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Erster Test: Mercedes-Benz Viano Kompakt 2.0 CDI – Mega-Mopf

Spricht man bei Mercedes von einer Mopf, also einer Modellpflege, handelt es sich gemeinhin um dezente, absatzförderliche Verfeinerungen.

Doch im Fall des rund sieben Jahre alten Viano ist die Mopf-Arie derart umfangreich ausgefallen, dass man eigentlich schon von einem Modellwechsel sprechen kann. Laut Mercedes wurden mehr als 70 Prozent der Teile angefasst, mit sicht-, spür- und erfahrbarem Erfolg. Bereits in der von uns getesteten Basis hat der neue Viano begeisternde Fahreindrücke hinterlassen.
Bei den optischen Änderungen des im September 2010 startenden Viano handelt es sich allerdings um eher klassische Facelift-Maßnahmen. So wurden Front- und Heckschürze neu gestaltet, die Leuchteinheiten vorne und hinten modifiziert sowie der Kühlergrill prominenter gezeichnet und mit Chrom-Chichi aufgewertet. Für die edler gestalteten Scheinwerfer kann man erstmalig gegen Aufpreis sogar Bi-Xenon-Licht bestellen. Unverändert erhalten geblieben ist dem Viano sein netter Schwung im Blechkleid, mit dem er sich sich in wohltuender Weise vom monolithisch auftretenden VW-Bus abheben kann.

Obwohl nicht ganz so kastig, bietet selbst der von uns getestete Viano in der 4,76 Meter kurzen Kompaktversion reichlich Platz innen. Die sechssitzige Basisversion verfügt neben den beiden Vordersitzen noch über vier Vis-a-vis-Einzelsitze im Fond, die sich auf Aluschienen in Längsrichtung verschieben lassen. Selbstredend bietet das Gestühl diverse Möglichkeiten zur variablen Nutzbarkeit des Innenraums, sogar ein Komplettausbau ist möglich und kann man so deutlich über 2.000 Liter Gepäck einladen. Dank einiger Verzurrösen lässt sich das Transportgut fixieren. Wem dieses bereits sehr üppige Platzangebot nicht reicht, kann den Viano auch weiterhin in den Karosserieversionen lang und extralang ordern.

Wohnlich wie ein Pkw

Im Fond fallen neue, schicke Seitenverkleidungen auf, was zusammen mit den angenehm straffen und gut ausgeformten Sitzen für wohnliche Behaglichkeit sorgt. Von Nutzfahrzeug-Ambiente ist hier wenig zu spüren. Auch vorne überrascht der Viano mit einer schicken Gestaltung und hochwertig wirkenden Kunststoffoberflächen. Damit erreicht der Viano qualitativ endlich das Pkw-Niveau von Mercedes, und das bereits in der Basis Trend. Mercedes-typisch wird die Feststellbremse über ein Pedal im Fußraum betätigt. Zusammen mit dem hochgelegten Gangwahlhebel schafft diese Lösung einen korridorartigen Freiraum zwischen den Vordersitzen.

Ansonsten gefällt der Arbeitsplatz mit seinen diversen Ablagen und Staufächern und mit so praktischen Ausstattungsdetails wie elektrischen Fensterhebern oder einer Klimaanlage. Allerdings befindet sich die Bedieneinheit der Klimaanlage weiterhin etwas zu weit oben in der Mittelkonsole. Dafür kann der Fahrer seinen rechten Arm bequem auf einer Armlehne ruhen lassen, um von dort aus lässig die Stufen in dem sehr leichtgängigen Sechs-Gang-Getriebe zu wechseln. Wie das flutscht, einfach traumhaft! Und auch das in Höhe und Länge verstellbare Plastiklenkrad liegt bestens zur Hand.

Mehr Leistung, EU 5 und Start-Stopp

Insgesamt stehen für den Viano vier Motoren zur Wahl. Neben dem seidigen aber auch durstigen 3,5-Liter-V6-Benziner gibt es noch einen V6-Diesel mit 224 PS sowie einen 2,0-Liter-CDI mit 163 beziehungsweise 136 PS. Der Basis-Diesel entpuppte sich zu unserer Überraschung als ein bereits ausreichend starkes Triebwerk.

Bisher lieferte diese Basismotorisierung lediglich 115 PS an die Hinterräder. Neben der Leistungssteigerung um 21 PS wurde parallel der Verbrauch gesenkt. Neu sind auch eine EU-5-Zertifizierung sowie eine Stopp-Start-Automatik. Letztere funktioniert tadellos und sorgt bei Ampelstopps für weniger Abgase und ein angenehmes Gefühl von Ruhe. Spätestens beim automatischen Ausschalten des Motors wird allerdings deutlich, dass der Selbstzünder akustisch nicht zu den Flüsterdieseln gehört, was beim Fahren jedoch als wenig störend empfunden wird.

