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Erster Test Renault Scenic E-Tech Electric: Starlight Express

Renault gibt mächtig Gas beziehungsweise Strom. Die Angebotspalette wird nicht nur an allen Enden erweitert, bereits bekannte Modelle erhalten oftmals nur noch elektrische Nachfolger. So auch der bisherige Familien-Liebling Renault Scenic. Erster Test der Neuauflage.

Der neue Renault Scenic E-Tech Electric* auf einen Blick

  • Neuer Renault Scenic nur noch elektrisch
  • Kompakt-SUV mit großem Innenraum
  • 545 l Kofferraum + 1,1 Tonnen Anhängelast
  • Google-Infotainment-System
  • 60 oder 87 kWh Batterie, 170 oder 218 PS
  • Grundpreis ab 41.400 Euro

*(Renault Scenic E-Tech Electric Modellreihe (WLTP), Stromverbrauch kombiniert: 16,8-16,3 kWh; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite kombiniert: 430-625 km; CO2-Klasse: A)²

 LED-Scheinwerfer gehören beim neuen Renault Scenic E-Tech Electric zum guten Ton. Kennzeichen der Vorderansicht ist der aufrechtstehende Renault Rhombus inmitten eines Mosaiks kleiner Rauten. LED-Scheinwerfer gehören beim neuen Renault Scenic E-Tech Electric zum guten Ton. Kennzeichen der Vorderansicht ist der aufrechtstehende Renault Rhombus inmitten eines Mosaiks kleiner Rauten.

Kompaktes SUV mit großem Innenraum

Im deutschsprachigen Süden würde man sagen: Fesch schaust aus! Der neue Renault Scenic legt als rein elektrische E-Tech-Variante endgültig sein muffiges Image ab und drängt mit frischem SUV-Design aus der Van-Ecke. Lediglich 4,47 Meter lang ist die Neuauflage, wirkt von außen somit weiterhin kompakt, hat innen aber durchaus komfortable Platzverhältnisse zu bieten. In der ersten, aber auch in der zweiten Reihen steht selbst Passagieren mit langen Beinen sehr viel Raum zur Verfügung - 1,90 Meter hinter 1,90 Meter sitzen zu lassen? Kein Problem! Der Hüne passt gar in den Kofferraum (haben wir ausprobiert), denn dieser schluckt mit 545 Litern (inklusive Unterflurfach) ordentlich was weg. Das Volumen kommt aber vor allem durch den tiefen Boden zustande – eine hohe Ladekante inklusive.

Wird die Rücksitzbank umgeklappt, stehen maximal 1.670 Liter zur Verfügung. Ein ebenerdiger Ladeboden entsteht dabei jedoch nicht. Flugs die Rückbank wieder in die Senkrechte gestellt und einmal von hinten nach vorne arbeiten: Denn die Fondpassagiere bekommen nicht nur ein luftiges Raumgefühl geboten, auch die große Ingenius-Armlehne (ab Ausstattungsvariante Techno) mit ihren cleveren Smartphone- beziehungsweise Tablet-Haltern wird Teile der Familie sicherlich für sich begeistern können. Wir denken da wieder an Skoda, denken an so manche innovative „Simply Clever“-Bastelidee der Tschechen. Die Vordersitze haben an ihrer Rückseite derweil drei Einstecktaschen zu bieten, zwei USB-C-Ladebuchsen gibt es ebenfalls. Für eine eigene Klimazone oder nur beheizbare Rücksitze hat es währenddessen nicht mehr gereicht.

 Der Innenraum der Ausstattungslinie Esprit Alpine präsentiert sich mit blauen Akzenten. Die Verarbeitungsqualität gefällt. Der Innenraum der Ausstattungslinie Esprit Alpine präsentiert sich mit blauen Akzenten. Die Verarbeitungsqualität gefällt.

