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Test: Peugeot 308 155 THP – Große Pracht mit kleinen Schwächen

Als Car of the Year 2014 darf sich die 2013 gestartete Neuauflage des Peugeot 308 nunmehr rühmen. Seit dem Skandal um den Gelben Engel des ADAC werden solche Auslobungen allerdings kritischer denn je betrachtet. Grund genug also, dem Löwen einmal genauer aufs Fell zuschauen.

Und dieser Blick sorgt zunächst einmal für Wohlgefallen. Selbstredend steht unser Exemplar auf besonders schicken Rädern, trägt einen effektvollen Lack und kann sich mit prägnanten LED-Tagfahrlichtern und reichlich Chromschmuck besonders gut in Szene setzen. Ohne diesen Extra-Chichi wirkt der Korpus des 308 zwar etwas konventionell, allerdings ist er ein fraglos gut proportionierter Kompakter mit ein paar hübsch gesetzten Lichtkanten. Diese insgesamt zurückhaltende und augenfreundlichere Eleganz dürfte beim Käufer in jedem Fall besser ankommen als der keineswegs hässliche, jedoch polarisierende Vorgänger.

Einen in gewisser Weise ebenfalls zurückhaltenden Eindruck hinterlässt auch der Innenraum, denn hier wurde in fast schon radikaler Weise auf Bedienelemente verzichtet. Im Autobau setzt nur Tesla mit dem Model S konsequenter auf Bildschirmbedienung, was mit einem weitgehenden Verzicht auf Knöpfe und Rädchen einhergeht. Zentral im Armaturenbrett des 308 befindet sich, zumindest ab der mittleren Ausstattung Active aufwärts, stattdessen ein von Untermenü-Direktwahltasten flankierter und mit schickem Schmuckrähmchen inszenierter Touchscreen.

Ein Schritt mehr

Was auf den ersten Blick verblüfft und zudem noch nett anzusehen ist, kann im zweiten Moment praktisch auch nerven: Will man nämlich spontan die Temperatur der Klimaautomatik ändern, muss man zunächst auf die Klima-Menütaste drücken, um danach auf einer übersichtlichen und mit großen Tasten versehenen Bedienoberfläche die Temperatur anzupassen. Ein kurzer Griff an einen handfesten Drehregelknopf wäre zumindest einfacher und direkter. Praktisch muss man sich halt an die Eigenheit, vieles ausschließlich am Bildschirm in Untermenüs zu regeln, gewöhnen. Wirklich schlechter fährt man damit aber nicht.

Eine andere bemerkenswerte Eigenheit ist die des relativ kleinen und etwas tiefer sitzenden Lenkrads, über welches man hinweg schaut, um die Informationen im Kombiinstrument abzulesen. Ebenfalls ungewöhnlich und etwas irritierend ist dabei der Drehzahlmesser mit einer sich entgegen dem Uhrzeigersinn bewegenden Nadel. An diese Experimente kann man sich durchaus gewöhnen, zumal sich die Instrumente strategisch günstig am Blickfeldrand des Fahrers befinden. Auf langen Nachtfahrten kann eben dieser Umstand aber stören, denn das recht hell leuchtende Kombiinstrument ist stets in Blickfeldnähe, was auf Dauer anstrengend ist.

Moderne Standards

Der vorbildlich gut verarbeitete und sich mit schicken Materialien hochwertig präsentierende 308-Innenraum bietet ansonsten einen weitgehend konventionellen Stil mit einigen modischen Nettigkeiten. So gibt es statt eines Handbremshebels eine elektronische Feststellbremse, statt übers Zündschloss muss man den Motor per Knopfdruck starten und für iPhone-Jünger gibt es einen unverzichtbaren USB-Anschluss sowie im Infotainment-System ein paar leidlich nützliche Apps. Etwas dürftig ist die Anzahl an Ablagen und die Position des einzigen Becherhalters, sowie die Kniefreiheit im Fond. Und aufgrund des großen und schicken Panorama-Glasdachs fällt auch die Kopffreiheit etwas knapp aus. Sitzriesen sollten auf das transparente Dach lieber verzichten. Ebenfalls in der Praxis etwas misslich: Beim Schulterblick sorgt die breite C-Säule für eine eingeschränkte Sicht nach hinten.

