Ach echt? Der ist schon vier Jahre alt? Der Blick in den Kalender überrascht: Die zweite Generation des 3008 hat Peugeot in der Tat schon 2016 erstmals vorgestellt. Ideenlosigkeit konnte man dem französischen Autohersteller nicht vorwerfen. Mit dem Kompakt-SUV startete die Marke ihre neue Designsprache mit ausdrucksstarken Linien. Auch den Innenraum krempelten die Gestalter komplett um: Das i-Cockpit genannte Armaturenbrett in Split-Level-Bauweise gehört seitdem zum Standardinventar.
Der Mut zahlte sich aus. Zusammen mit dem später gestarteten 5008, dem 19 Zentimeter längeren und siebensitzigen SUV-Bruder, sorgt der 3008 für knapp ein Viertel aller Peugeot-Zulassungen auf dem deutschen Markt.
Damit das so bleibt, bekommen 3008 und 5008 zum Jahreswechsel ein Facelift verpasst. Dabei gelang es den Kreativen - ohne Eingriffe ins Blech - für ein neues Gesicht zu sorgen. Eine große Kunststoffmaske an der Front für Stoßfänger und Grill hat halt auch Vorteile! Nicht nur zwischen den künftig serienmäßigen LED-Scheinwerfern zeigt sich jetzt der Kühlergrill.
So verlässt er sogar die Fesseln eines klassischen Rahmens und läuft unter den Scheinwerfern in Richtung Karosserieflanken aus. Aufgehalten wird er von den vertikalen LED-Leisten für Tagfahrlicht und Blinker. Damit hat sich die kompakte SUV-Baureihe jetzt ins aktuelle Familiendesign einsortiert.
Am Heck genügen Leuchten mit geändertem LED-Innenleben und nach außen pulsierenden Blinkleuchten. Der Innenraum wurde mit einem neuen Display für die Instrumente und einem größeren 10-Zoll-Tochscreen-Monitor für das Infotainment-System aufgefrischt.
Der Bildschirm ist weiterhin schräg zum Fahrer orientiert angebracht, was die Bedienung erleichtert. Noch besser gefällt aber die darunter platzierte Tastenleiste. Mit ihr lassen sich die Hauptmenüebenen direkt ansteuern. Für weitere Befehle, zum Beispiel für Navigation oder Telefon, muss dann aber das berührungsempfindliche Display bemüht werden. Alternativ steht eine grundsätzlich solide Sprachsteuerung Spalier.
Die Verkehrszeichenerkennung wurde mit dem Facelift erweitert. Sie zeigt jetzt nicht nur Tempolimits im digitalen Kombiinstrument an, sondern auch Überholverbote, Einbahnstraßenregelungen und Stoppschilder. Der Notbremsassistent erkennt Fußgänger und Radfahrer jetzt auch in der Nacht. Als Eskalationsstufe zieht Night Vision, bekannt aus der Mittelklassebaureihe 508 und dem DS7 Crossback, auch in den Peugeot 3008 (und 5008) ein. Wärmebildkameras markieren Lebewesen am Straßenrand und blenden eine entsprechende Warnung im Sichtfeld des Fahrers ein.
Die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage und der Spurhalteassistent wurden zum Stauassistenten erweitert, der das Fahrzeug bis zum Stillstand abbremst und nach einer definierten maximalen Standzeit von drei Sekunden auch selbsttätig wieder anfahren lässt.
Voraussetzung für diese Option, serienmäßig in den Ausstattungslinien GT und GT Pack, ist das Achtgang-Automatikgetriebe. Im Testwagen war es an Bord. Unter der Motorhaube des Peugeot 3008 GT Pack steckte der 181 PS starke 1.6 PureTech-Benziner (Kraftstoffverbrauch kombiniert 5,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 124 g/km), den es ausschließlich mit der EAT8 genannten Schaltbox gibt.
Der aufgeladene Vierzylinder motorisiert den 4,45 Meter langen Peugeot 3008 absolut ausreichend. Mit einem maximalen Drehmoment von 250 Newtonmetern sorgt er auf Landstraßen sogar für dynamische Ansätze. Herausbeschleunigen aus engen Kurven macht nicht nur damit, sondern auch durch das rückmeldungsstarke kleine Lenkrad großen Spaß.
Die 19-Zoll-Leichtmetallfelgen der GT Pack-Ausstattungslinie sorgen für eine verbindliche, teils straffe Abstimmung. Adaptive Dämpfer, wie Peugeot sie für den 508 als Limousine und Kombi anbietet, gibt es für die kompakten SUVs nicht.
Die Komfortsitze mit AGR-Siegel (Aktion Gesunder Rücken) gefallen mit straffer Polsterung und ausreichend Seitenhalt. Mit einem am Sitzrahmen versteckten Knopf lässt sich die Massagefunktion aktiveren. Verschiedene Programme und Intensitäten dürften für jeden Geschmack das richtige Knet-Level bieten. Des Autors Favorit: „Cat Pows“ (Katzenpfoten) in maximaler Stärke.
Während sich die kleinen Luftpolster im Sitz also aufblasen und Luft ablassen, das mal wieder famose Focal-Soundsystem den Lieblingssoundtrack beisteuert und der Benziner gut gedämmt vor sich hinwerkelt, reißt man im Peugeot 3008 entspannt viele Kilometer. Ohne allzu große Hatz pendelt sich der Benzinverbrauch im realen Fahrbetrieb um acht Liter je 100 Kilometer (nach einem Testtag vom Bordcomputer abgelesen) ein.
