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Vergleichstest: Nissan Qashqai gegen Skoda Yeti – Jugend- gegen Bauhaus-Stil

Es ist ein ungleiches Paar, das hier gegeneinander antritt: Auf der einen Seite der Skoda Yeti, eine konservativ geformte Kreuzung aus Kombi und Kompakt-SUV, auf der anderen der ebenfalls in die Pkw-Rubrik Crossover fallende neue Nissan Qashqai.

Es ist ein ungleiches Paar, das hier gegeneinander antritt: Auf der einen Seite der Skoda Yeti, eine konservativ geformte Kreuzung aus Kombi und Kompakt-SUV, auf der anderen der ebenfalls in die Pkw-Rubrik Crossover fallende neue Nissan Qashqai, bei dem eigentlich nur noch die Höhe des Aufbaus daran erinnert, dass sich in seine Ahnenreihe ein paar Geländewagen eingekreuzt haben. Der Qashqai, dessen zweite Generation vor Kurzem an den Start ging, stellt üppigen Jugend-Stil zur Schau: Wo immer möglich, hat man an der breitschultrigen Karosserie gerade Linien durch geschwungene ersetzt, Kanten abgerundet und optische Akzente eingefügt.

Was dem aktuellen Käufer-Geschmack entgegenkommt und die Blicke auf sich zieht, hat indessen viele praktische Nachteile. Den Qashqai ohne Hilfsmittel rückwärts in eine Parklücke zu zirkeln, ist zwar kein Ding der Unmöglichkeit, aber ziemlich riskobehaftet: Der Fahrer betrachtet, wenn er nach hinten blickt, die Qashqai-Inneneinrichtung rund um die extrem breite C-Säule sowie das davor gesetzte winzige Guckloch, nimmt aber fast nichts von dem wahr, was sich außerhalb der Karosserie mit dem hoch angesetzten - und überdies stark schräg gestellten - Heckfenster abspielt. Die Kamera am Heck, die zeigt, was nicht zu sehen ist, gehört daher zu den empfehlenswerten Extras.  

Der Yeti ist speziell auf städtischem Terrain der angenehmere Begleiter. Auch er ist mit Rückfahrkamera erhältlich, doch weil bei ihm die Funktion die Formgebung prägte - früher eine eherne Designer-Maxime, heutzutage ein nur noch selten verfolgtes Ziel - kann man sich diese Anschaffung sparen. Der 4,22 Meter lange Skoda vertritt den Bauhausstil - klare Linienführung, vertikal wie horizontal, keine Schwellungen, und schon gar keine an uneinsehbaren Stellen - und  ist damit erheblich stadttauglicher als der Qashqai.

Moderater Verbrauch

Was den Verbrauch anlangt, geben sich die Kandidaten im urbanen Umfeld keine Blöße. Beide traten mit einem direkteinspritzenden 1,2-Liter-Turbobenziner zum Vergleich an, der im Yeti 105 und im Qashqai 115 PS mobilisierte, bei beiden macht sich, wenn Ampeln den Verkehrsfluss behindern, die Start/Stopp-Technik positiv bemerkbar. Der Qashqai schluckte unter diesen Umständen zwischen 4,9 und 5,2 Liter, der Yeti ist ähnlich genügsam.

Auch wenn’s aufs Land geht, hält er sich vornehm zurück. Pendelt die Tachonadel zwischen 80 und 100 reichen ihm 6,1 Liter pro 100 Kilometer. Beim Nissan etabliert sich ebenfalls eine Sechs vorm Komma, doch hier tendiert der Wert stark in Richtung 7,0. Macht man vom Leistungsangebot tüchtig Gebrauch, kann man aber auch problemlos mehr als zehn Liter verblasen. Die Zahlen zeigen, dass die EU-Durchschnittsverbrauchswerte und die neu dazu gekommenen Effizienzklassen lediglich Anhaltspunkte liefern: Der Qashqai, in Klasse B eingestuft, begnügt sich angeblich mit 5,6 Liter je 100 Kilometer, während für den Yeti 6,0 Liter ausgewiesen werden, weshalb er in Klasse C fällt.