Sparsamster Van

Dank des lang übersetzten und fein abgestimmten Schaltgetriebes ist man meist entspannt mit niedrigen Drehzahlen unterwegs. Sonderliches Temperament bietet der Motor trotz der früh anliegenden 310 Newtonmeter Drehmoment kaum. Der Sprint dauert gut 14 Sekunden, die Maximalgeschwindigkeit ist bei 174 km/h erreicht. Zumindest bis etwa 140 km/h ist der Durchzug noch ganz ordentlich, darüber wird der Geschwindigkeitszuwachs allerdings recht zäh.

Sehr positiv fällt bei schnellen Autobahnfahrten die angenehme Geräuschkulisse im Innenraum auf. Hier hat Mercedes unter anderem dank diverser neuer Dichtungen ein angemessenes Niveau erreicht und können sich die Insassen selbst bei hohem Tempo mit normaler Stimme unterhalten. Außerdem liegt der Wagen angenehm ruhig auf der Straße, eignet sich wunderbar auch für lange Hochgeschwindigkeitsfahrten.

Dank des 75 Liter fassenden Tank bietet der Viano ziemlich hohe Reichweiten, denn beim Spritkonsum gibt sich der Motor bescheiden. Den Verbrauch gibt Mercedes mit durchschnittlich knapp über sieben Liter an, auf unserer Testfahrt warf der Bordcomputer einen um zehn Prozent höheren Wert aus. Gemessen an den Herstellerangaben ist der Viano übrigens der effizienteste Van in seiner Klasse.

Komfort-Fahrwerk Serie

Einen weiteren Höhepunkt bietet der neue Viano mit seinem sehr umfangreich überarbeiteten Fahrwerk. Obwohl in der Grundstruktur unverändert, hat Mercedes nach eigener Aussage die Achsen quasi neu konstruiert. Auch die dank Heckantrieb von Antriebseinflüssen freie Lenkung wurde im Detail verbessert. Die Kombination mit 16-Zoll-Rädern scheint dabei eine besonders glückliche Wahl. Herrlich feinnervig tasten die Räder den Untergrund ab, gleichen geschickt Unebenheiten aus, ohne jegliches Achspoltern und ohne irgendwelche Klappergeräusche im Innenraum zu provozieren. Komforttechnisch ist der neue Viano im Van-Segment referenzverdächtig.

Hinsichtlich fahrdynamischer Freuden darf man aber weiterhin keine gehobenen Ansprüche stellen, denn Kurvenagilität ist dem Van-Segment von Natur aus fremd. Dennoch lässt sich mit dem Viano trotz deutlicher Seitenneigung und Untersteuerungstendenzen ein sauberer Kurvenstrich ziehen, und verhält sich der Wagen sehr unproblematisch und eigentlich narrensicher. Für Letzteres ist unter anderem das serienmäßige ESP verantwortlich, welches den Wagen stets sicher auf Kurs hält

ESP ist nur eines von vielen bemerkenswerten Details der Basisausstattung, die zudem noch mit sechs Einzelsitzen, Nebelscheinwerfern, Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern und vielem mehr aufwarten kann. Eigentlich gilt ein Mercedes im Vergleich zu seinen Mitbewerbern als teuer und wohl deshalb würde jeder erwarten, dass ein vergleichbarer Multivan von VW wesentlich günstiger zu haben ist als der Viano. Doch das trifft nur auf die bei VW sehr nackte Basis zu. Will man hingegen einen Multivan mit 140 PS starken Diesel auf das Ausstattungsniveau des Viano 2.0 CDI in der Basisversion Trend bringen, herrscht monetär nahezu Gleichstand.

Fazit

Eigentlich wurde der Viano nur geliftet, doch die Maßnahmen waren derart tiefgreifend, dass der Mercedes-Van fast schon wie eine neue Generation ins Modelljahr 2011 startet. Hervorzuheben sind dabei insbesondere die Optimierungen bei der Qualitätsanmutung im Innenraum, dem Komfortzuwachs beim Fahrwerk und dem verringerten Geräuschniveau innen. Auch hinsichtlich der Effizienz setzt der Viano Maßstäbe. Dabei ist bereits die rund 39.000 Euro teure Basisversion ein Auto, das gehobenen Ansprüchen gerecht werden kann und - für viele wohl überraschend - nicht einmal teurer als ein vergleichbarer VW-Van ist. Wer allerdings aus dem sehr reichhaltigen Zubehör-Programm kräftig bestellt, kann seinen Traum-Viano preislich auch in deutlich höhere Preissphären treiben. Das wiederum ist ganz typisch Mercedes.

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