Für den Vergleich haben wir hinlänglich gut motorisierte und noch bezahlbare Benzin-Versionen gewählt. Doch welcher der beiden Kontrahenten macht dabei die bessere Figur? Designtechnisch vermag in jedem Fall der 208 mehr beeindrucken, denn der harmonisch gezeichnete Neuling von Peugeot erfreut mit einer prickelnd frischen Außenhaut. Obwohl ein Kleinwagen, strahlt er dabei die Eleganz und Wertigkeit höherer Klassen aus. Das Blechkleid sitzt zudem aus jedem Winkel betrachtet wie angegossen. Sanfte, ruhige Schwünge und technischen Fortschritt suggerierende LED-Tagfahrleuchten verleihen dem kleinen Franzosen eine im Kleinwagen-Segment unübliche Understatement-Aura.
Wie einst der 208-Vorgänger 207, so mimt auch der frisch geliftete Ibiza eher den jungen Wilden. Das sieht im Fall unseres Testexemplars nicht peinlich aus, aber eben auch etwas gewollt. Neben dem auffälligen Wechselspiel scharfer Lichtkanten kommen in der von uns getesteten FR-Version noch ein Doppelrohr-Auspuff und schicke 17-Zoll-Räder mit Dynamik versprühenden Breitreifen hinzu. Besonders ausdrucksstark sind auch hier die LED-Tagfahrlichter inszeniert. Zusammen mit der nach hinten abfallenden Dachlinie möchte der Ibiza vor allem sportlich orientierte Kunden ansprechen.
Ibiza hinten zu eng
Seine dynamischere Grundform geht trotz der um immerhin zehn Zentimeter längeren Karosserie mit einem faustdicken Nachteil einher: In den Fond des Dreitürers SC, den man leider ohne Easy-Entry-Funktion etwas umständlich entern muss, geht es eng zu. Die Kopffreiheit ist für durchschnittlich große Erwachsene sogar ein mittelschwerer Affront, die Kniefreiheit ebenfalls nicht rühmlich. Die knappe Gurtlänge und der enge Zugang erschweren zudem den Einsatz von Kindersitzen. Vorne sitzt man im konventionell und vergleichsweise bieder gestalteten Ibiza dafür erstklassig, den Fahrer verwöhnen zudem eine Mittelarmlehne und ein herrlich umklammernder Sportsitz, der jedoch den Rücken im oberen Drittel nicht mehr optimal stützt.
Mit Ausnahme der fehlenden Mittelarmlehne vorne geht es im 208 gemütlicher zu. Der Einstieg in den Fond ist einfacher, das Platzangebot dort selbst für Erwachsene gut. Typisch französisch hat man sich mal wieder etwas Besonderes einfallen lassen: Um das Kombiinstrument im Auge zu haben, muss der Blick über das kleine, handliche Lenkrad wandern. Das mag zunächst etwas skurril anmuten, macht sich im Alltag jedoch nicht negativ bemerkbar. Besonders positiv fällt das wohnliche Ambiente des Peugeot auf, welches sich stellenweise einer sehr gefälligen Materialwahl rühmen darf. Fesche Hochglanzoberflächen, Chromoptik und Lederakzente sorgen für augenbeglückende Innenansichten. Und haptisch runden zudem etwas kleinflächig verbaute Softoberflächen auf dem Armaturenbrett den positiven Gesamteindruck ab.
Starke und günstige Navilösung im 208
Ebenfalls schick inszeniert wurde im 208 das Multimedia-Navisystem mit großem Touchscreen und vielen cleveren Funktionen. Beim Aufpreis gibt sich diese modern anmutende Lösung dennoch recht bescheiden, denn der berührungsempfindliche Bildschirm gehört zusammen mit einer Audioanlage bereits ab der mittleren Ausstattung Active zum Serienumfang und die Funktionserweiterung aufs Navi schlägt dann mit nur 490 Euro zu Buche. Eine gewiss lohnenswerte Investition.
Zumindest in diesem Punkt bietet der Ibiza eine günstigere Lösung an, denn ein vollintegriertes Supernavi gibt es grundsätzlich nicht. Gespart hat Seat auch beim aufpreispflichtigen Tempomat, bei dem es sich um eine fummelige Lenkstockhebel-Variante ohne Vorwahlfunktion handelt. Beim Peugeot kann man die gewünschte Geschwindigkeit hingegen in schnellen Zehnerschritten vorwählen, die dann in einem Farbdisplay im Kombiinstrument gut sichtbar angezeigt wird.
Seat bietet mehr Qualität
Trotz des moderneren und auf den ersten Blick höherwertig anmutenden Innenraumarrangements kann der Peugeot nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Qualitätsversprechen des Ibiza auf länger anhaltende Freuden hoffen lässt. Der Blick in den Kofferraum verdeutlicht diesen Eindruck: Die Auslegware des 208 ist dünner und toleranter geschneidert, während beim Ibiza selbst im ja eigentlich nicht so kriegsentscheidenden „Abort“ die Verarbeitung top ist. Und auch die Hutablage, die beim Peugeot von windiger Materialstärke ist, wirkt beim Spanier deutlich durabler. Zudem bietet der Spanier etwas mehr Platz darunter: Mit 285 gegenüber 292 Liter relativiert sich das Raumwunder 208 aber nur marginal, zumal erweitert der Franzose mit 1.076 Liter gut 150 Liter mehr Maximal-Stauraum zur Verfügung stellt.
