Wer ein Nutzfahrzeug sucht, welches er auch im privaten Alltag oder für Familienreise nutzen kann, der hat mittlerweile eine deutlich größere Auswahl, als noch vor ein paar Jahren. Beinahe jeder Großserienhersteller bietet heute einen Pick-up an, möchte die „Generation-Pritsche“ bedienen und offeriert dabei vor allem: Kinderfasching. Anders kann man es nicht bezeichnen, wenn reihenweise Hintenauflader um die Kundschaft buhlen, die entweder zu wenig Wohlfühlraum in der Kabine oder nur eine bedingt große Ladefläche bieten. Manch Autobauer macht aus seinem Baustellenfahrzeug gar eine sportliche Rampensau, um am Ende eher kleinlaut die Anhängelast reduzieren zu müssen. Nicht so der RAM 1500 Sport. (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 14,9 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 352 g/km²).
Think Big!
Hatten wir im letzten Jahr bereits ausgiebig die Gelegenheit dazu, das alte Modell auf Herz und Nieren zu testen, ist es nun das Modelljahr 2020 und damit auch die neue RAM-Generation, mit der wir erstmals unterwegs sein durften. Dabei gilt auch weiterhin: Think Big! Wer sich über das Händlernetzwerk von AEC Europe für einen RAM 1500 Sport entscheidet, hat zugleich die Gewissheit, dass auf offiziellem Importweg kein anderer Pick-up größer ist. 5,92 Meter lang, 2,08 Meter breit und gut 1,97 Meter hoch ist der neue RAM und damit von den Abmessungen identisch zum Vorgänger.
RAM 1500 Sport mit gänzlich neuem Außenauftritt
Optisch ist allerdings alles anders. Der 2020er RAM 1500 Sport glänzt mit einer völlig neuen Frontpartie, die nicht nur futuristischer, sondern gleichzeitig auch äußerst dominant wirkt. Chrom an den Stoßstangen gibt es (an den AEC-Importfahrzeugen) nicht mehr, dafür Voll-LED-Scheinwerfer vorne wie hinten. Der Kühlergrill wirkt noch selbstbewusster und auf der Haube sitzt weiterhin ein Powerdome – bei der Sport-Version mit zahlreichen Luftauslässen versehen. Sie sind allerdings nur angedeutet, was die Faszination des großen Pick-ups aber mitnichten schmälert. Seitlich ging man hingegen aufs Ganze, schickte den RAM ganz offensichtlich ins Fitnessstudio und trainierte ihm eine deutlich maskulinere Linienführung an.
Altbewährte Technik unter der Haube
Unter der Haube geht es derweil altgedient, aber nicht weniger faszinierend zur Sache. Es bleibt beim 5,7 Liter großen V8 Hemi mit 401 PS und 556 Newtonmeter Drehmoment. In den USA ist der RAM 1500 mittlerweile optional auch als Mild-Hybrid erhältlich, hierzulande bietet AEC Europe die e-Torque-Variante mit 48-Volt-Bordnetz nebst Riemen-Startergenerator noch nicht an. Dafür bietet der Achtzylinder immerzu eine Zylinderabschaltung. 14,9 Liter ist der offizielle kombinierte Kraftstoffverbrauch, den wir, zumindest auf das bereits getestete Vorgängermodell übertragen, durchaus bestätigen können. Insgesamt hat sich an den Fahrleistungen wenig verändert, wobei die Sprintzeit aus dem Stand auf Tempo 100 mit 7,8 Sekunden gleichgeblieben ist, sich die Höchstgeschwindigkeit aber auf 195 Stundenkilometer erhöht hat.
Fährt sich wie ein (großer) Pkw
Die Leistung wird weiterhin über ein sehr sanft arbeitendes Achtgang-TorqueFlite-Getriebe von ZF an die hinteren oder alle vier Räder verteilt – eine Differenzialsperre an der Hinterachse ist Serie. Das Fahrverhalten (und auch der Geräuschpegel) des RAM 1500 Sport geht dabei als sehr Pkw-ähnlich durch. Die Federung ist angenehm weich, die Lenkung gleichermaßen leichtgängig, aber damit alles andere als direkt. Nie vergessen darf man zudem die insgesamt ausladenden Abmessungen – gerade beim Rangieren. Abseits befestigter Wege wühlt sich der RAM 1500 ebenfalls ordentlich voran, wobei die tiefe Front und die Trittbretter oftmals die limitierenden Faktoren darstellen. Für mehr Übersicht im Straßenverkehr sorgen zweigeteilte Außenspiegel und neuerdings eine ganze Armada an Assistenzsystemen. Angefangen vom Totwinkelassistenten, über ein 360-Grad-Kamerapaket mit Querverkehrserkennung, bis hin zum Notbremsassistenten. Der Ami kennt mittlerweile sogar eine Stopp-Start-Automatik, eine Bergabfahrhilfe wird dagegen nicht angeboten.
