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Vergleichstest: Subaru Legacy 2.0 D vs. Volvo V70 D4 – Der Tänzer und die Trutzburg

Wenn Sie nicht eindimensional auf die deutschen Verkaufsschlager fokussiert sind, Sie sich vielleicht sogar lieber vom Massengeschmack abheben wollen, dann sollten Sie beim nächsten Kombikauf unbedingt Subaru Legacy und Volvo V70 in die engere Wahl ziehen.

Beide sieht man nicht an jeder Ecke stehen und beide bieten zudem einige eigenwillige und richtungsweisende Technik-Lösungen. Doch welcher der beiden Exoten überzeugt mehr? Optisch kommt der Volvo ausgewogener daher, strahlt diese nordische Gesetztheit und Solidität aus, und das kastenartige Heck verspricht einen auf den Nutzwert hin optimierten Innenraum. Wenn man beim V70 von einem Auto für Individualisten sprechen will, dann sollten diese einen nicht allzu extrovertierten Geschmack haben.

Ähnliches trifft auf den Legacy zu, der trotz einer dynamischer akzentuierten Karosserie eine biedere und stellenweise kurios anmutende Erscheinung ist. Da ist zum Beispiel das eigenwillig zerklüftete Gesicht mit großem Lufteinlass auf der Motorhaube. Und in der Flanke fallen verloren wirkende 16-Zoll-Räder in ausgestellten Radhäusern sowie bastelbudig wirkende Seitenschweller auf. Schade, denn obwohl der neue Legacy moderner als sein Vorgänger daherkommt, war die vorige Generation mit ihrer schnörkelloseren Optik stimmiger.

Aufgeräumt und spröde

Schnörkellosen Schick bietet der Legacy dafür innen, hier ist es auffällig aufgeräumt und betont funktional. Vom guten Platzangebot auf beiden Sitzreihen abgesehen ist der erste Eindruck jedoch ernüchternd, denn in einem Fahrzeug der oberen Mitteklasse darf man etwas mehr Premium-Flair erwarten. Die Kunststoffe sind zumeist hart und von eher sprödem Charme, und edel inszenierte Technik-Spielereien sind hier unterrepräsentiert.

Nimmt man es aber genau, sind alle wichtigen Ausstattungsmerkmale, die ein Auto heute in dieser Klasse bieten sollte, vorhanden: Super-Navi, Motorstartknopf, elektrische Feststellbremse, Tempomat, Bluetooth-Freisprechanlage –  die wirklich wichtigen Nettigkeiten sind bestellbar. Viele Hersteller bieten diverse Extras, die von Subaru grundsätzlich nicht angeboten werden.

Wohnlicher Schwede

Anders beim Volvo, der ein wohnlicheres Ambiente bei etwa gleichem Platzangebot bietet, mit typischem Volvo-Stil erfreut und der mit Übersichtlichkeit und einfacher Bedienung überzeugt. Sofern man nicht versucht, sich im Navi-Audiosystem zurecht zu finden. Hier erschließt sich manche Menü-Logik selbst auf den zweiten Blick nicht.

Hervortun kann sich der V70 vor allem mit einigen sicherheitsrelevanten Feinheiten, wie zum Beispiel den per Knopfdruck umklappbaren Kopfstützen hinten, den integrierten Kindersitzen oder seinen besonders leichtgängigen Sicherheitsgurten. Und es gibt Assistenzsysteme wie den Tot-Winkel-Warner oder einen ebenfalls radarbasierten Unfallverhinderer und Abstandstempomaten.

Technische Daten
Marke und Modell Subaru Legacy Volvo V70
Version / Ausstattung 2.0D / Comfort Navigation D4 Geartronic / Ocean Race
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 1.998 / Boxer-4-Turbodiesel 1.984 / R5-Turbodiesel
Leistung (kW / PS) 110 / 150 120 / 163
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 205 / 1.800 400 / 1.500 - 2.750
Antriebsart permanenter Allradantrieb mit zentraler Visco-Sperre Frontantrieb
Getriebeart manuelle Sechs-Gang-Schaltung 6-Gang-Automatik
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.775 / 1.780 / 1.535 4.823 / 1.861 / 1.547
Radstand (mm) 2.750 2.816
Wendekreis (m) 11,4 11,2
Leergewicht (kg) 1.573 1.804
Kofferraum (Liter) 526 - 1.726 575 - 1.600
Bereifung Testwagen 205/60 R 16 225/50 R17
Verbrauch
Krafstoffart Diesel Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 5,7 5,7
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 145 / Euro 5 149 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 7,3 8,4
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 9,6 9,9
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A. k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A. k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 203 205
Preise
ab (Euro) 40.700,00 42.050,00
Empfohlene Extras Die Top-Ausstattung Comfort, bei der eigentlich alles drin ist und die damit einen ordentlichen Preisvorteil bietet. Falls Kinder vorhanden: Familien-Paket (250 Euro) und per Knopfdruck umklappbare Fondkopfstützen (150 Euro)
Weitere DatenWeitere Daten

