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Test Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Executive: Alles was gut und teuer ist

Der elektrifizierte Panamera Turbo S ist schockierend schnell und ziemlich teuer. Vor allem als Langversion mit dem Beinamen Executive. Selten ist er obendrein. Doch kann der rasende Vorstandsporsche auch vernünftig mit seinem Kraftstoff haushalten? Fahrbericht!

Dass man bei Porsche ungern kleckert und dafür lieber klotzt, ist kein Geheimnis. Ob nun bei Sportwagen, SUVs oder Limousinen: Wo Porsche ist, ist vorn. Auch bei der Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte waren die Stuttgarter früher dran als andere. Bereits 2010 kam der erste Cayenne Hybrid auf den Markt, 2011 folgte der teilelektrifizierte Panamera. Vor einer Dekade sprach man daher auch gerne vom „Vernunft-Porsche“, was dann ganz offensichtlich so manchen Ingenieur anspornte, doch noch was anderes mit dem Hybrid-Antrieb anzufangen.

Porsche-Panamera-Turbo-S-E-Hybrid-Executive-Rear-Side

Schockierend viel Leistung

Und so schaffte man ab 2017 erneut Tatsachen. Damals erblickte der erste Panamera Turbo S E-Hybrid die Ausstellungsräume und schockierte mit einer Systemleistung von 680 PS bei einem Normverbrauchswert von drei Liter Super Plus auf 100 Kilometer. Damit nicht genug, erhielt der erste Turbo S E-Hybrid in Deutschland ein E-Kennzeichen und durfte in manchen Städten besonders günstig parken und manchmal sogar Bus- oder Taxispuren nutzen. Zumindest damit ist jetzt Schluss. Bereits seit letztem Jahr qualifiziert sich die höchste Eskalationsstufe des Porsche E-Hybrid nicht mehr für derlei Vergünstigungen, fehlen dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zur Genehmigung auf dem Papier zwei Kilometer auf die 40 Kilometer elektrische Mindestreichweite.

Porsche-Panamera-Turbo-S-E-Hybrid-Executive-Side

Der Panamera Executive ist 15 Zentimeter länger

Der normale Panamera-Kunde wird diese Schmach verkraften und wer sich die hier gefahrene Executive-Variante aus dem Ärmel schüttelt sowieso. Um gut 15 Zentimeter ist die Limousine verlängert, was einzig den Passagieren im Fond zugutekommt. Überhaupt ist die Langversion des Panamera eigentlich ein Ding, erdacht für den prestigeorientierten chinesischen Markt. Im Reich der Mitte werden selbst Audi A4, BMW 3er oder die Mercedes E-Klasse in die Länge gezogen. In Deutschland hingegen ist der Panamera zum Gefahrenwerden eher selten anzutreffen. Was nicht zuletzt am Preis liegt. Kostet der normale Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid in Österreich bereits 193.009 Euro, liegt die Executive-Variante bei mindestens 206.780 Euro.

Porsche-Panamera-Turbo-S-E-Hybrid-Executive-Interieur

Sündhaft teuer

Und damit steigen wir direkt ein in unseren gut aber noch lange nicht vollständig ausgestatteten Testwagen für 240.332,85 Euro (Preis für den deutschen Markt). Wie schon beim GT3 RS müssen auch beim Panamera die Centbeträge mit, so genau will man es im Schwabenland schon wissen. Auf den ersten Blick ist es schwer zu beurteilen, wo im edel ausstaffierten Innenraum man lieber sitzen möchte. Vorne links oder hinten rechts. Sowohl in der ersten als auch in der zweiten Reihe gibt es serienmäßig gut konturiertes Sportgestühl zum Niedersitzen. Standesgemäß aber erst gegen einen Mehrpreis wird auf allen vier Plätzen geheizt, gekühlt und in verschiedenen Stufen massiert. Das Raumanagebot im Fond ist üppig, wirkt aber gleichzeitig nicht so luftig wie in den Langversionen von 7er BMW und Audi A8.

Porsche-Panamera-Turbo-S-E-Hybrid-Executive-Interieur-2nd

Im Fond üppig ausgestattet

Für den Businessmann oder die Businessfrau von Welt offeriert der Executive Panamera dafür die wohl stabilsten Klapptische in dieser Wagenklasse. Das Rear Seat Entertainment System besteht derweil aus zwei abnehmbaren 10-Zoll-Tablets mit Android Betriebssystem. Mit diesen erhält man nicht nur Zugriff auf allerhand Google Apps, sondern kann sich auch fahrzeugspezifische Daten anzeigen lassen. Über das verbaute Burmester 3D High-End Surround Sound-System lässt sich hingegen vortrefflich streiten. Es kostet einen höheren vierstelligen Betrag, konnte uns aber insbesondere beim Abspielen von alltäglichen Audioquellen wie DAB-Radio und Bluetooth klanglich nicht immer überzeugen. Kleinlich von Porsche: Für Digitalen Radioempfang und CD/DVD-Wechsler berappt man ebenfalls einige Euro extra.

Porsche-Panamera-Turbo-S-E-Hybrid-Executive-Engine

Wie fährt er sich?

Nun aber genug im Fond herumgelungert. Schließlich sitzen wir im leistungsstärksten Panamera aller Zeiten. Der Turbo S E-Hybrid verfügt zum einen über einen 4,0-Liter-V8-Biturbo Motor mit 550 PS nach alter Währung und wird zusätzlich durch eine E-Maschine mit maximal 100 kW bzw. 136 PS unterstützt. Nach Adam Ries unterschlägt Porsche bei der Systemleistung sechs Pferdestärken, wobei das bei 500 kW/680 PS Gesamtleistung ohnehin nicht ins Gewicht fällt. 850 Newtonmeter Drehmoment hält der Turbo S E-Hybrid bereits ab 1.960 Umdrehungen pro Minute bereit, die Nennleistung erreicht die Limousine ab 5.750 Touren (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 3,6-3,3 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 16,0 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 83-74 g/km²).