Mit Sinn für Formen und Farben, Google gibt den Ton an

Das alles gibt es dann in der ersten Reihe, wobei wir zunächst mit den sehr gut ausgestatteten Top-Varianten Renault Scenic E-Tech Esprit Alpine und Iconic unterwegs waren. Darunter rangieren die Varianten Techno und Evolution. Der Innenraum in aller Gesamtheit ist mit viel Sinn für Formen und Farben gestaltet; Hingucker sind sicherlich die blauen Akzente und Teppiche der Alpine-Variante. Da gibt es auch qualitativ nichts grobes auszusetzen. Ja, die Displaylandschaft ist vielleicht etwas einfach in beziehungsweise auf das Armaturenbrett gesetzt und die Sitze könnten straffer gepolstert sein. Dann allerdings blicken wir nach oben und erspähen das sogenannte Solarbay-Panoramaglasdach. Mit diesem optionalen Highlight wird der neue Renault Scenic E-Tech nachts wahrlich zum Starlight-Express. Ist es dann genug mit dem Sterngucken, lässt sich das Glas in wenigen Sekunden von transparent auf blickdicht schalten. Klappt auch getrennt für vorne und hinten.

Gut funktioniert hat überdies die Handhabung des Infotainment-Systems. Das OpenR-Link System kennen wir bereits aus anderen Renault-Modellen, es basiert softwareseitig auf Google Automotive und verfügt dementsprechend über einen mächtigen Sprachassistenten. ChatGPT braucht hier niemand. Das verspielte Anzeigendesign muss vielleicht einige Zeit einwirken, dennoch werden sich die meisten Fahrer schnell zurechtfinden. Für die allernötigsten Befehle gibt es zudem noch echte Schalter – nur einen Drehregler für die Lautstärke vermissen wir weiterhin. Wo Tesla mittlerweile die Lenkstockhebel in die Verdammnis jagt, weiß Renault gar nicht mehr wohin mit den ganzen Auslegern. Vier Stück ragen aus der Lenksäule heraus – die fummelige Medienbedieneinheit, die unterhalb des Lenkrad eh keiner sieht, hätte man sich dabei wohl sparen können. Gut gelöst: Nervige EU-Zwangsassistenten lassen sich, einmal vorkonfiguriert, per simplen Doppeldruck auf die entsprechende Taste links neben dem Volant deaktivieren. So muss das sein!

 "Dolomit-Grau satiniert" heißt diese Mattlackierung, die exklusiv dem Renault Scenic E-Tech Electric im Alpine-Trimm vorbehalten ist. "Dolomit-Grau satiniert" heißt diese Mattlackierung, die exklusiv dem Renault Scenic E-Tech Electric im Alpine-Trimm vorbehalten ist.

Solide Elektro-Kost, gut für echte 490 Kilometer

Mit Blick in Richtung Antrieb haben Interessenten, je nach Ausstattungsvariante, die Wahl zwischen einem 125 kW/170 PS (280 Nm) oder 160 kW/218 PS (300 Nm) starken Elektromotor und einer netto 60 oder 87 kWh großen Lithium-Ionen-NMC-Batterie. Angetrieben werden jeweils nur die Vorderräder, eine Option auf Allradantrieb dürfte es auch zukünftig aufgrund des tiefbauenden Kofferraums nicht geben. Wenngleich die 60-kWh-Batterie lediglich mit 130 kW DC geladen werden kann, stellt das große 87-kWh-Batteriepaket maximal 150 kW in Aussicht (15-80 Prozent in ca. 37 Minuten). Alle Renault Scenic E-Tech können an geeigneten AC-Ladestationen indes dreiphasig mit bis zu 22 kW aufgeladen werden. Eine Vehicle-to-Load-Funktion, wie etwa für den neuen Renault 5 angekündigt, gibt es für den Scenic übrigens nicht.

Renault selbst spricht bei der großen Batterie von einer WLTP-Reichweite von 625 Kilometern und auch unser Testwagen zeigte ab Start mit einer 100 Prozent geladenen Batterie mehr als 600 Kilometer an. Unter klimatischen Idealbedingungen an der spanischen Mittelmeerküste gefahren, kamen wir mit dem 220 PS starken Scenic samt 87-kWh-Batterie auf einen Durchschnittsverbrauch gemäß Bordcomputer von 18,7 kWh je 100 Kilometer. Kein schlechter Wert, der aber auch zeigt, dass sich die maximale Sommer-Reichweite, ohne großen Stadtanteil, eher im Bereich um 460 bis 490 Kilometer einpendeln dürfte. Werden von der vollen Batterie dann noch die üblichen 25 Prozent abgezogen, da man sein E-Auto auf längeren Etappen in aller Regel nie ganz leer fährt, aber unterwegs auch nicht über 80 Prozent lädt, bleibt eine effektive Reise-Reichweite von 345 bis 368 Kilometer übrig.

