Andere kommen und gehen, der Nissan X-Trail bleibt. Bereits seit 2014 ist der kernige Japan-Offroader bei uns zu haben, im Jahr 2017 gab es ein kleines Facelift und mit Beginn der neuen Dekade immerhin neue Motoren. Die alten Antriebe waren nicht mehr vereinbar mit der Umwelt oder zumindest mit den nunmehr geltenden CO2-Vorschriften der EU. Und so ist neben dem 1.3 DIG-T Benziner nur noch der von uns gefahrene Diesel 1.7 dCi übriggeblieben. Der Selbstzünder schafft Euro 6d-TEMP, leistet stets gut hörbare 150 PS und maximale 340 Newtonmeter Drehmoment (Nissan X-Trail: Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,2-6,8 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 137-168 g/km²).
Tu mal lieber den Handschalter
Damit ist schnell klar: Per Definition dynamisch ist der Nissan X-Trail 1.7 dCi kaum, dafür aber alltagstauglich spritzig und ziemlich fromm. Nie überfordert der Diesel den Fahrer mit seiner Leistungsentfaltung, ein Turboloch ist manchmal spürbar, stört aber zumindest im Zusammenspiel mit dem gut gestuften 6-Gang-Schaltgetriebe eher weniger. Das Automatikgetriebe gibt es optional, doch sollte man sich die Wahl des Xtronic-Automaten sehr gut überlegen. Wie schon Subaru beim Forster (hier im Test), setzt auch Nissan im X-Trail auf ein stufenloses CVT-Getriebe. Mit Verlaub, es ist kein sonderlicher Freudenspender und sollte nur von besonders schaltfaulen Naturen in Betracht gezogen werden. Der gleichermaßen optionale Allradantrieb darf dagegen gerne mit und ist auch in unserem Testfahrzeug ein Garant für stetiges Vorankommen.
Großzügiger aber angestaubter Innenraum
So wühlt sich der Nissan X-Trail beständig durch verschlammte Forstwege oder matschige Wiesen und lässt sich nach der Tour außen wie innen mit dem Hochdruckreiniger vom gröbsten Dreck befreien. Zumindest lassen einige Innenraummaterialien auf eine solche waschbare Robustheit schließen, denn nicht jede Stelle im X-Trail ist frei von einfachem Kunststoff. Zwar hat man die Plastikwüste gekonnt mit einigen geschäumten Flächen und Ziernähten maskiert, das Schöner-Wohnen-Kapitel kann der Japaner aber nicht für sich entscheiden. Dafür sind die Ledersitze im Tekna-Topmodell gut gepolstert und auch für die Langstrecke geeignet. Vorne sitzt man selbst mit 1,90 Meter Körpergröße äußerst luftig, nach hinten geht für größer gewachsene derweil nicht nur die Bein-, sondern auch spürbar die Kopffreiheit verloren. Auf der optionalen dritten Sitzreihe nehmen besser nur Kinder bis ins Grundschulalter Platz.
Hinterbänkler haben wenig zu melden
Erfreulich für alle Eltern: Der Nachwuchs kann im Fond recht wenig Schaden anrichten, denn zu verstellen gibt es bis auf die elektrischen Fensterheber und die beheizbaren Sitze nichts. So findet sich weder eine nennenswerte Klimaregelung noch USB-Ladebuchsen im Heckabteil. Doch auch in der ersten Reihe sieht es für digitale Spielkinder eher mau aus. Die Kombieinheit zeigt in aller Klarheit noch einfache Rundinstrumente und getoucht wird nur innerhalb der sehr engen Systemgrenzen auf einem 7-Zoll-Infotainmentdisplay. Smartphones lassen sich zumindest mittels kabelgebundenem Apple CarPlay oder Android Auto integieren, eine induktive Lademöglichkeit fehlt jedoch. Dafür richtet sich der X-Trail an Nostalgiefreunde. Denn um das Farbdisplay herum finden wir eine Vielzahl an kleinen Tasten, die irgendwie an jene eines VHS-Kassettenrecorders erinnern. Bei aller Ironie: Hat man ins Navi einmal ein Ziel eingegeben, dann funktioniert die Routenführung sehr ordentlich und auch aus dem Bose-Soundsystem (nicht erhältlich für den 7-Sitzer) tönt der liebste Radiosender wahlweise in bester DAB-Qualität.
Nicht schnell, aber sicher
Wie fährt er denn nun? Die bereits angesprochenen 150 PS des 1,7 Liter großen Diesels ziehen den X-Trail ordentlich nach vorne, rund elf Sekunden vergehen aus dem Stand bis auf Tempo 100. Doch zum Rasen ist er ja nicht gebaut. Eher für eine nicht immer schonende Gangart über allerhand wechselnde Untergründe. Meist jedoch muss sich der Nissan X-Trail in unseren Breiten auf Asphalt beweisen, wobei er insgesamt kommod aber bisweilen doch etwas zu hölzern abrollt. Und auch die Lenkung bietet Grund zur Kritik. Sie ist der Inbegriff der Teigigkeit, verfügt über ein gummibandartiges Rückstellmoment und sagt uns nicht immer, was der Japaner an der Vorderachse gerade so treibt. Keine Kompromisse hingegen bei der Sicherheit. Die Bremsen packen kraftvoll zu, es gibt unter anderem einen Notbrems-Assistenten, Totwinkelwarner sowie ein nicht sonderlich intelligentes Spurhalte-System. Übrigens: Euro NCAP bestand der Nissan X-Trail damals im Jahr 2014 mit vollen fünf Sternen.
Fazit
Es wird in der Tat Zeit für was Neues. Das weiß auch Nissan und wird wohl noch in diesem Jahr das Nachfolgermodell präsentieren. Bis es soweit ist bleibt die aktuelle Generation ein Auto für all jene, die Robustheit vor unabdingbaren Luxus setzen. Mit einem Kofferabteil zwischen 565 und 1.996 Liter qualifiziert sich der Japaner für allerhand Ladeaufgaben, eine dritte Sitzreihe gibt es optional. Beim Antrieb macht man mit dem knurrigen 1,7 Liter großen Diesel in Tateinheit mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe betont keinen Fehler und wird am Ende mit Verbräuchen um 7,5 Liter auf 100 Kilometer belohnt. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten*
- Modell: Nissan X-Trail TEKNA 1.7 dCi 4x4
- Motor: Vierzylinder-Diesel, 1.749 ccm
- Leistung: 150 PS (110 kW) bei 3.500 U/min
- Drehmoment: 340 Nm bei 1.750 U/min
- Antrieb: Allrad, 6-Gang-Schaltgetriebe
- Verbrauch kombiniert: 5,8 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 154 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 10,7 s
- Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,69 m/1,82 m/1,70 m
- Gewicht ca: 1.800 kg
- Tankvolumen: 60 l
- Grundpreis AT: 42.803 Euro
*Herstellerangaben