Der Kofferraum des 308 bietet klassisches Variabilitätsniveau, mehr allerdings nicht. Von ordentlichen 420 lässt er sich dank einer konventionell umklappbaren Rückbanklehne auf 1.228 Liter erweitern. Ein durchschnittlicher Wert. Nicht ganz so schön: Es gibt eine recht hohe Ladeschwelle, keinen herausnehmbaren Zwischenboden und ergibt sich bei erweitertem Gepäckraum eine störende Stufe. Wer mehr Cleverlösungen und mehr nutzwertorientierten Laderaum will, sollte von daher zum deutlich größeren und praktischeren 308 SW greifen.

Schöner Schub

Ein bemerkenswert angenehmer Motor ist der von uns getestete 1.6 THP mit 156 PS. Obwohl nur 1,6 Liter Hubraum, kann der Vierzylinder dank Turboaufladung neben der ordentlichen PS-Zahl zudem noch üppige 240 Newtonmeter ins Rennen werfen. Diese Kraft fällt schon früh über die angetriebenen Vorderräder her, denn bereits ab 1.400 Touren ist das volle Drehmoment aufgebaut und kommt der 1,4-Tonner ohne nennenswertes Turboloch entsprechend forsch aus den Blöcken. 9,3 Sekunden dauert der Sprint, 213 km/h sind maximal angesagt. Eine seidenweiche Laufkultur und der satte Drehmomentschub sorgen für ein insgesamt angenehmes Fahrerlebnis auf hohem Geschmeidigkeits-Niveau. Allerdings verlangt das lang übersetzte Sechsgang-Getriebe häufiger nach Gangwechsel über einen angenehm flutschenden und mit Handschmeichler-Aluknauf veredelten Schalthebel.

Wie bei Downsizing-Motoren üblich, erreicht auch der 308 einen durchaus respektablen Normverbrauchswert von 5,8 Liter, wobei der 150-PS-Golf 1.4 TSI mit Zylinderabschaltung mit 4,7 Liter klar im Vorteil liegt. Neben dem kleinen Hubraum hilft dem Peugeot-Motor eine tadellos arbeitende Start-Stopp-Automatik. Praktisch fällt die Verbrauchsbilanz dennoch nicht ganz so günstig aus, allerdings auch nicht dramatisch schlecht. Auf Spartour (Tempomat 120 km/h) sind wir mit 6,3 Liter hingekommen, während flottes Fahren (160 km/h) mit 8,7 Litern bestraft wurde. Im Schnitt waren es dann bei uns 7,5 Liter, was für die meisten wohl auch ein realistischer Praxiswert sein dürfte. Fast schon ein Manko: Der Motor ist nur nach der Abgasnorm Euro 5 zertifiziert.

Technische Daten
Marke und Modell Peugeot 308
Version / Ausstattung 1.6 L 155 THP / Allure
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 1.598 / R4-Turbobenziner
Leistung (kW / PS) 115 / 156
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 240 / 6.000
Antriebsart Frontantrieb
Getriebeart manuelle Sechs-Gang-Schaltung
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.253 / 1.804 / 1.457
Radstand (mm) 2.620
Wendekreis (m) 10,8
Leergewicht (kg) 1.375
Kofferraum (Liter) 420 - 1.228
Bereifung Testwagen 225/40 R 18
Verbrauch
Krafstoffart Benzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 5,8
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 134 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 7,5
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 9,3
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 213
Preise
ab (Euro) 24.850 Euro
Empfohlene Extras Keyless-System (450 Euro)
Weitere DatenWeitere Daten