 Das Solarbay-Panoramaglasdach ist in allen Modellvarianten optional erhältlich und lässt sich in mehreren Stufen von transparent auf blickdicht verstellen. Das Solarbay-Panoramaglasdach ist in allen Modellvarianten optional erhältlich und lässt sich in mehreren Stufen von transparent auf blickdicht verstellen.

Kurven sind nicht die Stärken des Scenic E-Tech Electric

Fahrdynamisch spielt der neue Renault Scenic E-Tech seine Stärken dann klar im urbanen Umfeld, aber auch auf der Autobahn aus. Das spontane Lückenspringen oder Überholen ist mit dem 220 PS starken Antrieb kein Problem, die Höchstgeschwindigkeit wird bei Tempo 170 erreicht. Der Wendekreis fällt mit 10,9 Metern erfreulich übersichtlich aus, das Fahrwerk schafft es trotz aufgezogener 20 Zöller (Alpine-Ausstattung) noch einigermaßen komfortabel zu federn und die Lenkung arbeitet rangierfreundlich leichtgängig. Allerdings ist sie in ihrer Auslegung auch etwas beliebig, Antriebseinflüsse sind deutlich spürbar und oftmals ringt der Scenic beim flotten Herausbeschleunigen aus Kurven um Traktion. Das knapp zwei Tonnen schwere SUV schiebt zudem deutlich über die Vorderachse, der Grenzbereich wird vergleichsweise früh erreicht.

 Wer die hohe Ladekante überwunden hat, bringt im Kofferraum bis zu 545 Liter Gepäck unter. Beim Umlegen der Rücksitzbank entsteht kein ebener Ladeboden. Wer die hohe Ladekante überwunden hat, bringt im Kofferraum bis zu 545 Liter Gepäck unter. Beim Umlegen der Rücksitzbank entsteht kein ebener Ladeboden.

Erstes Fazit

In bester Modelltradition bleibt auch der neue Renault Scenic als vollelektrischer E-Tech vordergründig ein fähiges Familienauto. Reichlich Platz gibt es vorne wie hinten, auch der Kofferraum dürfte den allermeisten Ladeaufgaben gewachsen sein. Uns hat darüber hinaus die gute Materialqualität gefallen, dafür weniger die rückmeldungslose Lenkung sowie die ambitionierte Preisstruktur. 100-Prozent-Reichweiten von bis zu 490 Kilometer erscheinen mit der großen 87-kWh-Batterie zumindest nicht unrealistisch, danach kann im Bestfall mit bis zu 150 kW nachgeladen werden. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)

Technische Daten - Renault Scenic E-Tech Electric 220*


Modell Renault Scenic E-Tech Electric 220
Motor 1x Elektromotor
Systemleistung 218 PS (160 kW)
Drehmoment 300 Nm
Antrieb Front, 1-Gang-Getriebe
Batterie 87 kWh Lithium-Ionen-NMC-Batterie
Ladeleistung max. AC/DC 22/150 kW
Stromverbrauch kombiniert 16,8-16,3 kWh/100 km²
CO2-Emissionen kombiniert 0 g/km²
CO2-Klasse A
Elektrische Reichweite kombiniert (WLTP) ca. 625 km²
Beschleunigung (0–100 km/h) 7,9 s
Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
Abmessungen (L/B/H) 4,47 m/1,86 m/1,57 m
Kofferraumvolumen 545-1.670 Liter
Anhängelast 1.100 kg
Gewicht ca. 1.922 kg
Grundpreis Renault Scenic E-Tech Electric 87 kWh ab 48.900 Euro

*Herstellerangaben

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