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Erster Test: Volkswagen Golf – VW startet in die Zukunft

Volkswagen frischt den Bestseller Golf auf und signalisiert schon mit der Bezeichnung, dass der Kompakte jetzt im Digitalzeitalter angekommen ist. Statt Modellpflege, Facelift oder Produktaufwertung haben sich die Wolfsburger Marketingstrategen lieber für den Begriff Update entschieden.

Wir waren mit dem Golf 7.2 schon für Sie unterwegs!     Um ehrlich zu sein: Facelift wäre auch ein bisschen hochgegriffen, sieht der Golf 7 doch nach dem Update fast noch so aus wie sein Vorgänger. Nachgeschärft nennen das die Designer gern und meinen damit, dass sie nur ein wenig an den Scheinwerfern und Schürzen herumgedoktert haben. Die Blechteile anzufassen wäre einerseits viel zu teuer. Andererseits muss der Golf ja auch weiterhin jedem erdenklichen Käufer gefallen.

Mehr Sicherheit dank Gestensteuerung

Austoben durften sich dagegen die IT-Fachleute. Nicht weniger als ein komplett neues Infotainmentsystem feiert im Golf-Update seine Premiere und bringt die Gestensteuerung in die Kompaktklasse. Mit einer einfachen Handbewegung vor dem Display lassen sich so zum Beispiel die Radiosender wechseln. „Das erhöht auch die Sicherheit“, sagen die VW-Experten.

Schließlich, so der Fachmann, habe man auf einem klassischen Touchscreen oft das Problem, dass man sich aufgrund von Bodenwellen oder anderen Unebenheiten schwer tut, die richtige Stelle zu treffen. Hat man sich einmal vertippt, hilft in der Regel nur der Blick auf das Infodisplay, um den Fehler zu korrigieren. Wer aber auf die Mittelkonsole schaut, schaut nicht auf die Straße!

Kein Lautstärke-Regler mehr

Die Erklärung wirkt zugegebenermaßen etwas an den Haaren herbei gezogen – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass VW im gleichen Atemzug den Lautstärkeregler durch zwei Tasten ersetzt hat und man eben nicht mal so nebenbei das Radio leiser drehen kann; auf eine Finger-Kreisel-Geste, wie sie BMW im 7er und 5er (LINK ZU DEN TEXTEN) hat, verzichtet VW. Nichtsdestotrotz: Die Gestensteuerung wird uns in Zukunft noch häufig begegnen, mischt Volkswagen tatsächlich vorne mit und setzt die von Konzernchef-Müller vor einiger Zeit ausgerufene Digitalisierungs-Offensive um.

Dass das neue System auf Wunsch immer online ist, versteht sich von selbst. Natürlich können auch Smartphones problemlos per Apple CarPlay oder Android Auto angebunden werden, und wer im Smart-Home wohnt, kann über die App DoorBird, wenn zuhause jemand klingelt, sogar ein Livebild der Türkamera auf das Infotainment-Display zaubern. Steht der Paketbote vor der Tür, könnte man ihm theoretisch sogar per Tastendruck die Haustür öffnen.

Neuer Benziner

Digitalisierung ist ein Pfeiler der Wolfsburger Zukunftsstrategie, der andere ist Elektrifizierung. Doch sowohl der e-Golf als auch der Plug-in-Hybrid Golf GTE lassen noch ein paar Wochen auf sich warten – mit den Stromern dürfen wir erst Ende März unsere Testrunde drehen. Noch darf dagegen die „alte Welt“ eine Neuheit präsentieren: den 1.5 TSI. Damit durchbricht Volkswagen den Downsizing-Trend, ersetzt der Vierzylinder doch das bisherige 1,4-Liter-Aggregat.

Der neue 1.5er mit 150 PS ist der erste Botschafter einer neuen Motorgeneration, die sukzessive nicht nur im Golf, sondern Marken- beziehungsweise sogar Konzernweit Einzug halten wird. Was ihn auszeichnet, ist vor allem die unüblich hohe Verdichtung von 12:1. Mit ähnlichen Werten hat schon Mazda Erfolge einfahren können, sprich niedrige Verbrauchswerte: Nur noch 4,9 Liter sollen pro 100 Kilometer verbrannt werden. Beim Sparen hilft dem Neuen auch die „Freilauf Motor  Aus“-Funktion, kurz FMA. Dadurch wird der Motor beim Segeln, also zum Beispiel wenn man auf eine rote Ampel zurollt oder auf der Autobahn vom Gas geht, komplett abgekoppelt und ausgestellt. Im direkten Vergleich soll FMA bis zu 0,4 Liter pro 100 Kilometer sparen.

