Wir kennen Downsizing ja normalerweise andersherum: Aus großvolumigen Saugmotoren werden im Laufe der Zeit kleinere Turbomotoren. Bei Subaru hingegen vollbrachte man jüngst den umgekehrten Weg: aus dem 1,6-Liter großen Turbomotor im Levorg wurde ein zwei Liter großer Sauger. Der Grund ist derselbe: Die europäischen Abgasvorschriften. Zwar bleibt die verfügbare Leistung mit 150 zu vormals 170 PS ähnlich, das nutzbare Drehmoment fällt jedoch mit 198 zu 250 Newtonmetern bei umso höheren Drehzahlen naturgemäß deutlich geringer aus. Mit Fug und Recht traten wir dieser Antriebseinheit daher etwas skeptisch entgegen.
Am optischen Eindruck des Levorg gibt es nichts zu kritisieren
Abgesehen von der bemerkenswerten Motorisierung – sie ist im Übrigen in Europa ohne Alternative – gab es seit dem letzten großen Facelift am Subaru Levorg zum neuen Modelljahr keine nennenswerten Veränderungen. Optisch präsentiert sich auch unser Testwagen auf dem neuesten Stand und damit ohne die markante Lufthutze, die das Turbomodell noch als solches identifizierte. Die beiden polierten Endrohre am Heck und die 18 Zoll messenden Felgen geben dem Kombi dennoch ein ausreichend sportliches Antlitz. Der aktuelle Levorg ist ein mehr als ansehnliches Automobil.
Typisch Subaru: Vollausstattung so weit das Auge reicht
Darüber hinaus besticht er – insoweit typisch für Subaru – mit einer umfangreichen Serienausstattung. Die höchste Ausstattungslinie „Premium" fährt in Österreich für 37.990 Euro unter anderem mit Glasschiebedach, LED-Vollscheinwerfern, Front- und Rückfahrkamera, Navigationssystem samt Apple CarPlay, Klimaautomatik und Ledersitzen in die Garage. Hinzu kommen diverse Assistenzsysteme inklusive Abstandsregeltempostat. Wem das noch nicht reicht, den überzeugt möglicherweise der stets serienmäßige Subaru-Allradantrieb, der den Levorg auch bei widrigen Wetter- und Straßenverhältnissen in einen anständigen Kraxler verwandelt. Ebenso serienmäßig ist das stufenlose Getriebe „Lineartronic“, das seit 2019 über sieben (simulierte) Fahrübersetzungen verfügt.
Die Motorenwahl war keine glückliche
Auch dieses kann allerdings nach unseren ersten Beschleunigungsversuchen nicht darüber hinwegtrösten, dass die Motorenauswahl im Hause Subaru nicht glücklich war. Der Saugrohreinspritzer, der im Subaru-Programm bereits bekannt und für die Einhaltung der Abgasnorm Euro 6d-TEMP umfangreich überarbeitet worden ist, müht sich im nicht ganz so leichten Levorg stetig ab. Er generiert bei seiner Arbeit vor allem Lautstärke, aber keinen Vortrieb. Diese subjektiven Erfahrungen spiegeln auch die Werksangaben wider: 11,7 Sekunden und damit knapp drei mehr als das 2018er-Modell gibt Subaru für den Sprint von 0 auf 100 km/h an. Bei 195 km/h ist nach langer Anlaufphase endgültig Schluss. Und da er nicht mehr Kraft freigibt, hilft auch der (ebenfalls serienmäßige) Sport-Taster am Lenkrad nicht weiter. Stattdessen führt eine sportive Fahrweise vor allem zu hohem Verbrauch und damit zu Verdruss, sodass wir uns flugs lieber anderen Themen widmen wollen.
Querdynamisch ohne Schwächen
Wie wäre es zum Beispiel mit der Querdynamik? Zwar muss man, um diese einigermaßen seriös zu testen, ebenfalls erstmal gewisse Geschwindigkeiten aufbauen. Doch ist der Levorg einmal in Fahrt, kann man auf kurvigen Landstraßen viel Gefallen an ihm finden. Die Lenkung arbeitet zielgenau und präzise, gibt ausreichend Rückmeldung und gefällt mit einer fein austariertem Gewichtung. So fühlt sich der Kombi deutlich leichtfüßiger an, als es seine Abmessungen vermuten lassen. Der Allradantrieb verhilft zu viel Traktion, wobei ein Verlust derselben bei der vorhandenen Leistungsausbeute allenfalls bei Glatteis zu erwarten ist. Er gibt aber auch ein stets sicheres Fahrgefühl, wenn man dann doch mal mit höheren Tempi unterwegs ist. Das immer noch straff, aber nun deutlich komfortabler abgestimmte Fahrwerk tut sein Übriges dazu. Es wurde ebenfalls zum Modelljahr 2019 einer Überarbeitung unterzogen, der Levorg dämpft damit auch auf schlechten Straßen sehr ordentlich. Eine gewisse Wankneigung existiert zwar, ist aber zu beherrschen. Einzig die Sitzposition auf den gut konturierten Sportsitzen könnte niedriger sein – und für Großgewachsene deren Beinauflage etwas länger.
