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Test: VW Beetle 1.2 TSI – Einfach liebenswert

Viele werden es selbst nicht mehr erlebt haben, doch bis in die 1970er Jahre hinein dominierte der VW Käfer das Straßenbild in Deutschland wie kein anderes Automobil. Längst vergangene Zeiten.

Und auch die seit fast einem Jahr angebotene Wiederauflage der Wiederauflage, schlicht Beetle genannt, wird diese Erfolgsgeschichte im seligen Wirtschaftswunder-Deutschland nicht mehr nacherzählen. Gut so, wie wir meinen. Denn als Allerweltsauto könnte der Beetle einiges von seiner eigentlich charismatischen Erscheinung einbüßen. Der Neo-Käfer bietet nämlich ein beeindruckend cooles Design, das sich optisch wieder stärker am historischen Vorbild orientiert und mit knackiger Retro-Silhouette wieder mehr vom alten Spirit transportiert. Allerdings ist selbst der Beetle nicht ganz so stimmig wie die einst organische geformte Karosserie des Original-Entwurfs von Ferdinand Porsche.

Besondere Sympathien wecken beim Neuzeit-Entwurf die niedlichen Kulleraugen, die zusammen mit dem breiten Lüftungsschlund der Frontschürze ein freundliches Lächeln suggerieren. Doch darüber hinaus blickt der Beetle mit den optionalen LED-Tagfahrlichtern auch wertig, technisch modern und fordernd.

Letzteres passt auch insgesamt zum kraftvollen Stand des Beetle, der dank einer ausgewogenen Breitenbetonung recht maskulin und stämmig wie ein coupéhafter Sportwagen auf der Straße steht. Viele Lichtkanten wie zum Beispiel die Einfassung der Seitenfenster unterstreichen den dynamischen Charakter.

Schön mit Extras

Schließlich ist da noch die Lackierung in Babyblau (235 Euro Aufpreis), eine wirklich gelungene Hommage an den Ur-Käfer, der in einem recht ähnlichen Ton zahlreich von den Nachkriegs-Bändern im Stammwerk in Wolfsburg krabbelte. Dank des polarisierenden Retrolacks, den schicken 17-Zöllern und angesichts seiner Seltenheit kann der Volkswagen-Neuling viele Blicke auf sich ziehen. Sofern das Retroauto weiterhin eine Ausnahmeerscheinung ist, dürfte das auch vorläufig so bleiben.

Das schicke Blau findet sich ebenfalls in dem nicht minder schicken Innenraum wieder. Auch hier handelt es sich um eine Ur-Käfer-Referenz, denn das Original hatte ja noch ein in Wagenfarbe lackiertes Armaturenbrett aus Stahl. Allerdings sind die lackierten Flächen im Innenraum des Neuen wie auch der Rest des Interieurs aus Hartplastik, welches stellenweise von sogar recht kratzempfindlicher Natur ist.

Kleine Mängel

Und damit bietet der Beetle nicht ganz das Premium-Flair, wie es bei anderen VW-Modellen wie dem Golf der Fall ist, auf dessen Plattform der Beetle übrigens aufsetzt. Irritiert haben uns dann noch kleinere Mängel, denn unter einer Manschette für das Kopfstützenloch in der Fahrersitzlehne lugte der Schaumstoff hervor und beim Fensterheber der Fahrerseite versagte die Automatik. Das Fenster ging sogar manches Mal runter, obwohl wir per Zeigefinger den Schalter nach oben zwingen wollten. Möglich, das diese Petitessen ein Beleg dafür sind, dass die Produktion im Mexiko-Werk Puebla weiterhin nicht die Made-in-Germany-Qualität des VW-Konzerns erreicht.

Doch neben kleinen Schwächen bietet der Beetle auch das große Kino der VW-Premium-Optionswelt. So wies uns das schon etwas in die Jahre gekommene Super-Navi RNS 510 weiterhin zuverlässig den Weg, während Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Parkpiepser, Klimaautomatik, ein schlüsselloses Schließ- und Parksystem sowie die Fender-Sound-Audioanlage uns den Autoalltag erleichtern und verschönern konnten.