Obwohl Subaru-Kunden vorerst von den meisten dieser derzeit in Mode gekommenen Assistenzsystemen ausgeschlossen bleiben, ist der Legacy damit aber kein rollender Sarg, denn das serienmäßige Sicherheitspaket ist absolut solide und weist keine ernsten Lücken auf. Doch wer seinen Kombi zur Trutzburg aufrüsten will, dem werden bei Volvo deutlich mehr Möglichkeiten dazu geboten.

Schöner packen

Für viele Kombikunden entscheidend ist die Frage, was hinten reingeht. Und hier ist der mit 4,82 Meter um fünf Zentimeter längere V70 zunächst im Vorteil. Optional öffnet die Hecktür sogar per Fernbedienung rein elektrisch und ermöglicht so den Zugang zu einem herrlich ausgekleideten, piekfeinen und besonders gut nutzbaren Kofferraum, der 575 und damit 49 Liter mehr als der Legacy schlucken kann.

Damit nicht genug: Die Schweden bieten noch ein tolles Verwaltungssystem in Form von Schienen im Kofferraumboden, mit denen sich Ladegut flexibel fixieren und sicher transportieren lässt. Auch die Erweiterung mit der herrlich satt und solide umklappenden, dreigeteilten Rückbank, ist besser auf den jeweiligen Transportzweck hin anpassbar.

Maximal sind es allerdings beim Subaru dann mehr Liter: 1.726 statt der 1.600 Liter beim V70. Und als besonders praktisches Schmankerl bietet der Legacy die Möglichkeit, die Rückbanklehne per mechanischer Fernentriegelung vom Kofferraum aus nach vorne zu klappen. Haken, Verzurrösen und zusätzlicher Stauraum unterm Kofferraumboden runden den letztlich guten Eindruck ab.

Boxer versus Fünfzylinder

Als Antriebe haben wir standesgemäße und in etwa gleichstarke Dieselmotoren gewählt. Beim Subaru kommt eine coole Boxer-Variante mit 150 PS zum Einsatz, während beim Volvo ein ebenfalls ungewöhnlicher, etwas rauer Fünfzylinder mit 163 PS für Vortrieb sorgt – allerdings beim Schweden als Automatikversion und beim Japaner mit manuellem Sechs-Gang-Getriebe.

Beide Zweiliter-Aggregate können auf ihre jeweils eigene Weise imponieren. Beim Volvo ist es das massive Drehmoment von 400 Newtonmeter, welches in vollem Umfang abgerufen die Vorderräder mächtig zum Scharren bringt, das Lenkrad in Unruhe versetzt und von unten heraus für ein gewaltiges Vortriebsmoment sorgt. In Kombination mit der angenehm sanft schaltenden Automatik treibt der schnell hochdrehende Diesel den 1,8-Tonner gerade noch in unter zehn Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und maximal auf etwas über 200 km/h.

Etwas performanter ist der mit 1.573 Kilogramm deutlich leichtere Legacy, denn sein eigentlich schwächerer Motor bringt den Allradler in 9,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und ist ebenfalls für maximal knapp über 200 Sachen gut. Dabei vermittelt der Boxer-Diesel eine besonders sportliche Grundhaltung, die leicht bollerige Akustik erinnert entfernt auch an BMW-Motorräder. Ähnlich wie diese hängt auch der kultivierte Vierzylinder herrlich spontan am Gas, legt sich von unten raus mächtig ins Zeug und ist selbst bei höheren Drehzahlen erfreulich willig. Diesel und Sportwagen-Feeling? Subaru hat diese beiden Welten in überzeugender Form in Einklang gebracht. Zusammen mit dem hervorragend abgestuften Sechs-Gang-Getriebe ist dieser Antrieb nicht nur exotisch, sondern auch richtig gut.

