Es ist das letzte Aufbäumen des V8 bei Maserati. Levante, Quattroporte und Ghibli (dessen Name alsbald eingestampft wird und der in seinen Abmessungen als kleiner Quattroporte weiterleben darf) dürfen als „Trofeo“ noch einmal ein Kraftwerk aus Maranello nutzen, bevor alle neuen Modelle bei der Verbrenner-Spitzenmotorisierung auf den eigens entwickelten Nettuno-V6 umsteigen. Den Anfang machte hier bereits das neue SUV Grecale, das es ähnlich wie GranTurismo und GranCabrio ab 2023/2024 auch als rein elektrische Folgore-Varianten geben wird. Spätestens 2030 will sich Maserati dann vollständig vom Verbrenner losgesagt haben.
Noch aber sind es die altgedienten Achtzylinder, die im Rennen mit Porsche, Mercedes-AMG und der M-GmbH die Fahne für Maserati hochhalten.
Der 3,8-Liter-Biturbo-V8 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 16,0-14,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 362-317 g/km)², der bis auf die Kurbelwelle beinahe unverändert auch bei aktuellen Ferrari-Modellen zum Einsatz kommt, leistet mehr als stolze 580 PS und stemmt heftige 730 Newtonmeter auf die Straße. Freilich ist ein hecklastig ausgelegter Allradantrieb Serie, die Leistung wird über ein standesgemäßes Achtgang-Automatikgetriebe sortiert. Je nach Fahrmodi schnalzt es die Gänge herein, lässt sich bestens über die XXL-Carbonpaddels bedienen oder verrichtet im „I.C.E-Modus“ seinen Dienst fast unmerklich. Doch all das verbrauchsgünstige Hochschalten im Komfort- und Sparmodus nützt nichts: Der Spritdurst des gut 2,2 Tonnen schweren Italieners ist gelinde gesagt uferlos.
Schon ein WLTP-Verbrauchswert von kombinierten 16 Litern (!) auf 100 Kilometern zeigt: Nur schieben ist sparsamer. Wer das SUV halbwegs ambitioniert bewegt darf sich nicht wundern, wenn mehr als 30 Liter je 100 Kilometer durch die Kraftstoffleitungen jagen. Im normalen Überlandverkehr begnügt sich der Levante Trofeo derweil mit 15 bis 18 Litern – natürlich feinstes Super Plus. Selbst als Petrolhead treibt es einem da spätestens beim Nachtanken die Schweißperlen auf die Stirn.
Lohn all der Spritvernichtung? Der Maserati Levante V8 ist wohl eines, wenn nicht das am besten tönende SUV auf dem Markt 2022 und wohl auch 2023. Es sprotzt, blubbert und ballert aus der vierflutigen Abgasanlage und wenngleich der V8-Sound gar nicht so vehement in den Innenraum schallt, spätestens in Tunnels oder in Parkhäusern weiß man, wie man seinen Nachbarn in der Neubausiedlung morgens um sechs auf den Geist geht.
Dass der höhergelegte Sportwagen nicht nur von sich hören macht, sondern gleichzeitig in knapp über vier Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 sprintet, ist durchaus Ehrensache. Gleiches gilt für die Höchstgeschwindigkeit von 302 km/h, die derlei noch zwei Kilometer pro Stunde schneller ist als beim schärfsten Porsche Cayenne Turbo GT (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,9-11,6 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 271-264 g/km)².
Preislich hingegen ist der teuerste Cayenne nur einen Steinwurf vom Levante Trofeo entfernt. Mindestens 170.765 Euro für das Modelljahr 2023 sind mehr als ein Wort und wer eine spezielle Außenlackierung wie „Giallo Modenese“ haben möchte, darf direkt weitere 19.000 Euro extra bezahlen. So summiert sich das Italo-SUV schnell auf mehr als 200.000 Euro.
