Für wahre Autofans brechen harte Zeiten an. Die Motoren werden kleiner, gleichzeitig kommen sie kaum mehr ohne Turbolader aus und werden jetzt auch noch reihenweise (teil-)elektrifiziert. Doch nicht nur der Verbrauch und damit der CO2-Ausstoß muss in den kommenden Jahren rapide gesenkt werden. Auch die Geräuschemissionen werden vom Gesetzgeber immer weiter reglementiert. Betroffen davon sind vor allem Hersteller wie Porsche. Autos, die von ihrer klanglichen Emotion leben, werden es in den nächsten Jahren daher immer schwerer haben.
Adieu V6, hallo V8-Biturbo!
Aber trotz schwarzer Wolken am Sportfahrer-Himmel, vereinzelt gibt es sie noch: die Silberstreife am Horizont. Solche Lichtblicke sind zweifelsohne die neuen GTS-Modelle des Porsche Cayenne. Speziell in diesem Fahrbericht soll es allerdings um die Coupé-Variante gehen, die wir auf Einladung des Herstellers erstmals im Umland von Stuttgart testen durften. Wie der normale Cayenne GTS, profitiert auch das GTS Coupé zunächst vom neuen Antrieb. Der 3,6-Liter-V6-Biturbo des Vorgängers ist Geschichte und wurde von einem 4,0-Liter-Achtzylinder-Biturbo abgelöst. Die Maschine ist bereits aus den Cayenne Turbo* bekannt, leistet im Cayenne GTS fortan aber „nur“ 338 kW/460 PS und maximal 620 Newtonmeter Drehmoment (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 260 g/km²).
Cayenne GTS ist straff, aber nicht unkomfortabel
Damit folgen die neuen Cayenne GTS Modelle der Gran Turismo Sport Philosophie bei Porsche, wonach ein guter Schuss Sportlichkeit mit einer uneingeschränkten Alltagstauglichkeit einhergeht. Eingestiegen in "S GO 8255", raus aus Stuttgart und hoch auf die Schwäbische Alb. Gegenüber der Basis-Variante liegt der optional adaptiv luftgefederte Cayenne GTS um 20 Millimeter näher am Asphalt. Straff, aber nicht unkomfortabel sind die ersten Fahreindrücke, die wir im normalen Fahrmodus sammeln konnten. Die elektrische Lenkung gewohnt präzise, die 8-Gang-Automatik blitzschnell und der Achtzylinder dafür ab und zu etwas träge in der Ansprache.
Schwergewicht, nachdrücklich bewegt
Lässt sich der 4,0-Liter-V8-Biturbo, der im Teillastbereich gerne vier von acht Zylindern deaktiviert, zunächst etwas bitten, verhilft ihm der erste Dreh am Mode-Knopf auf „Sport“ zu jener Spontanität, die wir anhand des großspurigen Außenauftritts auch erwartet haben. Schon ab 1.800 Touren liegt das volle Drehmoment an, zieht den mindestens 2.200 Kilogramm schweren Koloss bei Bedarf nachdrücklich aus dem Drehzahlkeller und übergibt ab 6.000 Umdrehungen an die Nennleistung. Die 460 PS wirken dabei stets passabel. Nie unter- aber eben auch nicht übermotorisiert. Aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer sollen laut Datenblatt derweil nur 4,5 Sekunden vergehen, was bei der ersten Probe durchaus glaubhaft erscheint.
Mit den Genen eines Sportwagens
Währenddessen zeigt das Navi eine kurvenreiche Strecke voraus, der Sport+ Modus wird aktiviert und die elektronische PSM-Fangleine ebenfalls per Knopfdruck leicht gelockert. Angriffslustig, heckbetont und äußerst kurvengierig liegt das Cayenne GTS Coupé nun auf der Straße, die Dämpferkennlinie auf hart – zu hart. Für den sportiven Alltagseinsatz tut es daher der erste der zwei wählbaren Härtegrade nach der Nullstellung, wohingegen wir den Sport+ Modus wegen einer anderen Eigenschaft empfehlen. Vorausgesetzt, man entscheidet sich für das Leichtbau Sport-Paket, welches das Cayenne GTS Coupé zwar nicht wirklich leichter, dafür aber klanggewaltiger macht. Im Paketpreis enthalten ist nämlich die mittig platzierte Sportabgasanlage, die tönt, als gäbe es weder Ottopartikelfilter noch andere Geräuschregularien.