Recht ähnliche Verbrauchswerte

Trotz ihrer gehobenen Leistung geben sich die beiden Motoren halbwegs genügsam. 5,7 Liter lauten jeweils die Normverbrauchswerte. Praktisch lagen die beiden zumindest bei zurückhaltender Fahrweise nahezu gleich auf, der Legacy konsumierte 6,8 und der V70 7,0 Liter. Bei Expressfahrten reißt der V70 allerdings nach oben aus und brauchte maximal sogar 9,5 Liter, während der Legacy dann nur 8,6 Liter benötigte. So richtig benachteiligt war keiner von beiden in diesem Vergleich, denn während beim Volvo eine Automatik als Dursttreiber fungierte, war es beim Subaru der Allradantrieb.

Die Kraftverteilung auf alle vier Räder ist ein weiterer antriebstechnischer Höhepunkt, denn der sehr agile Legacy lässt sich herrlich brutal mit dieser 4WD-Lösung um die Ecken treiben. Bereits auf den ersten Metern macht der Japaner deutlich, dass er dem wilden Kurventänzchen recht zugeneigt ist. Die Lenkung reagiert herrlich spontan, der Wagen wirft sich spielerisch in die Ecken und man kann mit viel Schwung in Biegungen hinein- und dank der besonders fahraktiven 4WD-Variante auch wieder herausfahren.

Sanfter Gleiter

Von einem derartigen Pistensau-Performance-Niveau ist der behäbige Volvo weit entfernt. Er betont das Gemütliche, hat eine leichtgängige aber vergleichsweise indirekte Lenkung, wirkt mit seinem Gesamtgewicht deutlich schwerfälliger und hat zudem das weichere Fahrwerk. Dennoch kann man mit dem Dickschiff Kurven auch ambitionierter durchstechen, doch seine Stärke ist das gelassene Dahingleiten. Komfortfreunde kann der dicke Schwede besonders belohnen. Grobes Kopfsteinpflaster, nervige Querfugen auf der Autobahn – so ziemlich alle Unbilden der Straße werden nur unterschwellig an die Insassen weitergeleitet.

Der Legacy ist zwar hoppeliger, nervt die Insassen aber deshalb nicht mit übertriebener Härte. Vielmehr wirkt der Unterbau feinfühliger, die Räder federn schneller ein und wieder aus. Da kann man nicht meckern. Wären allerdings optisch stimmigere 19-Zöller montiert, würde wohl deutlich mehr Komfort auf der Strecke bleiben.

Bis zu 10.000 Euro Preisvorteil

Für derart mächtige Räder müsste man deftige 2.000 Euro mehr investieren. Ansonsten handelt sich beim Legacy um ein preislich überaus attraktives Paket. Für den Diesel mit 150 PS muss man in der Ausstattung Trend 32.600 Euro hinblättern, der in der All-Inclusive-Top-Ausstattung Comfort kostet er recht bescheidene 40.700 Euro.

Der Volvo V70 ist mit dem D4-Motor erst ab 38.300 Euro zu haben. Will man den Schweden noch mit Allradantrieb, werden für die Basis rund 43.000 Euro abgerufen. Auf diesem Preisniveau ist im Legacy bereits alles drin, was Subaru an Optionen zu bieten hat. Ausstattungsbereinigt ist der V70 damit rund 10.000 Euro teurer als der Legacy. Außen wie innen bietet der Volvo einen gediegeneren Auftritt, versprüht der Subaru einen vergleichsweise spröden Charme. Für den Schweden sprechen sein gut nutzbarer und großer Kofferraum, sein hohes Sicherheitsniveau und sein besonders angenehm komfortables Fahrwerk.

Wer mit der Optik des Legacy leben kann und sich angesichts der einfacheren Materialien innen wohlfühlt, bekommt ein technisch beeindruckendes Fahrzeug. Einerseits überzeugt der Boxermotor mit Spritzigkeit und Effizienz, andererseits qualifiziert ihn das Fahrwerk mithilfe des serienmäßigen Allradantriebs zu einer scharfen Pistensau. Und der Japaner ist als All-Inclusive-Paket auch noch ein richtiges Schnäppchen.

Aber man muss sich auch mit diesem Paket zufrieden geben, denn viele der bei Volvo verfügbaren, aufpreispflichtigen Sicherheits- und Komfortextras und auch ein Automatikgetriebe werden von Subaru grundsätzlich nicht angeboten.

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