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Gebrauchtwagentest: Renault Scénic – Besser als sein Ruf

Mittlerweile hat auch die 2009 gestartete dritte Generation des Kompaktvans Renault Scénic auf dem Neuwagenmarkt abgedankt. Die Zeit für den günstigen Schnapp aus zweiter Hand ist also gekommen, der viel Nutzwert für kleines Geld verspricht.

Größere Skepsis in Hinblick auf die Langzeitqualitäten scheint vorläufig unangebracht. Wer einen Scénic sucht, will Platz. Platz für viel Gepäck, viele Kinder und eventuell auch alles zusammen. Die dritte Generation packt alles. Bereits die Standardversion bietet einen Kofferraum, der 470 bis 555 Liter aufnehmen kann. Die Sitze der Rückbank lassen sich verschieben, wickeln und sogar ausbauen – am Ende kann man bis zu 1.870 Liter einladen. In der größeren Karosserievariante namens Grand Scénic kann der Franzose neben sieben Sitzen im Bedarfsfall sogar 2.063 Liter aufnehmen. Angesichts der mit knapp viereinhalb Meter noch recht kompakten Karosserie ein starker Wert.

Aufgeräumt und futuristisch

Recht ungewöhnlich präsentiert sich das Cockpit. Statt klassischer Analoginstrumente hinterm Lenkrad kredenzen Displays in der Armaturenbrettmitte in digital aufbereiteter Form fahrrelevante Informationen. Ansonsten wirkt alles sehr aufgeräumt in dem futuristisch angehauchten aber ansonsten einladend wohnlichen Arbeitsplatz.

Automatik nur selten zu finden

Im Lauf seiner gut siebenjährigen Bauzeit hat Renault vier Benzin- und fünf Dieselmotoren angeboten. Das Leistungsspektrum rangiert zwischen 63 kW/85 PS bis hinauf zum 2.0 dCi, den es in zwei Versionen mit 110 kW/150 PS oder 118 kW/160 PS gibt. Der Scénic ist ganz klar ein Dieselauto, denn nur rund 20 Prozent der Fahrzeuge auf dem Gebrauchtmarkt werden mit Benzinmotor angeboten. Hier empfiehlt sich vor allem der erst 2012 eingeführte 1.2 TCe mit 85 kW/115 PS, der ordentliche Fahrleistungen mit mäßigem Verbrauch und Euro 6 in Einklang bringt. Bei den Dieselmotoren ist der 1.6 dCi mit 96 kW/130 PS der Favorit, der einen niedrigen Normverbrauch (rund 5 Liter) und zugleich gute Fahrleistungen (195 km/h, 10,3 Sekunden) erlaubt. Eine gute Alternative ist der 1.5 dCi Eco mit 78 kW/106 PS, den man in Kombination mit dem Doppelkupplungsgetriebe EDC bekommen kann. Wer eine Automatik will, muss alternativ nach den selten Varianten mit klassischer Wandlerautomatik Ausschau halten, die für die starken Zweiliter-Diesel- und -Benzinmotoren angeboten wurden.

Schnellster zu sein, ist nicht die Kernkompetenz des Scénic, mit ihm fährt man irgendwo zwischen gemütlich und flott. Das passt gut mit dem Fahrwerk zusammen, welches ganz nach französischer Art eher weich abgestimmt ist. Man muss allerdings keine Angst haben, seekrank zu werden, denn der Renault liegt durchaus verbindlich auf der Straße und eignet sich so in sehr angenehmer Weise auch zum ausgiebigen Kilometerfressen.

Luxe ist die beste Ausstattungslinie

Leder, Klimaautomatik, Navigation - vieles kann der Scénic III bieten. Am meisten in der Ausstattung Luxe. Bereits gut bestückt ist die mittlere Version Dynamique, während der Scénic als Expression vielleicht noch ein paar Wünsche offen lässt. Interessant für Audiophile ist noch die ab 2011 angebotene und auf dem Gebrauchtmarkt zahlreich vertretene Bose-Edition, die neben einer aufwendigen Soundanlage auch noch einige Komfortextras bietet. Wer übrigens den Grand mit sieben Sitzen will, muss gezielt nach Varianten mit dritter Sitzreihe suchen. Alles inklusive heißt es hingegen bei der Sicherheitsausstattung, die mit reichlich Airbags und den fahrdynamischen Regelsystemen tadellos bereits in der Basisversion dasteht, weshalb es bei EuroNCAP seinerzeit auch fünf Sterne gab.

Generation 3 kann sich sehen lassen

In jungen Jahren schlägt sich der Renault Scénic gut, laut TÜV-Report zeigt sich der Franzosen-Van sogar weniger anfällig für Probleme als der Durchschnitt. Der von 2003 bis 2009 gebaute Vorgänger schnitt da noch schlechter als der Durchschnitt ab. Allerdings attestiert der TÜV dem Scénic III ab der zweiten Hauptuntersuchung in seinem Report 2016 dennoch ein paar wenige Problemzonen. Demnach können beim Typ JZ schon nach wenigen Jahren die Lenkgelenke und die Spurstangenköpfe Ärger bereiten. Die Bremsen, traditionell beim Scénic ein recht verschleißanfälliges Bauteil, sind nach vorläufigen Erkenntnissen recht durabel. Auch bei einem Dauertest von Autobild konnte sich ein Grand wacker schlagen. Leichter Ölverlust an der Ölwanne und ein defekter Partikelfilter-Sensor sorgten für eine 2- als Endnote.

Er ist geräumig, hochvariabel und ein angenehm zu fahrendes Alltagsauto, das mittlerweile für kleines Geld zu haben ist. Für rund 5.000 Euro kann man einen noch halbwegs frischen Scénic oder Grand Scénic bekommen. Angesichts des großzügigen Platzangebots und einer guten Sicherheitsausstattung ein durchaus attraktiver Kurs. Ein von Problemen geplagter Zeitgenosse ist der Franzosen-Van nach bisherigen Erkenntnissen nicht. (sp-x/hoh/jms)

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