Obwohl es ja gemeinhin heißt die Japaner wären uns technisch weit voraus, besitzen sie doch die neuesten Handys und ziehen sich allerhand Krimskrams aus dem Automaten – beim Auto scheinen sie eher konservativ unterwegs zu sein. Im Land der Vollhybride hadert man mit dem batteriebetriebenen Elektroauto, bringt es eher zaghaft auf den Markt und insgeheim wirkt es so, als warte man schon auf die nächste große Evolutionsstufe. Namentlich im Rennen ist hier der Wasserstoff in Verbund mit der Brennstoffzelle. Bis es soweit ist gibt es eben eine milde Revolution, die unter anderem im neu motorisierten Subaru Forester e-Boxer ab Anfang März 2020 offiziell ihren Marktstart feiert (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 8,1 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 185 g/km²). Der seit 2018 erstmals auf Basis der „Subaru Global Platform“ aufbauende Forester bekommt nunmehr einen teilelektrischen Antrieb spendiert, der bei vielen wohl unter den Begriff Vollhybrid fallen würde. Bei Subaru allerdings gibt man sich bescheiden und bezeichnet das System aus eigener Feder als Mildhybrid.
Eigentlich ist er ja ein Vollhybrid
Was steckt nun unterm Blech? Dem Grunde nach der bekannte und tiefsitzende 2,0-Liter-Vierzylinder-Boxer, der weiterhin mit 110 kW/150 PS und 194 Newtonmeter Drehmoment vorfährt. Neu ist allerdings die Unterstützung durch einen 12 kW/16 PS starken Elektromotor. Verbaut ist der E-Antrieb derweil platzsparend in der Getriebeglocke der stufenlosen Lineartronic, was selbstredend bedeutet, dass auch der neue Subaru Forester e-Boxer wieder auf ein CVT-Getriebe setzt. Laut Datenblatt soll der milde Vollhybrid 1,6 Kilometer und bis zu 40 km/h rein elektrisch fahren können. In der Realität hingegen reichen die 12 kW und gut 66 Newtonmeter des Elektromotors, die aus einer 13,5 kW großen Batterie im Fahrzeugheck gespeist werden, aber nur zum geräuschlosen Anfahren im Stadtverkehr. Das 118-Volt-System ermöglicht aber immerhin auch vermehrte Segeleinlagen bis 80 Stundenkilometer.
Der Boxer-Vierzylinder ist weiterhin ein raues Kraftwerk
Dafür gelingt das Umschalten zwischen Boxer und E-Motor beinahe unmerklich, vibrationsarm und in Sekundenbruchteilen. Normal gefahren bis etwa 130 km/h übt sich der Verbrenner in Contenance, um beim kräftigen Herausbeschleunigen oder höherem Autobahntempo an die Grenze des wohlhörbaren Geschmacks zu gehen. Gebaut ist auch der neue 4,63 Meter lange Subaru Forester e-Boxer daher nicht zum Rasen, sondern zum Gleiten. Was auch das gummibandartige Zusammenspiel zwischen stufenloser Automatik und Boxermotor nochmals unterstreicht. Was auf der Bundesautobahn ein Nachteil ist, entpuppt sich auf der Offroadstrecke aber durchaus als Vorteil. Denn hier arbeitet die Automatik frei von Zugkraftunterbrechungen, schiebt den Forester anhand zweier Offroad-Fahrmodi stets mit leicht erhöhtem Standgas durchs Gelände und lässt den Fahrer die Leistungsmomente gefühlvoll dosieren.
Subaru Forester e-Boxer mit guten Offroadqualitäten
In Verbindung mit dem serienmäßigen Symmetrical-Allradantrieb und einem ausgewogen abgestimmten Fahrwerk kraxelt der Japaner mehr als selbstbewusst durchs Unterholz. Er regelt und sperrt selbstständig (per Elektronik) und verlangt vom Fahrer mit fortschreitender Geländetiefe nur eine ordentliche Nenndrehzahl jenseits der 1.300 Touren. Dann arbeiten die Systeme optimal und werden nur von der knapp bemessenen Bodenfreiheit von lediglich 220 Millimeter ausgebremst. Was den Subaru Forester e-Boxer aber dennoch klar in das Revier von Jägern und Förstern schiebt. Denn auf ausgetretenen Pfaden, Feldwegen und Feldern fühlt er sich zu Hause. Vom vielgepriesenen „e“ beim e-Boxer merkt man abseits befestigter Straßen hingegen wenig, was zunächst auch auf den Gesamtverbrauch zutrifft.
