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Erster Test: Mercedes-Benz SLK 350 – Gipfelstürmer

Das Warten hat ein Ende: Der neue SLK steht kurz vor seiner Markteinführung und erstmalig für die Presse zum Test bereit. Der erste Fahrtermin findet auf Teneriffa statt und bietet mir einen Oben-Ohne-Genuss unter fast schon sommerlicher Sonne.

Dabei lässt sich im Offen-Modus die eigentliche Trendsetter-Funktion gar nicht erleben. Denn das gut 2.400 Euro teure Magic Sky genannte Glasdach ist der Innovations-Höhepunkt der dritten SLK-Generation. Hier besteht der Dachbereich über den Fahrgästen aus einer elektromagnetisch verdunkelnden Scheibe. Ein Druck auf den Knopf legt eine elektrische Spannung an und sorgt so für glasklare Sicht. Alternativ kann ich die Lichtstrahlen wieder verbannen, dunkelt die Scheibe auf wiederholten Knopfdruck blitzschnell wieder ab. Spannungslos verteilen sich dabei elektromagnetische Teilchen gleichmäßig auf der Scheibe.

Zwar hat man ähnliche Dächer bereits beim Maybach 57/62 sowie dem Ferrari 575 Superamericana gesehen, doch erstmalig kommt im SLK das magische Glas in einem Volumen-Modell zum Einsatz. Produktmanager Heiko Schmidt verrät, dass bereits in naher Zukunft bei weiteren Mercedes-Baureihen solche Magic-Sky-Dächer angeboten werden sollen.

Magisches Dach

Doch eigentlich lasse ich mich von dieser fraglos faszinierenden Technik-Spielerei nur am Rande begeistern. Die wahre Bestimmung des neuen SLK ist selbstredend der Frischluft-Modus, den ich ebenfalls per Knopfdruck im Stand recht kurzweilig erreiche. Wie schon bei den ersten beiden Generationen verschwindet das zweiteilige Festdach selbsttätig in dem leicht gewachsenen, nunmehr 225 bis 335 Liter großen Kofferraum. Für eine Golfausrüstung soll das reichen.

So offen, so herrlich, doch auf Teneriffa herrscht nicht nur eitel Sonnenschein, wie ich erfahren muss. So führt mich auf dem schwimmenden Gebirge eine Straße über 2.000 Meter hoch auf den Teide, der sich nebelig und unangenehm kühl präsentiert. Mit Windschott, hochgefahrenen Seitenfenstern, einer Wollmütze und dem seit der zweiten Generation verfügbaren Airscarf kann man es bei rund fünf Grad Außentemperatur das Frischluftvergnügen so gerade noch entspannt genießen.

Neuer Motor wie der alte

Der Windzug in der Fahrgastzelle hält sich also in Grenzen und umspült neben dem lauen Lüftchen noch ein dezent sportliches Motorröhren des neuen Sechs-Zylinders meine ausreichend gewärmten Ohren. Obwohl der Benziner wie beim Vorgänger-SLK die gleiche Leistung von 306 PS bietet, handelt es sich um einen neuen Motor, der mit der ebenfalls neuen 7G-Tronic Plus kombiniert wurde.

Die Testfahrt mit dem alten SLK 350 ist schon einige Jahre her, doch antriebsseitig fährt sich die Neuauflage sehr wie der Vorgänger. Die 370 statt bisher 360 Newtonmeter Drehmoment haben mit dem 1,5-Tonner leichtes Spiel und wechselt die Automatik wie gehabt mit etwas Verzögerung sehr sanft die Stufen. Im Getriebe-Sportmodus werden lediglich die Gänge weiter ausgedreht, was der V6 klaglos und drehfreudig über sich ergehen lässt. Trotz Drehmoment-Plus soll der Sprint im neuen SLK 350 5,6 statt bisher 5,4 Sekunden dauern.

Enorme Effizienzsteigerung

Doch das eigentlich Sensationelle des neuen Sechsenders ist der verringerte Verbrauch, den Mercedes unter anderem dank eines serienmäßigen Start-Stopp-Systems mit sehr bescheidenen 7,1 Litern angibt. Angesichts der Fahrleistungen ist das ein enorm niedriger Wert, den kein anderer Roadster mit über 300 PS auch nur annähernd erreicht. Der sparsamste Mitbewerber ist der BMW Z4, der in der ebenfalls 306 PS starken DKG-Version 35i bei zwar leicht besseren Fahrleistungen immerhin glatt neun Liter brauchen soll. Ob man im Fall des SLK 350 in der Praxis mit sieben Litern hinkommt, ist allerdings unwahrscheinlich. Nach meiner lustbetonten Bergtour waren es laut Bordcomputer über zehn Liter. Der SLK macht einfach zu viel Spaß.

Wer effizienter unterwegs sein will, hat vorläufig noch die Wahl zwischen dem SLK 200 (186 PS/ 6,4 Liter Verbrauch) und dem SLK 250 (204 PS/ 6,2 Liter Verbrauch). Einen noch geringeren Verbrauch wird der offene Zweisitzer in einer fest geplanten Dieselversion bieten, die noch 2011 kommen soll. Als weitere Motorvariante wird auch der Über-SLK von AMG wieder kommen, mit dem man dann besonders schnell und besonders hart unterwegs sein kann.

