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Vergleichstest: Audi Q7 4.2 TDI und Range Rover TDV8 – Schöne alte Welt

Die IAA steht vor der Tür und einmal mehr wird uns dort die automobile Zukunft vor Augen geführt werden: Elektroautos. Durch die Bank arbeiten die Hersteller an strombetriebenen Fahrzeugen und wollen damit dem knapper werdenden Ölvorkommen trotzen.

Fast schon wie anachronistische Relikte wirken da unsere beiden Schwergewichte, deren antikem Charme man gar nicht so leicht zu widerstehen vermag.
Leichtbau, Aerodynamik und Elektroantrieb heißen die Zauberworte der schönen neuen Automobilwelt; nichts davon trifft auf den Audi Q7 und den Range Rover TDV8 zu. Wie vom Aussterben bedrohte Dinosaurier wirken die beiden jeglicher Windschlüpfigkeit trotzenden Schwergewichte in einer – momentan nur in Gedanken existierenden Welt – voller Elektro-Smarts, iMiEVs und E-Minis, die auf leisen Pfoten durch blühende Landschaften rollen. Die Unvernunft steht den Relikten vergangener Tage in ihr bulliges Antlitz geschrieben und doch, oder gerade deswegen, üben sie auf viele eine Anziehungskraft aus, der es schwer fällt, sich zu entziehen.

Fakt ist: Der neuzeitlichen Sirenen Tage sind gezählt, auch wenn sie mit ihren pseudo-umweltfreundlichen, nur auf dem Papier sparsamen Dieselmotoren versuchen, wie einst mit dem verführerischen Blick in die Zukunft zu schmeicheln. Man muss nicht wie Homer an den Mast gefesselt sein, um zu begreifen, dass derlei Gefährte keine Zukunft haben. Alldieweil doch jeglicher Hauch des Sparens, den ein Diesel vermitteln könnte, allein durch die Anzahl an Zylindern, nämlich derer acht, ad absurdum geführt wird – das ist nicht zeitgemäß, aber schön.

Klang der Vergangenheit

Denn wie schnell macht das liebliche Blubbern, das tiefe Grummeln der mit mehr als vier Liter Brennraum gesegneten V8, grad dann, wenn sie noch kalt sind, alle Unvernunft vergessen. Aus den Endrohren hallt der raumgreifende Klang der Vergangenheit, ganz gleich, ob man im Audi oder im Range Rover sitzt; die Klangkulisse ist beiderseits herrlich. Wobei der 313 PS starke TDV8 des Briten zweifelsohne zu den kultiviertesten Selbstzündern auf dem Markt gezählt werden darf, während der TDI im Audi Q7 (340 PS) bei forcierter Leistungsabfrage durchaus frech zu Fauchen beginnt.

So kraftvoll sie klingen, so arbeiten sie auch und machen sie mit ihrem schier unendlichem Drehmoment – 700 Newtonmeter beim Range Rover, 800 beim Audi – das Leergewicht von über zweieinhalb Tonnen beinah vergessen. Nur 6,4 Sekunden vergehen, einen klitzekleinen Turbogedenkmoment mit eingerechnet, bis der Audi die 100-km/h-Marke reißt, und auch der Engländer braucht sich seiner 7,8 Sekunden keinesfalls zu schämen. Etwas größer ist der Unterschied bei der Höchstgeschwindigkeit, hier hat der Range mit Tempo 210 das Nachsehen, während der Audi munter bis 240 km/h weiter beschleunigt.

Beschleunigungsorgie

Die Beschleunigungsorgie geschieht dermaßen leichtfüßig und beeindruckt auch bei der x-ten Wiederholung, so dass man eigentlich bei jedem Ampelstopp geneigt ist, einen Kavalierstart hinzulegen. Man tut es nicht, behufs der Umwelt, wobei das grad schon egal ist. Denn mit 9,2 (Audi) beziehungsweise 9,4 Litern (Range Rover) Durchschnittsverbrauch mögen die beiden auf dem Papier zwar noch einigermaßen manierlich wirken; doch dient dies nur dem guten Gewissen. Im Alltag, vor allem in der Stadt, dürfen ruhig drei, vier Liter drauf addiert werden.

Doch hat, wer mit einem dieser Dickschiffe unterwegs ist, sicher nicht das Begehr, als Umweltaktivist zu gelten. Vielmehr will man damit auffallen, aus der Masse herausstechen und Glauben machen, man hätte es geschafft; das lässt sich mit beiden Gefährten schon allein ob ihrer gewaltigen Dimensionen vortrefflich. Vor allem der Audi überragt mit seinen über fünf Metern die meisten anderen Automobile. Der Range steht ihm in der Länge um fast zehn Zentimeter nach, baut dafür aber mit 1,87 Metern ein ganzes Stück höher. Der Platz für die Passagiere ist im beiderseits reichlich wohnlichem – im Range etwas barockem, im Audi ein wenig technokratischerem – Ambiente hingegen gleich und hier wie da fürstlich.

