Vom Modellvarianten-Erfinden haben die Briten noch immer nicht genug, und der jüngste Familienzuwachs ist wieder einmal ganz schön groß: Knapp vier Meter ist der Fünftürer lang. Damit passt er eigentlich nicht mehr in - den seit dem Erscheinen der zweiten Generation ohnehin schon etwas ausgeleierten - Mini-Rahmen, doch das sieht man kaum, weil alle anderen Maße (Höhe: 1,43 Meter, Breite: 1,73 Meter) das Wachstum bestens kaschieren. Der Neue ist zweifelsfrei ein Mini - eine Feststellung, die einem beim Anblick der noch etwas längeren Modelle, allen voran Country- und Paceman, nur schwer über die Lippen kommt.
Was er bietet.
Der neue Fünftürer sieht also dem dreitürigen Original verblüffend ähnlich - trotz der zusätzlichen Seitentüren und 16 Zentimeter Längenzuwachs, die den Fond besser zugänglich machen. Es kann jedoch keine Rede davon sein, dass die Fondpassagiere einen bequemen Einstieg vorfinden; dazu ist die Luke viel zu klein. Hat man sich erst einmal hindurchmanövriert, geht es auf der im Verhältnis 60 zu 40 geteilten Bank, dank des um sieben auf 2,57 Meter gestreckten Radstands, nicht ganz so eng zu, wie die schmale Einstiegsöffnung erwarten lässt.
Aus den drei Kopfstützen im Fond sollte man jedoch nicht schließen, dass der Fünftürer ein vollwertiger Fünfsitzer ist. Als Viereinhalb-Sitzer geht er jedoch durch, wenn alle Hinterbänkler von schlanker Statur und die beiden außen Sitzenden bereit sind, ihren knappen Fußraum mit dem armen Typen zu teilen, der auf dem Mittelsitz Platz genommen hat. Fahrer und Beifahrer fühlen sich im großen Mini hingegen auf Anhieb wohl und prima untergebracht, und auch der Kofferraum ist ausreichend dimensioniert: 278 bis 941 Liter passen rein.
Was er kostet.
Die Motoren und alles was, den Dreitürer begehrenswert macht, ist auch mit fünf Türen bestellbar. Dafür stellt Mini 900 Euro zusätzlich in Rechnung. Turbo-Technik bieten alle Antriebe, dazu serienmäßig ein Sechsgang-Schaltgetriebe und Start/Stopp-Technik; zwei der drei Benziner und genauso viele Diesel sind Dreizylinder. Die Preisliste erfasst derzeit noch nicht alle sechs. Zwei fehlen; dazu gehört der Basis-Benziner mit 102 PS und 1,2 Liter Hubraum (erkennbar am Namenzusatz One). Wenn Mini, was zu vermuten ist, den konstruktiven Mehraufwand nicht unterschiedlich bewertet, wird er 18.350 Euro kosten.
Die Cooper-Version mit 136 PS-Benziner gibt’s ab 20.600 Euro; den 116 PS-Diesel in Cooper-Ausführung offeriert Mini für 22.350 Euro; als One D, der in 1,5 Liter Hubraum 95 PS erzeugt, dürfte der Dreizylinder für 20.300 Euro erhältlich sein. Eine Klimaanlage ist in diesen Preisen nicht enthalten. Nur die beiden 2,0-Liter-Vierzylindern, die für 24.700 Euro 192 mit Superbenzin aktivierbare Pferdestärken beziehungsweise - für 26. 250 Euro - 170 Diesel-PS bereitstellen, sind serienmäßig damit ausgerüstet
Was er kann.
Der Fünftürer vertritt, wie alle Mitglieder der britischen Klein-Familie, die Idee, dass ein Mini sportlichen Ansprüchen genügen muss, und es ein Makel ist, wenn die Passagiere nicht merken, dass der Wagen soeben einen Kanaldeckel überrollt hat. Die harten Seiten des Konzepts sind jedoch gut zu ertragen, zumal sie den erwarteten Fahrspaß sicherstellen und dem großen Mini wie einem kleinen erlauben, auf kurvenreichen Straßen seine Talente ausspielen. Dass die Verlängerung von Radstand und Karosserie den Gokart-Charakter des Dreitürers etwas abgemildert hat, war wohl nicht zu vermeiden, ist aber auch kein Makel.
Wer ihn braucht.
Im Grund genommen keiner, wenn man Größe und Ausstattung in Relation zum Preis setzt. Andererseits gibt es Leute, die seit Jahr und Tag mit einem Mini (einem richtigen, nicht einem der höher gesetzten Abkömmlinge) liebäugeln, sich die Anschaffung wegen fehlender Fondtüren und Bequemlichkeit sowie des winzigen Kofferraums bisher jedoch verkniffen haben. Dieser Kundenkreis ist nach Mini-Darstellung nicht nur ziemlich groß, sondern auch extrem markentreu - gute Gründe für Vergrößerung der Produktfamilie.