Wir haben zwei Mittelklässler zum Vergleich gebeten – der eine ist geräumig, der andere ein Raumwunder.
Geräumig ist der Opel Insignia Sportstourer, der auf seinen 4,91 Meter Länge ordentlich Raum für Passagiere und Gepäck bietet. Vorne wirkt zwar die ausladende Mittelkonsole etwas einengend, doch finden auch großgewachsene Fahrer und Beifahrer gut Platz. Gleiches gilt im Fond, sowohl nach oben als auch an den Knien bleibt ausreichend Luft. Das Gestühl im Insignia ist dagegen, obwohl mit dem Gütesiegel „Aktion gesunder Rücken“ prämiert, nichts Besonderes und auf Dauer auch nicht übermäßig bequem.
Und das Raumwunder? Das heißt Skoda Superb Combi und bietet – trotz sieben Zentimeter weniger Länge – ein Platzangebot, das in der Mittelklasse und selbst ein Segment höher seinesgleichen sucht. In einer Mercedes E-Klasse oder einem Fünfer BMW hat man nicht mehr Platz, sondern weniger. Und selbst wenn der Fahrer fast zwei Meter misst, bleibt hinter ihm so viel Platz, dass die Mitfahrer auf der Rückbank gemütlich Lümmeln können.
Mit Fußstütze
Weil es im Fond luftig wie in einer Chauffeurs-Limousine zugeht, hat Skoda dem Superb kleine Fußbänkchen mitgegeben, womit es sich noch gemütlicher machen lässt. Zwar hat der Skoda kein besonders ausgezeichnetes Gestühl, doch sitzt es sich auf den straffen Superb-Sesseln auch ohne Siegel super. Einzig in Sachen Seitenhalt kann der Tscheche nicht mit dem Opel mithalten.
Dass der Skoda auch beim Gepäckraum die Schnauze vorn hat, sichert ihm endgültig den Titel Raumwunder. 603 Liter passen bei voller Bestuhlung in den Kofferraum, dass sind über 60 Liter mehr als der Opel schluckt. Noch deutlicher wird der Unterschied bei umgeklappter Rückbank. Dann nämlich fasst der Insignia ordentliche 1.530 Liter, der Superb hingegen nahezu unglaubliche 1.835 Liter. Damit setzt er sich nicht nur an die Spitze in seinem Segment, sondern wird auch eine Klasse darüber nur vom E-Klasse T-Modell überboten; um gut 100 Liter. Audi A6 Avant und BMW 5er Touring bleiben fast 200 Liter darunter.
Große Klappe
Nicht nur, dass der Skoda mehr Platz hat, der Stauraum ist auch noch leichter zu beladen. Zwar haben beide Kombis eine riesige Heckklappe die weit nach oben schwingt, doch nur beim Superb ist auch die Öffnung dementsprechend groß. Beim Rüsselsheimer stören die dicken Seitenwände. Beiderseits angenehm niedrig ist die Ladekante und hier wie da ist das Gepäckabteil mit robustem Teppich ausgeschlagen. Punkten kann der Opel beim Umklappmechanismus: Die Insignia-Rückbank legt sich zu einem fast ebenen Ladeboden flach, beim Skoda bleibt eine kleine Steigung.
Die Cockpits der beiden Kombis unterscheiden sich nicht von denen ihrer Limousinen-Brüder. Insgesamt wirkt der Skoda aufgeräumter, weniger Tasten erleichtern die Bedienung und das Touch-Screen-System hat man nach wenigen Minuten verstanden. Im Insignia ist die Bedienlogik nicht ganz so schnell zu durchschauen, zahlreiche Schalter, Tasten und Drehregler verwirren, das Navigations- und Entertainment-System lässt sich nicht ganz so intuitiv nutzen.
Opel liest, Skoda parkt
Dafür kann der Opel auf Wunsch Verkehrsschilder lesen und informiert den Fahrer im Infodisplay zwischen den Instrumenten über das aktuelle Tempolimit. Da kann der Skoda zwar nicht mithalten, doch ist der tschechische Kombi dafür gegen Aufpreis in der Lage, selbstständig einzuparken. Der Fahrer muss nur Gas geben und bremsen, das Lenken übernimmt der Computer und zirkelt den Superb präzise in die Lücke. Für Fahrer mit Einparkschwäche eine nette Hilfe, doch lässt sich der Skoda – wie auch der Opel – dank guter Übersicht auch ohne Assistent problemlos parken.
Damit Familie und Gepäck nicht nur bequem, sondern auch flott ans Ziel kommen, haben wir uns bei unserem Test jeweils für einen zwei Liter großen Dieselmotor entschieden. Im Skoda Superb arbeitet der VW-konzernweit eingesetzte 2.0 TDI, der es auf 170 PS und 350 Newtonmeter bringt, die bei 1.750 Umdrehungen komplett an die Vorderräder geschickt werden. Die Verwaltung der Kraft obliegt in unserem Testwagen dem Doppelkupplungs-Getriebe DSG mit sechs Gängen.