Skoda für Schaltfaule

Sein maximales Zugkraftangebot von 175 Newtonmeter Drehmoment stellt der Yeti bei 1.550 Touren und damit etwas früher bereit als der mit 190 Newtonmeter ausgestattete Qashqai; der Nissan-Crossover läuft bei 1.900 Touren zur Bestform auf. Für den Fahrer bedeutet das: Im Skoda kann er sich der Griff zum Schalthebel oft verkneifen, im Nissan, wo der Gangwechsel-Absicht auf ein nicht ganz so exakt geführtes Sechsgang-Getriebe trifft, sollte er lieber nicht zu lange zögern, sonst schlafft der ansonsten so munter wirkende Vierzylinder zu stark ab: Das Turboloch ist beim Qashqai ausgeprägter als beim Yeti.

Weil der Skoda-Kubus besser am Gas hängt, wirkt er agiler, als er tatsächlich ist. Bei 177 km/h stellt er das Beschleunigen ein: für den ersten Teil der Übung, von 0 auf 100 km/h, hat er 11,4 Sekunden gebraucht. Der Qashqai ist bereits nach 10,9 Sekunden so weit und für 190 km/h gut.

Yeti: Schlichte Form, einfach praktisch

Dass der Yeti etwas hausbacken wirkt, verzeiht man ihm vor allem beim Beladen gerne: Obwohl er 16 Zentimeter kürzer ist als der Qashqai, bekommt der Käufer vergleichbar viel Kofferraum. 405 Liter passen im Skoda unter die Abdeckung, 430 in den Nissan. Lässt man das Reserverad weg, geht der Yeti mit 510 Litern sogar in Führung, und die verteidigt er auch, wenn er nach dem Wegklappen der dreigeteilten Rücksitzbank zum zweisitzigen Transporter umgebaut wird. Dann harren 1.760 Liter der Befüllung, 175 mehr als im Qashqai, obwohl der Nissan-Crossover nicht nur länger, sondern auch gut zwei Zentimeter höher ist als sein tschechischer Konkurrent. Auch im Qashqai kann die Laderaumerweiterung durch Flachlegen der Rücksitzlehne variabel erfolgen. Allerdings nur in zwei Abschnitten, weil im Verhältnis 40 zu 60 geteilt.

In der Breite nehmen sich beide Crossover nicht viel; der Yeti liegt ein paar Millimeter unter 1,8 Meter, der Qashqai geringfügig darüber. Dass beim Beladen 80 Zentimeter Höhendifferenz zu überwinden sind, ist eine seiner Schwächen: Die Nissan-Entwickler haben viele Ideen investiert, um den Stauraum im Heck unterteilbar und zweilagig zu machen, aber keine große Rücksicht auf Leute mit Rückenproblemen genommen. Der Yeti erfordert weniger Hubarbeit: Hier liegen Stoßstange und Laderaumboden zehn Zentimeter tiefer.

Duchdachte Details

Ausgesprochen praktisch sind auch Details wie der wendbare, leider aufpreispflichtige  Bodenbelag im Kofferraum des Tschechen, der die Entscheidung zwischen Teppich und schmutzunempfindlich erlaubt und die daneben installierte, herausnehmbare LED-Taschen-Lampe. Ein weitere gute Idee steckt in der Yeti-Fahrertür: Ein Mülleimerchen für den Kleinkram, der sonst im Fußraum landet.

Auch bei Nissan herrscht kein Mangel an Ablagen und kleinen Staufächern. Die Mittelkonsole wirkt ebenfalls aufgeräumt, wenn auch nicht ganz so übersichtlich bestückt wie die des Yetis. In diesem Modell ist auch sonst einfach alles dort, wo man’s erwartet, und leicht zu bedienen. Das gilt in besonderem Maße für das Navigations/Infotainment-System. Den Menü-Aufbau im Yeti begreift jeder mit einem Quäntchen Computer-Erfahrung. Der Nissan ist nicht so einfach zu begreifen, was man sogar wörtlich nehmen kann: Der Touchscreen müsste Press-Screen heißen, denn auf leichte Berührungen reagiert er nicht.

Reine Typ-Frage

In puncto Fahreigenschaften erlaubt sich der Qashqai keine Schwäche; er fährt sich gut, gerät in schnell gefahrenen Kurven nicht ins Wanken und folgt exakt den Lenkbewegungen. Der Yeti aber reagiert in allen Belangen noch eine Spur besser, ohne den Passagieren das Gefühl zu vermitteln, einem allzu straff abgestimmten Fahrwerk aufgesessen zu sein. Gerade in solchen Details scheint durch, dass Skoda die Zugehörigkeit zum VW-Konzern prima, zum Vorteil der Endverbraucher, zu nutzen weiß.

