Der Opel Astra 5-Türer ist bereits seit Jahresanfang 2022 im Handel, im September folgt die offizielle Markteinführung des Kombis namens Sports Tourer. Die besonders bei Familien und Außendienstlern beliebte Variante kommt technisch wie optisch sehr ähnlich zum Hatchback daher, zeigt aber vor allem an der Heckklappe eine entscheidende Eigenheit im Design.
So befindet sich das Kennzeichen nicht im Stoßfänger, sondern wurde in die Gepäckraumluke integriert. Bis zu den hinteren Türen gleicht der 5-Türer sonst dem Kombi, der zwischen 597 und 1.634 Liter verstauen kann (Opel Astra Sports Tourer Hybrid: 516 bis 1.553 Liter | Stromverbrauch kombiniert, gewichtet: 15,1-14,2 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert, gewichtet: 1,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert, gewichtet: 26-24 g/km; elektrische Reichweite: 60-59 km)². Ebenfalls nicht unterschlagen wollen wir den Längenzuwachs um insgesamt 28,7 Zentimeter gegenüber dem 5-Türer, wovon gut 5,7 Zentimeter auf den eher beengten Fond entfallen. Die Gesamtlänge des Sports Tourer beträgt so 4,64 Meter.
Clever: Der Kofferraumboden ist variabel einstell- und arretierbar, Pannenset und Erste-Hilfe-Set sind selbst bei voller Beladung direkt über eine kleine Zusatzöffnung greifbar. Dagegen weniger gut: An Vielfahrer mit Jackett hat anscheinend niemand mehr gedacht, denn im Innenraum fehlt es an simplen Kleiderhaken.
Das Interieur gleicht ansonsten dem normalen Astra, wobei die Materialqualität überwiegend gefällt, es jedoch an mancher Stelle am Finish fehlt. Die Hochglanzoberfläche der Mittelkonsole beispielsweise zeigt schon im Vorführer Kratzer und weiterhin nicht bestellbar ist das hochwertiger anmutende – und im Fotofahrzeug verbaute – Pure Panel Pro, welches die beiden 10-Zoll-Monitore hinter Echtglasscheiben schützt.
Kommunikation ist an dieser Stelle ebenfalls nicht die Stärke von Opel, die über die fehlende Lieferbereitschaft nur widerwillig informieren, vor allem, da beinahe alle Pressefotos das Pure Panel Pro zeigen. Auch in der Preisliste sowie im Konfigurator findet sich kein Hinweis mehr auf die höherwertige Infotainment-Optik, die laut Aussage eines Opel-Vertreters „höchstwahrscheinlich“ zum Marktstart im September verfügbar sein soll.
Viel greifbarer sind dagegen die Fahrwerte des in der Preisliste ab 27.750 Euro erhältlichen Opel Astra Sports Tourer. Als Benziner, Diesel, Plug-in Hybrid und ab 2023 voraussichtlich mit reinem Elektroantrieb lieferbar, entschieden wir uns beim ersten Teil der kurzweiligen Ausfahrt zunächst für den 130 PS starken Selbstzünder (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 4,7-4,5 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 124-117 g/km)².
Mit 1,5 Liter Hubraum ist er zugleich die zylinder- und hubraumstärkste nicht elektrifizierte Motorisierung, kommt der verfügbare Dreizylinder-Benziner in zwei Leistungsstufen mit 130 und 150 PS nur auf eine Brennraumgröße von 1,2 Liter (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,9-5,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 134-123 g/km)².
Der gut gedämmte, durchzugsstarke, aber klar als Diesel identifizierbare Vierzylinder stemmt derweil 300 Newtonmeter Drehmoment in Richtung der Vorderräder, die Kraftübertragung erfolgt über ein achtstufiges Automatikgetriebe. Daneben ist für den Basisbenziner noch ein 6-Gang-Handschaltgetriebe wählbar, wobei uns die Abstimmung des Automaten besser gefallen hat als die etwas lieblos wirkende Gassenführung des Handrührers.
Ohne Wenn und Aber geglückt sind jedoch die restlichen Fahrparameter rund um die sehr direkte, sehr angenehm gewichtete Lenkung, sowie um den Federungskomfort. Und obwohl ein adaptives Fahrwerk weiterhin nicht gereicht wird, ist es den Rüsselsheimern mit dem eingesetzten Stahlfahrwerk dennoch gelungen, sowohl sportive als auch komfortliebende Fahrerinnen und Fahrer anzusprechen. Die Bremse lässt sich ebenfalls gut dosieren und auch die Innenraumgeräusche halten sich angenehm im Hintergrund.
Wenngleich der Diesel für unter 35.000 Euro zu haben ist, nicht weit entfernt beginnt mit 40.200 Euro bereits der förderberechtigte 180 System-PS leistende Plug-in Hybrid mit einer elektrischen Reichweite um 60 Kilometer. Er fährt sich praktisch identisch zum 5-Türer (hier als PHEV im Test), liegt ebenso satt auf der Straße und auch die Wechsel vom Verbrenner- auf den Elektroantrieb gelingen überwiegend unmerklich. 7.177,50 Euro brutto können dank Innovationsprämie noch bis zum 31.12.2022 in Abzug gebracht werden, sofern der Wagen bis dahin angemeldet auf dem Hof steht.
Falls nicht, geht man womöglich leer aus. Zumindest wenn es um den vom Bund auf 4.500 Euro verdoppelten Umweltbonus für Hybride geht. Opel zeigt sich hier allerdings gnädig und will den selbstauferlegten Herstelleranteil von 2.677,50 Euro brutto weiterhin erstatten. Wehe dem, der glaubt, dass jener Nachlass nicht schon vorher aufgerechnet wurde.
Der neue Opel Astra Sports Tourer empfiehlt sich im ersten Test als Alternative zum Golf 8 Variant, der als Platzhirsch viele Sachen anders, aber nicht unbedingt besser löst. Technologieoffen zeigt sich noch das Motorenangebot bei Opel, weniger transparent geht man hingegen mit Lieferschwierigkeiten beim Pure Panel Pro um. Wer indes noch die volle Förderung für den Plug-in Hybrid erhalten will, sollte schnell sein und sich genau informieren, ob das Fahrzeug noch rechtzeitig geliefert werden kann. Für alle anderen bleibt vor allem der sparsame Diesel interessant. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
*Herstellerangaben