Der Subaru SVX auf einen Blick
- 3,3-Liter-Boxermotor mit 230 PS
- Frühe Modelle mit Vmax 249 km/h
- Karosserie entworfen von Giorgetto Giugiaro
- Günstiger Einstieg in die Oldtimer-Szene
- Gute Modelle kosten kaum 15.000 Euro
Das Ufo ist zurück
Sprung in das Jahr 2023. Der 1992 erstmalig zugelassene SVX aus dem hauseigenen Subaru-Fundus parkt erst seit ein paar Minuten vor den Vorgärten eines Dörfchens im Nordhessischen. Trotzdem kennt den Wagen schon so gut wie jeder im Ort. „Das war damals DAS Auto“, „Ein Ufo im Vergleich zu all den anderen“ und „Der wirkt doch heute noch modern“ - solche Sätze fallen. Jeder will sich mal reinsetzen, eine kleine Runde drehen, in Erinnerungen schwelgen, sich ein wenig zurückträumen. Und ja, wir müssen allen zustimmen: Es ist auch ein besonderes Auto in einem besonderen Zustand.
Hätte der SVX vor gut 30 Jahren auch solche Reaktionen ausgelöst, er wäre möglicherweise mehr als nur spärliche 25.000 Mal weltweit verkauft worden. Etwa 10 Prozent der Produktion gingen nach Europa, knappe 900 Stück wurden in Deutschland über etwa sechs Jahre verkauft. Zum Vergleich: Porsche produzierte vom Modell 964 etwa dreimal so viele Autos. Und das in einer Zeit, in der Porsche so wenig verkaufte wie selten zuvor.
Damals wie heute: Ein Sonderangebot
Dass man den SVX in einer vergleichbaren, wenn auch eher Grand-Tourer-ähnlichen Liga sah, machte schon die Preisgestaltung der Japaner seinerzeit mehr als deutlich: Etwa 73.000 D-Mark waren für ein derart mutig designtes Auto dieser Klasse nicht gerade wenig. Im Vergleich zu einem Mercedes 300 SL, der selbst in Buchhalter-Ausstattung über 100.000 DM kostete, allerdings immer noch ein Schnäppchen.
Denn gänzlich nüchtern betrachtet war der SVX, man konnte ihn mögen oder hassen, „the bargain of the century“. 230 PS aus einem 3,3 Liter großen, sonorigen Boxermotor, permanenter Allradantrieb, Viergangautomatik, Soundsystem, Klimaautomatik, Cruise Control und Schiebedach standen auf der Habenseite. Mitsamt Platz für Vier plus ausreichend Stauraum bot der SVX seinerzeit die berühmte eierlegende Wollmilchsau und gleichzeitig Fahrleistungen auf Porsche-Niveau. 7,5 Sekunden auf 100 und eine Topspeed von 249 km/h - noch Fragen?
Der SVX fährt wie ein modernes Auto - teilweise sogar besser
Vielleicht eine: Wie fährt sich so was heute? Denn wenn man einen der noch vorhandenen ca. 160 SVX in Deutschland findet, sollte man sich glücklich schätzen. Wir nehmen Platz auf festem Gestühl mit hochwertigen Lederbezügen, die trotz 180.000 Kilometer Laufleistung immer noch frisch wirken. Die mit Wildleder bezogene Armaturentafel suggeriert Sportlichkeit, der massive Wählhebel sowie die ungewöhnliche Handbremse erinnern an ein Flugzeugcockpit. Die Instrumente sind klar und nüchtern, das Radio versteckt sich hinter einer riesigen Blende aus künstlichem Holz. Der SVX vermag nicht ganz die Massivität eines Mercedes R129 erreichen, gleichzeitig ist er einem fragilen Italiener aus derselben Epoche meilenweit voraus. Alles funktioniert wie es soll, sogar die per separatem Knopf ausfahrbare Radioantenne verrichtet unbeirrt ihren Dienst. Irgendwie erwartet man das aber auch von einem Subaru.
Wo wir wieder beim Thema wären: Ebenfalls erwartet man, dass ein Subaru auf den ersten Dreh anspringt und in einen grummelnden Boxerleerlauf fällt. Das kann der SVX. Gänzlich ruckfrei schaltet die Automatik auf D, der SVX fädelt sich mühelos und wie ein modernes Auto in den Straßenverkehr ein. Dass dieses Coupé über 30 Jahre alt ist, fällt frühestens beim miserablen Radioempfang negativ und beim Einparken positiv auf: Der SVX wirkt kleiner, schmaler und gar übersichtlicher als ein aktueller Mini Cooper. Der SVX fährt damit also wie ein modernes Auto - teilweise sogar besser.
Gute Rundumsicht gepaart mit gelassener Fahrfreude
Neben der fantastischen Rundumsicht durch die großen und charaktergebenden Fensterscheiben, fällt beim Fahren vor allem eines auf: Die Gelassenheit, mit der der SVX seine 230 PS aus dem Ärmel schüttelt. Natürlich ist das für heutige Verhältnisse nicht besonders schnell, doch gerade wenn man die Automatik mittels manuellen Eingriffen am Wählhebel aus ihrem etwas phlegmatischen Verhalten holt, schauen auch Fahrer drehmomentstarker Diesel etwas blöd aus der Wäsche: Dieses Ufo kann heute immer noch was!
Besonders liegt dem SVX die lange und entspannte Autobahnetappe. Hier glänzt er mit immer noch überragendem Federungskomfort, sehr geringen Windgeräuschen, viel Platz und hoher Laufkultur. Selbst der Verbrauch hält sich in Grenzen: Wer es drauf anlegt, bleibt vor dem Komma einstellig. Bei zügiger Fahrt nimmt sich der großvolumige Boxer auch gerne mal seine 12 bis 13 Liter Superbenzin.
Fazit
Damit wären die wichtigsten Fragen geklärt: Der Subaru SVX wirkt heute moderner als je zuvor und fährt auch noch wie ein heutiges Auto. Ist er der perfekte Alltagsklassiker? Dafür gibt es von ihm wahrscheinlich zu wenige. Die noch verfügbaren Exemplare haben meist hohe Laufleistungen, die allerdings nicht unbedingt abschrecken sollten. Die Verarbeitungsqualität und die Langzeithaltbarkeit der Technik sind über jeden Zweifel erhaben. Schwieriger könnte in Einzelfällen die Ersatzteilversorgung und die Kontakte zu entsprechenden Spezialisten sein. Dafür bietet der SVX unter den 90er-Jahre-Klassikern eine Exklusivität, die sich derzeit (noch) nicht im Preis widerspiegelt. Gute Exemplare kosten selten mehr als 15.000 Euro. Wer immer schon einen haben wollte, sollte spätestens jetzt zuschlagen. (Text und Bild: Maximilian Planker)