Erst Ende 2019 hatten wir den Mazda3 in unserer Redaktion zu Gast (Testbericht). Damals mit dem neuen Skyactiv-X-Motor samt Kompressionszündung. Nun, ein halbes Jahr später, bitten wir den einzigen Selbstzünder des japanischen Kompaktmodells zum Test. Stramme 116 PS aus 1,8 Liter Hubraum mobilisiert der gleichlautende Skyactiv-D 1.8 und macht damit bereits auf dem Papier klar, dass ihm leistungstechnisches Wettrüsten nicht so wichtig ist (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 4,2 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 109 g/km²).
116 PS sind nicht die Welt, aber sie reichen
Niedrige Verbrauchs- und Emissionswerte lagen bei der Entwicklung des Skyactiv-Diesels eher im Fokus, wobei niemand gesagt hat, dass knapp über 100 PS für einen Kompaktwagen dieser Größe nicht ausreichend wären. Ganz im Gegenteil verblüfft der Vierzylinder-Turbo auf den ersten Metern mit seinem Durchzugsvermögen, wobei es maßgeblich den 270 Newtonmeter Drehmoment geschuldet ist, dass man sich auf Stadt- und Landstraßen deutlich üppiger motorisiert vorkommt. Erst jenseits der 100 Stundenkilometer ebbt das subjektive Gefühl von Beschleunigung spürbar ab, die Höchstgeschwindigkeit von 194 km/h ist erwartungsgemäß nur mit viel Anlauf und Rückenwind zu erreichen.
Agiles Handling, toller Handschalter
Über das alltäglich genutzte Drehzahlband hält sich der Diesel akustisch stets zurück und passt so bestens zur ebenfalls gut gedämmten Kabine. Unser Testwagen fährt derweil mit dem empfehlenswerten 6-Gang-Schaltgetriebe vor, das durch kurze Schaltwege und eine präzise Gassenführung zu gefallen weiß. Die Lenkung arbeitet ebenso präzise, dürfte aber insgesamt eine Spur mehr Rückmeldung zurückliefern. Für unseren Geschmack beinahe schon eine Spur zu hart ist das serienmäßige und zugleich alternativlose Stahlfahrwerk ausgefallen. Auf gut ausgebauten Autobahnen und verwundenen Bergstraßen bietet es durch den direkten Fahrbahnkontakt große Fahrfreude, die abrupt nachlässt, sobald die Asphaltdecke gröbere Schäden aufweist.
Skyactiv-D 1.8 mit vergleichsweise hohem Verbrauch
Unterm Strich weiß der Mazda3 Skyactiv-D 1.8 beim Fahrkapitel aber durchaus zu überzeugen und spricht allen voran fahraktive Käufer an. Wer auf Wunsch und auf abgesperrter Strecke zudem ohne elektronische Fangleinen unterwegs ist, wird in manch scharfer Biegung das dynamische Eindrehen des Hecks bemerken. Frontantriebsbedingtes Gezerre in der Lenkung? Eher Fehlanzeige. Der überschaubaren Motorleistung einzig nicht angemessen ist der Verbrauch. Rund sechs Liter Diesel auf 100 Kilometer im Schnitt laut Bordcomputer sind mindestens ein Liter zu viel, gehen viele Mitbewerber sogar in der Region um 150 PS betont sparsamer mit dem Kraftstoff um.
Edler Innenraum mit kleinen Kritikpunkten
Wie das Außendesign, überzeugt indes die Inneneinrichtung des Mazda3. Wir hatten es beim ersten Test bereits angemerkt, doch sei noch einmal unterstrichen, dass die europäische Konkurrenz in der sogenannten Golf-Klasse hier überwiegend das Nachsehen hat. Bereits ab Werk gibt es nicht nur schnöden Kunststoff, sondern wertig geschäumte Oberflächen zu befühlen. Die in unserem Testwagen verbauten elektrischen Ledersitze sind sehr bequem und auch für größer gewachsene vielfach einstellbar und langstreckentauglich. Einzige wirkliche Kritikpunkte im Innenraum sind die billige, weil wackelige Mittelarmlehne und die bisweilen fummelige Schalteranordnung am Lenkrad.
Mazda3 kommt mit viel Serienausstattung
Teildigitales Kombiinstrument, 8,8-Zoll-Navigationsbildschirm, DAB-Radio sowie rudimentäre Assistenzsysteme sind bereits serienmäßig im Mazda3 Skyactiv-D 1.8 an Bord. Die Assistenten funktionieren dabei überwiegend passabel, aber allen voran die Verkehrszeichenerkennung arbeitet eher nach dem Zufallsprinzip und zeigt auf Autobahnen schon einmal Tempo 30 Warnungen an. Nervig: Das ebenfalls serienmäßige Head-up Display lässt sich anders als die Assistenzsysteme nicht per Druckschalter deaktivieren. Dagegen ein Fest für die Ohren ist das optionale Bose Sound-System, das klanglich einen mehr als gute Vorstellung abliefert.
Fazit
Unaufgeregt gut heißt es in unserer Überschrift zum Mazda3 Skyactiv-D 1.8. Nach zwei Testwochen geben wir den Japaner nur sehr ungern wieder ab, besticht er nicht nur durch sein frisches Design, seine gute Verarbeitung und eine üppige Serienausstattung. Auch die Fahrleistungen, wenngleich nicht rennsportverdächtig, enttäuschen nicht. Nur während weniger Momente hätten wir uns ein paar Pferdestärken mehr gewünscht, ein Verbrauch von gut sechs Liter Diesel auf 100 Kilometer ist dann aber gemessen der Leistung doch ein wenig zu viel. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten*
- Modell: Mazda3 Skyactiv-D 1.8
- Motor: Vierzylinder-Diesel, 1.759 ccm
- Leistung: 116 PS (85 kW) bei 4.000 U/min
- Drehmoment: 270 Nm bei 1.600 U/min
- Antrieb: Vorderradantrieb, 6-Gang-Schaltgetriebe
- Verbrauch kombiniert: 4,2 l/100 km²
- CO2-Emissionen kombiniert: 109 g/km²
- Beschleunigung (0 – 100 km/h): 10,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h
- Abmessungen (L/B/H): 4,46 m/ 1,80 m/ 1,44 m
- Gewicht: ca. 1.400 Kg
- Grundpreis AT: ab 26.390 Euro
*Herstellerangaben