Sanfter Gleiter

Ebenfalls etwas mehr erwarten dürfte man in Hinblick auf die Fahrdynamik. Der 308 ist recht leicht, sein Lenkrad klein, der Motor spritzig. Doch zu den Königen des flotten Kurvenstrichs zählt der Franzose weiterhin nicht. Letztlich hält ihn das ESP auf konservativer Weise sicher auf Kurs, regelt zeitnah und lässt keine allzu gewagten und auch eigentlich überflüssigen Grenzbereich-Spielereien zu. Dafür vermittelt der Franzose seinen Insassen einen weitgehend komfortbetonten Eindruck, denn zumindest bei leichten und mittleren Unebenheiten neigt der Unterbau dazu, sanft schwingend diese zu nivellieren. Der gut abgekapselte Motor und die geringen Windgeräusche verstärken den Eindruck eines betont geschmeidigen Fahrerlebnisses. Allerdings kann der Unterbau bei manch grober Querfuge auch mal poltern, selten kann es sogar dazu kommen, dass die Hinterachse dabei leicht versetzt. An das ausgewogene Golf-Niveau kommt der 308 insofern nicht heran. Zumal es keine feine Lösung wie das variable VW-Fahrwerkssystem DCC gibt, welches beim Golf einen besonders breiten Spagat aus Dynamik und Komfort ermöglicht.

Bei anderen Extras ist der Peugeot zumindest auf den ersten Blick recht gut aufgestellt. Eine eigentlich erfreuliche Option des 308 ist zum Beispiel der Abstandstempomat mit praktischer Vorwahlfunktion der gewünschten Geschwindigkeit. Nachteilig ist jedoch, dass das System keine Bremseingriffe vornehmen kann. Reicht also das Schleppmoment des Motors nicht aus, den vorgegebenen Abstand zum Vordermann einzuhalten, übergibt das System mit einem Warnton die Verantwortung an den Fahrer zurück. Das kommt leider sehr häufig vor und kann also die Technik den Fahrer nicht mit einem autonomen Cruise-Modus maximal entlasten.

Viele Möglichkeiten

Ansonsten ist der 308, sofern man denn bereit ist etwas mehr in die Ausstattung zu investieren, mit einigen weiteren sicherheitsrelevanten Extras wie Tot-Winkel- und Spurwechsel-Warner aufrüstbar. Der 155 THP ist sogar zwangsweise mit vielen Extras zwangsverheiratet, da der vorläufige Top-Benziner an das höchste Ausstattungsniveau Allure gekoppelt ist, welches neben Audioanlage, Fensterheber, LED-Tagfahrlicht und -Scheinwerfer, sechs Airbags und eine Berganfahrhilfe als auch eine Einparkhilfe in Form von Parkpiepsern vorn und hinten umfasst. Weitere Serien-Annehmlichkeiten sind ein automatisch abblendender Rückspiegel, ein Regensensor, der Touchscreen, 17-Zoll-Alus und ein Navisystem. Ohlala.

Für den bereits üppig ausgestatteten und ausschließlich als Viertürer angebotenen 308 155 THP werden knapp unter 25.000 Euro verlangt. Wer dann noch die Pakete Clever, Easy, Leder und Sicherheit sowie ein Panoramaglasdach ordert, hat für rund 29.000 Euro eine Vollausstattung. Und diese bietet unter anderem noch Massagesitze vorne, einen Park-Assistenten, eine Rückfahrkamera und den leider nicht überzeugenden adaptiven Tempomat. Für einen vergleichbar ausgestatteten Golf müsste man übrigens 4.000 bis 5.000 Euro mehr bezahlen. Fein gemacht, keine Frage. Doch Car of the Year 2014? Eine vertretbare, doch unserer Ansicht nach nicht auf ganzer Linie überzeugende Wahl. Was dem 308 vor allem fehlt ist ein technischer Feinschliff, der ihn in zumindest einigen fahrrelevanten Aspekten überlegener als den Golf erscheinen lassen könnte. Doch das ist nicht der Fall.

Dennoch hat der 308 einige Stärken: Sein elegantes Design gefällt, der Kofferraum ist groß, das Fahrerlebnis mit dem 155 THP bemerkenswert geschmeidig. Eine Besonderheit ist der von Schaltern und Knöpfen entfrachtete Arbeitsplatz, der mit einer vorbildlich aufgeräumten Premium-Ästhetik gefällt. Diese und ein paar andere Gimmicks wie das Kombiinstrument sind schon was Besonderes, aber auch sie verhelfen dem etwas eigenwilligen 308 nicht zu einer Überlegenheit.

Wer sich allerdings mit dem Stil und der Ästhetik des kompakten Franzosen besonders anfreunden kann, wird sich zumindest darüber freuen können, dass man für dieses in mehrfacher Hinsicht fraglos betörende Auto deutlich weniger als für einen vergleichbaren Golf zahlen muss.

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