Kurz nach dem Marktstart der SIDI-Motorenfamilien hört diese bereits auf den neuen Namen Ecoctec Direct Injection Turbo. Beim dreitürigen Astra GTC kann dieser aus 1,6 Liter Hubraum sogar 200 PS mobilisieren und sich damit als interessante OPC-Alternative empfehlen. Stichwort OPC: Hier hat Opel im Fall des Astra ein gewiss starkes Statement auf die Straße entlassen, allerdings ist der Kompakt-Kracher ein 280-PS-Raubein mit nicht mehr ganz zeitgemäßen Trinksitten. Kompetente Kraftmeier kann Opel bauen, soviel ist sicher, doch kommt in diesem Fall Muskeltechnik zum Einsatz, die wenig Rücksicht auf Effizienz nimmt.
Kleiner Hubraum, kleiner Durst
Da sind die zivileren Astra-Varianten mit der neuen Generation downgesizter 1,6er-Benziner eindeutig besser aufgestellt, denn hier lässt sich üppige Leistung mit weniger Durst besser in Einklang bringen. Für alle Astra-Versionen gibt es diesen 1,6er in einer bereits kraftvollen 170-PS-Ausführung. Speziell dem schnittigen Dreitürer GTC ist außerdem eine 200-PS-Variante vorbehalten, die sich als insgesamt schon recht dynamisch akzentuierte Version unterhalb vom OPC bewegt.
Allein schon aufgrund des expressiven Designs der keilförmigen Dreitürer-Variante kommt der 200-PS-Astra recht schnittig daher. Große Räder (hier empfehlen sich 19-Zöller) mit breiten Reifen sowie zwei markante Auspufftöpfe in der Heckschürze signalisieren in durchaus auf- und gefälliger Weise gehobenes Leistungsniveau.
Ohne Ausgleichswellen
Dabei geht der kleine Benziner zunächst recht geschmeidig zur Sache. Zugegeben, die Schaltung ist etwas knorrig, die Laufkultur etwas rau, doch der 1.6er geriert sich keineswegs als bollernder Krawallo. Allerdings gibt es den 1.6er im Opel-Kosmos mit noch feineren Manieren, denn im Insignia ist die Version mit 170 PS mit gleich zwei Ausgleichswellen und damit mit vorbildlicher Laufkultur gesegnet. Beim Astra verzichtet man auf diese Vibrationskiller, um einerseits Kosten zu sparen und andererseits dem Insignia-Kunden damit ein herausragendes Genussfahrzeug bieten zu können.
Etwas hemdsärmliger kommt also der Astra daher, der mit seinen 200 Pferden trotz der 1,5 Tonnen Gewicht recht spritzig losmarschiert. Im ersten Moment noch leicht verhalten, sorgt das Turbokonzert mit dezentem Pfeifen bereits bei knapp über 1.500 Touren für ordentlichen Schwung. Bis 6.500 Touren dreht der Motor lustvoll und willig hoch, lediglich ab dem vierten Gang geht ihm jenseits der 6.000 Touren etwas die Puste aus.
Zwischen sieben und 14 Liter Verbrauch
So souverän wie beim OPC ist der Durchzug selbstredend nicht, doch die Fahrwerte können sich sehen lassen: Knapp unter acht Sekunden dauert der Sprint, 230 km/h sind maximal möglich, wobei bis zum Erreichen der Höchstgeschwindigkeit dann etwas Zeit verstreicht. Und in Richtung Topspeed wünscht man sich außerdem das Fahrwerkssetup eines OPC, denn dieser bietet zum Beispiel bei Tempo 230 eine sattere und ruhigere Straßenlage. Beim GTC mit 200 PS gibt es immerhin noch die Sporttaste, die etwas zusätzliche Präzision ins Spiel bringt.
Aber auch verbrauchstechnisch mag man gerne auf Topspeed-Ambitionen verzichten, denn hier fängt der sonst durchaus genügsame 1,6er zu naschen an. Auf einer Testfahrt zwischen Hamburg-Harburg und Winsen sind wir auf dem Hinweg so schnell wie nach den Verkehrsregeln erlaubt gefahren und haben einen durchschnittlichen Spritkonsum von 13,9 Liter auf 100 Kilometer angezeigt bekommen. Auf der Rückfahrt haben wir uns dann in besonderer Zurückhaltung geübt und konnten diesen Wert mehr als halbieren. Mit 6,8 Litern lagen wir nur um 0,2 Liter über dem Normwert von 6,6 Litern.
Deutlich effizienter als der alte 200-PS-GTC
Vor allem in dieser Hinsicht bedeutet der neue Direct Injection Fortschritt, denn im GTC der vorigen Astra-Generation hatte Opel noch einen 2,0-Liter-Benziner mit ebenfalls 200 PS, der bei übrigens leicht besseren Fahrleistungen - was vor allem dem Mindergewicht von rund 200 Kilogramm zu verdanken sein dürfte - mit 10,4 Liter Normverbrauch noch deutlich durstiger war.
Heute gehören hingegen effizientere Downsizing-Motoren zum guten Ton, wie zum Beispiel auch beim Kia Pro Ceed GT, der mit ziemlich ähnlichen Niveaus bei Leistung, Fahrleistungen und Verbrauch aufwartet. Allerdings ist der Koreaner noch ein deutliches Stück günstiger, denn ihn gibt es bereits ab 23.190 Euro, während man für den 200-PS-GTC 25.650 Euro hinblättern muss. Und der Koreaner kann neben einer siebenjährigen Herstellergarantie noch eine etwas bessere Ausstattung bieten.
Der Astra GTC mit 200 PS ist dafür um rund 10.000 Euro günstiger als der brutale OPC. Zwar kommt der GTC dem OPC beim Performance-Charakter nicht wirklich hinterher, doch bietet auch der starke GTC ein durchaus verführerisches Dynamik-Niveau für deutlich weniger Geld und einen Motor, mit dem man den Astra auf Wunsch auch recht sparsam bewegen kann. Das ist im Fall des OPC hingegen nicht der Fall. 200 PS im Astra gab es schon mal, allerdings war der damalige Zwei-Liter-Turbo ein sehr durstiges Aggregat. Jetzt kann man den Astra GTC wieder mit 200 PS haben, die sich aber deutlich effizienter fahren lassen. Werte um sieben Liter sind kein Problem, es sind aber auch doppelt so hohe Verbräuche möglich, sofern man dem Downsizing-Boliden kräftig die Sporen gibt.
Als Alternative zum OPC reicht es für den GTC mit 200 PS allerdings nicht. Letztlich fehlt ihm hier das harte und extraverbindliche Setup und der brutale Vortrieb. Wer maximalen Fahrspaß will, muss beim Fahrzeugkauf und an der Tanke letztlich doch deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wenn auch kein Vollblut-Sportler, ist er für beherzte Gaudi-Touren dennoch gut einsetzbar.