(K)ein Hauch von Dynamik

Während der Audi allerdings mit einer leicht abfallenden Dachlinie und nicht ganz so großen Fensterflächen fast schon verzweifelt versucht, einen Hauch Dynamik zu vermitteln, probiert dies der trutzburgenhafte Range Rover mit seiner monolithartigen Kastenform erst gar nicht. Wozu auch, denn halten könnte der Buckingham Palast auf Rädern dieses Versprechen ohnehin nicht. Er entsagt sich mit seinem auf absolutem Komfort getrimmten Fahrwerk der flotten Kurvenfahrt und konzentriert sich wohlweislich und mit Erfolg darauf, den Passagieren den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

Das gelingt dem Audi, trotz ebenfalls serienmäßiger Luftfederung, selbst im Komfort-Modus nur leidlich, doch auch der Versuch, ihm mit einer straffen Abstimmung mehr Kurvendynamik zu verleihen, muss als mehr oder weniger misslungen betrachtet werden. Zwar lässt sich der Ingolstädter durchaus flotter ums Eck scheuchen als der Range, doch kann man zweieinhalb Tonnen Gewicht nun mal nicht wegdiskutieren und drängt die träge Masse mit Nachdruck in Richtung Kurvenrand. Da bleibt dem permanenten Allradantrieb nur, Schadensbegrenzung zu betreiben und das Untersteuern zu reduzieren; vermeiden kann er es, beiderseits, nicht.

Nicht auf dem Grünstreifen

Genauso wenig vermeiden lässt sich übrigens die zumeist harzige Parkplatzsuche in der Innenstadt. Wer nicht gerade im jugendlichen Leichtsinn meint, nur weil er es könnte, dürfte er auch auf dem Grünstreifen parken, wird die ein oder andere Runde drehen, bis er eine ausreichend große und gesetzeskonforme Parklücke auf der Kö, der Maximilanstraße oder am Jungfernstieg gefunden hat. Denn genau hier halten sich die Dickschiffe doch viel lieber auf, als im unwegsamen Gelände, für das sie einst gedacht waren.

Auch wenn beide sich dort gewiss meisterlich schlagen würden – der Range übertrumpft hier den Audi mit der besseren Geländegängigkeit und fährt überdies mit dem Terrain-Response-System gar eine ganze Armada an Offroad-Helfern für jede Situation auf –, so bewegen sie sich doch fast ausschließlich auf geteerten Wegen. Immerhin glänzen beide als Zugmaschinen, die jeweils dreieinhalb Tonnen an den Haken nehmen dürfen; Ross und Reiter können damit problemlos von Turnier zu Turnier tingeln und auch die Freunde des Segelsports, die zuvor in einer der teuren Boutiquen in der Maximilianstraße ein marinefarbenes Polo-Shirt erworben haben, werden nicht enttäuscht.

Technische Daten
Marke und Modell Audi Q7 4.2 TDI Range Rover TDV8
Motor / Ausstattung
Motor
Hubraum (Kubikzentimeter / Bauart) 4.134 / V8-Turbo 4.367 / V8-Turbo
Leistung (kW (PS) / U/min) 250 (340) / 4.000 230 (313) / 4.000
Drehmoment (Nm / U/min) 800 / 1.750 700 / 1.500
Antriebsart Allradantrieb Allradantrieb
Getriebeart 8-Gang-Automatik 8-Gang-Automatik
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 5.089 / 1.987 / 1.737 4.927 / 1.956 / 1.877
Radstand (mm) 3.002 2.880
Wendekreis (m) 13 12,6
Leergewicht  (kg) 1.745 1.650
Kofferraum (Liter) 490 - 1.430 420 - 1-350
Serienbereifung 235/60 R 18 255/55 R 19
Verbrauch
Krafstoffart Diesel Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 9,2 9,4
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 242 / Euro5 253 / Euro5
AS24-Verbrauch (l/100km) 12,4 13,3
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 6,4 7,8
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k. A. k. A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k. A. k. A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 240 210
Preise
ab (Euro) 75.000,00 88.900,00
Ausgewählte Extras (Euro) Wenn schon Q7, dann bitte komplett ausgestattet mit Xenon, Panoramaglasdach, exclusive Leder, elektrischer Heckklappe, Komfortschlüssel,... (zusammen mindestens 12.000 Euro) die Luxus-Komplett-Ausstattung Autobiography inkl. Xenon, beheizte und belüftete Sitze, Holzdekor, Luxus-Fußmatten, beheiztes Lenkrad, Multimediasystem auch im Fond, Voll-Lederausstattung, Standheizung, 20-Zoll-Räder,.. (25.800)
Weitere DatenWeitere Daten

Die Zeit läuft

Enttäuschen könnte der Range höchstens nach dem Großeinkauf, schließlich fasst sein Kofferraum „nur“ 535 Liter. Gegenüber den 775 Litern des Audis ist das fast schon verschwindend gering. Die maximale Zuladung von nur, je nach Ausstattung 400 bis 500 Kilogramm ist hingegen, ganz ohne Augenzwinkern, ein Kritikpunkt. Vier wohlgenährte Insassen können den Range damit schon an seine Grenze bringen; der Audi nimmt immerhin 620 Kilogramm auf.

Bleibt die Frage, wie lange die Fahrer dieser Kolosse überhaupt noch wohlgenährt auf den schweren Sesseln ebendieser Platz nehmen können. Schließlich arbeitet die Zeit gegen diese Überbleibsel einer Ära, in der Sprit-Verbrauch keine Rolle spielte und in der man sich prima über schiere Größe definieren konnte. Mit der grünen IAA im September 2011 wird die Luft für diese Dinosaurier wieder ein wenig dünner werden und dürfte so manchem Anhänger der schönen alten Zeit beim Marsch durch die Messehallen das Garnelen-Häppchen im Hals stecken bleiben.

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