Vielfahrer und Effizienzkönige stehen im Peugeot-Modellprogramm vor einer möglichen Grundsatzentscheidung. Der starke Zweiliter-Diesel mit 181 PS Leistung ist für den 3008 nicht mehr lieferbar. Wer diesen Selbstzünder will, der muss zum auf gleicher Basis aufbauenden 5008 greifen. Der ist wiederrum nicht als Plug-in-Hybrid lieferbar. Die Bodenkonstruktion der EMP2-Plattform erlaubt bei sieben Sitzen nicht zusätzlich die Integration von Batterie und Hybridantrieb.
Den Peugeot 3008 gibt es dafür gleich in zwei elektrifizierten Varianten. Beim 3008 Hybrid (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 1,3–1,4 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 15,4–15,7 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 30–32 g/km²) mit Vorderradantrieb wird der oben beschriebene Benziner mit einem 81 kW (110 PS) starken Elektromotor kombiniert, die Systemleistung beträgt 165 kW/225 PS.
Solange etwas Energie in der 13,2 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie steckt, fährt der Peugeot 3008 rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei los. Mit sanftem Fuß auf dem Fahrpedal gelingen Geschwindigkeiten von bis zu 135 km/h ohne Eingreifen des Benziners. Wenn er sich zum Dienst meldet, gelingt die Übergabe des Staffelstabs meist ruckfrei und unaufgeregt.
Über den kleinen Wählhebel der Achtgang-Automatik, in deren Gehäuse die E-Maschine steckt, lässt sich eine Rekuperationsstufe einstellen. Damit kann man zwar kein „One-Pedal-Feeling“ heraufbeschwören, aber die Effizienz im innerstädtischen Verkehr doch spürbar erhöhen.
Über das Hybrid-Menü auf dem Infotainmentbildschirm kann man zudem einen vordefinierten Ladezustand des Akkus von zehn oder 20 Prozent sowie die maximal mögliche Strommenge aufheben. Das macht Sinn, wenn das Ziel einer Reise in einer für Verbrenner durchfahrtsbeschränkten Zone liegt. Eine Leuchte am Fuß des Innenspiegels zeigt nach außen an, ob der 3008 Hybrid aktuell mit dem Elektroantrieb fährt.
Als einziges SUV-Modell mit Allradantrieb bietet die Preisliste daneben noch den Peugeot 3008 Hybrid4 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 1,3 Liter; Stromverbrauch kombiniert: 15,2–15,5 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 29–31 g/km²) feil. Bei ihm leistet der 1,6 Liter-Benziner 200 PS, ein zweiter Elektromotor mit 83 kW (113 PS) treibt die Hinterachse an. Die Systemleistung des Hybrid4 beträgt 220 kW/300 PS. Interessanter Nebenaspekt: Weil zwei Elektromotoren im Schubbetrieb mehr Energie zurückgewinnen als einer, ist die Norm-Reichweite des stärkeren Hybrid mit 57-59 Kilometern etwas höher als die des frontgetriebenen Hybrid mit 225 PS Systemleistung (54-56 Kilometer).
Das Kofferraumvolumen der Hybride sinkt im Vergleich zu den reinen Verbrennern von 520 auf 395 Liter. An den großzügigen Platzverhältnissen im Fond ändert sich mit der Elektrifizierung nichts. Auch die Kopffreiheit ist, trotz optionalem Panoramadach in den Testwagen, für normalgroße Mitfahrer absolut ausreichend.
Wer gerne etwas an den Haken nimmt, kann beim Peugeot 3008 1.6 PureTech auf eine Anhängelast von 1.500 Kilogramm vertrauen – in den meisten Fällen für Wohnwagen, Sportgerät und Heimwerkerbedarf mehr als ausreichend. Die Hybridmodelle liegen mit 1.250 Kilogramm nur knapp darunter, bieten mit 64 zu 70 Kilogramm aber weniger Stützlast. Eine wichtige Größenordnung beim Transport schwerer E-Bikes auf einem Fahrradträger.
Das Basismodell des Peugeot 3008 mit 1,2 Liter großen Dreizylinder-Benziner kostet ab 28.805,04 Euro (inkl. 16% MwSt.). Das liegt maximal weit von den hier gezeigten Testfahrzeugen entfernt. Der 181 PS-Benziner als GT Pack startet bei 42.403,36 Euro (inkl. 16% MwSt.). Der Hybrid-Aufschlag für das Modell mit 225 PS Systemleistung ist auf den ersten Blick üppig. Mit 48.349,58 Euro (inkl. 16% MwSt.) ist der 3008 Hybrid fast 6.000 Euro teurer.
Das ändert sich, nachdem man die von Hersteller und Staat gewährte Umweltprämie abzieht, die in diesem Fall 7.110 Euro (mit Mehrwertsteuer auf den Herstelleranteil bei einem Nettopreis des Basismodells unter 40.000 Euro) beträgt, wird der 3008 Hybrid plötzlich günstiger. Sparsamer aber nur, wenn man die Technik auch nutzt und ihn extern lädt.
Das Facelift hat den Peugeot 3008 an den richtigen Stellen angeschärft, die Fahrassistenten wurden modernisiert. Auch vier Jahre nach dem Debüt ist der Franzose modern und zeitgemäß. Zwei Plug-in Hybride bieten, zusätzlich zu den Verbrennern, eine breite Auswahl. Wer den stärkeren Diesel fahren möchte muss künftig zum längeren und siebensitzigen Peugeot 5008 greifen. (Text und Bild: Bernd Conrad)