Der nüchtern-durchdachte Stil ist allerdings nichts jedermanns Sache, weshalb der Yeti einen ganzen anderen Kunden-Typ anspricht als der ornamentverliebte Qashqai. Die Gretchen-Frage, welcher von beiden es sein soll, wird also vermutlich gar nicht erst auftauchen; die beiden Modelle sind einfach zu kontrovers, als dass sie zum Marken-Wechsel einladen.

Gute Basis: 1,2 Liter Hubraum

Bei den Motoren sind die Unterschiede weitaus geringer, sieht man einmal davon ab, dass Skoda die größere Vielfalt bietet. Außer mit dem 1,2-Liter-Turbobenziner kann man den Yeti noch mit zwei weiteren direkteinspritzenden Turbobenzinern und drei Turbodiesel bestellen. Die Qashqai-Motorenpalette umfasst über den 1,2-Liter-DIG-T-Benziner hinaus nur noch zwei Turbodiesel. Bei Nissan wie Skoda ist für die - völlig ausreichende - Einstiegsmotorisierung kein Allradantrieb verfügbar.

Drei Ausstattungslinien hält Nissan für den Qashqai bereit. Visia heißt die günstigste, für die in Kombination mit dem 1.2 DIG-T-Motor 19.540 Euro zu zahlen sind. Skoda verlangt für den Basis-Yeti mit 105-PS-Benziner 18.990 Euro.

Die von uns gefahrenen Versionen waren üppig ausgestattet und daher nicht so wohlfeil. Bestellt man den Qashqai 1.2 DIG-T mit der Tekna genannten Bestausstattung, kostet er 27.450 Euro. Enthalten ist dann fast alles, was das Herz begehrt, darunter das Nissan Connect-Navigationssystem, das eine Radio-CD-Kombination plus DAB-Digitalradioempfang, eine USB-Schnittstelle, Bluetooth Audio Streaming, Google Services, Smartphone-Integration und Rückfahrkamera.

Mit Ausstattung teuer

Der Yeti 1.2 TSI katapultiert eine vergleichbare Ausstattung in ebenso hohe Preisregionen. Allerdings kann der Käufer bei Skoda dosieren, wieviel er ausgeben will. Für einen Yeti in Elegance-Ausführung - so heißt die hochwertigste mit dem kleinen Benziner kombinierbare Ausstattungsstufe - fällt ein Grundpreis von 23.590 Euro an. Die im Qashqai serienmäßigen Zutaten hat Skoda als Extras eingestuft, beispielsweise Rückfahrkamera (240 Euro), Start/Stopp-Technik inklusive Kessy, dem schlüssellosen Zugangssystem (390 Euro), Radio/Navigationssystem (600 bis 1.690 Euro). Unterm Strich sind dann flugs zwischen 25 .000 und 30.000 Euro weg.

Die im Nissan nicht verfügbare Alternative zum serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe, das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe, macht den Yeti 1.800 Euro teurer. Und noch eine Wahlmöglichkeit hält Skoda parat: Den Yeti kann man auch im Outdoor-Gewand bestellen; für 200 Euro zusätzlich tauscht Skoda Stoßfänger, Unterfahrschutz und Türschweller in Wagenfarbe gegen solche aus schwarzem Kunststoff mit silberfarbenen Akzenten aus. Über die Einigkeit beim Benzinmotoren-Downsizing hinaus haben Skoda Yeti und  Nissan Qashqai wenig gemein. Während die Tschechen auf Funktionalität setzen, wollen die inzwischen in Europa angesiedelten Nissan-Designer Emotionen wecken. Das ist ihnen gelungen - allerdings zu Lasten der Alltagstauglichkeit.

Der Yeti ist ebenfalls dem Crossover-Gedankengut entsprungen, optisch jedoch viel näher dran am geländetauglichen, kantigen Original. Das ist nicht sonderlich originell, aber im Verkehrsalltag ausgesprochen angenehm. Der Yeti ist aber auch, was Navigations- und Infotainmentsysteme anlangt, das leichter zu handhabende Auto. Dazu gibt es reichlich Extras und eine gut bestückte Motorenpalette. Wobei festzuhalten bleibt, dass die Einstiegsmotorisierungen in beiden Modellen vollauf genügen.

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