Interieur: Blaue Nähte, Echtleder und etwas Spielerei
Doch auch die fühlen sich im Levorg wohl, sowohl vorne, als auch in der zweiten Reihe. Klassenüblich fällt zwar die Bein- und Kopffreiheit aus, doch kommen auch 1,90 Meter große Personen zumindest auf mittleren Strecken kommod unter. Isofix-Anschlüsse sind obligatorisch, eine verstellbare Rückenlehne dafür eher selten auf der hinteren Rücksitzbank. Viele blaue Ziernähte peppen den Innenraum ein wenig auf, der ansonsten im Vergleich zu den displaymanischen deutschen Herstellern schon fast reduziert daherkommt. Viele Ablageflächen und ebenso viele USB-Anschlüsse zur Nutzung von Apple CarPlay oder Android Auto stehen zur Verfügung. Abgesehen vom Infotainmentsystem und der Umrandung des Schaltknaufs finden wir glücklicherweise auch keine schmutzanfälligen Hochglanzoberflächen. Den Bildschirm im Rückspiegel halten wir indes für eine Spielerei und hätten die darauf verwendete Energie wohl lieber in ein moderneres Infotainmentsystem investiert. Dieses wirkt nämlich im Jahr 2019 rein optisch etwas altbacken. Und doch funktioniert es und ist mit Digitalradio und den oben erwähnten Anbindungsmöglichkeiten für das Smartphone auf dem aktuellsten Stand.
Praktikabilität stand auch im Lastenheft
Es dürfte den meisten Käufern ausreichen. So wird man den Levorg als praktisches Arbeitstier für alle möglichen Aufgaben nutzen, wozu er auch dank seines großzügigen Kofferraumabteils bestens geeignet ist. 522 Liter fasst es, satte 1.446 Liter bei komplett umgeklappter Rücksitzbank. Die Ladekante ist angenehm niedrig, das Umklappen gestaltet sich denkbar einfach und ermöglicht eine ebene Ladefläche. So verlieren selbst größere Einkäufe im Möbelhaus ihren Schrecken. Die Rundumsicht ist dank der großen Fensterflächen sehr gut und dank des nicht allzu breiten Aufbaus lässt sich der Levorg auch in engere Parklücken angenehm hinein und auch wieder herauszirkeln.
Fazit
Es bleibt trotzdem bei einem etwas durchwachsenen Fazit zum Test des aktuellen Subaru Levorg. Fans der Marke dürften sich zurecht von den genannten Kritikpunkten nicht verunsichern lassen. Sie schließen den Levorg vor allem wegen dessen Vorzügen ins Herz: Dem serienmäßigen Allradantrieb, der mehr als umfangreichen Serienausstattung und dem überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Für uns wäre der schwachbrüstige Motor je nach Einsatzgebiet leider das Ausschlusskriterium, zumal er nach unseren Erfahrungen überhaupt keine Verbrauchsvorteile gegenüber dem verflossenen Turbobenziner bringt. Im Schnitt verbrauchten wir bei sportlicher Fahrweise 10,3 Liter Super auf 100 Kilometer. Ein inakzeptabler Wert für die gebotene Leistung. Wem es jedoch ohnehin nicht auf Beschleunigungszeiten oder die Höchstgeschwindigkeit ankommt, wird auch am Saugmotor Gefallen finden, zumal der Verbrauch bei gemäßigter Fahrweise noch etwas sinken dürfte. Dabei dürfte der von Subaru erwünschte Image-Wandel zum Cruiserkombi helfen. Vielleicht findet ja trotzdem bald der demnächst Premiere feiernde e-Boxer seinen Weg in den Levorg. Dann wären auch wir wieder im Rennen. (Text: Maximilian Planker, Bilder: Hersteller)
Technische Daten*
- Modell: Subaru Levorg 2.0i Premium Lineartronic
- Motor: Vierzylinder-Boxer, 1.995 ccm
- Leistung: 150 PS (110 kW) bei 6.200 U/min
- Drehmoment: 195 Nm bei 4.200 U/min
- Antrieb: Allradantrieb, Stufenloses CVT-Automatikgetriebe
- Verbrauch kombiniert: 7,4 l S /100 km¹
- CO2-Emissionen kombiniert: 169 g/km¹
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 11,7 s
- Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,69 m/ 1,78 m/ 1,49 m
- __Gewicht:__1.620 - 1.639 Kg
- Grundpreis in Österreich: 37.990 Euro
*Herstellerangaben