Benchmark in Sachen Komfort

Apropos hart: Oberste Priorität beim neuen Roadster hatte, wie auch schon bei den vorherigen beiden SLK-Generationen, der Komfort. Mit welcher Gelassenheit die nahezu verwindungssteife Karosserie selbst gröbste Schlaglochpisten meistert, beeindruckt mich nachhaltig. Zackige Sportlichkeit ist ja schön und gut, für den Alltag ist aber das besonders sanfte SLK-Fahrwerk eindeutig das Maß der Dinge bei Roadstern.

Doch der schluckfreudige Unterbau kann andererseits auch hohen dynamischen Ansprüchen gerecht werden. Der Wechsel per Knopfdruck in den Sportmodus lässt Lenkung und Federung verhärten und kommt so ein bemerkenswert hohes Agilitäts-Gefühl rüber. Allerdings bekommt man die adaptiven Verstelldämpfer nur im gut 1.400 Euro teuren Fahrdynamik-Paket, das zusätzlich noch Tieferlegung, Direktlenkung und die neue Torque-Vectoring-Bremse beinhaltet.

Mit geringer Wankneigung, neutraler Lenkung und keckem Heck zirkel ich den SLK geschmeidig und mit viel Schmackes den Teide hinauf. Unterstützt werde ich bei schnellen und engen Radien vom Torque Vectoring System, das durch automatisches Einbremsen des kurveninneren Rades den Wagen noch enger ums Eck führt. King Kongs Hand kommt von oben, dreht mich stärker in die enge Biegung, garantiert einen hohen Spaßfaktor bei gleichzeitig hohem aktiven Sicherheitsniveau.

Technische Daten
Marke und Modell Mercedes-Benz SLK 350
Motor
Hubraum (ccm) / Bauart 3.498 / V6
Leistung (kW / PS) 225 / 306
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 370 / 3.500
Antriebsart Heckantrieb
Getriebeart 7-Gang-Automatik
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.134 / 1.817 / 1.303
Radstand (mm) 2.430
Wendekreis (m) 10,5
Leergewicht (kg) 1.540
Kofferraum (Liter) 225 - 335
Bereifung Testwagen 225/45 R17 vorne/ 245/40 R17 hinten
Verbrauch
Krafstoffart Benzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 7,1
CO2-Emissionen (g/km) / Abgasnorm 167 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) k .A.
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 5,6
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k .A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k .A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 250
Preise
ab (Euro) 52.301,00
Empfohlene Extras Panorama-Variodach mit Magic Sky Control für 2.368 Euro
Weitere DatenWeitere Daten

## Innen edel

Wenn es also ums Fahren geht, kann mich der SLK schwer begeistern, gefällt mir besonders die große Spreizung zwischen einer sehr komfortablen und betont sportlichen Auslegung. Auch der Innenraum schafft diesen Spagat, vermittelt ein sowohl sportliches als auch komfortables Ambiente. Die Materialien sind schick, die Bedienung ist sehr übersichtlich, Super-Navi, Klimaautomatik, Lederlandschaft – der Markt der Möglichkeiten ist zudem sehr groß.

Doch all der Herrlichkeit zum Trotz will bei mir in punkto Außenoptik der Funke nicht so recht überspringen. Zwar sind sich neuer und alter SLK in ihren Grundzügen sehr ähnlich, doch eigentlich hat mir der flachere Vorderwagen mit der F1-Spitze des Vorgängers besser gefallen. Jetzt ist mir die lange Roadster-Schnauze mit dem senkrecht stehenden Kühlergrill zu wuchtig, erscheinen mir seine Proportionen nicht mehr ganz so stimmig. Doch die meisten Kollegen sehen im maskulineren Auftritt des neuen SLK einen Attraktivitätsgewinn, scheint der Frauenversteher in der dritten Generation sein feminines Image abzulegen. Endlich, sagt ein Kollege zu mir, könne er sich vorstellen, einen SLK zu kaufen.

Allerdings braucht es hierfür einen souveränen Kontostand. Rund 52.000 Euro kostet die Basisversion des SLK 350. Mit einigen Nettigkeiten aus dem reichhaltigen Zubehörprogramm kommt man locker auf deutlich über 60.000 Euro. Wem das zu viel ist, kann im günstigsten Fall den SLK 200 für immer noch stolze 39.000 Euro ordern.

Fazit

Das Magic-Sky-Dach des neuen SLK ist eine tolle Spielerei, mit der allein der Roadster schon reichlich Eindruck schindet. Begeistern kann die dritte Generation des kleinen Rasse-Benz außerdem mit ihrem besonders hohen Komfortniveau bei gleichzeitig hoher fahrdynamischer Kompetenz. Und schließlich hat Mercedes die Antriebe wesentlich effizienter gemacht und ist der SLK 350 der mit Abstand Sparsamste im Reigen der über 300 PS starken Roadster. Respekt, respekt!

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