Brot und Butter
Auch im Superb erweist sich der bewährte Common-Rail-Diesel als Brot-und-Butter-Aggregat, das seine Aufgabe ohne Beanstandung erledigt. Allerdings, das muss man sagen, kann der Vier-Zylinder auch nichts Besonderes. Er ist weder ausgesprochen leise, noch besonders sparsam, noch übermäßig schnell – einfach ein guter Motor eben. Für den Standardsprint hat sich unser Testwagen 9,7 Sekunden genehmigt, die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 218 km/h.
Zusammen mit dem DSG tritt der Skoda flott an, von einem Turboloch ist kaum etwas zu spüren und beim Zwischensprint, etwa zum Überholen, schaltet das automatische Getriebe zügig runter. In unserem Insignia sind die Gangwechsel Sache des Fahrers; sein 2.0 CDTI ist an ein manuelles Sechs-Gang-Getriebe gekoppelt, zu dessen leichtgängigen Schalthebel der Fahrer öfter greifen muss, will er flott unterwegs sein.
Rauer, lauter, langsamer
Zwar entwickelt der rauer und lauter laufende Opel-Motor mit 160 PS kaum weniger Leistung als der VW-Diesel und stehen ebenfalls bei 1.750 Touren 350 Newtonmeter parat, doch weist der Insignia ein ausgeprägtes Turboloch auf und setzt unter 2.000 Umdrehungen Gasbefehle nur unwillig in Vorwärtsbewegung um. Das fällt vor allem an Steigungen auf, die der Opel mitunter im zweiten Gang mit Vollgas nur müßig erklimmt.
Mitschuld daran ist die ecoFlex-Ausführung, in der unser Testwagen auf den Hof rollte. Das lang übersetzte Getriebe des Spritspar-Opels trimmt den Motor auf Effizienz, nicht auf Leistungsentfaltung und hemmt den Vorwärtsdrang. Wer die Gänge ausdreht und spät schaltet, kann auch den Sportstourer in 10,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen; dann ist die Sparsamkeit aber dahin. Der Opel braucht übrigens nicht nur etwas länger bis er Landstraßentempo hat, er gönnt sich umgekehrt auch etwas mehr Bremsweg als der Skoda. Der Tscheche steht nach 35,7 Metern, der Insignia einen Meter später.
Ähnlicher Konsum
Und wie sieht es mit dem Verbrauch aus? Auf dem Papier ist der ecoFlex-Opel einen Liter sparsamer als der Superb. Der Insignia konsumiert im EU-Zyklus 5,1 Liter, der Skoda 6,1. In der Praxis schwindet allerdings der Verbrauchsvorteil des Sportstourers, zumal wenn man zügig unterwegs sein will und dementsprechend nicht gerade effizienzorientiert schaltet. So ist im Alltag ein Konsum zwischen sechseinhalb und sieben Litern realistisch – wenn man allein oder zu zweit unterwegs ist. Packt man die rund 1,6 Tonnen schweren Kombis voll, mit zusätzlichen Passagieren und Gepäck, dürfen gern nochmal ein bis zwei Liter addiert werden.
Zumal die Kombis in der Regel, wenn sie nicht in der Stadt unterwegs sind, auf der Autobahn anzutreffen sind, wo sie sparsam Kilometer abspulen. Allerdings kommt der Fahrspaß nicht zu kurz und auch abseits der geraden Highways können beide bestehen. Unser Opel verfügte über das adaptive Fahrwerk FlexRide, das per Tastendruck nicht nur die Dämpferhärte, sondern im Sportmodus auch noch Lenkung, Gasannahme und Instrumentenbeleuchtung beeinflusst.
Zu wenig Komfort
Im Sportmodus lässt sich der Opel auch tatsächlich sportlich bewegen, nimmt Kurven mit nur wenig Seitenneigung und fängt erst spät und dafür nur sanft und gut kontrollierbar an, über die Vorderräder zu schieben. Dagegen ist der Unterschied zwischen dem Normal- und dem eigentlich komfortablen Tour-Modus kaum zu spüren, und selbst auf Tour eingestellt ist der Insignia immer noch recht straff und man wünscht sich auf längeren Strecken eine etwas bequemere Abstimmung. Zumal der ecoFlex aus aerodynamischen Gründen auch noch zehn Millimeter tiefer liegt, als der normal Insignia. Hinzu kommt, dass die leichtgängige Lenkung relativ wenig Rückmeldung gibt, was vor allem bei ambitionierter Kurvenhatz auffällt.