Bester V8 Sound aus der Mitte heraus
Von unten raus hämmert der 4,0-Liter-Biturbo-V8, als hätte er einen Liter Hubraum mehr. Insgesamt hochfrequenter soll die Anlage laut Porsche klingen, wir hören beim Herunterschalten vor allem hartes knallen und rohes Popcorn. Es geht also noch, die Sache mit dem V8-Sound in modernen Autos. Ähnlich wie das Cayenne GTS Coupé auf Landstraßentempo beschleunigt, kann es auch wieder verzögert werden. Serienmäßig gelingt die Stopp-Übung mittels üppig dimensionierter Stahlscheiben, auf dem Testwagen indes war die optionale Porsche Keramikbremse (PCCB) montiert. Als dritte Bremsenvariante steht die besonders feinstaubarme Wolframcarbid-Bremse zur Auswahl.
Innenraum mit viel Leder, Alcantara und Pepita
Mit Blick in den Innenraum empfängt Fahrer und Passagiere das mittlerweile bekannte Cayenne-Interieur, erweitert um GTS-spezifische Ausstattungsmerkmale. Viel Alcantara, Leder und rote Zierelemente treffen dabei auf das serienmäßige Sport Chrono-Paket mit zentralem Zeitenmesser und wahlweise einem Alcantara-Volant mit Mode-Schalter. Die auf den Bildern zu sehenden adaptiven 18-Wege-Sportsitze sind dabei mehr als empfehlenswert, allen voran in der klassischen Kombination aus Leder und Pepita-Stoff. Gimmick am Rande: Das Porsche Cayenne GTS Coupé verfügt über Haltegriffe im Dachhimmel – eine Seltenheit im Segment der SUV Schrägdächer.
Nicht günstig, aber teuer
Der Grundpreis des Porsche Cayenne GTS Coupé liegt in Österreich bei 154.585 Euro. Wie nicht anders zu erwarten, fällt die Optionsliste lang aus und so verwundert es nicht, dass unser deutscher Testwagen mit einem Gesamtpreis um 170.000 Euro vorfährt. Die Individualität eines Porsche-GTS-Modells hat dabei nicht nur beim Bestellen seinen Preis, sondern auch an der Tankstelle. Während der ersten Ausfahrt flossen gut und gerne 17 Liter Super Plus auf 100 Kilometer durch die Einspritzdüsen, schnell gefahren und dabei doch nur eine Momentaufnahme. Erst ein längerer Alltagstest wird klären können, was sich der GTS wirklich an Kraftstoff gönnt.
Erstes Fazit
Wer meinte, Porsche könnten beim neuen Cayenne GTS die Ideen ausgehen, der irrt. Zur Überraschung vieler wurde der V6 des Vorgängers durch einen 460 PS starken V8-Biturbo ersetzt, der bestens zur Gran Turismo Sport Philosophie bei Porsche passt. Neben dem Achtzylinder ist das GTS Coupé und dessen mittig platzierte Sportabgasanlage klar das Highlight. Sie tönt so herrlich schmutzig und altgedient, als gäbe es gar keine Ottopartikelfilter, ohne die es heute natürlich nicht mehr geht. Fahrdynamisch zeigt das GTS Coupé der Konkurrenz ebenfalls die Marschrichtung an, wobei man naturgemäß keine Wunder beim Verbrauch erwarten darf. Ist der Einstandspreis der gebotenen Leistung durchaus angemessen, schafft es Porsche immer wieder, in der ziemlich langen Optionsliste teure Begehrlichkeiten zu wecken. Und wenn es am Ende nur das kostspielige Leichtbau Sport-Paket inklusive der herrlich klingenden Sportabgasanlage ist. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Frank Ratering, Rossen Gargolov)
Technische Daten*
- Modell: Porsche Cayenne GTS Coupé
- Motor: Achtzylinder-Ottomotor, 3.996 ccm
- Leistung: 460 PS (338 kW) bei 6.000 U/min
- Drehmoment: 620 Nm bei 1.800 U/min
- Antrieb: Allradantrieb, 8-Gang-Automatikgetriebe
- Verbrauch kombiniert: 11,4 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 260 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 4,5 s
- Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,93 m/1,98 m/1,65 m
- Gewicht: ca. 2.250 kg
- Grundpreis AT: 154.585 Euro
*Herstellerangaben
CO2-Emissionen & Verbrauch
- Porsche Cayenne GTS Coupé, 338 kW/460 PS (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 260 g/km²)
- Porsche Cayenne Turbo Coupé, 404 kW/550 PS (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 260 g/km²)