Der Verbrauch sinkt minimal
Runde zehn Liter kalkulierte der Bordcomputer auf der ersten Überlandfahrt, hinauf auf etwa 13 Liter ging es im leichten bis mittleren Gelände. Definitiv keine Spitzenwerte und nur geringfügig weniger, als noch beim Vorgänger. Spürbar mehr getan hat sich dafür im Innenraum. Das Interieur des Subaru Forester e-Boxer möchte man nicht wie sonst bei den Japanern direkt nach einer Schlammpartie einfach auskärchern, sondern wählt lieber Pflegeprodukte aus dem gut sortierten Fachhandel nebst einem ordentlichen Microfasertuch. Geschäumter (aber häufig nur dünn gedämmter) Kunststoff rings herum vermittelt eine heimelige Atmosphäre und das neue acht Zoll große Infotainment-Display sieht zum Glück nicht nur gut aus. Es verfügt in der Tat über gut nutzbare Features samt einer kabelgebundenen Apple Car Play und Android Auto Integration - nur auf eine induktive Ladeschale hat man leider verzichtet.
Viel Platz und ein neuer Innenraum
Dafür gibt es massig UBS- und 12-Volt-Stromanschlüsse von der ersten Reihe bis zum Kofferraum, der mittlerweile zwischen 509 und 1.774 Liter fasst. Üppig sind zudem die Platzverhältnisse für Fahrer, Beifahrer und alle weiteren Insassen. Selbst wenn vorne zwei Sitzriesen Platz genommen haben, kann man hinten jenseits der 1,90 Meter noch kommod sitzen. Assistenzsysteme gibt es selbstredend auch zu Hauf und wir meinen gar, dass der Spurhalteassistent zu den feinfühligsten auf dem Markt gehört. Und wer früher in den 1980er Jahren noch mit dem Tomy Turbo Racing Cockpit aufgewachsen ist, der dürfte sich ob der optischen Warnhinweise beim Spurverlassen auf dem Armaturenbrett an fast vergessene Zeiten erinnert fühlen.
Klassenbester beim Crashtest
Die Spur selbstständig halten kann der Forester zwar in letzter Konsequenz nicht, aber dafür hat er den Fahrer immer fest im Blick. Mittels eines Driver Monitoring Systems erkennt die Elektronik wenn der Lenker abgelenkt ist und ermuntert ihn dezent, die Fuhre eben nicht gegen den nächsten Baum zu steuern. Für den Fall der Fälle bietet der Subaru Forester e-Boxer allerdings eine Bestwertung im NCAP-Crashtest und trägt sogar den Titel „Best in Class“ für das Jahr 2019.
Erstes Fazit
Beim Subaru Forester e-Boxer bleiben sich die Japaner vor allem selbst treu. Weder sie noch ihre Kunden schätzen große Experimente, was man vordergründig beim Antriebsstrang merkt. Als positiver Effekt geht hierbei durch, dass der normale Autofahrer von der neuen Technik kaum Notiz nehmen wird. Maßgeblicher Akteur im Mildhybrid-Forester bleibt der Vierzylinder-Boxer, der über die stufenlosen Lineartronic seine Leistung weiterhin weder sportiv noch sonderlich wohlklingend an den serienmäßigen Allradantrieb leitet. Eine große Verbrauchsreduktion gegenüber dem herkömmlichen Subaru Forester 2.0i war zunächst nicht zu vernehmen. Die größten Fortschritte finden sich daher im Innenraum, der auf den Stand der Technik gehoben wurde. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten*
- Modell: Subaru Forester 2.0ie e-Boxer AWD
- Motor: 2.0-Vierzylinder-Boxer + E-Motor
- Leistung: 150 PS (110 kW) + 16 PS (12 kW)
- Drehmoment: 194 Nm + 66 Nm
- Antrieb: Allrad, Automatik stufenlos
- Verbrauch kombiniert: 8,1 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 185 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 11,8 s
- Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,63 m/1,82 m/1,72 m
- Gewicht: ca. 1.700 kg
- Tankvolumen: 48 l
- Grundpreis Österreich: ab 36.990 Euro
*Herstellerangaben