Doch was bringt die elektrische Beihilfe in der Praxis?
Ohne den E-Motor hätte leistungsmäßig die S-Klasse ihre elegante Schnauze mit Stern vorn. 435 PS leistet der von zwei Turboladern beatmete, 4,6 Liter große, direkteinspritzende V8 im Benz, den es unter anderem auch im CL gibt. Der ebenfalls turbogeladene V8 im 750i schafft es nur auf 407 Pferdestärken. Wenngleich die mehr als genug sind, um den Zwei-Tonner standesgemäß zu bewegen, haben die Münchner ihm im ActiveHybrid 7 – neben einer Leistungsanhebung um 43 PS – auch noch einen 20 PS starken Elektromotor zur Seite gestellt.
Das Ergebnis: 465 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment, was übrigens genau so viel ist, wie der Benz zu bieten hat. Und allein beim Lesen der technischen Daten wird klar, dass BMW den Schwerpunkt auf das Active legt, und nicht auf Hybrid. Denn im Sinne des Hybriderfinders ist es sicher nicht, die Leistung zu steigern, sondern den Verbrauch zu reduzieren; möglichst durch kleinere Motoren, die dank der elektrischen Beihilfe ausreichen, wie es Mercedes beim sechszylinderbefeuerten S 400 Hybrid macht.
Kaum Leistungsunterschiede
Und ganz ehrlich: Ob nun 435 oder 465 PS unter der Haube schlummern – einen Unterschied merkt der Fahrer nicht wirklich. Zumal der BMW nochmal fast 80 Kilogramm mehr schleppen muss, als die S-Klasse. So ist er beim Standardsprint gerade mal um 0,1 Sekunden schneller und gewinnt mit 4,9 Sekunden das Kopf-an-Kopf-Rennen nur knapp. Abgeregelt wird hier wie da bei 250 km/h, die beide mühelos erreichen.
Und: Obwohl auch Mercedes-Fahrer seit der neuen Turbomotor-Generation eine klitzekleine Gedenksekunde erdulden müssen, bevor der Gasbefehl in Vorwärtsbewegung umgesetzt wird, tritt der Benz noch spontaner an, als der BMW. Zwar könnte der E-Motor sein Drehmoment aus dem Stand weg zur Verfügung stellen, doch verrät ein Blick auf die Anzeige, die alle Kraftflüsse bunt aufbereitet auf dem großen Infodisplay darstellt, dass bei normaler Fahrweise vornehmlich der Benziner die ganze Arbeit allein macht.
Nicht immer mit E-Motor
Wer beim Ampelstart gemächlich aufs Gas tritt, erweckt nämlich nur den V8 aus dem Kurzzeit-Stopp-Start-Schlaf – den übrigens auch die S-Klasse meisterlich beherrscht. Der kreisrunde E-Motor, der kurbelwellenfest zwischen Benziner und Acht-Gang-Wandlerautomatik montiert ist, schlummert weiter und wird erst bei erhöhter Leistungsabfrage aktiv. Nur wer das Gaspedal richtig durchdrückt, profitiert sofort von der Kraft beider Herzen.
Dabei ist der zusätzliche Motor vor allem in der Stadt dienlich, wo beim häufigen Bremsen Energie rekuperiert wird, die dann in der etwa toastergroßen Lithium-Ionen-Batterie im Kofferraum gespeichert und beim Beschleunigen wieder in Kraft umgewandelt wird. Auf der Autobahn – und dort werden solche Limousinen vorrangig bewegt –, braucht es die Extra-Leistung nur selten; höchstens beim Überholen erbittet der V8 Hilfe. Und einen deutlichen Leistungsvorsprung des Siebeners spürt man auch beim Zwischensprint nicht wirklich.
Kein Vorteil auf der Autobahn
So kommt es, dass bei unserer Testfahrt die S-Klasse auf der Autobahnetappe dem Hybrid-7er in Sachen Verbrauch sogar überlegen war. 12,8 Liter genehmigte sich der Benz auf der Schnellstraße im Schnitt, das Münchner Flaggschiff verbrannte auf 100 Autobahn-Kilometer 13,1 Liter. Dabei sollte der doch der sparsamere sein.
