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Test: Opel Meriva 1.6 CDTI (110 PS) – Weitgehend überzeugend

Der mit besonderem Türkonzept und variablem Raumangebot sowohl rentner- als auch familienfreundlich geltende Meriva profitiert ebenfalls von Opels jüngster Antriebsoffensive.

So ersetzt ein in vielen Punkten optimierter 1.6er-Diesel den betagten 1.7er auch hier und soll dieser neben verbesserter Laufkultur auch durch weniger Durst und Störgeräusche überzeugen. Anspruch und Realität können allerdings etwas auseinander gehen. Seit Anfang 2014 wandert der 1.6er in die Modellpalette der Opelaner, jüngst auch in den im Frühjahr 2014 gelifteten Meriva und das in den gleich drei Leistungsstufen, nämlich mit 95, 110 und 136 PS. Für unseren Test haben wir die mittlere Version gewählt und damit einen Motor, der einen bereits strammen Vortrieb mit guter Effizienz verbinden kann.

Bei der Performance könnte man den neuen Motor übrigens auch als Rückschritt sehen. Einerseits nimmt der schwere Meriva grundsätzlich etwas Wind aus den Segeln, denn über 1,5 Tonnen Gewicht und die höher bauende Karosserie sind keine optimalen Voraussetzungen für spritziges Fahren. Doch auch der Motor selbst ist eine Bremse, denn der Meriva mit dem gleichstarken 1.7 CDTI konnte den Standardsprint noch in 11,8 Sekunden abhaken, jetzt dauert es 0,7 Sekunden länger. Interessant ist hier auch der Vergleich mit dem leichteren und größeren VW Golf Sportsvan, der mit gleichstarkem 1.6er-Diesel lediglich 10,5 Sekunden für den Sprint benötigt.

Sämiger Durchzug

Dennoch fühlt man sich subjektiv gut motorisiert. Bereits ab 1.000 Touren fahrbar, lässt sich der neue 1.6er Diesel bis knapp über 5.000 Touren hochjubeln. Das allerdings genutzte Drehzahlband liegt eher zwischen 1.500 und 4.000 U/min, wobei die maximal 300 Newtonmeter Drehmoment lediglich zwischen 1.750 und 2.000 Touren vollständig zur Verfügung stehen und die, zumindest auf nasser Fahrbahn, auch mal für durchdrehende Vorderräder sorgen können. Meistens wird man den Motor zwischen 2.000 und 3.000 Umdrehungen halten, denn hier ist sein sämiger Durchzug am eindrucksvollsten.

In der Stadt nutzt man praktisch nur die ersten vier von sechs Gängen beim Meriva 1.6 CDTI, denn das nur noch leicht hakelig zu schaltende Getriebe ist lang übersetzt. Diese Übersetzung ermöglicht immerhin eine mehr als respektable Endgeschwindigkeit. So ab 160 km/h braucht man etwas Anlauf zum Erreichen der Topspeed, doch zumindest konnten wir mit etwas Rückenwind und Heimweh die Tachoanzeige auf stolze 220 km/h treiben, was deutlich über den angegebenen 185 km/h liegt. Und ist der Motor spätestens dann am Limit, liegt der Wagen selbst noch angenehm satt auf der Straße. Lediglich der Lärm durch den Fahrtwind nimmt in Richtung Höchstgeschwindigkeit erheblich zu.

Nicht immer ein Flüsterdiesel

Ansonsten bleibt der Motor innen halbwegs im Hintergrund, was insofern auch verwundern mag, da Außenstehende im Stand noch deutliches Nageln wahrnehmen können, allerdings nicht bei Ampelstopps, denn hier herrscht dank Start-Stopp-Automatik meist absolute Stille. Innen erlebt man den Motor dennoch als meist angenehm leise, lediglich bei höheren Drehzahlen, so jenseits der 3.500 Touren, nimmt man ein deutliches Dröhnen wahr. Insofern scheint die von Opel propagierte Bezeichnung „Flüsterdiesel“ etwas übertrieben, doch insgesamt ist unser Eindruck in Hinblick auf Akustik und Störfrequenzen positiv ausgefallen. Vor allem auch, wenn man den neuen Diesel mit dem rumpeligen Vorgänger vergleicht.

Mit dem neuen 1.6er will Opel auch das Thema Abgase und Effizienz weiter vorangetrieben haben. Zumindest in Hinblick auf seine Euro-6-Norm ist der Antrieb State of the Art. Und auch beim Verbrauch ist eigentlich Topniveau angesagt. Brauchte der 1.7er mit 110 PS noch 5,2 Liter, sollen es mit dem hubraumkleineren glatt vier Liter sein. Praktisch kann man diesen Wert sogar annähernd erreichen, denn bei ambitionierter Sparfahrt bei unserem Test lediglich 4,3 Liter Verbrauch angesagt. Bei normaler Fahrweise sieht das allerdings nicht mehr ganz so günstig aus, denn hier haben wir bereits sechs Liter verfeuert. Wobei sich dieser Wert bei konstant 120 km/h auf der Autobahn ergab. Und es geht noch mehr: Resultat einer gnadenlosen Bleifußetappe war ein Wert von 8,1 Liter.

Nicht ganz billig

Auch nicht von Pappe ist der Kaufpreis, denn der 110 PS starke 1.6er-Diesel steht mit 22.300 Euro in der noch ausbaufähigen Ausstattung Edition in der Liste. Wer gediegenes Ausstattungsniveau will, muss zudem weitere vier- bis fünftausend Euro investieren. Dann gibt es allerdings auch ein sehr alltagstaugliches Auto mit gutem Komfort- und Nutzwertniveau. Damit ist der Meriva allerdings nicht allein. Zum Vergleich: Ein VW Golf Sportsvan kostet mit Referenz- Motorisierung und marginal schlechterer Ausstattung lediglich 1.500 Euro mehr. Vieles spricht für den neuen 1.6er-Diesel im Meriva: Er ist eindeutig effizienter und laufruhiger als der bisherige 1,7-Liter-Diesel. Außerdem kann das neue Aggregat mit Euro-6-Norm und mit Start-Stopp-Automatik glänzen. Und auch seine Höchstgeschwindigkeit hat uns beeindruckt, denn 220-Tacho-km/h sind für einen Sparmotor mit derart kleinem Hubraum ein gewiss stolzer Wert.

Auf der anderen Seite ist allerdings der Sprintwert mit 12,5 Sekunden eine kleine Enttäuschung. Und wird der Motor drehzahltechnisch gefordert, kann man auch nicht mehr wirklich von einem Flüsterdiesel sprechen. Beim Spritverbrauch sind wir dem Versprechen von vier Litern recht nahe gekommen, haben bei konstant 120 km/h mit sechs Litern allerdings auch einen leicht gehobenen Verbrauch gemessen. Und schließlich bewegt sich auch der Kaufpreis auf einem durchaus gehobenem Niveau.

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