Der Renault Clio TCe90 Techno auf einen Blick*
- Fünfte Clio-Generation
- Start 2019, Facelift 2023
- Solider Innenraum, 405 l Kofferraum
- Nur 4,05 Meter kurz
- Spritziger 90 PS Benziner, gutes Handling
- Grundpreis (Techno) ab 22.100 Euro
*(Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,2 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 118 g/km; CO2-Klasse: D)²
Hinweis der Redaktion: Die Bilder im Artikel zeigen den Renault Clio in der Ausstattungslinie "Esprite Alpine" mit abweichender Motorisierung.
Ein Kleinwagen, den man sich nicht nur leisten kann, sondern auch haben will
Ja, wo ist sie denn hin, die Lust am Kleinwagen? Sie ist über die Jahre und Jahrzehnte wahrscheinlich an allerhand Sport Utility Vehicle (SUV) zerschellt und schlussendlich an der mittlerweile abnormen Preissituation gescheitert. Ein nicht gänzlich nackter VW Polo kostet schnell 30.000 Euro und damit sogar mehr als ein Basis-Golf. Auch als Autobeschreiber ist man dahingehend verwöhnt, dass vor allem die deutschen Hersteller gerne ihre großen und ziemlich teuren Autos abgelichtet und beschrieben sehen wollen. Ist dann doch mal was Kleines zum Testen dabei, werden nicht selten die stärksten, aber kaum bestellten Motoren bereitgestellt, was die Sache ebenfalls wieder ziemlich kostenintensiv macht.
Aber es gibt auch Gegenströmungen: Renault, im starken Gruppen-Verbund mit Dacia, Nissan und Mitsubishi, zeigt mehr und mehr echte „Volkswagen“, die man sich nicht nur leisten kann, sondern auch haben will. Bestes Beispiel ist der ab 18.450 Euro erhältliche Renault Clio. In den zwei Testwochen habe ich nicht selten den 4,05 Meter kurzen Kleinwagen, dem ein oder anderen parallel getesteten deutschen Premiumprodukt vorgezogen. Da spielten freilich auch praktische Überlegungen eine Rolle – etwa, wenn es in den dichten Münchner Stadtverkehr gehen sollte. Davon abgesehen hat mir die fünfte Clio-Generation, die im Herbst 2023 erstmals ein Facelift erhalten hat, einfach großen Fahrspaß bereitet.
Um sportliche Einlagen nicht verlegen, aber der Verbrauch ist zu hoch
Keine 1.200 Kilo schwer, 91 Turbo-PS und 142 Nm stark sowie mit einem ganz vernünftigen, aber hin und wieder etwas lang übersetzten Sechsgang-Schaltgetriebe ausgerüstet, sind dem Franzosen sogar sportliche Einlagen nicht fremd. Okay, der 1,0-Liter-Dreizylinder neigt hin und wieder zum Verschlucken und ist in seiner Ansprache nicht immer so feinfühlig, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Aber hey, das sind Kleinigkeiten, an die man sich definitiv gewöhnen kann. Etwas überrascht hat mich hingegen der Verbrauch: Knapp sieben Liter auf 100 Kilometer standen kurz vor Testende im Bordcomputer. Lorbeeren fährt der Clio mit seinem TCe90-Antrieb dafür keine ein. Deutlich weniger Spritdurst verspricht nur der E-Tech Hybrid, der aber ungleich teurer ist. Der Diesel wurde zum Facelift ausgemustert.
Unabhängig vom Motor ist das Fahrverhalten mehr als solide. Das liegt auch am gut gemachten Fahrwerk, das zumindest für meinen Geschmack genau den Mittelweg aus Sport und Komfort trifft. Hart genug, um auch mal ein paar Kurven zu meistern. Weich genug, um im Alltag und bei schlechtem Straßenwerk zu bestehen. Auch wie der Clio einlenkt, sich präzise in Kurven setzen lässt, stößt bei mir auf große Zustimmung. Die anhaltende Begeisterung für den kleinen Franzosen hat aber noch einen weiteren Grund: Sein Innenleben. In der getesteten Ausstattungslinie „Techno“ gut verarbeitet, an den richtigen Stellen mit unterschäumten Kunststoffen versehen, hat man sich allerspätestens mit dem Facelift ein paar zusätzliche Gedanken über die Innenraumgestaltung gemacht.
Wertiger Innenraum, viel Platz im Kofferraum
Die optionale digitale Instrumententafel im 10-Zoll-Format hat es mir an dieser Stelle besonders angetan. Eine solche Anzeige kann sich Volkswagen in seinen Kleinwagen nur wünschen. Gestochen scharf, super zum Ablesen und in keiner Weise verspielt. So muss das sein. Leiser werden die Lobeshymnen dann beim eigentlichen Infotainment-System. Hier ist man mittlerweile hausintern durch die neuen, auf Google Automotive basierten Systeme verwöhnt. Der hochstehende 9,3 Zoll Easy Link Bildschirm wirkt da in seiner Aufmachung, aber auch beim Funktionsumfang schon etwas angestaubt. Apple CarPlay und Android Auto funktionieren dennoch kabellos, das Smartphone kann induktiv geladen werden. Altgedient, aber gut: Die Klimaanlage lässt sich separat mit echten Drehreglern steuern.
Noch ein Blick auf die Raumausnutzung: In Reihe eins gibt es selbst als Großgewachsener nichts zu meckern, die bequemen Sitze und das Lenkrad lassen sich ausreichend weit auf die eigene Körpergröße einstellen. In Reihe zwei geht es klassenüblich beengter zu, wird aber beispielsweise der Beifahrersitz ein ganzes Stück nach vorne geschoben, kann man hinten auch als Erwachsener ganz passabel sitzen. Das kann zum Beispiel dann wichtig sein, will man bei einer längeren Fahrt beim Nachwuchs mitfahren. Noch ein Stück weiter hinten stehen dann gut nutzbare 400 Liter Gepäckvolumen zur Verfügung – definitiv ausreichend für allerhand Einkäufe oder den Kinderwagen. Nur die hohe Ladekante könnte ein Hindernis sein.
Fazit
Klein, vernünftig, aber nicht langweilig. Der frisch geliftete Renault Clio macht nicht nur optisch etwas her, sondern lässt sich auch angenehm fahren und bietet einen solide gemachten Innenraum. Mit der getesteten und durchaus umfangreichen Techno-Ausstattungslinie des Testwagens, samt 90 PS Benziner, reißt er mit 22.700 Euro auch kein allzu großes Loch in die Haushaltskasse. Größter Kritikpunkt ist der vergleichsweise hohe Verbrauch. Alternativen? Die kommen ebenfalls von der Renault Group und heißen Mitsubishi Colt und Dacia Sandero. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)