Auch beim Hubraum setzt der Ibiza auf bescheideneres Volumen, denn unser Testexemplar ist mit der Downsizing-Allzweckwaffe 1.2 TSI aus dem Volkswagen-Konzern gerüstet. Und dieser eigentlich für Effizienz stehende Turbobenziner sorgt im sportlich akzentuierten Ibiza für fast schon lustvolle Momente. Die Fahrwerte können sich mit 9,8 Sekunden und 190 km/h Topspeeed durchaus sehen lassen, doch vor allem das bereits bei 1.550 Umdrehungen anliegende Drehmoment von 175 Newtonmetern beschert bei spontaner Leistungsabfrage einen angenehmen Extrakick. Hinzu kommen sehr gute Akustikmanieren und eine vorbildliche Laufkultur, die lediglich bei höheren Drehzahlen von einer angenehm feinen Sportakustik-Note begleitet werden.
Sparsamer ohne Downsizing
Klanglich ebenfalls zurückhaltend bleibt der 1,4-Liter-Saugbenziner des 208, der mit etwas bescheideneren 95 PS angetreten ist. Selbst dieser Motor vermag bereits eine gewisse Grundspritzigkeit vermitteln, ganz ohne Turbokick. Der Standardsprint ist nach immerhin 10,5 Sekunden abgehakt und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 188 km/h. Was übrigens beiden lebhaften Aggregaten fehlt, ist ein lang übersetzter sechster Gang, der auf der Autobahn vor allem beim kürzer übersetzen Peugeot für etwas niedrigere Drehzahlen sorgen könnte. Die Schaltkultur ist übrigens Geschmackssache: beim Seat kurz und knackig, beim Peugeot etwas labberig aber dafür leichtgängig flutschend.
Den großen Vorteil, den der Peugeot antriebsseitig rausfährt, ist sein deutlich geringerer Praxisverbrauch. Eigentlich wäre der Ibiza mit seinem Normwert von 5,1 Liter sogar um einen halben Liter genügsamer. Doch in diesem Vergleich zeigt sich der Downsizing-Weg in Kombination mit Aufladung nur auf dem Papier vorteilhaft. Praktisch genehmigte sich selbst bei gemäßigter Fahrweise der 1.2er satte acht Liter, während der Peugeot auch bei flotter Fahrweise knapp darunter bleibt. Im Schnitt waren es dann 7,7 gegen 8,8 Liter – ein klarer Sieg für den genügsamen Löwen.
Sportler oder Sänfte?
Nicht nur mit dem Motor, auch fahrwerksseitig ist der Seat der Junge Wilde in diesem Duell, gibt sich dank Sportfahrwerk und den 17-Zöllern sogar betont straff und animiert der zudem sehr feinfühlig ansprechende Unterbau den Fahrer gelegentlich zu einer im Straßenverkehr ja eigentlich unangebrachten Kurvenhatz. Dabei neigte der mit Winterreifen ausgerüstete Wagen allerdings schon recht früh zum gut beherrschbaren Untersteuern, welches frühzeitig vom ESP auf ein weniger turbulentes Niveau runtergebremst wird.
Nicht ganz so nassforsch fühlt sich der Peugeot an, der insgesamt etwas plumper anfedert und ein irgendwie beliebigeres Fahrgefühl vermittelt. Unebenheiten werden aber deutlich besser verdaut und die Insassen trotz der 16-Zoll-Räder mit einer fast zärtlich-französischen Gelassenheit verwöhnt. Und trotz seiner entspannteren Art ist der 208 keineswegs ein Spielverderber, wenn es mal mit Tempo durch Biegungen gehen sollte. Dem Alltagseinsatz und dem Wohlfühl-Erlebnis ist dieses Setup in jedem Fall zuträglicher.
208 bietet mehr und mehr fürs Geld
Das trifft auch auf die Ausstattung zu. Hier bietet der Peugeot neben einer besseren Basis auch noch die attraktiveren Extras, und letztere ermöglichen einen Trimm, der deutlich mehr Premium-Anmutung ermöglicht als es der spartanischere Seat vermag. So gesehen ist der Preis von 14.800 Euro für den dreitürigen 208 1.4 l VTi ein verlockendes Angebot, denn für den dreitürigen Ibiza 1.2 TSI, der immerhin zehn PS mehr bieten kann, muss man rund 1.000 Euro draufzahlen.
Zudem bietet der in Kombination mit dem 1.4 l VTi ab dem Niveau Active verfügbare 208 serienmäßig einige Annehmlichkeiten mehr. Dem Touchscreen in Kombination mit Audiosystem, Bluetooth-Freisprecheinrichtung sowie USB-Anschluss, beheizbaren Spiegeln und Tempomat kann der Ibiza lediglich 15-Zoll-Leichtmetallräder entgegensetzen, was den ausstattungsbereinigten Preisvorteil des 208 zusätzlich hebt. Ein quirliger, drehmomentstarker Motor, das agilere Fahrverhalten und ein insgesamt überzeugenderes Qualitätsversprechen – damit wären die Stärken des Ibiza in diesem Vergleich bereits zusammengefasst. Das reicht allerdings nur für den zweiten Platz.
Seine kürzere Nase hat der Peugeot 208 vorn, denn trotz seiner weniger als vier Meter langen Karosserie bietet er das bessere Raumangebot. Ein im besten Sinn komfortables Fahrwerk, der praktisch sparsamere Motor, die attraktivere Ausstattung und Optionsvielfalt, der leicht avantgardistisch gestaltete, modernere Innenraum und der geringere Preis sorgen für den insgesamt überzeugenderen Auftritt.
Zwar hinterlässt der Ibiza in diesem Vergleich stellenweise den Eindruck, schon etwas in die Jahre gekommen zu sein, abgeschlagen ist er deshalb aber nicht. Unterm Strich haben wir auch den spanischen Polo-Ableger als einen guten Kleinwagen erlebt, der vor allem bei fahraktiveren Kunden mehr Zuspruch fingen dürfte.