Asian Fusion Kitchen, Crossover-Food und aus exotischem Grünzeug gemixte Smoothies. Wer sich damit durch die Woche isst und trinkt, freut sich abends durchaus auf ein leckeres Butterbrot. Wenn die Zutaten stimmen (in diesem Fall ein gutes Brot und frische Butter), sorgt auch Hausmannskost für Gaumenfreuden. Und was, bitte sehr, hat das jetzt mit Autos zu tun?
City-SUV, Crossover und Co. sägen beharrlich an den klassischen Marktsegmenten. Nach der Kompaktklasse läuft auch der klassische Kleinwagen Gefahr, aus dem Fokus der Kunden und Marketingstrategen zu verschwinden. Umso leckerer ist das, was Toyota ab September in den Autohäusern serviert. Der Autobauer lädt zwar nicht zum Butterbrot ein, stellt mit der vierten Generation des Yaris aber einen fünftürigen Kleinwagen alter Schule in die Ausstellungsräume.
3,95 Meter lang
Auch die Neuauflage wurde wieder in Europa entwickelt, vom Band purzelt der kleine Toyota derweil in Frankreich. Die Kunden werden ihren Carport oder die Normgarage dann nicht umräumen müssen. Der Toyota Yaris bleibt sich im Format weitgehend treu. Fünf Millimeter kürzer wird die vierte Generation im Vergleich zum Vorgänger. Mit 3,95 Metern bleibt er deutlich unter VW Polo und Co. Bei der Suche nach einem freien Parkplatz in der City können das die entscheidenden Zentimeter sein.
Flacher und breiter wird der Yaris außerdem. Das kommt zwar der Optik zugute, aber nicht dem Ein- und Ausstieg auf engen Stellplätzen. Dafür überzeugt die Schulterfreiheit vor allem auf den vorderen Plätzen, auch begünstigt durch eine schlanke Türverkleidung.
Enger Fond, kleiner Kofferraum
Im Fond kneift es leider an Knien und über dem Kopf, hier ist von einem um fünf Zentimeter gewachsenen Radstand wenig zu spüren. Auch das Kofferraumvolumen bleibt mit 286 Litern unterhalb des Klassendurchschnitts. Wiedergutmachung allererster Sahne (wie Butter ein Produkt der Milchverarbeitung, aber nicht als Brotaufstrich zu empfehlen) betreibt der Toyota Yaris im Cockpit.
Hinter dem ausreichend in Höhe und Weite einstellbaren Dreispeichenlenkrad blickt der Fahrer auf drei adrett angeordnete Displays. In runden Rahmen zeigen sich die aktuelle Geschwindigkeit und Antriebsinformationen, mittig Navigationshinweise, Audio- oder Bordcomputerinformationen. Auch die Fahrassistenten lassen sich hier verwalten.
Umfangreiche Sicherheitsausstattung
Von denen bietet der Yaris eine ganze Menge. Schon im Basismodell fahren Notbremsfunktion mit Fußgänger- und Radfahrererkennung (Radfahrer nur bei Tageslicht), Kreuzungsassistent, adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, Verkehrszeichenerkennung und Spurhalteassistent mit Mittenführung und Gegenlenkfunktion mit.
Im aktuellen Topmodell, der Toyota Yaris Premier Edition, blickt man zudem auf die Informationen eines vollwertigen Head-up-Displays, die auf die Windschutzscheibe gespiegelt werden. Der acht Zoll große Infotainmentmonitor sitzt weit oben auf dem Armaturenbrett und damit genau auf der Sichtachse des Fahrers. Leider erinnert seine Auflösung und vor allem die Kartengrafik des Navigationssystems noch immer an die Nullerjahre. Immerhin zieht jetzt auch bei Toyota die Smartphone-Integration mit Apple CarPlay und Android Auto ein. Unter dem Touchscreen gibt es viele praktische Ablagen und eine klassische Bedienoberfläche für die Klimaautomatik. Materialien und Verarbeitung gefallen. Alles gute, alte Schule also.
Toyota Yaris mit neuem 116 PS Hybrid
Unter der Motorhaube gibt es ebenfalls Neues zu entdecken. Schon bislang war der Yaris Hybrid das meistverkaufte Modell der Baureihe. Das soll auch in der vierten Generation so bleiben. Toyota prognostiziert einen Verkaufsanteil von 75 Prozent für den Yaris Hybrid (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 2,8–3,2 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 64-73 g/km²), daneben gibt es noch zwei reine Benziner.