Zu seiner Ehrenrettung und der der gesamten Hybrid-Technik konnte der Siebener das Bild in der Gesamtbetrachtung zu seinen Gunsten wenden. Berechnet man die Fahrten in der Stadt mit ein – hier konsumierte die S-Klasse mit über 19 Litern immerhin fast drei Liter mehr als der BMW –, so ergibt sich ein Gesamtdurchschnitt von 14,1 Litern je 100 Kilometern mit dem ActiveHybrid 7. Der S 500 CGI schluckte ohne Elektro-Stütze auf gleicher Distanz 15,7 Liter Benzin. Womit übrigens beide mal wieder deutlich über den Normangaben von beiderseits gut neuneinhalb Litern liegen.
Technische Daten
Marke und Modell | BMW ActiveHybrid 7 | Mercedes S 500 CGI | ||
---|---|---|---|---|
Motor | ||||
Hubraum (Kubikzentimeter / Bauart) | 4.395 / V8-Turbo | 4.663 / V8-Bi-Turbo | ||
Leistung (kW (PS) / U/min) | Systemleistung: 342 (465) / 5.500 | 320 (435) / 5.250 | ||
Drehmoment (Nm / U/min) | 700 / 2.000 - 3.000 | 700 - 1.800 - 3.500 | ||
Antriebsart | Heckantrieb | Heckantrieb | ||
Getriebeart | 8-Gang-Automatik | 7-Gang-Automatik | ||
Abmessung und Gewicht | ||||
Länge/Breite/Höhe (mm) | 5.072 / 1.902 / 1.485 | 5.096 / 1.871 / 1.479 | ||
Radstand (mm) | 3.070 | 3.035 | ||
Wendekreis (m) | 12,5 | 11,8 | ||
Leergewicht (kg) | 2120 | 2075 | ||
Kofferraum (Liter) | 460 | 560 | ||
Bereifung Testwagen | v: 245/45 R 19 h: 275/40 R 19 | 255/45 R 18 | ||
Verbrauch | ||||
Krafstoffart | Benzin | Benzin | ||
Kombiniert laut Werk (l/100km) | 9,4 | 9,6 | ||
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm | 219 / Euro 5 | 224 / Euro 5 | ||
AS24-Verbrauch (l/100km) | 14,1 | 15,7 | ||
Fahrleistungen | ||||
Werksangabe 0-100km/h (s) | 4,9 | 5 | ||
AS24-Sprint 0-100km/h (s) | k. A. | k. A. | ||
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) | k. A. | k. A. | ||
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 250 (abgeregelt) | 250 (abgeregelt) | ||
Preise | ||||
ab (Euro) | 105.900,00 | 97.282,00 | ||
Ausgewählte Extras (Euro) | Komfortsitze (2200), Lenkradheizung (270), Standheizung (1.550), Nachtsichtgerät (2.200), Head-Up-Display (1.390), Tempolimit-Assistent (320), Navigationssystem (3.000) | LED-Lichtpaket (1.250), Standheizung (1.860), Lenkradheizung (309), Navigationssysytem (2.440), Nachtsicht-Assistent (2.040), Multikontursitze (2020) | ||
Weitere DatenWeitere Daten |
Fazit
Was bedeutet das Ergebnis in der Praxis? Um ehrlich zu sein, so gut wie nichts. Denn weder aus finanzieller Sicht noch unter Umweltaspekten fällt die Differenz ins Gewicht. In dieser Preisklasse, wir sprechen immerhin von mindestens 97.300 Euro für die S-Klasse und nochmal fast 9.000 Euro mehr für den ActiveHybrid 7, sind Spritkosten eher nebensächlich. Und das Weltklima wird keines der beiden Autos retten, egal ob mit 14 oder 16 Liter Verbrauch.
Vielmehr werden weiterhin die klassischen Kriterien kaufentscheidend sein: Der gediegene Luxus der S-Klasse und das mondäne Ambiente mit wohnzimmergleichem Wohlfühl-Gestühl. Oder das edel-sportliche Erscheinen des 7ers und Technikschmankerl, wie das mehrfach verstellbare Fahrwerk oder das unbestritten praktische iDrive-System. Einen Vorsprung kann sich der BMW immerhin beim Angeber-Faktor einfahren: einen Hybrid hat eben nicht jeden. Ob man ihn nun braucht oder nicht...