Spürbar mehr Wertigkeit im Innenraum
Im üppig bemessenen Innenraum geht es mit der Reichhaltigkeit weiter. Über AEC Europe wird der RAM 1500 Sport nicht nur für den europäischen Markt homologiert, erhält eine Hohlraumversiegelung nebst Unterbodenschutz, sondern bekommt auch EU-Kartenmaterial auf das neue Uconnect-Infotainmentsystem aufgespielt. Das (optionale) 12-Zoll-Display in der massiven Mittelkonsole ist dabei ein deutlicher Sprung nach vorne, sowohl in der Darstellung als auch in der Bedienung. Insgesamt wirken die Materialien der Doppelkabine wesentlich hochwertiger als noch beim Vorgänger, nahezu auf europäischem Niveau verarbeitet und lassen bei einem geschätzten Einstandspreis in Österreich zwischen 70 und 75.000 Euro kaum Wünsche übrig. Neben zahlreichen Cupholdern, vorne wie hinten, gibt es auch USB- sowie USB-C-Steckplätze und ein riesiges Mittelarmfach. Die hinteren Sitze lassen sich gar in eine leichte Liegeposition verschieben.
Die Gasanlage bleibt ein ratsames Extra
Wer sich für einen RAM 1500 Sport interessiert, sollte auch nach der 122 Liter fassenden Prins-Gasanlage Ausschau halten, die AEC Europe beispielsweise exklusiv ab Auslieferung anbieten kann. Der Tank ist dabei platzsparend in der Ersatzradmulde versteckt und nimmt dem RAM zumindest ein wenig seinen ökologischen (und auch ökonomischen) Schrecken. An 7.100 Tankstellen in Deutschland gibt es übrigens mittlerweile die Möglichkeit, LPG zu tanken. 3,5 Tonnen nimmt der Pick-up weiterhin an den Haken, wobei auf der Ladefläche zwei Europaletten beziehungsweise 900 Kilogramm Zuladung Platz finden können.
Erstes Fazit
Der RAM 1500 Sport ist alles andere als Kinderfasching. Er geht, insbesondere mit dem Rundum-sorglos-Paket von AEC Europe, als eierlegende Wollmilchsau durch für alle, die Nutzen mit Spaß an der (Fahr-)Freude verbinden möchten. Als Arbeitstier konzipiert, vermisst man im 2020er RAM kaum eine Annehmlichkeit eines SUV oder einer Limousine. Seine Crew Cab Kabinenabmessungen sind sogar so opulent, dass man mit vier ausgewachsenen zwei Meter Hünen fürstlich reisen kann. Einkäufe verstaut man beinahe komplett im vorderen mittleren Ablagefach. Optional gibt es beim AEC-Händler gar eine Garantie über 48 Monate oder 150.000 Kilometer. Nachteile? In der Stadt wirkt der Amerikaner merklich aus der Zeit gefallen, Parkhäuser sind ein Drama und an manch kritischen Blick anderer Verkehrsteilnehmer muss man sich im Zweifel wohl gewöhnen. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten*
- Modell: RAM 1500 Sport Crew Cab
- Motor: Achtzylinder-V-Motor, 5.654 ccm
- Leistung: 401 PS (295 kW) bei 5.600 U/min
- Drehmoment: 556 Nm bei 3.590 U/min
- Antrieb: 2WD/4WD mit Sperre, 8-Gang-Automatik
- Verbrauch kombiniert: 14,9 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 352 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 7,8 s
- Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h (abgeregelt)
- Abmessungen (L/B/H): 5,92 m/2,08 m/1,97 m
- Gewicht ca: ca. 2.600 Kg
- Tankvolumen: 98 l
- Grundpreis AT: 70 - 75.000 Euro
*Herstellerangaben