  • Technische Daten – Volkswagen Golf

Länge: 4,26 Meter, Breite: 1,79 Meter (mit Außenspiegeln 2,03 Meter), Höhe: 1,49 Meter, Radstand: 2,62 Meter, Kofferraumvolumen: 380 bis 1270 Liter

Antriebe

1,0-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner (TSI), 63 kW/85 PS bei 5.000 - 6.000 U/min, maximales Drehmoment: 175 Nm bei 2.000 - 3.000 U/min, 0-100 km/h: 11,9 s, Vmax: 180 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,8 l/100 km, CO2-Ausstoß: 108 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 17.850 Euro

1,4-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner (TSI), 92 kW/125 PS bei 4.800 - 6.000 U/min, maximales Drehmoment: 200 Nm bei 1.400 - 4.000 U/min, 0-100 km/h: 9,1 s, Vmax: 204 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,2 l/100 km, CO2-Ausstoß: 120 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 22.775 Euro

1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner (TSI), 110 kW/150 PS bei 5.000 - 6.000 U/min, maximales Drehmoment: 250 Nm bei 1.500 - 3.500 U/min, 0-100 km/h: 8,3 s, Vmax: 216 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,2 l/100 km, CO2-Ausstoß: 119 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 24.125 Euro

2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner (TSI), 169 kW/230 PS bei 4.700 - 6.200 U/min, maximales Drehmoment: 350 Nm bei 1.500 - 4.600 U/min, 0-100 km/h: 6,4 s, Vmax: 250 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,4 l/100 km, CO2-Ausstoß: 148 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 29.975 Euro

1,6-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel (TDI), 85 kW/115 PS bei 2.750 - 4.600 U/min, maximales Drehmoment: 230 Nm bei 1.400 - 2.750 U/min, 0-100 km/h: 11,9 s, Vmax: 184 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,1 l/100 km, CO2-Ausstoß: 106 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 22.200 Euro

2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel (TDI), 110 kW/150 PS bei 3.500 - 4.000 U/min, maximales Drehmoment: 340 Nm bei 1.750 - 3.000 U/min, 0-100 km/h: 8,6 s, Vmax: 216 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,2 l/100 km, CO2-Ausstoß: 109 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 26.800 Euro

GTD: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel (TDI), 135 kW/184 PS bei 3.500 - 4.000 U/min, maximales Drehmoment: 380 Nm bei 1.750 - 3.250 U/min, 0-100 km/h: 7,5 s, Vmax: 231 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,4 l/100 km, CO2-Ausstoß: 116 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 31.975 Euro

1,4-Liter-Vierzylinder-Turbo-Erdgas (TGI), 81 kW/110 PS bei 4.800 - 6.000 U/min, maximales Drehmoment: 200 Nm bei 1.500 - 3.500 U/min, 0-100 km/h: 10,6 s, Vmax: 195 km/h, Durchschnittsverbrauch: 3,6 kg/100 km, CO2-Ausstoß: 98 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: noch keine Angaben.

Auf unserer ersten Ausfahrt konnte das neue Triebwerk sein Können gleich unter Beweis stellen und überzeugte mit Durchzugskraft und ausgesprochener Laufruhe gleichermaßen. 250 Newtonmeter Drehmoment liegen ab 1.500 Umdrehungen an, die Verwaltung übernimmt entweder eine gewohnt leichtgängige Sechsgang-Handschaltung oder das neue Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.

GTI mit mehr Leistung

Neben dem 1.5 TSI stehen fünf weiter Benziner in der Preisliste, die von 85 bis 245 PS reichen –  letztgenannter ist wie gehabt der GTI Performance, der mit dem Update einen Leistungsaufschlag von 15 PS erfahren hat. Dem normalen GTI wurden nur zehn Pferdestärken aufgeschlagen, er kommt jetzt also auf 230 PS. Für deutlich mehr Fahrspaß sorgt das freilich nicht, war der GTI doch schon zuvor ein lustvolles Kraftbündel. Die derzeit drei Diesel decken vom 1.6 er bis zum Zwei-Liter-GTD ein Leistungsband von 115 bis 184 PS und sorgen im günstigsten Fall für einen Verbrauch von nur 4,1 Liter.

Ansonsten aber ist auch der geupdatete Golf ein Golf wie er im Buche steht. Das Platzangebot ist unverändert gut, die Materialauswahl und Verarbeitungsqualität immer noch vorbildlich und das Fahrverhalten astrein: Der Unterbau reagiert verbindlich und lässt sich auf Wunsch mehr in Richtung Sport oder Komfort trimmen, die Lenkung läuft leicht und gibt doch die nötige Rückmeldung. Und wenn es nötig ist, greifen aktuelle Assistenzsysteme unterstützend ein: Im Stau übernimmt bis 60 km/h der Computer das Steuer und ein Notbremsassistent bringt den Wagen sicher zum Stillstand, wenn der Fahrer, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt, nicht mehr reagiert. Das alles hat aber auch seinen Preis: Unter 17.850 Euro ist der neue Golf nicht zu haben, und wer sich beim Bestellen nicht zurück hält, landet problemlos auch bei 30.000 Euro. Golf bleibt Golf, und das ist auch gut so – schließlich gibt es kaum ein Auto, an dem es so wenig auszusetzen gibt. Trotzdem hat es VW geschafft, den Klassiker noch ein bisschen besser zu machen. Auch wenn das Update keine Revolution ist: Mit dem neuen Infotainmentsystem ist Volkswagen Vorreiter im Kompaktsystem, die Assistenzsystem machen ihn fit für die nächsten Jahre - und der neue 1.5 TSI beweist, dass die Wolfsburger bei aller Digitalisierung auch in der „alten“ Welt noch up to date sind.  

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