Ein Coupé mit Platz

Auch sonst hat sich der Beetle im Alltag bestens bewährt. Das Armaturenbrett ist nicht mehr so unendlich tief wie noch beim New Beetle, die Frontscheibe steht steiler, den Arbeitsplatz kann man sich optimal anpassen und ist die Kopffreiheit selbst für Großgewachsene ausreichend. Allerdings nur auf den vorderen Sitzen, während sich auf den beiden Sitzen der Rückbank Personen über 1,80 Meter Länge etwas eingeengt fühlen. Richtig brauchbar ist der Kofferraum, der gegenüber dem Vorgänger um gut 100 Liter wuchs. Von normal 310 lässt sich das Gepäckabteil dank umlegbarer Rückbank auf immerhin 905 Liter erweitern.

Nur 1,2 Liter fasst hingegen der Hubraum des im Bug untergebrachten Vierzylinders. Hierbei handelt es sich die Allzweckwaffe 1.2 TSI, die dank Aufladung dem Käfer ordentlich Beine machen kann. Mehr Leistung ist immer schöner, doch mit den 105 PS und 175 Newtonmeter dauert der Sprint 10,9 Sekunden und sind 180 km/h Spitze drin, was für alle Lebenslagen absolut reicht. Der Benzinmotor, gekoppelt an ein harmonisch abgestuftes Sechs-Gang-Getriebe, ist kultiviert, drehfreudig und sorgt nach oben raus für eine fast schon sportlich anmutende, kernige Note, die entfernt sogar an den Boxersound des Ur-Käfers erinnert.

Angemessen durstig

Verbrauchstechnisch zeigte der Basismotor in der Praxis dann aber zeitgemäße Manieren, wurden aus den 5,9 Litern Normverbrauch bei moderater Fahrweise 7,3 und bei flotter Gangart 8,3 Liter. So haben wir unterm Strich einen durchschnittlichen Spritkonsum von 7,8 Litern ermittelt.

Diese Marke lässt sich problemlos auch nach oben treiben, denn der Beetle ist so fahraktiv, wie man es sich von einem Coupé wünschen sollte. Der Mexiko-VW liegt gut auf der Straße, die sportlich abgestimmte Lenkung gibt eine exakte Rückmeldung und lassen sich reuelos Kurventempi fahren, die eigentlich kaum mehr in den öffentlichen Straßenverkehr gehören. Allerdings: Der Unterbau vermittelt auch eine gewisse Grundhärte, die die Insassen bei gröberen Verwerfungen durchaus rüpelhaft schütteln kann.

Angemessen teuer

Die Basisversion mit 105 PS ist ab rund 17.000 Euro zu haben. Damit ist der Beetle übrigens 500 Euro günstiger als der dreitürige Basis-Golf mit dem 1.2 TSI. Unser Test-Beetle setzte auf der mittleren Ausstattung Design auf, für die 17.925 Euro abgerufen werden. Die bereits erwähnten Annehmlichkeiten summieren sich mit 17-Zoll-Rädern und Sonderlack dann auf einen durchaus stattlichen Preis von 24.300 Euro auf. Allerdings bekommt man dann eine bemerkenswert üppige Ausstattung und zudem noch ein fahraktives und vor allem auffallend schickes Coupé. So gesehen ist der Beetle sogar ein interessantes, weil im Vergleich zum Golf absolut faires Angebot. Das Design des neuen Beetle kommt offensichtlich gut an, was zumindest im Autoalltag die neugierigen und positiven Reaktionen vieler Passanten zeigten. Wir haben die erhöhte Aufmerksamkeit in jedem Fall genossen. Wer sich den Beetle kauft, um damit aufzufallen, dürfte es also begrüßen, wenn der Hingucker im Straßenverkehr weiterhin eine Rarität bleibt.

Darüber hinaus stimmen beim Beetle auch die inneren Werte. Das Interieur ist nicht nur stylish, sondern auch für den Alltag gut ausgelegt. Gefallen hat uns der Golf-Ableger im Retrokleidchen zudem in Kombination mit der Basismotorisierung. Der kreuzbrave 1.2 TSI arbeitet leise und kultiviert, kann aber auf Wunsch auch kräftigeren Schub zur Verfügung stellen, bei insgesamt moderatem Verbrauch.

Moderat ist auch der Preis des Beetle, denn immerhin bekommt man gediegene Golf-Technik, tolles Retro-Design samt sportlicher Coupéoptik und hoher Alltagstauglichkeit zu einem vergleichsweise günstigen Kurs.

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