Der Mercedes-Benz G 500 (V8) auf einen Blick
- V8-Biturbo mit 422 PS und 610 Nm Drehmoment
- Drei Sperren für Schnee, Sand, Geröll und Wasser
- Klappen-Auspuffanlage wie ein Donnerhall
- Final Edition kostete knapp 200.000 Euro
- Neuer G 500 kommt 2024 als Mild-Hybrid-Sechszylinder
2,5 Tonnen, senkrechte Frontscheibe – die Kultkiste lebt
Was haben der legendäre Frauenheld Monaco Franze (Kultserie "Der ewige Stenz", Bayerische Rundfunk 1983) und die G-Klasse von Mercedes gemeinsam? Helmut Fischer war in seiner TV-Rolle der ewige Stenz, die G-Klasse ist der ewige Benz. Gebaut wird sie ununterbrochen schon seit 45 Jahren. Fast unverändert. Da sitzt der Blinker immer noch frech und cw-Wert-feindlich auf dem Kotflügel, da fällt die Tür immer noch so zu, als ob man in einem Panzerschrank sitzen würde – und die Türknöpfe rasten mit einem lauten Klack ein, das Tote wecken könnte.
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Wir haben uns oft gefragt: Wer braucht eigentlich so ein widersinniges Auto mit einem Lebendgewicht von 2,5 Tonnen? Mit seiner fast im 90-Grad-Winkel stehenden Frontscheibe stemmt es sich gegen den Fahrtwind, es hat gleich drei Differenzialsperren – und um Himmelswillen, wozu Allradantrieb im urbanen Umfeld? Der Extrem-Winter 2023/2024 hat uns eines Besseren belehrt. Im Testzeitraum fiel innerhalb von 48 Stunden um München so viel Schnee wie schon seit Jahren nicht mehr. Der Verkehr brach zusammen. Die Autos tief verschneit, die Straßen spiegelglatt.
Mit der G-Klasse macht sogar der Extrem-Winter Spaß
Um in unseren G 500 zu kommen (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 13,2-12,6 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 301-289 g/km)², klettern wir über den Beifahrersitz. Der Räumdienst hat ungefähr einen Meter Schnee neben dem Benz aufgeschichtet, so dass die Fahrertür blockiert ist. Und was sollen wir schreiben – diese widrigen Bedingungen interessieren die G-Klasse nicht im Geringsten. Wir befreien die Scheiben von Eis und Schnee, setzen uns ans Steuer und probieren es nur mit der Mittelsperre.
Vor, zurück, vor zurück, wir planieren den Schnee und pflügen aus der Parklücke. Ganz so als ob nichts gewesen wäre. Wir sind der König der Straßen, zusammen mit den Suzuki-Jimny-Hausmeistern, die mit nach oben gereckten Räumschaufeln durch die Ortschaften kreuzen. Wir lassen die Mittelsperre drin, weil dann das ESP fast ganz aus ist. Und siehe da: Auch mit 2,5 Tonnen kriegt man einen tadellosen, aber auch kontrollierten Hüftschwung in den Kurven hin.
3 Sperren, 24 cm Bodenfreiheit, 70 cm Wattiefe – der G kann Gelände
Wenn das jetzt so klingt, als ob der Winter mit seinen extremen Bedingungen Spaß gemacht hat, dann ist das richtig. Die G-Klasse war das richtige Auto zum richtigen Zeitpunkt. Da mögen Puristen motzen, dass der Geländeklassiker den rechten Weg schon lange verlassen hat, weil es vorne keine Starrachse mehr gibt oder weil die Lenkung elektromechanisch unterstützt wird und, oh weh, weil der G eine Klappenauspuffanlage hat.
Nach einer ausgiebigen Hörprobe können wir da nur sagen: Gottseidank! Denn sie unterstreicht eindrucksvoll, warum die G-Klasse einen Ruf wie Donnerhall hat. Drei Sperren, Bodenfreiheit 24 Zentimeter, Wattiefe 70 Zentimeter – so lautet die Heilige Gelände-Dreifaltigkeit der G-Klasse. Sie zeigt, warum dieser Mercedes überall auf der Welt zu Hause ist. Aber das ist nur die halbe Wahrheit: Mit diesem Bollerwage und vor allem mit dem G 500 rockt man auch Landstraßen und Autobahnen. Acht Zylinder, 422 PS und 610 Nm Drehmoment bringen den Schwerenöter dann doch ziemlich schnell in Schwung. Und wenn die träge Masse erst mal Geschwindigkeit aufgenommen hat, dann fühlt sich das richtig gut an, auch wenn das jetzt politisch nicht korrekt ist (Testverbrauch um 17 Liter je 100 Kilometer).
