Schon vom Vorgänger-Octavia gab es die Matsch-und-Schlagloch-Ausführung und auch der Familientransporter Roomster kann entsprechend ausgerüstet werden. Nun zieht sich auch der neue Octavia die schicke Offroadkleidung an und bringt gleichzeitig eine neue Motor-Getriebe-Antriebsvariante mit. Der aus dem RS-Modell bekannte Zwei-Liter-Diesel mit 184 PS plus Allradantrieb plus Sechsgang-DSG - das gab es bislang noch nicht bei Skoda. Wer diese Kombination haben will, muss zum neuen Octavia Scout greifen, der ab August bestellbar ist. Zwar ordert man damit gleich das Topmodell zu 32.650 Euro, deutlich günstiger werden aber auch die beiden anderen Varianten nicht: Der gleichgroße Selbstzünder mit “nur” 150 PS und manuellem Getriebe kostet 30.250 Euro, und der 150-PS-Benziner 1.8 TSI (ebenfalls mit Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe) ist ab 31.250 Euro zu haben; in Sachen Ausstattung unterscheiden sich die drei Scouties nicht.
Jeder Octavia Scout kommt standardmäßig als 4,70 Meter langer Allrad-Kombi (maximal 1.710 Liter Kofferraum) daher, der gegenüber der normalen Variante um 31 Millimeter höher liegt. So steigt die Bodenfreiheit auf 17,1 Zentimeter; auch die Böschungswinkel erhöhen sich etwas auf 16,7 (vorne) beziehungsweise 13,8 Grad (hinten). Zum Vergleich: Ein Skoda Yeti hat 180 Millimeter Luft zwischen Unterboden und Erdreich. Diese Erhöhung befähigt den Tschechen zwar noch nicht zur wilden Kraxelei im Gelände, beruhigt den Fahrer auf holprigen Feldwegen und Schlaglochpisten aber ungemein; genauso der Unterbodenschutz aus Kunststoff und die grauschwarzen Plastikanbauten an Front und Heck sowie um die Radhäuser, die dem Lack zumindest ein wenig Schutz vor Steinschlag und Kratzern bieten.
Allrad serienmäßig
Damit der Skoda aus schlammigen Schlaglöchern wieder herauskommt und auch bei Eis und Schnee auf Asphalt nicht die Contenance verliert, regelt eine Haldex-5-Kupplung die Kraftverteilung zwischen den beiden Achsen, die wir uns kürzlich erst näher angesehen haben. Zusätzlich greift eine elektronische Differenzialsperre per Bremseingriff ein, falls ein Rad durchdreht. Wie es sich für einen zumindest bedingt offroad-tauglichen Wagen gehört, lässt sich die Stabilitätskontrolle beim Scout teilweise deaktivieren, um etwas Schlupf beim Anfahren zuzulassen. Für einen satten Stand auf befestigten Wegen sorgen dagegen die straffe Feder-Dämpferabstimmung und die aufwendigere Mehrlenker-Hinterachse, die beim Octavia nur die stärkeren Modelle bekommen.
Die neue Kombination aus starkem Diesel, Allrad und Automatik macht im Octavia Scout bei der ersten Ausfahrt eine gute Figur; in Windeseile wird die Kraftverteilung geregelt, so dass der Skoda weder auf Schotterwegen noch auf der vom strömenden Regen pitschnassen Landstraße Traktionsprobleme hat; nicht mal beim flotten Anfahren lässt er sich etwas anmerken. Mit 380 Newtonmeter Drehmoment ist das Aggregat stark genug, um den Kombi in nur 7,8 Sekunden auf Tempo 100 zu bringen, maximal läuft der Scout 219 km/h. Schon bei Landstraßentempo fallen allerdings deutliche Windgeräusche von den Außenspiegeln im ansonsten recht ruhigen Skoda auf.
