Der neue Skoda Kodiaq auf einen Blick*
- Kodiaq jetzt 4,76 m lang
- Einfache Bedienung mit neuen Drehreglern
- Plug-in-Hybrid** mit über 100 km Reichweite
- Das RS-Modell kommt im Dezember
- Grundpreis ab 41.990 Euro
*(Skoda Kodiaq Modellvarianten, Kraftstoffverbrauch kombiniert (WLTP: 6,6-5,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 174-136 g/km; CO2-Klasse: E-F)²
**(Skoda Kodiaq iV, Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 0,5-0,4 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 18,7-17,4 g/km; CO2-Emissionen kombiniert: 12-9 g/km; Benzinverbrauch bei leerer Batterie kombiniert: 6,3-5,7 l/100 km; CO-Emissionen kombiniert: 144-131 g/km; CO2-Klasse: A-D)²
Der neue Skoda Kodiaq überragt den VW Tiguan deutlich
Was macht man mit einem echten Erfolgsauto, das sich allein in der ersten Generation schon 866.000 Mal verkaufen ließ? Hoffentlich nichts falsch. So in etwa dürfte der Gedankengang der Skoda-Verantwortlichen gewesen sein, als es darum ging, das pfundige Familien-SUV Kodiaq noch mal neu zu erfinden. Bloß nix falsch machen. Oder besser: Noch viel mehr richtig machen. Konsequenterweise legt der Neue deshalb an den richtigen Stellen zu. Zum Beispiel beim Platz. Noch mal sechs Zentimeter mehr in der Länge auf jetzt 4,76 Meter – damit macht der Kodiaq seinem Namensvetter, dem Kodiak-Bären, alle Ehre.
Denn der zählt zu den drei größten Bärenarten der Welt. Der VW-Tiguan, der auf der gleichen technischen Basis steht wie der tschechische Alltagsheld, wird bei solchen Werten blass um die Nase. Der Kodiaq ist jetzt um 22 Zentimeter länger und hat elf Zentimeter mehr Radstand (2,79 Meter) als die Konzern-Konkurrenz. Gleichziehen wird VW da erst wieder mit dem Tayron, der als Ersatz für den Tiguan Allspace gehandelt wird. Der Kofferraum wächst ebenfalls deutlich und schwillt auf 910 Liter (Plus 75 Liter) hinter der zweiten Reihe an. Wird die verschiebbare Rücksitzbank dann noch umgelegt, gehen in den Kodiaq sogar bis zu 2.105 Liter. Möbelpackers Liebling.
Außen dezent aufgefrischt, innen mehr Liebe zum Detail
Außen erkennt man den neuen Kodiaq erst beim zweiten Hinschauen. Der Schrank von einem Auto wurde nur dezent aufgemöbelt: Neue LED-Leuchten etwa, der größere Kühlergrill, die gierigeren Lufteinlässe, der überarbeitete Diffusor hinten. Schwer gefeilt haben sie in Mladá Boleslav an der Aerodynamik. Mit einem cw-Wert von 0,28 kann sich das Dickschiff von Skoda mittlerweile durchaus blicken lassen im Windkanal.
Wer sich in das bequeme, auch nach etlichen Kilometern immer noch angenehme AGR zertifizierte Gestühl setzt, wird sich umschauen. Denn im Cockpit ist alles neu. Zehn Zoll misst der digitale Tacho, rechts daneben in der Mitte des Armaturenbretts residiert der 13 Zoll große Infotainment-Bildschirm. Darunter eine saubere und aufgeräumte Mittelkonsole mit drei Drehreglern – eine Neuheit aus dem VW-Konzern, die überwiegend den Kollegen von Skoda vorbehalten ist. Noch.
Skoda räumt auf: Bessere Bedienung und der Wählhebel geht wandern
Dieses so genannten "Smart Dials" gibt es auch schon im Superb Combi. Die drei Rundinstrumente mit einem 32 Millimeter großen Bildschirm in der Mitte werden über Drehen und Drücken bedient und können mit einigen vordefinierten Funktionen belegt werden. Ein ziemlich praktisches Feature. Die Mittelkonsole bietet darüber hinaus zwei Fächer für kabelloses Aufladen von gleich zwei Smartphones. Und damit die Dinger dabei nicht heiß laufen, können sie sogar gekühlt werden - wie beim neuen Porsche Cayenne. Das ist einfach clever. Simply Clever, wie die kleinen Gimmicks bei Skoda heißen, die das Autofahren leichter machen sollen. Dazu zählen auch die neuen Smartphone-Halter an den Rücksitzlehnen, der Türkantenschutz oder die mittlerweile (Achtung, darauf ist man stolz) nachhaltig hergestellten Eiskratzer (im Tankstutzen) und Regenschirme (in den Türen).
Aber da fehlt doch was in der Mittelkonsole. Richtig, der Gangwahlhebel. Wie schon bei anderen neuen VW-Produkten wandert der nach rechts oben neben das Lenkrad. Er sieht klobig aus, die Bedienung ist fummelig und deshalb auch gewöhnungsbedürftig. Wer nicht aufpasst, verwechselt in der Hektik Vorwärts- und Rückwärtsgang. Dazu Vollgas – und schon landet man in den Schlagzeilen der einschlägigen Nachrichten-Portale. Aber natürlich gewöhnt man sich daran, wenn man seinen Skoda/VW täglich bewegt. Betreutes Fahren bietet Skoda ebenfalls an – und zwar in erweiterter Form. Die Anzahl der Fahrassistenten hat wieder einmal zugenommen. Beim Ausweichen im Notfall lenkt der Computer mit, an Kreuzungen wird der Gegenverkehr erkannt und der neue Ausstiegswarner dürfte den ein oder anderen Sturz eines nachfolgenden Fahrradfahrers verhindern. Wer Geld übrig hat, der kann in einen Parklenkassistenten investieren. Den kann man auf komplizierte Einparkmanöver trainieren, die das System – einmal erlernt – künftig dann selbstständig ausführt.
