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Erster Test: Peugeot 108 – Der schöne Bruder

Gut zehn Jahre ist her, dass die beiden französischen Schwesterunternehmen Citroën und Peugeot eine Kooperation mit Toyota eingingen und gemeinsam einen Kleinstwagen auf den Markt brachten, der als C1, 107 und Aygo verkauft wurde.

Anders als so manche Ehe - nicht nur in der Automobilbranche - scheint dieses Bündnis von Dauer zu sein, denn in wenigen Tagen rollt die zweite Generation des Minis an den Start; wiederum in dreierlei Ausführung. Anders als bisher unterscheiden sich die Brüder optisch aber deutlicher. Toyota setzt beim Aygo fortan auf ein expressives Designelement, ein Kreuz, das der Kleinstwagen prominent auf der Front trägt, während Citroën mit dem glubschäugigen C1 eher die Krawallo-Ecke besetzen will. Bleibt für Peugeot also die Rolle des schönen Feingeistes - und die erfüllt der Franzose mit sprichwörtlicher Eleganz. Feine Linien, geschickt platzierte Chromelemente und eine variantenreiche Farbauswahl lassen sein Blechkleid zum Maßanzug werden - der aufgrund der optischen Ausgestaltung übrigens knapp einen Zentimeter länger ist als bei Toyota und Citroën.  

Wohin mit den langen Beinen

Davon merken die Insassen allerdings nichts, gegenüber dem Vorgänger ist kein Platzgewinn zu verzeichnen. So können vorne zwar auch Großgewachsene ganz gut sitzen - die Kopffreiheit ist sogar sehr  gut - doch steht das nie in der Länge verstellbare Lenkrad sprichtwörtlich im Weg und müssen Fahrer mit langen Beinen diese irgendwie darunter durchfädeln. Auf der Rückbank hingegen kommen die Knie schnell mit den Lehnen der Vordersitze in Berührung. Immerhin: Das Kofferraumvolumen ist um 60 auf 196 Liter gestiegen und lässt sich durch Umklappen der zweiten Reihe auf Wochenend-Einkaufs-taugliche 780 Liter erweitern.

Während der Peugeot außen mit schicker Optik glänzt, ist es innen mit dem eigenständigen Design nicht so weit her. Mittelkonsole und Kombiinstrument und überhaupt die ganze Cockpitgestaltung sieht bei dem Trio gleich aus; Unterschiede bringen nur verschiedene Farben - und bunte Aufkleber, von denen Peugeot reichlich anbietet. So lässt sich der 108 innen wie außen mit Strichcode-, Karo- oder floralem Muster aufpeppen - was allerdings mit einigen hundert Euro zu Buche schlägt, die auch deutlich sinnvoller zu investieren sind; aber dazu später mehr.

Günstige Mager-Basis

Immerhin spart, wer zum Peugeot (oder Citroën) greift, 1.100 Euro gegenüber dem Toyota Aygo, was daran liegt, dass die Franzosen eine magererer Basisausstattung bieten: Ihnen fehlen Fondkopfstützen und Servolenkung, und auch das höhenverstellbare Lenkrad gibt es im Einstigesmodell (“108”) zu 8.890 Euro nicht. Die beiden letztgenannten bringt das 9.750 Euro teure Modell “Access” mit, wer auch noch die Kopfstützen für die beiden dann auch getrennt umklappbaren Rücksitze möchte, muss zur mittleren Linie “Active” greifen, die bei 11.100 Euro beginnt und für 450 Euro auch die Option auf zwei weitere Türen bereithält.

Motorseitig kommt bei den oben genannten Preisen jeweils ein ein Liter großer Dreizylinder-Saug-Benziner zum Einsatz, der, wie schon im Vorgänger, schmale 68 PS und noch schmalere 95 Newtonmeter Drehmoment bei 4.300 Umdrehungen bereitstellt; beim Vorgänger lag die maximale Kraft übrigen noch etwas eher, nämlich bei 3.600 Touren, an. So erklärt sich auch, dass die Neuauflage sogar drei Zehntel länger, nämlich 14,3 Sekunden, braucht, bis sie Tempo 100 erklommen hat.

Nicht schnell, aber wendig

Obwohl nur rund 950 Kilogramm Gewicht bewegt werden müssen, verraten schon die technischen Daten, dass es sich beim 108 nicht um einen Dynamiker handelt; im Gegenteil. Der Franzose kommt zwar, wenn man die Gänge ausdreht, in der Stadt ausreichend flott von A nach B - mehr aber nicht. Und das Fahren mit hoher Drehzahl führt zu einer dreizylindertypischen, unangenehm lauten Geräuschkulisse. Erfreulich - gerade im City-Verkehr - ist dagegen der kurze Radstand von 2,34 Metern, der den Kleinen zusammen mit der direkten Lenkung wendig macht.

