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Erster Test: Toyota Yaris Facelift – Neuer Look, alter Streit

Diesel oder Hybrid? Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt diese Frage immer wieder Autokäufer und Experten in Deutschland.

Auch im Kleinwagen-Segment stellt sich neuerdings die Frage, welche dieser beiden Antriebe wirtschaftlicher ist, denn seit dem Modelljahr 2013 bietet Toyota den Yaris auch hybridisiert an. Im Herbst 2014 kommt die Baureihe zudem tiefgreifend aufgefrischt, und haben wir diese Modellpflege zum Anlass genommen, sowohl Diesel als auch Hybrid auf einer Sparrunde zu vergleichen. Die Auffrischungskur nach rund drei Jahren ist beim Yaris augenscheinlich, vor allem wenn es sich um eine der höherwertigen Ausstattungslinien handelt, die mit neuen LED-Lichtern vorne und hinten mehr Technik-Aura versprühen. Der Keen-Look, wie Toyota den herausfordernden Blick nennt, passt gut zum jetzt riesigen Kühlerschlund der unteren Frontschürze. Am Heck sind die Änderungen nicht ganz so drastisch, aber wirkungsvoll, denn der Polo-Gegner hat auch hier dank einiger Retuschen einen satteren Stand bekommen. Neue Farben und Felgen runden das optische Tuning ab, welches dem ja sowieso gut proportionierten Yaris fraglos steht. Provokationen haben die Toyota-Designer aber auch diesmal nicht gewagt.

Schöner wohnen

Gleiches trifft auch auf den Innenraum zu, der in seiner Grundstruktur unverändert sachlich bleibt, der jedoch mit vielen kleinen Maßnahmen ein wohnlicheres, übersichtlicheres als auch wertigeres Ambiente vermittelt. Unter anderem die Türinnenverkleidungen wurden optisch und haptisch ansprechender gestaltet. Zudem kommen feiner wirkende Materialien zum Einsatz, was sich mit der seit jeher tadellosen Verarbeitung harmonisch ineinanderfügt. Ein paar Zierleisten in Metalloptik, eine Softoberfläche überm Armaturenbrett und schicke neue Sitzbezüge – das kann sich sehen und fühlen lassen. Allerdings: In der Mittelkonsole haben wir ein paar etwas lieblos abgedeckte Blindschalter entdeckt. Und wie ein Relikt aus alten Zeiten mutet die Schaltkulisse für den Gangwahlhebel der Automatik an, die beim Verkaufsschlager Hybrid serienmäßig dabei ist.

Dieser Teilzeitstromer hat sich für Toyota Deutschland zum Überraschungserfolg entwickelt, denn hatte man bei seiner Markteinführung vor zwei Jahren noch mit einem Verkaufsanteil von 25 Prozent gerechnet, konnte der Hybrid zuletzt 40 Prozent beim Motorenmix der Kleinwagenbaureihe für sich in Anspruch nehmen. Dieser Anteil, wagt man bei Toyota jetzt etwas kesser zu prognostizieren, dürfte mit dem Facelift noch weiter zulegen. Technisch unverändert, ermöglicht der Hybrid-Yaris weiterhin einen Normverbrauchswert von sensationell niedrigen 3,3 Litern auf 100 Kilometer. Ein Wert unter vier Liter sollte praktisch also möglich sein, dachten wir, und sind eine gut 70 Kilometer lange Spritsparrunde mit Autobahn-, Stadtverkehr- und viel Überlandabschnitten gefahren – bei ausgeschalteter Klimaanlage, versteht sich.

Easy Going

Man muss es mit der Langsamkeit nicht einmal übertreiben, um dem Normverbrauchswert nahe zu kommen. Mit dem Verkehr mit schwimmen, ohne dabei jedoch zum ärgerlichen Hindernis für andere zu werden, reicht eigentlich aus. Entspanntes Cruisen, sinniges Beschleunigen – hier ist der Yaris Hybrid auch dank einiger Akustikmaßnahmen im Zuge des Facelifts noch mehr als bisher in seinem Element. Das Zusammenspiel von stufenlosem Planetengetriebe, E-Antrieb und dem 1,5-Liter-Benzinmotor kann man bei zurückhaltendem Gasfuß als sehr harmonisch, unaufgeregt und geschmeidig erleben. Vom Antrieb hört man am meisten beim Ausrollen vor Ampeln, wenn per Rekuperation ein turbinenartiges Pfeifen von der Energierückgewinnung kündet. Diese soll mit dem Facelift laut Toyota übrigens softwareseitig optimiert worden sein, und vielleicht deshalb ist sie uns gelegentlich auch etwas zu heftig ausgefallen. Manches Ausrollen haben wir mit einem Wechsel in den Leerlauf verlängert, um so den Schwung optimal zu nutzen.