Im Innenraum zumindest gibt es mit Ausnahme der billigen Kunststoffe am Lenkrad und im Bereich des Klimabedienteils kaum etwas zu meckern. Wenn sie etwas können in Italien, dann sicherlich Lederarbeiten. Beinahe jede Ecke des SUV ist mit feiner Kuhhaut ausgeschlagen, Carbon, Aluminium und Alcantara sorgen für den nötigen Kontrast. Umso ärgerlicher, wenn gerade die Teile aus Fiat-Kunststoff sind, die man tagtäglich in der Hand hat.
Und auch bei der Raumausnutzung fällt auf, dass der Maserati Levante, zumindest nach innen zu, nicht der Größte ist. Er wirkt insbesondere in der zweiten Reihe betont eng geschnitten, was man ebenfalls am Kofferraum merkt. Dieser fasst bei aufgestellter Rückenlehne lediglich 580 Liter und damit deutlich weniger als die Mitbewerber.
Dagegen ein kleiner Kniff mit großer Wirkung: Der Bedienknopf für den Kofferraum ist nicht in der Heckklappe, sondern wesentlich besser erreichbar im hinteren Seitenteil untergebracht. Dass der Kofferraum erst zeitverzögert schließt sorgt bei den ersten Malen für Verwunderung, bewahrt aber so manchen Großgewachsenen vor unschönen Kontaktmomenten mit dem schweren Portal.
Beim Fahrwerk zeigt der Levante Trofeo derweil zwei Gesichter. Eigentlich könnte das adaptive Luftfahrwerk Stöße und Unebenheiten weitestgehend von den Insassen fernhalten, tut dies aber maximal bei topfebenen Strecken und bei höheren Geschwindigkeiten. Geht es in den langsam gefahrenen Ortsbereich büßt der Hochbeiner auch durch seine 21 Zoll Bereifung merklich an Fahrkomfort ein. Dass man beim genauen Hinhören ein permanentes Schlagen wahrnimmt, macht es nicht besser. Richtig giftig wird der Maserati im Fahrmodi Corsa, wo der Allrad hecklastiger und die Zügel der Fahrstabilitätsprogramme lockerer werden. Eine Sache, eigentlich erdacht für die Rennstrecke – gäbe es da nicht ein Problem.
Denn ein großer Kritikpunkt am Fahrzeug sind die Bremsen. Zwar wirkt die Brembo Stahlbremse üppig dimensioniert und verzögerte den Maserati Levante Trofeo entsprechend vehement – häufige und deutliche Rauchentwicklung aus den Radhäusern des Testwagens, schon bei nicht übermäßiger Beanspruchung, spricht aber nicht dafür, dass man mit dem 2,2 Tonnen Trumm jeden Tag über die Hausstrecke oder einen Rundkurs prügeln sollte.
Das gerade bei solch einem relevanten Bauteil eine Schwäche auftritt, ist bei einer dem Rennsport verpflichteten Marke wie Maserati unverständlich. Denn nicht nur längs-, sondern vor allem querdynamisch vermittelt der Levante Trofeo eigentlich stets einen sehr direkten, sehr leichtfüßigen Eindruck. Dazu gesellt sich eine präzise Lenkung und natürlich der Drehmomentberg von 730 Newtonmetern, der selbst in höheren Geschwindigkeiten nie Mühe hat, das SUV nach vorne zu katapultieren.
Trinkfreudig wie eh und je beendet der Achtzylinder bei Maserati seine Karriere. Der Levante Trofeo ist ebenfalls altgedient und wartet mittlerweile auf seine Ablösung. Leistung und Sound sprechen weiterhin für das Italo-SUV, der enorme Verbrauch ganz klar dagegen. Ansonsten gibt es feinstes Leder, aber billige Plastikschalter, das Platzangebot ist gemessen an den Außenabmessungen nur okay und dann hätten wir da noch die Bremse, die allzu gerne Rauchzeichen von sich gibt. All das zu einem heftigen Preis von mindestens 170.765 Euro. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
*Herstellerangaben