Der Land Cruiser ist so etwas wie der Evergreen im Toyota-Modellprogramm (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 8,0-7,6 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 212-201 g/km²). Seit 1951 in mittlerweile 13 Generationen gebaut, hält er wacker die Stellung. Er überstand Öl- und Wirtschaftskrisen, stemmt sich bisher erfolgreich gegen seine Elektrifizierung und zeigt mit über 10 Millionen gebauten Einheiten deutlich Flagge gegen die Mercedes G-Klasse und den Land Rover Defender.
Wo beide Geländewagen aus Europa mittlerweile zusehends ihre weichen Seiten zeigen dürfen, ist der Land Cruiser weiterhin ein kerniger Offroader mit klarem Arbeitsauftrag. Die hintere Starrachse, der rau klingende und schier unverwüstlich wirkende Vierzylinder-Diesel sowie eine Bodenfreiheit von 205 bis 215 Millimeter zeigen, dass Lifestyle-Attitüden per Definition eher nicht zu den Hauptaufgaben des Allradlers zählen.
Selbst beim Einsteigen in die mindestens 68.960 Euro teure 5-türige Executive-Variante erblickt man eher weniger Glanz und Gloria, dafür komfortable Nüchternheit und seit dem Modelljahr 2021 immerhin ein aufgefrischtes Multimedia-System mit verbesserter Smartphone-Anbindung. Die bequemen Ledersessel lassen sich heizen, kühlen und vielfach elektrisch verstellen, die Platzverhältnisse vorne wie hinten sind üppig. Ein Kofferraumvolumen von 621 bis maximal 1.934 Liter lädt zum Verstauen selbst großer Gegenstände ein, alternativ lassen sich neben dem Fahrer noch sechs weitere Personen chauffieren. Reicht das am Ende immer noch nicht, steht eine gewaltige Anhängelast von 3.000 Kilogramm im Raum. Optional lässt sich diese auf bis zu 3,5 Tonnen erweitern.
Für Vortrieb sorgt unterdessen ein 204 PS und 500 Newtonmeter starker 2,8-Liter-Vierzylinder-Diesel, der die 2,5 Tonnen des Land Cruisers in annehmbaren 9,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Aufgrund der schieren Masse des Fahrzeugs entsteht ein durchaus sportiver Eindruck, der sein jähes Ende allerdings vor der nächsten Kurve findet. Zwar braucht es auch hier viel Unvernunft, bis der Toyota über die Vorderräder schiebt, doch so richtig wohl fühlt er sich auf diesem Terrain nicht. Anders sieht es da im Gelände aus. Die 6-Gang-Automatik verfügt über eine elektrische Untersetzung, serienmäßig lässt sich das Mittendifferenzial sperren und gegen Aufpreis sogar das Torsendifferenzial an der Hinterachse (nur 5-Türer).
70 Zentimeter tief darf der Toyota Land Cruiser zudem durch Wasser warten, ohne, dass es weiterer Umbauten bedarf. Bei solchen Qualitäten verzeiht man dem Leiterrahmen und der hinteren Starrachse schnell ihre verbindlichen Eigenschaften, die besonders bei Querverwerfungen im Asphalt zum Vorschein kommen. Dass der Japaner zudem nicht verlegen ist, seine 80 Liter an Spritreserven relativ schnell aufzubrauchen, liegt beinahe in der Natur der Sache. Bereits ohne Geländeeinsatz sollte man zehn bis 12 Liter Diesel je 100 Kilometer einplanen.
Der Toyota Land Cruiser bleibt auch im Jahr 2021 eine Art Schweizer Taschenmesser des Automobilbaus. Geht man vom 5-Türer aus, so lassen sich viel Mensch und Gepäck selbst über schroffes Geläuf relativ einfach von A nach B transportieren. Die hohe Geländegängigkeit geht allerdings zu Lasten des Fahrkomforts und des Verbrauchs, im Innenraum merkt man dem Japaner sein Alter mittlerweile deutlich an. Wer weniger Offroadqualitäten benötigt, ein frischeres, aber nicht minder flexibles SUV wünscht, für den lohnt womöglich der Blick in Richtung Toyota Highlander. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)