Kurz nach dem Start zu unserer ersten Testrunde wirft der Bordcomputer als ersten Wert eine 6,5 als Durchschnittsverbrauch aus, also in etwa doppelt so viel, wie laut Normwert versprochen. Doch mit jedem Kilometer purzeln die Nachkommastellen und ab und zu auch die davor. Irgendwie macht das ruhige Dahingleiten und der sinkende Verbrauch sogar Laune. Dabei hat man zudem auch etwas Zeit, sich die Gegend anzusehen, die dem Betrachter allerdings ein vom heftigen Pfingst-Unwetter baumtechnisch zerfleddertes Düsseldorf beschert und man spätestens beim Anblick der CO2-Schleuder Garzweiler ins Grübeln kommt. Ob Hybrid oder nicht: Die Klimakrise wird man wohl nur mit maximalem Verzicht entschärfen können und kann selbst ein Sparmodell wie der Yaris Hybrid höchstens als Feigenblatt dienen, das uns vor den zunehmend wütenderen Wetterkapriolen allerdings keinen Schutz bieten wird.

Elektrisch fahren spart Sprit

Ein Hybrid kann letztlich auch nur einen bescheidenen Beitrag dazu leisten, die CO2-Emissionen zu verringern. Nach gut der Hälfte der Strecke verharrt die Anzeige bei 4,2 Liter, ein ordentlicher, aber auch nicht überragend niedriger Wert. Auf den letzten Kilometern hängen wir uns deshalb in den Windschatten eines Lkw und fahren ganz zum Schluss noch ein paar hundert Meter rein elektrisch. Ist der Ladestand des Akkus hoch genug, kann man mit supersanftem Gasfuß einige Zeit ganz ohne die Hilfe des Benziners fahren. Am Ende reichte es für eine glatte 4,0. Praktisch dürfte es für viele schwer werden, unter diesen Wert zu kommen, die meisten Fahrer dürften trotz Hybridtechnik ohnehin mit fünf bis sechs Litern unterwegs sein. Doch lohnt sich dann überhaupt ein Hybrid, oder ist vielleicht der weiterhin angebotene Diesel die bessere Alternative?

Mit dem 90 PS starken Selbstzünder 1.4 D-4D fahren wir deshalb die gleiche Runde ein zweites Mal. Auf dieser Tour müssen wir die Gänge per Hand wechseln, während die Klimaanlage weiterhin deaktiviert bleibt. Die Bedingungen sind also wie zuvor mit dem Hybrid. Und hier überrascht uns der Diesel gleich zu Beginn mit maximaler Effizienz, denn statt des Normverbrauchswert von 3,8 Litern erreichen wir nach ein paar Kilometern auf der Autobahn einen Wert von 3,5 Liter. Klare Sache: Fährt man mit 90 bis 100 km/h auf Schnellstraßen, ist der Diesel besonders effizient. Doch anschließend kommen diverse Ampelstopps und da keine Energierückgewinnung durch einen E-Motor möglich ist und auch keine Start-Stopp-Automatik zur Verfügung steht, steigt mit jedem Beschleunigungsvorgang der Wert auf sogar über fünf Liter. Erst zum Schluss auf einem längeren Autobahnabschnitt geht es wieder deutlich runter und kommen wir am Ende auf 4,2 Liter.