Viel Neues bei den Motoren – aber kein reiner E-Antrieb
Bloß nix falsch machen. Diese Devise trifft vor allem auf die Motorisierungen zu. Einen rein elektrischen Bären, wie Fans liebevoll ihren Kodiaq nennen, wird es nicht geben. Aber natürlich hat man den Geländewagen im Wohnzimmerschrank-Format elektrifiziert. Brandneu sind die Mildhybrid-Variante und der Plug-in Hybrid (PHEV). Beide haben wir getestet. Der Vollständigkeit halber seien die anderen Motorisierungen erwähnt: Ein 2,0-Liter-Diesel mit 150 oder 193 PS, letzterer mit Allradantrieb. Später im Jahr folgt noch ein Vierzylinder-Benziner mit 204 PS, ebenfalls mit vier angetriebenen Rädern. Alles bewährte Technik aus dem VW-Motoren-Regal.
Aber zurück zu den elektrifizierten Maschinen. Das 150 PS starke Einstiegsmodell (ab 41.990 Euro) wird von einem 1,5 Liter großen Benziner mit Riemen-Starter-Generator (14 kW, 25 Nm Drehmoment) beim Anfahren und Segeln unterstützt. Das ist im normalen Betrieb auch ziemlich okay. Wer diesem Aggregat jedoch Leistung abfordert, muss erstens Geduld und zweitens Nerven beweisen. Denn der auf extreme Effizienz getrimmte Benziner braucht, bis er auf Touren kommt. Hat er sie erreicht, fällt er lautstark auf. Der Mildhybrid ist folglich etwas für sehr entspannte Autofahrer, die eher entschleunigen als beschleunigen. Der Lohn der Mühen ist überschaubar. Auf der rund 200 Kilometer langen Testrecke über Landstraßen verbrauchten wir laut Bordcomputer sieben Liter. Der Wert ist angesichts des Gewichts von knapp zwei Tonnen zwar in Ordnung, aber auch nicht überragend.
Skoda Kodiaq iV: Wir fahren, bis die Batterie leer ist
Gespannt waren wir auf den Plug-in Hybriden, den es auch erstmalig im Kodiaq gibt. Das Gespann besteht aus dem bereits bekannten 1,5-Liter Benziner in Tateinheit mit einer E-Maschine, die im Sechsgang-DSG eingebaut ist und noch mal 115 PS beisteuert. Gespeist wird sieh von einem 19,7 kWh großen Akku. Reichweite laut WLTP-Norm über 100 Kilometer, aufgeladen wird mit 11 kW (AC-Wechselstrom) oder mit 50 kW (DC-Gleichstrom). Insgesamt kommt das Antriebssystem auf 204 System-PS und 350 Nm Drehmoment. Reichlich Power, die ansatzweise Spaß macht und den Koloss einigermaßen flott bewegt. Apropos Bewegung und damit zu einem kurzen Ausflug zum Fahrwerk: Auch der Kodiaq profitiert von den neuen VW-Ein-Kammer-Dämpfern mit getrennter Zug- und Druckstufe. Er fährt sich sehr komfortabel, wenn es sein muss auch trocken-herb im Sportmodus. Natürlich ist der Kodiaq kein Rennwagen und das wird auch das bereits anvisierte RS-Modell (etwa 270 PS, Vorstellung im Dezember, Homologation ausstehend)² nicht sein. Aber ein Hauch Dynamik darf es dann schon sein, mit wenig Wank- und noch geringerer Nickbewegung.
Viel entscheidender als die Fahrdynamik sind bei einem PHEV jedoch die Verbrauchswerte. Wir überlassen dem System die Wahl der Mittel und stellen auf Hybrid mit hoher Rekuperation. Wir verlassen den Hof voll aufgeladen und kehren nach exakt 146 Kilometern und einer leeren Batterie zurück. Dazwischen lagen Landstraßen, kurze Autobahnstücke und eine kurvenreiche Küstenstrecke. Hier hat sich der neue Skoda Kodiaq iV mehr als ordentlich geschlagen. Rund drei Liter Benzin auf 100 Kilometer, dazu 12 kWh Strom. Dass macht je nach Tarif zwischen zehn und zwölf Euro Betriebskosten. Bei einem fast fünf Meter großen Familien-SUV mit Platz für bis zu sieben Personen kann man da nicht meckern. Und Langstreckentauglichkeit hat der Plug-in Hybrid so ganz nebenbei auch noch unter Beweis gestellt. Uns blieben noch 460 Kilometer Restreichweite.
Erstes Fazit
Mehr Platz, mehr technische Features, erstmalig auch ein Plug-in Hybrid: Der neue Skoda Kodiaq bietet mehr als sein Vorgänger – aber er kostet auch mehr. Im Grunde genommen genauso viel wie ein technisch vergleichbares VW-Produkt. Früher war Skoda immer günstiger. Damit hat Volkswagen einen Strategiewechsel vollzogen. Ob die Skoda-Kundschaft das mitmacht, wird sich noch zeigen. Aber vielleicht hat sich die Marke so weit emanzipiert, dass der Preis alleine nicht mehr ins Gewicht fällt. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)