Der Skoda kommt ohne adaptives Fahrwerk; das braucht er auch nicht. Den Ingenieuren ist beim Superb ein ausgewogener Abstimmungs-Kompromiss gelungen, der individuelle Einstellmöglichkeiten überflüssig macht. Gut bügelt der Tscheche die meisten Unebenheiten aus dem Asphalt, liegt auf der Autobahn satt auf der Straße und lässt sich bei Bedarf doch sicher und zügig ums Eck scheuchen. Zwar neigt er etwas früher zum Untersteuern als der Opel, doch wird dies – wie auch im Insignia – schon im Ansatz vom ESP unterbunden.
Gleicher Preis
Technische Daten
Marke und Modell | Skoda Superb Combi | Opel Insignia Sportsourer | ||
---|---|---|---|---|
2.0 TDI DSG | 2.0 CDTI ecoFlex | |||
Abmessung und Gewicht | ||||
Länge/Breite/Höhe (mm) | 4.838 / 1.817 / 1.510 | 4.830 / 1.856 / 1.520 | ||
Radstand (mm) | 2.758 | 2.737 | ||
Wendekreis (m) | 11,5 | 11,4 | ||
Leergewicht (kg) | 1.594 | 1.610 | ||
Kofferraum (Liter) | 603 - 1.835 | 540 - 1.530 | ||
Bereifung Testwagen | 205/55 R 16 | 225/55 R 17 | ||
Motor | ||||
Hubraum (ccm) / Bauart | 1.968 / R4 Turbo | 1.956 / R4 Turbo | ||
Leistung (kW / PS) | 125 / 170 | 118 / 160 | ||
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen | 350 / 1.750 - 2.500 | 350 / 1.750 - 2.500 | ||
Antriebsart | Frontantrieb | Frontantrieb | ||
Getriebeart | Sechs-Gang-DSG | manuelles Sechs-Gang-Getriebe | ||
Verbrauch | ||||
Krafstoffart | Diesel | Diesel | ||
Kombiniert laut Werk (l/100km) | 6,1 | 5,1 | ||
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm | 159 / Euro 5 | 134 / Euro 5 | ||
AS24-Verbrauch (l/100km) | 6,9 | 6,4 | ||
Fahrleistungen | ||||
Werksangabe 0-100km/h (s) | 8,9 | 11,6 | ||
AS24-Sprint 0-100km/h (s) | 9,7 | 10,9 | ||
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) | 35,7 | 36,8 | ||
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 218 | 203 | ||
Preise | ||||
ab (Euro) | 30.250,00 | 28.690,00 | ||
Empfohlene Extras | Ambition-Ausstattung (3.400 Euro), Bi-Xenon (950 Euro), Parklenkassistent (510 Euro), elektrische Heckklappe (340 Euro), Navigationssystem (1.880 Euro) | Edition-Ausstattung (3.155 Euro), Parksensoren (550 Euro), Tempolimit-Erkennung (525 Euro), Bi-Xenon (1.250 Euro) | ||
Weitere DatenWeitere Daten |
Wichtigstes Kaufkriterium, gerade bei eher rationalen Autos wie den beiden Familien-Kombis, ist natürlich der Preis. Und der Skoda wird seinem Ruf, viel Auto für wenig Geld zu bieten, gerecht: Der 2.0 TDI steht – ohne das optionale DSG – mit 28.250 Euro in der Preisliste. Für den Insignia 2.0 CDTI ecoFlex müssen in der Basisausstattung 28.690 Euro bezahlt werden. Zwar sind beide in der Grundversion nicht üppig ausgestattet, doch gehören neben einem CD-Radio, elektrisch Fensterheber rundum, eine Klimaanlage und der Bordcomputer beiderseits zur Serienausstattung.
Empfehlenswert ist beim Skoda die Ausstattungslinie Ambition zu 31.650 Euro. Damit erwirbt man das Abbiegelicht, eine Klimaautomatik, den Tempomat, einen Regensensor, Sitzheizung vorne, einen elektrisch einstellbaren Fahrersitz, Parksensoren hinten, Dekoeinlagen in Aluoptik und 16-Zoll-Alus statt Stahlräder. Bei Opel hört die nächsthöhere Ausstattung auf den Namen Edition und kostet 31.845 Euro. Gegenüber dem Skoda fehlen dann aber unter anderem immer noch die Nebelleuchten, der Regensensor, die Parksensoren und die Aluräder – dafür gibt es das Navigationssystem. Wer Summa summarum bereit ist, rund 35.000 Euro zu investieren, bekommt sowohl bei Opel als auch bei Skoda einen gut ausgestatteten Kombi.
Fazit
Viel Auto zum guten Preis. Opel bietet mit dem Insignia Sportstourer einen geräumigen Familien-Kombi zum vernünftigen Preis an. Doch gegen den Skoda kann der Rüsselsheimer nur schwer bestehen. Der Superb Combi hat den angenehmeren Motor, bietet deutlich mehr Platz und ist einfacher zu bedienen. Und das zum gleichen Preis. Nur das leider immer noch in vielen Autofahrer-Köpfen verankerte Imageproblem der tschechischen Marke kann dem Skoda zum Nachteil werden.