Kommt drauf an

Und eben dieser Wert macht es schwierig, eine eindeutige Entscheidung fällen zu können, welcher der beiden denn nun der bessere Yaris ist. Verbrauchstechnisch ist der Vorsprung praktisch vernachlässigbar. Längsdynamisch liegt in jedem Fall der übrigens nominell 10 PS schwächere Diesel vorne, denn mit einer Sprintzeit von 10,8 Sekunden ist er eine Sekunde schneller und mit 175 km/h ist er auch bei der Endgeschwindigkeit um satte zehn Zähler im Vergleich zum Hybriden vorne. Und dann scheint der Diesel auch noch etwas lässiger zu federn und sich etwas gefühlvoller in Kurven werfen zu lassen. Hier meint man den von Toyota versprochenen Agilitätszuwachs im Zuge der Modellpflege sogar zu spüren. Der Hybrid wirkt eine Spur ungelenker und poltriger. Andererseits hat der Hybrid eine bequeme Automatik, die allerdings bei verschärfter Leistungsabfrage mit ihrem Gummibandeffekt mit unschön hohen Motordrehzahlen nervt. Wahrscheinlich wird den meisten Autofahrern das klassische Verhalten eines Diesels eher zusagen.

Darüber hinaus fährt man kostentechnisch mit dem Diesel günstiger, denn nach unseren Vergleichstest-Verbrauch verschlingt der D-4D knapp über fünf und der Hybrid knapp über sechs Euro pro 100 Kilometer für die nahezu gleiche Spritmenge. Deutlichere Verbrauchsunterschiede könnten sich allerdings abhängig vom Fahrprofil ergeben, wenn man vornehmlich in der Stadt unterwegs ist, denn dann bietet der Hybrid ein höheres Sparpotenzial, während der Diesel vor allem bei Überland- und Autobahnfahrten seinen Effizienzvorteil ausspielen kann.

Die Preisfrage

Bleibt noch die Frage nach den Anschaffungskosten: Auch hier ist der Diesel mit knapp unter 16.000 Euro zunächst günstiger, während der Hybrid fast 1.400 Euro mehr kostet. Allerdings ist der Hybrid ausstattungsbereinigt im Vorteil, denn er hat ja ein Automatikgetriebe und eine Zweizonen-Klimaautomatik, was laut Toyota unterm Strich einen Preisvorteil von gut 1.000 Euro mit sich bringen soll. Und während der Hybrid Euro 6 kann, müssen Dieselkunden sich noch mit Euro 5 begnügen.

Wer jedoch nach dem günstigsten Yaris sucht, kann eine im Zuge des Facelifts optimierte Alternative wählen, denn der 1,0-Liter-Dreizylinder wurde, im Gegensatz zu den anderen Motoren, deutlich überarbeitet und bietet jetzt die gleichen Spritspartricks wie beim neuen Aygo. Der Aygo 1.0 überzeugte jüngst bei einem ersten Praxistest von AutoScout24 mit 4,7 Liter als überraschend effizienter Antrieb. Wer also beim Anschaffungspreis als auch verbrauchstechnisch auf niedrigem Niveau einen Yaris bewegen will, könnte auch den für rund 12.000 Euro angebotenen 1.0 in Erwägung ziehen. Der Toyota Yaris hat ein tiefgreifendes Facelift bekommen. 85 Millionen Euro und 576.000 Arbeitsstunden wollen die Japaner in die Überarbeitung investiert haben, bei der mehr als 1.000 Teile optimiert beziehungsweise erneuert wurden. In der Konsequenz hat der Kleinwagen optisch außen und innen leicht gewonnen. Auch technisch lassen sich Fortschritte wahrnehmen. Der Wagen ist leiser, steifer und etwas handlicher als bisher. Zudem präsentiert sich der Innenraum aufgeräumter und wohnlicher.

Antriebsseitig bleibt fast alles beim Alten. Wie bisher gibt es einen 1,0-Liter-Basisbenziner, einen 1,33-Liter-Benziner, einen 1,4-Liter-Diesel sowie einen Hybridantrieb. Bei der Frage, ob nun Diesel oder Hybrid die bessere Sparalternative ist, muss jeder genau sein Fahrprofil überprüfen. Stadtfahrer sei der Hybrid empfohlen, Autobahnpendlern der Diesel. Und wem diese beiden Antriebe zu teuer sind, sollte einfach zum völlig ausreichenden und in mehreren Punkten optimierten Basisbenziner mit nunmehr 69 PS greifen, der ist billig in der Anschaffung und bei ausreichendem Vortrieb zudem noch recht genügsam und damit letztlich die Motorisierung der Vernunft.

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