Wie sieht er aus?
Unauffällig und doch präsent, so könnte man das Äußere des Kodiaqs am besten beschreiben. Die Designer haben sich keine Extravaganzen geleistet, hier und da gibt es ein paar scharfe Kanten, der Kühlergrill wirkt selbstbewusst, die Scheinwerfer haben den Skoda-typischen kristallinen Glanz. Alles hübsche Details, aber nichts, was das Auge so richtig festhält. Und trotzdem: Allein wegen seiner stattlichen Größe ist der Tscheche eine markante Erscheinung auf der Straße und braucht sich zwischen all den anderen Mittelklasse-SUV nicht zu verstecken. Und mit den Plasteplanken der Scout-Ausführung – inklusive angedeutetem Unterfahrschutz – versprüht er sogar ein bisschen Abenteuer-Charme.
Wie ist er innen?
Skodas Paradedisziplin ist und bleibt die Raumausnutzung, da macht auch der Kodiaq keine Ausnahme. Auf 4,70 Meter Länge lässt sich vorne wie hinten fürstlich residieren und selbst bei voller Besetzung gehen noch 650 Liter ins Gepäckabteil; klappt man die Rückbank um, schluckt der Tscheche sogar 2.065 Liter und damit mehr als viele Kombis. In den neuen Audi A6 Avant beispielsweise gehen maximal 1.680 Liter. Die große Heck-Klappe des Kodiaqs öffnet und schließt elektrisch und erleichtert das Beladen, dass die Ladekante bauartbedingt hoch ist, sind SUV-Käufer gewohnt.
Gewohnt sind Skoda-Fahrer auch das Interieur, Überraschungen sucht man im Kodiaq vergebens. Dafür punktet das SUV mit einfacher Bedienung und erfreut mit den obligatorischen Simply-Clever-Lösungen wie dem Parkscheinhalter an der Scheibe oder einem kleinen Mülleimer in der Türtasche. Weniger erfreulich war in unserem Testwagen dagegen das Knarzen und Quietschen des Hartplastiks in den Türen, das den sonst ordentlichen Qualitätseindruck doch ein wenig getrübt hat
Was steckt unterm Blech?
Der Zweiliter-Diesel ist ein alter Bekannter, der sich Volkswagen-Konzern-weit großer Beliebtheit erfreut. Mit 190 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment passt er hervorragend zu dem gut 1.800 Kilogramm schweren Kodiaq; das schwächere 150-PS-Triebwerk ist zwar nicht untermotorisiert, fühlt sich aber weit weniger souverän an. Schließlich vergehen selbst mit dem Top-Diesel unter der Haube gut neun Sekunden, bis das SUV auf Tempo 100 kommt; danach marschiert der Kodiaq mit etwas Anlauf weiter bis auf 210 km/h. Der Durst hält sich erfreulicherweise in Grenzen, 5,7 soll der Skoda konsumieren, in unserem Langstrecken-Test sind rund sieben Liter durch die Spritleitung geflossen. Dass die Abgase nur AdBlue-gereinigt in die Umwelt entlassen werden, versteht sich von selbst. Einziges Manko des Antriebs: Vor allem beim Anfahren dröhnt das, an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelte Aggregat etwas laut.
Wie fährt er?
Unaufgeregt trifft das Fahrverhalten des Skoda Kodiaqs am besten. Abgesehen von dem erwähnten Dröhnen des Motors und relativ lauten Windgeräusche auf der Autobahn fällt der Tscheche nicht negativ auf – er begeistert allerdings auch weder mit sportwagenähnlicher Dynamik noch mit Luxus-Limousinen-Komfort: Der Motor macht seinen Job ordentlich, die Lenkungen arbeitet präzise, das Fahrwerk federt ausgewogen.
Im Sportmodus werden die Dämpfer etwas gestrafft, wirklich knackig ums Eck lässt sich der Kodiaq dann aber trotzdem nicht bewegen, dafür legt sich der 1,66 Meter hohe Aufbau zu sehr in die Kurve. Unsicher muss man sich im Kodiaq aber zu keinem Zeitpunkt fühlen, schließlich greift das ESP frühzeitig ein, um ungewollte Ausflüge abseits des Asphalts zu verhindern. Freiwillig bewegt sich der Skoda dagegen gern ins Gelände: Die 19,4 Zentimeter Bodenfreiheit der Scout-Version und der Allradantrieb garantieren auf den meisten Strecken problemloses Weiterkommen. Außerdem fährt der Scout mit einem extra Offroad-Fahrprogramm vor, der den Skoda zusätzlich auf den Einsatz abseits des Asphalts trimmt.
Was kann er sonst noch?
Dass der Skoda sich aus dem Konzernregal bedient, Smartphones induktiv lädt und selbstständig nicht nur den Abstand zum Vordermann, sondern auch die Spur hält, überrascht nicht wirklich. Und auch die bereits erwähnten Simply-Clever-Lösungen sind bei den Tschechen inzwischen fast schon Pflicht und nicht mehr Kür – dazu zählt unter anderem auch der Eiskratzer im Tankdeckel. Auf den aus dem Superb bekannten Regenschirm in der Tür haben die Entwickler beim Kodiaq zwar verzichtet, dafür haben sie sich eine andere Spielerei einfallen lassen: einen Kantenschutz. Wird eine Tür geöffnet, fährt binnen Sekunden eine kleine Plastikleiste aus, und legt sich schützend über die empfindliche Blechkante – beim Schließen verschwindet sie wieder in der Versenkung. Das ist vor allem dann praktisch, wenn der Nachwuchs es in der Garage mal wieder zu eilig hat, aus dem Auto zu kommen.
Was kostet er?
Die WLTP-Umstellung ihrer Motoren macht den Tschechen immer noch zu schaffen, und aktuell (Stand September 2018) ist der gut ausgestattet Kodiaq Scout mit dem starken 2.0 TDI gar nicht zu bestellen. Orderbar ist lediglich der 150-PS-Motor, der mit Sechsgang-Schaltgetriebe mindestens 38.290 Euro kostet – eine Automatik kann in Verbindung mit dem Allradantrieb nicht mal gegen Geld hinzu bestellt werden. Mit dem starken Motor knackt der Kodiaq dann auf jeden Fall die 40.000-Euro-Marke. Wer auf den Scout-Charme und die 4x4-Technik verzichtet, kann den Skoda in der Basisausstattung mit 150-PS-Diesel und Siebengang-Doppelkupplung aktuell für 32.670 Euro bestellen; die Benziner sind derzeit ebenfalls nicht zu haben. Ein richtiges Schnäppchen ist der Skoda Kodiaq nicht, das Preis-Leistungs-Verhältnis aber stimmt. Schließlich bekommt man für sein Geld jede Menge SUV und solide Volkswagen-Technik. Macken hat er kaum welche, die knarzenden Kunststoffteile waren wahrscheinlich ein Einzelfall, über das Dröhnen des Motors und die relativ lauten Windgeräusche kann man noch hinwegsehen. Sparen sollte man allerdings, wenn dann an der Ausstattung und nicht am Antrieb, die schwächeren Motoren haben mit der Masse durchaus zu kämpfen. Der Zweiliter-Diesel dagegen geht souverän ans Werk und ist dabei noch ausgesprochen sparsam. Ob es die Scout-Version sein muss, entscheidet der persönliche Geschmack – ins Gelände werden wohl nur die wenigsten Fahrer damit aufbrechen, vielmehr geht es hier um die robuste Optik, die dem Tschechen gut zu Gesicht steht.