1.500 Sondermodelle als Final Edition für 196.000 Euro
Aber man möge es verzeihen, denn dieser G 500 von Mercedes ist ohnehin Geschichte. Die Final Edition (1.500 Exemplare) mit dem vier Liter großen Motor ist vermutlich schon vergriffen. Trotz des hohen Preises: Manufaktur-Leder sogar auf den Haltegriffen, Kirschholz-Ladeboden und ähnliche Spielereien kosten zusammen mit der Vollausstattung sündhaft teure 196.350 Euro. 30 Jahre gab es den G-Wagen, den auch Ex-Terminator Arnold Schwarzenegger gerne fuhr, mit den acht Töpfen. Gebaut wurde er wie alle anderen 500.000 G-Exemplare (Stand: April 2023) beim Mercedes-Partner Magna-Steyr in Graz. Dort läuft der ewige Benz, leicht überarbeitet, auch zukünftig vom Band.
Im Falle des G 500 ab der anstehenden Modellüberarbeitung allerdings mit zwei Zylindern weniger, dafür aber mit einem integrierten Startergenerator, der zu den (vermutlich) 449 Verbrenner-PS zusätzlich 22 Elektro-PS beisteuern wird. Damit wird der neue „500“ definitiv nicht schwächer als sein Vorgänger. Die Fans dürften trotzdem Trauerbinden tragen, weil der Achtzylinder weg ist. Der bleibt exklusiv bei AMG. Im exorbitant teuren Flaggschiff AMG G 63 kommt auch künftig das optimierte Vier-Liter-Kraftwerk zum Einsatz, wird aber ebenfalls leicht hybridisiert.
Weniger Ecken und Kanten, neues Fahrwerk: So wird die neue G-Klasse
An der Karosserie legen die Ingenieure wohl nur wenig Hand an: Einige Ecken und Kanten werden trotzdem weggebügelt, wegen der Aerodynamik. Und die ist für den elektrischen Bruder, den EQG wichtig, der ebenfalls bis spätestens Sommer vorfahren soll. Innen kommen dann auch die großen Bildschirme zum Einsatz, wie man sie schon aus S- und E-Klasse kennt. Revolutionärer wird es unter dem Blech. Denn hier montiert Mercedes ein neues Fahrwerk ins Auto. Mit einer Hochleistungshydraulik sind die alle Dämpfer individuell ansteuerbar. So etwas Ähnliches bringt Porsche gerade in seine neuesten Modelle, darunter den Panamera.
Fazit
Die gute Nachricht: Die G-Klasse ist und bleibt der ewige Benz. Auch wenn die Modelle nicht mehr so archaisch sind, wie damals, als sie noch als Puch G vordergründig fürs Militär produziert wurden. Die schlechte Nachricht: Auch Legenden müssen sterben. Irgendwann dann mal. Bis dahin heißt es beim ewigen Benz so wie beim ewigen Stenz. A bisserl was geht immer. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller, rdf, tv)
Technische Daten - Mercedes-Benz G 500*
- Modell: Mercedes-Benz G-Klasse G 500
- Motor: Achtzylinder-Biturbo, 3.982 ccm
- Leistung: 422 PS (310 kW) bei 5.250 U/min
- Drehmoment: 610 Nm bei 2.000 U/min
- Antrieb: Allrad, 9-Gang-Automatik
- Verbrauch kombiniert: 13,2-12,6 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 301-289 g/km²
- Beschleunigung (0–100 km/h): 5,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h (abgeregelt)
- Abmessungen (L/B/H): 4,82 m/1,93 m/1,97 m
- Gewicht: ca. 2.431 Kg
- Tankvolumen: 75 l (100 l optional)
- Grundpreis: 130.203,85 Euro
*Herstellerangaben