucht, landet zwangsläufig beim Passat. Wer die üblichen Schwächen kennt und bei Kauf oder Preisverhandlung berücksichtigt, erhält ein solides Auto mit vielen Vorzügen. Am sichersten geht man mit einem gut abgehangenen und ordentlich gepflegten Exemplar. (sp-x/hoh/jms)

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