Freilich darf der Peugeot die Stadtgrenzen auch hinter sich lassen, und ist es nicht zuletzt dank des ausgewogenen Fahrwerks und den verhältnismäßig komfortablen Sitzen gewiss keine Zumutung, damit auch ab und an längere Strecken zurückzulegen; ein Vergnügen ist es aber auch nicht. Denn obwohl der 108 ausreichende 160 km/h schaffen soll, geht ihm schon im niedrigen dreistelligen Bereich die Puste aus, und Steigungen, die man mit bloßem Auge gar nicht richtig wahr nimmt, werden plötzlich zur Schaltaufforderung; oft muss dann auch der dritte der fünf verfügbaren Gänge herhalten, um nicht den Anschluss an die andern Verkehrsteilnehmer zu verlieren. Für 650 Euro Aufpreis kann man das Schalten ab der Active-Ausstattung übrigens auch einem automatisierten Getriebe überlassen, außerdem steht in dieser Version für 350 Euro eine Stopp-Start-Automatik - für den Handschalter - zur Wahl.

Bessere Wahl

Die insgesamt bessere Wahl allerdings ist der nur bei den Franzosen angebotene “PureTech 82”-Motor. Ebenfalls ein Dreizylinder, aber mit 1,2 Liter Hubraum, 82 PS und 118 Newtonmeter Drehmoment (bei 2.750 Umdrehungen) gesegnet, der deutlich spritziger und dazu noch leiser ans Werk geht, als der aus dem Hause Toyota stammende Ein-Liter. Gekoppelt ist auch dieser stärkere Motor an ein Fünfgang-Getriebe, mit dem eine Sprintzeit von elf Sekunden und maximal Tempo 170 möglich sind. Der Verbrauch liegt mit 4,3 Litern im Durchschnitt nur knapp über dem des kleineren Motors, einzig die Version mit Stopp-Start-Technik setzt sich mit 3,7 Litern um einen halben Liter nach unten ab.

Das Beste aber ist der Preis: Für den stärkeren Motor werden in der “Active”-Ausstattung nämlich gerade einmal 500 Euro mehr fällig als für den günstigsten Einliter ohne Automatik oder Stopp-Start und in der besten Version “Allure”, die auch noch beheizte und elektrisch einstellbare Außenspiegel, Drehzahlmesser, Klimaanlage, Aluräder und einen Touchscreen mitbringt, reduziert sich der Aufpreis sogar auf nur 150 Euro. So kostet der 82-PS-108 als Dreitürer dann 13.150 Euro. Klare Empfehlung: Wer nicht zwingend die Basisversion möchte und mit “Active” oder “Allure” liebäugelt, sollte auf jeden Fall den stärkeren Motor ordern und dafür lieber die Finger von den Dekoraufklebern lassen.

Mit Stoffverdeck und Handy-Navgiation

Eine interessante, wenngleich auch nicht ganz günstige Option ist das Stoffverdeck. Wer bereit ist, rund 1.200 Euro zu investieren, bekommt ein Rolldach, das sich fast über den gesamten Fahrgastraum öffnen lässt, und kann so ein wenig Cabrio-Feeling genießen. Dazu die Lieblingsmusik, die über den USB-Anschluss ins Auto kommt, und der Sommer ist perfekt.

Damit man dann noch ans Ziel kommt, verfügt der in der höchsten Ausstattung mitgelieferte Touchscreen über Mirror-Screen-Technik, über die mit Hilfe einer App der Bildschirm des Smartphones auf das Auto-Display projiziert, und so die Handy-Navigation kommod genutzt werden kann. Allerdings funktioniert das derzeit nur mit Samsung-Galaxy-3- und iPhone-4-Modellen, weitere sollen aber bald folgen. Weitere Sonderausstattungen aus höheren Klassen sind etwa eine Rückfahrkamera oder der schlüssellose Zugang, einen Notbremsassistenen gibt es für die drei Brüder dagegen nicht. Toyota, Citroën oder Peugeot - der Kunde hat die Wahl und dürfte sich bei seiner Entscheidung vor allem von optischen Gesichtspunkten leiten lassen. Wer Wert auf ein elegantes Äußeres legt, ohne damit zu sehr aufzufallen, der ist beim Peugeot 108 genau richtig. Er bietet wohl das schickste der drei Designs und lässt sich durch bunte Aufkleber zusätzlich individualisieren.

Allerdings kann man dieses Geld auch besser investieren, zum Beispiel in den stärkeren Motor, den es nur für die beiden Franzosen gibt. Der kostet kaum Aufpreis und ist dafür deutlich spritziger und vor allem leiser. Damit lässt sich dann auch die ein oder andere Autobahnetappe angenehmer gestalten als mit dem schwachbrüstigen Einstiegsaggregat.

Wer dagegen penibel aufs Geld achtet, wird bei Peugeot (und Citroën) ebenfalls fündiger als bei Toyota: Der Verzicht auf Servolenkung, Fondkopfstützen und ein höhenverstellbares Lenkrad beschert 108 und C1 einen Preisvorteil von über 1.000 Euro gegenüber dem Aygo. Bei gleicher Ausstattung nehmen sich die Drei dagegen preislich nichts.

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