Kaum Preisvorteil
Noch etwas leiser geht es mit dem kleinere Diesel zur Sache, der mit immerhin noch 340 Newtonmeter für eine Sprintzeit von 9,1 Sekunden gut ist; die Vmax liegt hier bei Tempo 207. Er wirkte auf unserer ersten Testrunde noch ein wenig leiser als sein starker Bruder und dürfte dagegen in Sachen Fahrdynamik kaum Wünsche offen lassen; ihm schreibt Skoda deshalb auch den Löwenanteil am Verkauf zu. Allerdings muss man bei diesem Triebwerk stets selber schalten - was die Ersparnis durch den um 2.400 Euro günstigeren Einstiegspreis gegenüber der serienmäßig mit DSG bestückten Starkversion auf dem Papier deutlich mindert; wer darauf verzichten kann, wird mit der 150-PS-Version aber auf jeden Fall glücklich.
Die dürfte sich in der Praxis auch als etwas sparsamer erweisen. Zwar sollen beide Selbstzünder laut Hersteller 5,1 Liter Diesel je 100 Kilomter verbrennen, doch ist zumindest bei der Starkversion mit DSG eine Sieben vor dem Komma dagegen wahrscheinlicher - und das nicht nur dann, wenn man die auf zwei Tonnen aufgestockte Anhängelast ausreizt und etwa das Pferd oder ein Boot an den Haken nimmt. Den Benziner gibt Skoda übrigens mit 7,1 Litern an; wie die beiden Diesel ist auch er mit Stopp-Start-Technik ausgestattet und Euro-6-tauglich.
Mehr Ausstattung
Verglichen mit einem gleich motorisierten, normalen Octavia Kombi kostet die Scout-Ausführung 2.800 Euro mehr, darin sind neben den erwähnten Umbauten an der Karosserie (innen ändert sich bis auf ein paar Scout-Logos übrigens nichts) auch ein paar Extras enthalten, die sonst Aufpreis kosten - zum Beispiel die Klimaanlage, Sitzheizung oder 17-Zoll-Aluräder, die sich auf gut 1.400 Euro summieren. Und natürlich fehlen auch die für Skoda so typischen Clever-Lösungen beim Scout nicht, wie etwa der Eiskratzer im Heckdeckel oder ein kleiner Abfalleimer in der Türtasche.
Wer trotzdem noch mehr Geld ausgeben möchte, findet in der Aufpreisliste zahlreiche Möglichkeiten. Gut investieren lässt sich zum Beispiel in den Abstandstempomat mit Notbremsassistent (610 Euro), einen Spurhalteassistent (520 Euro) oder ein Navigationssystem (ab 1.470 Euro). Oder eben in die angesprochene Anhängerkupplung für 690 Euro. Eine große Rolle hat das Scout-Modelle beim Octavia bislang nicht gespielt, rund fünf Prozent der Käufer haben sich in der Vergangenheit für die robuste Ausführung entschieden - im Süden mehr als im Norden. Doch gerade für all diejenigen, die hin und wieder über Feldwege zur Wochenendhütte hoppeln oder am Hang wohnen und im Winter bei Schnee und Eis auf Allradantrieb angewiesen sind, bietet das Scout-Modell eine zudem optisch ansprechende Alternative zum normalen Kombi. Die Pastikplanken nach Manier des VW Passat Alltrack oder Audi A4 Allroad verleihen dem sonst eher unspektakulären Kombi etwas Abenteuercharme und heben ihn von den typischen Vertreter-Modellen ab.
Und der Octavia Scout ist das erste Modell bei Skoda, bei dem der starke Diesel, Allradantrieb und Automatik vereint werden - eine Kombination, die auf der ganzen Linie überzeugt und austattungsbereinigt nicht viel teurer ist als die schwächere Version mit manuellem Getriebe. Das es später noch eine Einstiegsvariante für unter 30.000 Euro geben wird, ist denkbar, derzeit aber noch nicht offiziell.