Porsche-Panamera-Turbo-S-E-Hybrid-Executive-Dash

Turbo S E-Hybrid startet immer lautlos

Startet der Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid umgebungsfreundlich stets im flüsterleisen E-Modus, bitten wir das 5,20 Meter lange Flaggschiff zunächst um eine Demonstration seiner Sprintgewalt im scharfen Sport+ Fahrbetrieb. Wir können dabei versichern, dass 100 Stundenkilometer aus dem Stand wirklich nach rund 3,5 Sekunden fallen. Alles was danach passiert ist mit Verlaub einfach nur (positiv) bescheuert! 4,4 Sekunden später zeigt der Digitaltacho nämlich bereits Tempo 160 an. Es geht weiter auf 200, dann auf 250 Sachen. Bis hinauf auf 310 km/h eilt der lange Porsche und ist in jenen Sphären sichtlich einsam. Audi S8, Mercedes-AMG S 63 und M760Li haben schon die Segel gestrichen. Überholt wird man in der Theorie nur noch vom 330 km/h laufenden BMW Alpina B7.

Porsche-Panamera-Turbo-S-E-Hybrid-Executive-Rear2

Vehement in Beschleunigung und Verzögerung

Unterbrochen wird die Hatz auf der Autobahn immer wieder durch die beherzt zubeißende Porsche Keramikbremsanlage (PCCB) mit gelochten Scheiben im Durchmesser von 420 Millimeter vorn und 410 Millimeter hinten. Surreal sind daher nicht nur die Beschleunigungs-, sondern auch die Verzögerungswerte. Was ebenfalls auffällt: Der Porsche Panamera verfügt über einen bemerkenswerten Geradeauslauf. So vermittelt der Turbo S E-Hybrid bei hohen Geschwindigkeiten ein immenses Sicherheitsgefühl, was auch am adaptiv regelbaren Luftfahrwerk (PASM) liegen mag. Per Knopfdruck regeln wir die Härte in drei Stufen, wobei der Federungskomfort im Normalmodus am meisten überzeugen konnte. Dann schluckt der Panamera Executive selbst tiefe Löcher und deutliche Verwerfungen ohne ansatzweise schwammig oder ungenau daherzukommen.

Porsche-Panamera-Turbo-S-E-Hybrid-Executive-Front-Side

Viel Grip, teilweise Öko

Trotz seines Gewichts von 2.485 Kilo lässt sich der Turbo S auch in die nächste Kurve werfen. Rabiat kann man mit ihm umgehen. Ihn treiben, sehr spät anbremsen und früh wieder voll durchbeschleunigen. Der Teilzeitstromer erträgt es mit Fassung und hält durch seine 21 Zoll große Michelin Sportbereifung mächtige Gripreserven bereit. Über das punktgenau arbeitende 8-Gang Porsche Doppelkupplungsgetriebe braucht man indes kein weiteres Wort mehr zu verlieren. Über den Kraftstoffkonsum schon. Es ist kein Geheimnis: 3,6 Liter Gesamtverbrauch nach WLTP sind reines Wunschdenken. Doch beeindruckt es dann schon wenn man den großen, schweren und vor allem brutal starken Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Executive etappenweise mit weniger als sieben Liter Super Plus bewegen kann. Auch dann, wenn der Akku leergezogen ist. Die Spritspartechnik sorgt zudem dafür, dass man im schnellen Autobahnschnitt immer noch mit 12 bis 14 Liter auskommen kann. Interessante Randnotiz für notorische Schnellfahrer: Je härter man den Turbo S E-Hybrid im Sport+ Modus rannimmt, desto schneller rekuperiert er überschüssige Energie in die Batterie.

Porsche-Panamera-Turbo-S-E-Hybrid-Executive-Mountain

Fazit

Voll geladen taugt der brutto 14 kWh große Lithium-Ionen-Stromspeicher im Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid derweil für eine elektrische Reichweite von gut 30 Kilometern. Anschließend muss die Limousine zurück an den Stecker oder der Achtzylinder springt als Generator ein und versorgt die Batterie wieder mit Elektronen. Unverständlich: Ein 7,2 kW AC On-board Lader kostet weiterhin Aufpreis. Am Ende qualifiziert sich der Executive Porsche als äußerst wertige und leistungsstarke Sportlimousine für den solventen Vorstandschef, mit allerdings eher überschaubaren Spritsparambitionen. Das nunmehr fehlende E-Kennzeichen verhindert auch, dass Außenstehende auf dem Firmenparkplatz den Willen zur angedeuteten Verbrauchsreduktion schon von weitem erkennen. Desto größer ist allerdings der Überraschungseffekt, wenn der Panamera dann doch flüsterleise davonstromert. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Executive
  • Motor 1: Achtzylinder-Benziner, 3.996 ccm
  • Leistung: 550 PS (404 kW) bei 5.750 U/min
  • Motor 2: Elektromotor
  • Leistung: 136 PS (100 kW)
  • Systemleistung: 680 PS (500 kW)
  • Drehmoment: 850 Nm bei 1.960 U/min
  • Antrieb: Allrad, 8-Gang-PDK
  • Verbrauch kombiniert: 3,6-3,3 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 83-74 g/km²
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 3,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 330 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,20 m/1,94 m/1,43 m
  • Gewicht: 2.485 kg
  • Grundpreis AT: ab 206.780 Euro
  • Testwagenpreis DE: 240.332,85 Euro

*Herstellerangaben

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