Drei Zylinder arbeiten in allen. Im Yaris Hybrid mit 1,5 Litern Hubraum produziert der Verbrenner 68 kW/92 PS. Er wird von einem Elektromotor mit maximal 59 kW (80 PS) Leistung unterstützt. Die Systemleistung des Hybridantriebs liegt bei 116 PS. Nach dem Druck auf den Startknopf kann der Japaner „made in Europe“ je nach Ladestand der kleinen Lithium-Ionen-Batterie und Außentemperatur einige hundert Meter elektrisch fahren. Dazu muss man nicht mal in den „EV-Mode“ schalten, ein sensibler Gasfuß genügt.
Wo ist das Gummiband?
All das ist bekannt, Toyota hat den Hybrid ja salonfähig gemacht. Eine neue Erfahrung ist der schwere Tritt auf das Gaspedal. Noch immer steigt die Drehzahl des Verbrenners, gesteuert über das stufenlose Getriebe. Das Auto wird aber beinahe analog dazu schneller. Der oft kritisierte „Gummibandeffekt“ ist kaum mehr vorhanden, dazu kommen umfangreiche Dämmmaßnahmen.
Hastig bewegt unterscheidet sich die Antriebskombination gefühlt kaum mehr von Mitbewerbern mit regulärem Automatikgetriebe. Im gemischten Fahrbetrieb dann aber doch. Vier Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchte der Toyota Yaris Hybrid auf unseren ersten Testfahrten. Das ist ein guter Wert. Hybridfahrer wissen: Wer meist im Stadtverkehr unterwegs ist und einigermaßen vorausschauen fährt, kann spielerisch auch Werte darunter erreichen.
Langsames Fahren über Kopfsteinpflaster oder schlecht in Schuss gehaltene Straßen – hier kommen viele Fahrwerke an ihre Komfortgrenzen. Das lässt sich vom kleinen Toyota nicht behaupten. Seine Federung ist schluckfreudig, gleichzeitig bleibt der Aufbau aber stets ruhig.
Das kostet der neue Yaris
Viel Hirnschmalz und einige Überstunden der Ingenieure stecken also in der Neuauflage des Toyota Yaris. Das lässt sich der Hersteller auch bezahlen. Je nach Ausstattung steigen die Preise in Deutschland im Vergleich zum Vorgänger um 1.000 bis 2.000 Euro. Gleichzeitig wurde aber bei den Assistenzsystemen ordentlich aufgerüstet.
Ab 15.392 Euro ist der Yaris mit 72 PS-Benziner im Nachbarland zu haben. Der Hybrid in gleicher Ausstattungslinie kostet in Deutschland bereits 19.486 Euro, bringt für diesen Aufpreis aber auch Scheibenbremsen hinten, Klimaautomatik, die elektrische Parkbremse und eine Armauflage in der Mittelkonsole mit. Der Testwagen markiert als Yaris Hybrid Premier Edition mit 25.140 Euro das obere Ende der Preisliste.
Erstes Fazit
Der neue Toyota Yaris ist ein klassischer Kleinwagen geblieben. Mit guter Ausstattung sowie einem gut abgestimmten, sparsamen Hybridantrieb bringt er frischen Wind in das Segment. Wer das alles gerne hätte, aber partout höher sitzen will, muss noch warten. 2021 bring Toyota mit dem Yaris Cross selbstredend eine SUV-Version. (Text und Bild: Bernd Conrad)
Technische Daten*
- Modell: Toyota Yaris Hybrid Premier Edition
- Motor: 1.5-Liter-Dreizylinder-Benziner + E-Motor
- Leistung: 85 kW/116 PS Systemleistung
- Drehmoment: Benziner 120 Nm, Elektromotor 141 Nm
- Antrieb: Frontantrieb, Automatik stufenlos
- Verbrauch kombiniert: 2,8–3,2 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 64-73 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 9,7 s
- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 3,95 m/1,75 m/1,47 m
- Gewicht: ca. 1.200 kg
- Tankvolumen: 36 l
- Grundpreis Yaris Hybrid Premier Edition: ab 25.140 Euro
- Grundpreis Toyota Yaris DE: ab 15.392 Euro
*Herstellerangaben